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Community-Mitglied Morphi hat mir heute ein Interview mit „unser aller Liebling“ Professor Pfeifer bei Spiegel-Online verlinkt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass auch ein weiterer Erziehungs- und Medienwissenschaftler (Prof. Aufenanger, Uni Mainz) Teil des Interviews war, aber kann es evtl. sein, dass „good old“ Pfeifer etwas zurückrudert? Wenn man bedenkt, welchen harten Anti-Computerspiele-Kurs Pfeifer in der Vergangenheit gefahren ist, da kommt man bei so einer Aussage schon ins Grübeln…

Als ich nach dem Amoklauf von Winnenden im Fernsehen saß, bei „Hart aber fair“, war mein erster Satz: „Amokläufe entstehen nicht durch Computerspiele.“ Da war Frank Plasberg überrascht, weil er mir zugeschrieben hatte, ich würde das Gegenteil sagen. Meine These war damals: Amokläufe entstehen primär im familiären und sozialen Kontext, und das hat sich ja sowohl in Winnenden als auch in Erfurt mittlerweile gezeigt. Spiele sind immer nur ein Verstärkungsfaktor, und man geht jedes Mal reflexartig auf Computerspiele als Hauptursache ein, was schlicht nicht stimmt und durch ständige Wiederholung nicht richtiger wird. Die Debatte sollte viel mehr die Leistungskrise der Jungen ins Auge fassen. Für mich ist die Gewaltthematik völlig über- und die Leistungskrise völlig unterschätzt.

Ansonsten ist das Interview recht interessant und gut zu lesen. Schaut mal rein!

Quelle: Spiegel.de


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28 KOMMENTARE

  1. Ich bin überrascht,mein Ersteindruck von dem Mann war wohl doch nicht ganz richtig.Bei Roger Ebert war es ja ähnlich,nach einer Menge negativen Feedbacks hat er seine Aussagen nochmal überdacht.
    Was in meinen Augen noch fehlt,ist dass die Spieleindustrie selbst eingespannt ist.Dieses Medium ist mittlerweile Teil unserer Kultur,und eventuell sollte man Spielern Titel näher bringen,die nicht gewalttätig und trotzdem eine gute Erfahrung sind.Mir fielen da Titel wie „Psychonauts“ oder „Portal“ ein.Was Titel angeht,die Spielern wirklich etwas beibringen,fällt mir nicht sehr viel ein,ein gutes Lernspiel zu programmieren ist wahrscheinlich ziemlich schwer.
    Den Vorschlag mit den Ganztagsschulen halte ich für eine sehr gute Idee,solange die zusätzliche Zeit auch wirklich für künstlerische Fächer genutzt wird,die in letzter Zeit zu sehr vernachlässigt wurden. Außerden sollten Schüler die Möglichkeit haben,ihre eigenen Interessen zu vertiefen.

  2. Ich denke der Mensch hat irgendwann mal darüber nach gedacht was er eigentlich erzählt und sich dann mal intensiver mit den Thema beschäftigt! Hat ein bisschen gedauert aber irgendwann schnallt es auch der letzte Armleuchter. GZ

  3. Herr Pfeifer ist ja nicht ganz dumm, er sieht das Problem durchaus differenziert, und hat es schon immer differenziert gesehen (kann mich nicht daran erinnern, dass er PC-Spiele je als Primärgrund für Amokläufe benannt hat). Es kommt immer nur darauf an, was man zitiert. Im gleichen Interview:

    ‚Es ist nicht zu verantworten, dass solche Spiele wie etwa „World of Warcraft“ „ab 12“ zugelassen sind. Sie sollten eine Freigabe nur für Erwachsene bekommen, weil sie durch spielimmanente Belohnungen das Suchtrisiko drastisch erhöhen.‘

    Seine Meinung zum Thema ist d.h. grundsätzlich noch dieselbe, ich glaube nicht dass er wirklich zurückrudert.

