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Ein Zwölfjähriger zeigt Bayern, was Pressefreiheit heißt. Die Rektorin hatte die Verteilung seiner Schülerzeitung verboten. Stephan klagte dagegen – und bekam Recht […] Im Juli erscheint der „Bazillus“, damals noch mit der Genehmigung der Oberstudiendirektorin Triller […] Dann die Kehrtwende. Schulleiterin Triller, das Kultusministerium im Rücken, besteht darauf: Es darf pro Schule nur eine Schülerzeitung geben […] Die Begründung: Es gebe bereits eine Schülerzeitung, den „Virus“, aus diesem Grund dürfe keine zweite erscheinen. Eine Schülerzeitung reiche schließlich, um den pädagogischen Auftrag der Schule zu erfüllen […] Gegen den Inhalt von „Bazillus“ hat sie nichts. Einen Entwurf der Schüler für eine zweite Ausgabe schickt die Schulleiterin zurück. Das war im Oktober […] Der Bub wendet sich mit Hilfe seiner Eltern an einen Anwalt in Berlin. Der erwirkte vergangenen Freitag beim Bayerischen Verwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung: Die Schülerzeitung darf verteilt werden. Dazu heißt es im richterlichen Beschluss: Ein freie Schülerzeitung brauche für die Produktion keine Genehmigung der Schulleitung, „damit keine irgendwie geartete Zensur stattfinden kann“.

Tolle Geschichte! Meinen Erfahrungswerten nach bleibt einfach festzuhalten, dass es in Deutschland genug extrem konservative Schulleiter gibt, die sich mit jeglicher Form von Veränderungen sehr schwer tun und meinen, sie wären darüber hinaus die „Alleinherrscher auf ihren Schulhöfen“. Bricht man sich einen „Zacken aus der Krone“, wenn es eine zweite Schülerzeitung gibt? Was sendet man den Schülern, vor allem auch für die Zukunft, für ein Signal, wenn man eine solch positive Eigeninitiative im Keim erstickt? Die Lehrpläne sind voll vom Kompetenz-Begriff und dem Ruf nach eigenständigem Lernen und verantwortungsbewussten Schülern. Was nützt das alles, wenn man als Schule nicht in der Lage ist, diese Vorgaben umzusetzen, weil man es im Grunde gar nicht zulässt…

Danke an Chavo für den Link!

Quelle: Merkur-Online.de


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39 KOMMENTARE

  1. Was im Kleinen beginnt …

    … wird so im Großen fortgesetzt:

    4 deutsche Journalisten, wegen ihrer Recherchen von Behörden und Justiz bedrängt, teils sogar körperlich und damit dauerhaft gesundheitlich geschädigt sowie insgesamt in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht benötigen das Wunder der breiten öffentlichen Unterstützung, denn die Attacken gegen sie und die Pressefreiheit erfolgen nicht in China, Iran, Nordkorea oder Russland, sondern mitten in Deutschland!

    Da der Spiegel in Ausgabe 31/2011 vom 01. August 2011 sowohl unter “Die Härte des Systems“ als auch in seiner Rubrik “Hausmitteilungen“ einschlägig berichtete, ergänzend die Chronologie unter: http://www.ig-mueller-risch.de/index.php/justizdefizite!

    “Duldet ein Volk die Untreue und die Fahrlässigkeit von Richtern und Ärzten, so ist es dekadent und steht vor der Auflösung.“ – Plato, (427 – 348 oder 347 v. Chr.), lateinisch Platon, griechischer Philosoph, Begründer der abendländischen Philosophie

  2. Eigentlich sollte die Rektorin doch froh sein das es eine zweite Zeitung gibt, das kurbelt den Konkurrenz Kampf der beiden „Verlage“ an, bringt eine zweite Gruppe von Schülern ins Geschehen der Schule ein und fördert die komplette Schülerschaft sich zu entscheiden welche Zeitung besser und interessanter ist als die andere, was wiederum die schlechtere Zeitung animiert besser zu werden, was sich sicherlich auf lange Sicht hin auch auf die allgemeinen Schulischen Dinge auswirken kann.

  3. Man bedenke: etwa einer von 300 Schülern macht sich wirklich die Mühe, sich hinzusetzen und eine Schülerzeitung zu entwerfen.

    Ich halte das nicht für konservativ, vielmehr beschränkend in der Entwicklung eines „freien Geistes“.
    Als Dank für eine derartige Leistung ist ein Vermerk im Zeugnis wohl eher angemessen, als eine Ablehnung aufgrund einer bereits existierenden Zeitung.

