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Der Mensch ist schon ein seltsames Individuum: Sein ganzes Leben will er immer genau das haben, was er gerade nicht bekommen kann. In den fünf Tagen Klassenfahrt habe ich stets dem Freitag entgegengefiebert, um endlich wieder nach Hause fahren zu können. Jetzt wo ich zu Hause bin, vermisse ich die netten Leute und Schüler und schaue ein wenig wehmütig zurück auf die letzte Woche. Auch wenn so eine Klassenfahrt als Betreuer ziemlich viel Stress ist, so kommt man sich doch wesentlich näher, als es in der Schule möglich ist. Man wächst quasi ein kleines bisschen zusammen. Auch wenn der ein oder andere Schüler während der Wanderungen oder sonstigen Unternehmungen genörgelt hat, so waren sich am Ende doch alle einig, wie toll die Klassenfahrt eigentlich war. Einige wären gestern am Bahnhof am liebsten wieder zurückgefahren. Daran merkt man als Betreuer, dass man vieles richtig gemacht hat.

Der Donnerstag, also der letzte Tag der Klassenfahrt, hatte es nochmal so richtig in sich. Wir hatten eine üble Schlägerei, bei der ein Schüler aus einer „E-Klasse“ (für schwer erziehbare Kinder) einen unserer Schüler angegriffen hat. Beide trugen einige Blessuren davon, so dass die Aufregung vor allem bei den Schülern ziemlich groß war – in so einer Situation heißt es natürlich erstmal, alle Beteiligten zu beruhigen. Das anschließende Abschlussgrillen entpuppte sich ebenfalls als ein Reinfall: 150 tiefgekühlte Hamburger für 60+ Schüler. Darüber hinaus ging während des Grillens ein Grill in Flammen auf, so dass wir das alles mit einem einzigen durchschnittlich großen Grill absolvieren mussten. Dazu entpuppten sich die von der Herbergs-Leitung angekündigten Salate, als Salatblätter, die man auf den Burger legt. Mit anderen Worten, wir brauchten den gesamten Abend, um jedem Schüler zwei Burger servieren zu können. Das war natürlich „Freude pur“ für die Schüler…

Für mich war es die erste Klassenfahrt. Ich habe viele Lehren aus der Sache gezogen. Wir haben meiner Ansicht nach den Fehler gemacht, den Schülern ihre Handys zu erlauben – zumindest einen „verantwortungsvollen Umgang“ damit. Dies hatte zur Folge, dass die Schüler sich bei jeder Kleinigkeit bei ihren Eltern ausheulten und ich dadurch ständig Gespräche führen durfte, um die jeweiligen Angelegenheiten aufzuklären – denn komischerweise ließen die Schüler in ihren Ausführungen immer bestimmte Details weg, ihr kennt das sicher.

Lange Rede, kurzer Sinn, alles in allem war es eine tolle Klassenfahrt. Auch als Lehrer wächst man mit seinen Aufgaben: Man lernt auch mit Stress, wenig Schlaf und schlechtem Wetter umzugehen und funktioniert trotzdem. Außerdem dient man den Schülern als Tröster, Ratgeber, Psychologe, Arzt, Motivator, Reiseführer und natürlich als Putzufrau. Tja, als Lehrer muss man halt vielseitig sein.

Ich werde das Wochenende also erstmal genießen. Ich freue mich sehr auf das Werder-Spiel und „Schlag den Raab“. Morgen gehts nach Bremen in Sachen Muttertag. Und Montag sehe ich meine Kids dann auch wieder. Ich sage Euch: Ich habe den besten Job der Welt!


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35 KOMMENTARE

  1. „Ich habe den besten Job der Welt!“

    Nach den ganzen Ausführungen bin ich wirklich wieder richtig zufrieden mit meinem Job im Marketing. Danke Steve!

