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Erinnert Ihr Euch noch an den Blogeintrag, in dem es darum ging, „wer meine Daten hat“ und was die Firmen damit anstellen – Stichwort: Nervige Telefonwerbung. Community-Mitglied Aloha arbeitet in einem Call-Center, wo eben genau das praktiziert wird und hat uns einen sehr aufschlussreichen Erfahrungsbericht geschrieben:

Ich arbeite seit einiger Zeit in einem Callcenter. Keine Kaltaquise, lediglich „Kundenbetreuung“. Ich setze es in Klammern, da die meisten Kunden gar nicht betreut werden wollen. Es handelt sich um namenhafte Versandhäuser wie z.B. Quelle.

Quelle versendet an verschiedene Standorte meiner Firma (ich sitze logischerweise in Bremen) verschiedene Adressdaten die dann wiederrum in den sogenannten Amcat Dialer eingespeißt werden. Der wählt wahllos alle Nummern an und sendet sie dann an einen freien Computer, an dem z.B. ich dann sitze. (Für alle, die sich wundern warum sich derjenige dann erst später meldet – das ist durch die Weiterleitung am Computer bedingt die dann ein paar Sekunden frisst).

So eine Aktion umfasst dann meist mindestens 10.000 Nummern von denen meistens 5-6 zeitgleich laufen. Es gibt 4 Standorte in Deutschland meiner Firma und bei jeder wird gleich verfahren. Das heißt, dass zur selben Zeit ca. 200.000 Nummern und mehr abgearbeitet werden (in einem Zeitraum von 3-4 Wochen). Und wir sind „nur“ der offizielle Dienstleister.

Wir können sie anrufen, da sie uns die Nummer hinterlassen haben. Rein rechtlich – es gibt den einen oder anderen Hobbyjuristen der jetzt aufspringt und sagt, dass solche Anrufe verboten wurden UND man zusätzlich noch die Rufnummer mit Anzeigen muss. Das jedoch stimmt nicht. Es gab bezüglich der Rufnummern einen Gesetzesentwurf der vorsah, dass man sie mitsenden müsse. Einige Versandhäuser machen das schon wobei es eine Frist zum 1.6. gab, bei der dann alle umschalten sollten (was Quelle im Übrigen noch nicht getan hat – aber sie wären ja noch in der Zeit). Dieser Entwurf jedoch wurde gekippt und wird gerade neu verhandelt. Es gibt also kein Gesetz das es Versandhäusern oder ähnlichem verbietet, seine Nummer zu unterdrücken. Und was die allgemeine Erlaubnis von Anrufen betrifft – die sogenannte Kaltaquise hingegen ist durch das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb tatsächlich verboten.

Das ist ja auch der Grund für diese ganzen Gewinnspiele usw. bei denen sie unsere (eure) Daten haben wollen. Denn wenn wir sie selber preisgeben, sind wir ab diesem Moment Kunden (wir wollen ja meistens was, manchmal in Form eines Gewinnspiels, etc.). Und dann dürfen wir auch angerufen werden.

Klingt ja im Grunde sehr nach „Massentierhaltung“. Mich würde mal interessieren: Ist die rechtliche Lage wirklich so, wie sie Aloha hier beschreibt?


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22 KOMMENTARE

  1. Ja ja, solln sie nur^^ ich hab mir für diese Leute schon längst paar Fiese Sachen ausgedacht….aber die Idee mit der Trillerpfeife is gut…ich war irgendwann mal so fies meine kleine Schwester am Telefon singen zu lassen^^ Das is schlimmer als Tokio Hotel, ich schwör^^

  2. Sorry aber NEIN NEIN NEIN fast 90% des von Aloha beschriebenen Juristischen Geschwafel ist schlichtweg falsch.

    § 28 Abs. 4 Bundesdatenschutzgesetz

    Ist es nach ausführlicher Wiedersprache VERBOTEN zuwerben und die Daten weiter zunutzen

    Ich empfehle einfachmal diese Seite durchzulesen

    http://www.bfdi.bund.de/cln_030/nn_531474/DE/Themen/WirtschaftUndFinanzen/VerbrSchutzAuskunfteien/Artikel/Werbung.html__nnn=true

    Und man sollte nicht jeden Sch… glauben den hier so manch einer von sich gibt, einige werden sich sicher nur profilieren wollen.

  3. Wie gesagt, der Tipp kam von einem Anwalt der sich mit der Materie durchaus auskennen dürfte.
    Wichtig ist es natürlich wie ich schon schrieb zu solchen Mitteln erst zu greifen NACHDEM man eindeutig zum Ausdruck gebracht hat nicht belästigt werden zu wollen.

    Danach hat er kein Recht bei dir anzurufen und kann daher auch schwerlich klagen, so wurde es mir zumindest dargestellt.

    Hat dein Kollege tatsächlich wiederholt angerufen?