  4. Mein Ex-Klassenlehrer war noch ganz neu an der Schule und hatte neue Methoden und wurde deswegen „anders“ behandelt im Kollegium.
    Zum Glück war er nicht einer, der sich leicht fertig machen lässt.
    Alle Schuler mochten ihn und er war der einzige Lehrer, wo wir wirklich ruhig da saßen und alles brav mitgemacht haben, obwohl er eig. kaum laut geworden ist.
    Er hat uns vom ersten Tag an respektiert und ernst genommen und uns nicht wie andere Lehrer als „irgendeinen Schüler“ abgetan.
    Der Notendurchschnitt in seinen Fächern war immer ziemlich gut.
    Er hat sich wirklich für jeden einzelnden Schüler den Arsch aufgerissen.

    Es war eine Win-Win Situation für alle, warum musste das Kollegium ihm dafür das Leben schwer machen?

  5. Bestimmt wundert sich der Junge jetzt, weshalb er Mündlich auf einmal in jedem Fach so schlecht und unfair benotet wird während die Schulleiterin ihren Frust gezielt an seinen Lehrern auslässt.
    Und am Ende ist der einzige Gewinner wieder nur der Anwalt. :3

  6. Ehrlich gesagt finde ich es extrem lächerlich wegen so etwas vor das Gericht zu gehen.
    Gerichte haben besseres zutun als darüber zu entscheiden ob hanzpeter seine Blättchen verteilen darf oder nicht.

    Wie so können manche nicht einfach mal ein NEIN akzeptieren. Man muss ja immer dagegen vorgehen.

    • Die Pressefreiheit ist tief im Grundgesetzt verankert und durch Artikel 79 GG vor Veränderungen geschützt. Frag mal z.B. chinesische oder russische Journalisten was ihnen die Freiheit bedeuten würde so eine Zeitung herauszugeben. Mag sein, dass sich die Gerichte mit etwas besseren beschäftigen könnten, aber in der Wirklichkeit beschäftigen sie sich mit noch viel belangloseren Dingen.

    • Weil es keinen vernünftigen Grund für ein „nein“ gibt? Die Schuld liegt wohl bei der Schulleiterin, dass der Junge deswegen vor Gericht musste liegt auch an ihr da sie wohl eine der total uneinsichtigen Sorte ist. Wenn sich jemand für Projekte wie eine Schülerzeitung interessiert sollte man das wohl doch eher unterstützen und nicht verbieten.

    • Tja, mit so einer Einstellung kann man aber leider keinen Pfeffer gewinnen in der heutigen Welt.
      Er sah sich im Recht, klagte selbiges ein und bekam es im Endeffekt auch.

      Klasse Geschichte!

    • Gerichte sind sehr wohl fürs Volk da und die einschränkung der Meinungsfreiheit ist keine lapalie sondern verstößt gegen elementare Teile unserer Verfassung..

    • Tucs, das hat nichts mit Lächerlichkeit zu tun, sonder mit dem im Grundgesetz verankerten Recht auf freier Meinungsäußerung. Sicherlich habe die Gerichte „dringendere“ Fälle abzuarbeiten, das ändert aber nichts daran das auch Sie diese „unwichtigen“ Dinge zu bearbeiten haben.

    • Er kann, bzw. SOLLTE es nicht akzeptieren, da es – wie der richterliche Beschluss erklärt – hier gar kein NEIN geben dürfte.

  7. Looooooool, meine ehemalige Schule 😛
    Über die Trillerpfeife kann man noch ne Menge anderes erzählen^^ Ich trau ihr so nen Scheiß durchaus zu.
    Und den Schüler kenn ich auch, die Idee war bestimmt von seinem Vater 😛

  8. Virus sollte den Bazillus verklagen, weil beide namen nach krankheitserreger klingen. Virus steht eindeutig dem problem gegenüber, das aufgrund dieser ähnlichkeit leser des bazillus annehmen könnten, sie hätten den höherwertigen virus vorliegen, der ja nicht nur zeitlich zuerst da war, sondern auch von der krankmachenden wirkung her viel besser ist.

  9. „Virus“ und „Bazillus“… wenn der Rest ebenso abgekupfert ist, dann gute Nacht. Ob’s mit dem Inhalt so weit her ist, wenn man schon den Namen vom „Konkurrenzprodukt“ kopiert?
    Die Lehrer sollten „Antibiotikus“ rausgeben, dann ist Schluss 😀
    Im Prinzip gebe ich dem Urteil und Stevinho aber recht, nicht falsch verstehen!

  10. konservative Schulleiter?
    Es gibt fast überall konservative Menschen in Führungspositionen, in der Schule fällt so was nur mehr auf weil es da mehr Freigeister gibt aufgrund des Alters.