  2. Du schreibst: „Auch als Lehrer wächst man mit seinen Aufgaben“
    Bei deinen folgenden Sätzen muss ich an meine Frau und mich mit unserem nun 18Wochen alten Sohn denken.
    Und nach dieser Klassenfahrt bist du eigentlich bereit, für dein eigenes Kind 🙂

  3. ach waren das noch zeiten als es noch keine handys gab… und wir wirklich zwei wochen keinen kontakt zu unseren eltern hatten… die eltern einem mal nen brief schickten HANDGESCHrIEBEN… ja sowas gabs in den 80ern 🙂 und ich mir mein bein brach und wir in pfadfinder manier es versorgten 🙂 *in guten alten zeiten schwelg*

  4. Was für`ne Klasse war das denn? Rufen all ihre Eltern an, nur weil ihnen was nicht passt. Wtf Oô
    Und wie konnte da`ne Schlägerei austreten? Hatten vor 5 Jahren (8. Klasse) auf der Klassenfahrt auch fast`ne Schlägerei, aber wenn`se ausgeartet wäre, hätten`wa auch eingegriffen.
    Was nur mit der heutigen Jugend los? Immer die größte Klappe haben aber dann wieder sich so klein machen *nenene*

  5. Hmm. kann das gut nachvollziehen.
    Kenne das nur von Konfirmandenfreizeiten.
    Ca. 120 Leute halbwegs unter Kontrolle bringen. 😉
    Abgesehen von dem normalen organisatorischen Krams und der üblichen Freizeitbespaßung, den Jungs und Mädels auch noch jeden Tag zwei Stunden halbwegs zwischenmenschliche Werte und vernünftige Verhaltensweisen im christlichen Sinne beizubringen. Und vor allem ihre Ergebnisse vor einer sehr großen Gruppe zu präsentieren. Das ist schon fast der größte Lern-/ bzw. Angst-Effekt. Aber meist sehr fruchtbar für alle, da jeder ohne Ausnahme dran ist.
    Kann Dich gut verstehen Steve, aber sei froh, dass Du „inhaltlich“ nichts auf ner Klassenfahrt vermitteln musst!

  6. Ich glaube seit der Klassenfahrt wird Steve bestimmt Vorurteile gegenüber „Förderschulen“ haben ;D

    Bei uns waren früher Handys erlaubt, aber wir waren froh „die Alten“ los zu sein und das Gelaber nach der Klassenfahrt wollten wir uns auch immer ersparen. Dafür war es aber als Uhrersatz umso praktischer

  7. die hast du in jedem job die hassliebe, jedenfalls wenn du ihn länger machst, erst wenn du nicht mehr in den job arbeitest merkste was du daran hattest, auch wenn du vorher nur über den verdammten *zensiert* puff geschimpft hast 😉

  8. „Ich sage Euch: Ich habe den besten Job der Welt!“

    Ich freu mich für dich und hoffe das auch irgendwann mal ehrlich aus ganzem Herzen sagen zu können.

  9. Unsere Klassenfahrten waren alle toll – auch mit Handys. Wir auf dem Land wissen noch, dass echtes Billard und echter Kicker toller sind als irgendwelche iPhone-Apps. Die Handys/iPhones wurden dann schön abends zum Filmegucken benutzt und gut war – wir sind auch nie so weinerisch gewesen, dass wir unsere Eltern angerufen hätten… Ich glaub die Handysache kommt einfach auf die Klasse an.

  10. Handy sollten denke ich auf solchen Fahrten verboten sein, auch wenn ich die Schüler nicht verstehe die zu ihren eltern rennen sobald ihnen wasx nicht passt.
    Ich habe s,oweit ich mich erinnere ,auf keiner Klassenfahrt/schullandheim/whatever
    jemals meine eltern angerufen auch wenns noch so nervig war …..

  11. In der 10. Klasse hatte ich eine wirkliche Überklassenfahrt. Damals ging es nach Bayern ins kleine Inzell. Super geil dort und nur zu empfehlen. Ist ein Sportcamp. Falls du mal ein Ziel brauchst, Steve. Aber die fahr war vor allem so gut, weil unser Lehrer sich den Arsch aufgerissen hat und der Mann ist sowieso Gott, wenn es um besondere Aktionen geht. 😀

    In der 13. lag dann Rom an. Nach gefühlten 10000km zu Fuß innerhalb von fünf Tagen war auch die Fahrt fertig. Nunja, sie war totale Scheiße. Die Bilder sind trotzdem geil, nur es sind halt die Highlights und nur ein Bruchteil der Zeit.