  4. Trillerpfeife=Dumme idee, den Fall hab ich schon Live mit bekommen wie ein Kollege mit einer bearbeitet wurde. Das gab ne fette anzeige wegen Körperverletzung, weil dem Kollegen unter dem Headset fast das Trommelfell weggeflogen ist und er erstmal ne Zeit Arbeitsunfähig geschrieben war.

  5. Wenn man ihnen einmal gesagt hat man ist nicht an Anrufen interessiert hat man allerdings das volle Recht sich zu wehren.
    Im Rahmen meines Studiums gab es auch eine Vorlesung eines Anwalts, der uns riet in einer solchen Situation eine richtig schön laute Trillerpfeife zur Hand zu haben (natürlich erst beim 2. Anruf nutzen).

    Danach streichen sie euch spätestens von ihren Listen.

  6. Problem mit der Robinsonliste ist lediglich, dass Sie eigentlich genau das Gegenteil von dem ist was die Leute eigentlich wollen. Schön, man wird nicht mehr angerufen aber ich muss für die Robinsonliste dennoch Name und Telefonnummer angeben. Und das (bitte nicht vergessen) jedes Jahr aufs neue sonst wird man von der Liste gelöscht.

    Das ist für mich, als jemand der mit seinen personenbezogenen Daten mehr als vorsichtig umgeht, wie ein Schlag ins Gesicht. Ich muss meine personenbezogenen Daten preisgeben um nicht belästigt zu werden. Na prima.

    Erschwerend hinzu kommen dann solche Späße wie Sie z. B. die Post treibt. Wer bei Umzug einen Postnachsendeauftrag ausfüllt sollte äusserst vorsichtig damit sein und sich das Ding lieber noch einmal ansehen. Denn sonst kann es passieren, dass die Post sowohl die Adresse als auch die Telefonnummer verkauft. Was zur Folge hat, dass sich anschließend diese wunderbaren Chiffrehefte im Briefkasten finden. Oder lilaluste SMS auf dem Handy enden.

    Generell behält sich heute nahezu jedes Unternehmen das Recht vor die Daten seiner Kunden zu speichern und „weiter zu verwenenden“. Ds beinhaltet auch die weitergabe an dritte. Es mag unmoralisch sein. Es mag sogar unter aller Sau sein. Aber leider hat man rechtlich keine Handhabe dagegen ausser zweimal hinzusehen. Bei Vertragsabschluss deutlich darauf hinzuweisen, dass die personenbezogenen Daten nicht weiterverwendet werden düerfen und im Zweifel zu klagen.

    Gleich der Hinweis, macht nicht einen auf Hobbyanwalt und verfasst Schreiben in diesem Zusammenhang selbst. Schließt lieber eine Rechtschutzversicherung ab und übergebt jeden Fall direkt eurem Anwalt. Nicht nur bekommt ihr dann was für eure Rechtschutz, ihr kurbelt wenigstens noch einen seriösen Wirtschaftszweig an indem ihr diesen Datenwutzeln einen Tritt gebt.

  7. Bin zwar nur Jura Student aber:

    Meines Wissens nach ist die Kaltaquise tatsächlich verboten, was hier ja auch niemand bestreitet. Der Gesetzesentwurf der kommerzielle Anrufer dazu zwingen soll ist meines Wissens nach noch nicht ganz vom Tisch, es werden lediglich Details verhandelt. Allerdins hatte der Entwurf schon vorher seine Tücken, so waren z.B. Marktforschungsunternehmen nicht davon betroffen (Ich kenne jemanden der da im Callcenter arbeitet).

  8. Mir ist es ehrlich gesagt egal obs die das dürfen oder nicht. Meiner Meinung nach gehört es verboten und hart bestraft, da es für mich eine Störung der Privatsphäre is.
    Wenn mich so einer Anruft dann mach ichs mir einfach…ich leg auf. Ohne Worte! Denen zu sagen dass man nich angerufen werden will, bringt eh nix, sie machen es trotzdem wieder.

  9. Weiß garnicht was ihr habt, den Leuten aus der Telefonwerbung kann man toll seelisch tiefgreifende Gespräche aufs Auge drücken, dann legen die von alleine auf. Und wenn es das jeweils andere Geschlecht praktiziert: Einfach anflirten und immer schmutziger werden, Klassiker. Ich hab da sehr viel Spaß :>

  10. joa, ich durft schon für D1 bestandskunden anrufen und mit „Tollen neuen Tarifoptionen“, die kein schwein braucht ködern und davor armen schweinen, die bei irgend nem gewinnspiel mitgemacht haben Tele2 Preselection verscherbeln.
    Das geilste waren aber immernoch die SKL-gespräche… Da die nimmer Outbound (also wir rufen den Kunden an) telefoniert werden dürfen ging das am ende über die Inboundschiene (der Kunde ruft selbst an), das heist übern werbepartner, dern Goldbarren verlost wurden die Kunden zum anrufen verleitet und „durften“ danach noch auf ein bis mehrere SKL-Losanteile „beraten“ werden…

    alles Jobs die ich mehr oder weniger schnell hingeschmissen hab.