    • Das Zitat müsste ich auch nochmal ranhängen, auch aus diesem Interview:

      ‚Alle Online-Spiele sollten wegen ihres höheren Suchtpotenzials pauschal im ersten Jahr „ab 18“ sein.‘

      Wo ist hier der Richtungswechsel? Hätte man ihn in dem Interview gefragt, was er generell von Ballerspielen hält, ob das US-Militär sie zum Senken der Hemmschwelle verwendet und ob er die sog. „Killerspiele“ gern abschaffen würde, hätten wir da ein paar spannende Sätze von ihm bekommen 😉

  4. Na ja, good old Jack Thompson ist ja inzwischen auch handzahm geworden, nachdem man ihm seine Anwaltslizenz entzogen hat. 😛

  5. Eigentlich wollte ich Dir den Artikel ja auch verlinken, weil ich mir schon dachte, dass es Dich verwundern wird, wie Pfeiffer seine Aussagen revidiert.
    Dachte mir beim Lesen auch nur „Wtf?“.

  6. Also das ist mal wieder typisch. Merken das das was man gesagt hat komplett falsch ist und dann einfach so tun als ob mans nie behauptet hätte. Typisch Politiker sag ich da nur.

      • Naja das Gute ist ja, die „Normalsterblichen“ können ja denken was sie wollen. Die Politik hört ja sowiso nicht auf sie.

        • Warum auch? Es gibt zwei große Parteien, die sich gar nicht so sehr unterscheiden, wie man es erwarten würde, die sich immer abwechseln mit der Regierung, da den Leuten eingetrichtert wurde, dass es sich nicht lohnt, eine kleine Partei zu wählen, weil die eh nichts reißen würde. Bis die Leute das kapieren, haben wir eine Zwei-Parteien-Diktatur.

  7. Merkwürdig ist es wirklich, dass er aufeinmal einen anderen Kurs fährt doch ich finde diesen Kurswechsel in Ordnung und hoffe, dass dieser jetzt beibehalten wird.

    • Wie kommst du darauf, dass er einen neuen Kurs angenommen hat? Das ist einfach ein Opportunistenschwein, das immer nur das sagt, was andere hören wollen, um selber gut darzustehen. Solche Leute haben keine eigene Meinung, nur den Wunsch nach Macht.

  8. mal abgesehn davon, wie man zu solchen Themen steht, aber kann man eigentlich noch mehr heucheln? Für mich hört sich das so an als ob Herr Pfeifer einfach nur gerade die Meinung vertritt, mit der man die meisten Leute ansprechen kann…

    Am liebsten wäre ich anderer Meinung nur weil er das gesagt hat aber man kann ihm ja sicherlich nicht wiedersprechen, jedenfalls in diesem Fall :/

  9. Das kann jedem mal passieren; man ist über ein Thema überhaupt nicht informiert und muss ein Statement dazu abgeben, ob man will oder nicht. Aus dieser Situation ergibt sich eine Stellungnahme, die inhaltlich totaler Mist ist. Wenn man sich dann mal genauer informiert und darüber nachdenkt, erkennt man, dass die ursprüngliche Aussage falsch war und revidiert sie, ich finde das ist menschlich. Das Problem ist nur, dass bei Politikern so ein Fehler sehr ärgerlich ist.
    Wenn Herr Pfeifer jetzt zu diesem Statement die Werbetrommel rührt und Computerspiele „rehabilitiert“ habe ich ihm verziehen.
    Da ist das was Bayern gerade mit Dead Space 2 anstellt um einiges abartiger, aber das gehört hier nicht dazu.

    • Natürlich kann das mal passieren. Aber Dr. Pfeiffer fuhr jahrelang nicht nur eine Anti-Computerspiele Kampagne, nein, er fuhr eine regelrechte hetzkampagne, besonders im Zusammenhang mit Amokläufen. Und ich erinnere mich genua, dass er auch öfters so Sätze brachte wie „Ballerspiele wurden vom uS-Militär entwickelt, um die Hemmschwellen für Gefühle zu senken, _dass ist wissenschaftlich erwiesen_“

      Zurückrudern hin oder her, im Moment sehe ich das hier skeptisch, den es ist keine „Entschuldigung“, sondern nur ein kommentarloser Richtungswechsel.

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