    Klassenfahrten haben immer was. Vor allem Erinnerungen und Geschichten. 🙂

  12. achja klassenfahrten. bei meiner letzten(20 jahre her) sind wir fast aus dem hotel geflogen weil wir ein bisserl gefeiert hatten 😀

  13. Wir haben meiner Ansicht nach den Fehler gemacht, den Schülern ihre Handys zu erlauben – zumindest einen “verantwortungsvollen Umgang” damit.
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    Na ja früher gabs „zum Glück“ bei unseren Klassenfahrten noch keine Handys bzw. waren diese als Schüler unbezahlbar 🙂

    Über was haben den deine Schüler so rumgeheult? In meinen drei Klassenfahrten ist nie eine Situation eingetreten wo sich über eine Lehrkraft beschwert wurde, oder jammern die Kinder einfach mehr als früher…

  14. „Wir hatten eine üble Schlägerei, bei ein Schüler aus einer “E-Klasse” (für schwer erziehbare Kinder) einen unserer Schüler angegriffen hat.“
    Da fehlt das „der“.
    grüße

  15. Aachja, Klassenfahrten.
    Ich durfte bei meinen Sohn auch schonmal mit, da immer gern auch Eltern mit herangezogen werden. Nunja, ich hab das schon freiwillig gemacht.

    Stressig? ja. Spaßig? Doppel-Ja!
    Das es hier und da Hindernisse gibt ist doch aber ganz normal, oder Stevinho? Auch Steine die dir in den Weg gelegt werden können zum Schloss werden! 😉

    Das es eine Schlägerei gab ist allerdings weniger schön, da man sich als Lehrer doch sicherlich auch rechtfertigen muss, oder? Ich hab‘ da leider keinen Einblick in diese Materie, die Elternteile sind mehr oder minder fein raus.

    Ich hoffe du hast beim nächsten mal wieder Spaß und wir dürfen wieder ein wenig Einblick haben, denn ich fand es interessant ein fast-LIVE-Tagebuch zu haben in dem ein wenig über die Geschehnisse berichtet wird. Vielleicht haben ja auch einige Eltern schon vorher erfahren was passiert ist und die Kiddies mussten Daheim keine „Und wie war’s? Was habt ihr alles gemacht? Erzähl mal!“ Spielchen mitspielen. :]

  16. Handys sind aufjedenfall ein Fehler. Ich bin auch 1-2 mal im Jahr Betreuer bei Kinderfreizeiten der katholischen Jugend und Handys sind immer strikt verboten.

    Zum einen spielen die meisten Kinder dann lieber ihre Games auf dem Handy, anstatt sich mit den anderen Kindern zu beschäftigen und was als Gruppe zu machen und zum anderen dürfte man dann wirklich jeden Tag 1-2 Stunden mit besorgten Eltern telefonieren, bei denen sich Kinder über irgendwas beschwert haben.

    Ist schon schlimm genug wenn wir beim Schwimmbad besuch oder ähnliches dann mal eine Telefonzelle ich Reichweite haben. Einen Tag später rufen dann wie durch ein Wunder natürlich zig Eltern bei uns an.

  17. Schön da du wieder da bist und noch besser das die klassenfahrt so gut verlaufen ist… von den kleinen schatten mal abgesehen.
    Wünsch ich dir mal ein schönes wochenende!

  18. Handys sollten den Schülern auf Klassenfahrten verboten werden. Habe schon Fahrten miterlebt, in denen Schüler mehr mit ihrem Handy beschäftigt waren als sich mit anderen zu unterhalten.

  19. Freut mich für dich, dass sich trotz der ganzen Action, der Aufwand gelohnt hat und beide Seiten daraus gelernt haben! Ich freu mich übrigens auch auf Schlag den Raab. Mal schauen, ob der Raab das Gnaze auf 1 Mille ausbauen kann. 😛

    Liebe Grüße und schönes Wochenende noch. 🙂

  20. Also ich war ja nun auch schon auf nen paar Klassenfahrten und zu nörgeln gabs auch immer. Ich meine wie du schon am Anfang schriebst „der mensch ist nie zufrieden“. Dennoch hab ich von all diesen malen nur einmal meinen Eltern davon bescheid gegeben, dass es nicht so toll ist. Handy hatte ich aber immer dabei.

    Naja. Unsere letzte Klassenfahrt nach Strasbourg hat auch jedem gefallen, weswegen ich euch komplett verstehen kann 😉

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