    Im Beruf lässt man sich so was einfach mehr gefallen und keiner regt sich auf.

  11. An unserer Schule hat jemand Verhaltenspunkte bekommen, weil er etwas über die Schule auf Facebook gepostet hat (keine Bilder oder so!). Jetzt wurden alle Schüler angehalten, nichts mehr über die Schule auf Facebook zu schreiben…

  12. Zum besseren Verständnis der rechtlichen Situation bzgl. Schülerzeitungen in Bayern:

    „In Bayern haben Schülerzeitungen ab dem Schuljahr 2006/2007 die Wahl: Entweder die Schülerzeitung wird vom Direktor herausgegeben, der für die Zeitung verantwortlich ist. Die Schülerzeitung ist dann Teil der Schülermitverantwortung (SMV). Die Redaktion wählt im Allgemeinen eine beratende Lehrkraft.
    Die zweite Möglichkeit ist, dass die Schülerzeitung von den Schülern in eigener Verantwortung herausgegeben wird. In diesem Fall untersteht die Schülerzeitung dem Bayerischen Pressegesetz. Der Direktor kann nun die Herausgabe der Schülerzeitung nicht mehr untersagen. Nur den Verkauf auf dem Schulgelände darf er in bestimmten Fällen untersagen.
    Die Pressefreiheit der Bayerischen Schülerzeitungen ist noch sehr jung.[5] Der Bayerische Landtag hat Ende 2004 eine entsprechende Änderung im Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz angeregt, die im Juli 2006 in Kraft getreten ist. Somit ist in Bayern die Vorzensur von Schülerzeitungen als letztem Bundesland gefallen.“

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schülerzeitung

  13. Sehr Gute Einstellung Steve! Als Lehrer, steht da nicht jeder zu. Viel zu viele haben Angst vor ihrer Schulleitung, ist bei mir am Gymnasium leider auch so. Einige Lehrer pissen sich wegen jedem Scheiß an, und müssen immer erst alles mit der Oberstufenleitung bzw. der Direktorin besprechen. Den Jungen find ich klasse. Das inspiriert und veranlasst zu Gegenmaßnahmen an meiner eigenen Schule. Könnte die auch gut vertragen. Unsere Direktorin (die jetzt im 2. Jahr ist) kann keiner so wirklich leiden, aber sie führt sich manchmal wie der Führer höchstpersönlich auf.
    Hat den letzten Abijahrgang total fertig gemacht, wegen ihrem Abimotto bzw dem Untermotto, weils nicht zum Hauptmotto passte. Das vor rund 500 Menschen, Zeitung, Eltern etc.
    Ich habe mit meiner Stufe schon den Ruf der schlechtesten Stufe seit sie Lehrerin ist. Aber das juckt uns eigentlich weniger als Schüler, wir lieben es Traditionen zu brechen und etwas besonderes zu sein.
    Ich denke jedem sollte es gestattet sein, das zu veröffentlichen, was er will. Dafür gibt es ja Pressefreiheit und dementsprechend finde ich diese News einfach genial 🙂

    • Der Schüler ist auf die Idee mit dem verklagen bestimmt nicht selbst gekommen… Und der Anwalt aus Berlin war vermutlich sein Vater oder einer von seinen Ex-Kollegen. Ich kenn die Familie leider recht gut…

    • Es wird als positiv gesehen, ein Individuum zu sein und kein Mitläufer.
      Dazu gehört auch, jahrelange Traditionen, die keiner mehr will endlich mal abzuschaffen! Und ich mein auch nicht die Idee jemanden zu verklagen, war sicherlich nicht seine eigene. Aber die Idee ne 2. Zeitung raus zu bringen oder andere Sachen sind tolle Sachen und die mir und meinen Freunden/Stufenkameraden niemand verbieten kann.

    • naja war nicht jeder im schlechtesten Jahrgang?… ich war in vier verschiedenen klassen und es war jedesmal der schlimmste jahrgang 🙂 nicht von den noten sondern vom verhalten….also entweder lag es an mir, was durchaus möglich ist, oder es ist eine 0815 pseudo drohung/aussage von lehrern 🙂

    • Stell dir vor… bestimmt die liste der top 10 pornos ^^…

      *ironie off*

      Denke da stehen geschichten oder gute aufsätze von schülern drin^^^Vll. auch News aus der umgebung

    • Bei uns meistens etwas von Geschenissen an der Schule:Besondere Ausflüge,Klassenfahrten etc
      Und wie bereits geschrieben; Aufsätze aller art.

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