    Mittlerweile sitz ich bei nem Kabelnetzbetreiber am Telefon und hör mir die Kundenwehwehchen an. Ich darf auch mal was verkaufen, es ist aber kein zwang dahinter was zu verkaufen, wie vorher, ich arbeit also für festgehalt und hab so 20-50€/Monat als Provi oben drauf, ohne nen Kunden übers Ohr hauen zu müssen. ^^

  11. hmmm ich versteh zwar die aufregung

    aber mich pers juckt mich das ja nich wer da bei mir anruft ^^

    macht euch doch bissl spass mit den leuten die da anrufen

    oder haltet netten small talk über gott und die welt xD

    das is wie mit zeugen jehovas – die will auch keiner und trotzdem stehn sie jedes wochenende wieder bei euch vor der tür 😛

  12. Kurz und knapp: Die Rechtslage ist so! Ich spreche da aus eigenen Erfahrungen, habe auch lange Zeit im Callcenter telefoniert, seiner zeit u.a. für die Aok, Premiere oder auch Schlag den Raab bzw andere Tv-Total Events.

  13. Mir als normalem Verbraucher ist die Rechtslage ehrlich gesagt scheiß egal.
    Fakt ist solche anrufe und das weitergeben von Daten ist eine Sauerei und MUSS vom Staat unterbunden werden.
    ich habe fertig

  14. Sicher ist, dass Unternehmen dich nicht anrufen dürfen, wenn du nicht mit ihnen in Verbindung stehst. Das dürfen sie soweit ich weiß aber auch nicht, wenn du ihnen eindeutig mitteilst, dass du an keinen Informationen interessiert bist.
    Genau das sollte man also tun bei entsprechenden Anrufen, da sie dich dann eigentlich aus ihren Listen streichen sollten – wenn sie nicht Gefahr laufen wollen verklagt zu werden.

  15. Mh, möchte bezweifeln dass die Rechtslage so eindeutig ist ….

    gibt zB so einen Fall vom LG Düsseldorf – da hat einer auf Unterlassung geklagt und hat gewonnen …. der Grund warum der Kläger gewonnen hat : er hat nicht ausdrücklich sein Einverständnis gegeben sich anrufen zu lassen
    Im Kleingedruckten stand zwar, er müsse den Teil mit „ich möchte informiert werden, falls …“ streichen, sofern er nicht angerufen werden wolle, jedoch hat das LG Düsseldorf (az: 38 O 145/06 ) entschieden, dass man – schickt man eine Gewinnspielkarte – im selben Augenblick nicht willens ist, das Einverständnis für Telefonanrufe zu gewähren.

    mfg
    Amenthes

  16. Das mit der rechtlichen Situation wird schon stimmen. Dass Kaltaquise dennoch gemacht wird, leider auch. Komischerweise wird nach Erwähnung dieses Wortes dann innerhalb von 5 sec die Verbindung gekappt.
    Bei mir ist es so, dass ich Anrufe ohne Rufnummernanzeige während ich ernsthaft an was sitze nicht mehr abnehme. Alle wichtigen Leute haben mittlerweile CLIP aktiviert und wo es nix anzeigt, sind es entweder Werbeanrufe oder die Schwiegereltern.

  17. Ja ist sie. Ich arbeite in der selben Branche wie auch Aloha allerdings handelt es sich bei uns um Adressdaten aus einem wirklichen Kundenstamm (nicht bei Gewinnspielen ermittelte Daten). Das Gesetz verbietet Kaltaquise, das ist richtig. Kaltaquise ist es aber nur dann wenn überhaupt kein Zusammenhang zwischen dem „geschäftlichen“ Anruf und dem angerufenen besteht. Bspw. Eine Firma die Kopierer vertreibt und bei einen Verlagshaus anruft, handelt legal. Eine Firma die Catering und Partyservice macht und bei einem Steuerberater anruft, betreibt Kaltaquise. (Die Beispiele hinken etwas, war das Beste was mir auf die Schnelle eingefallen ist).

    Wichtig ist hierbei ein Punkt und zwar sollte man sich heutzutage gut überlegen ob man sich wirklich noch Prospekte etc. nach Hause anfordert und dabei seine Daten leichtsinnig preis gibt. Denn solbald sich ein Interesse des angerufenen in irgendeiner Form ableiten lässt, hat die Firma freies Spiel.

    Es gibt eine sogenannte Robinsonliste auf die man sich kostenlos eintragen lassen kann, zumindest seriöse Callcenterunternehmen halten sich daran und rufen die Leute auf dieser Liste wirklich nicht an. Es gibt sogar einen Dachverband für die seriösen Callcenterunternehmen. Naja wie dem auch sei, die Robinsonliste bringt halt wenig solange es noch unseriöse Unternehmen gibt die darauf schei***.

    Du könntest ja mal deinen Kollegen Drunken dazu befragen, der arbeitet doch in der Branche…

    Gruß

    Sera

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