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Es klingt wie eine Idee aus dem Mittelalter: Amsterdam will ab 2013 Bürger in Wohncontainer am Stadtrand verbannen, wenn sie Migranten schikanieren oder Schwule und Lesben mobben. Die Stadt will ihre liberalen Werte verteidigen – und nimmt dafür harsche Kritik in Kauf.

Interessante Geschichte, eingeschickt von Community-Mitglied Lucas. Auf den ersten Blick wirkt die ganze Sache etwas abstrus, aber ich mag den Grundgedanken…

Der sozialdemokratische Bürgermeister Eberhard van der Laan will mit seinem „Treiteraanpak“ (zu Deutsch: Schikane-Ansatz) schwere Streitfälle angehen. In einem Brief an den Amsterdamer Gemeinderat erklärt van der Laan, vor allem Menschen mit Behinderung, anderem kulturellem Hintergrund oder sexueller Orientierung seien Attacken unter Nachbarn ausgesetzt. Der Bürgermeister sieht die liberalen Werte Amsterdams in Gefahr – und greift zu unkonventionellen Mitteln. Künftig sollen nicht die Opfer aus ihren Vierteln wegziehen, sondern die Täter umgesiedelt werden, wenn sie ihre Nachbarn immer wieder mobben, einschüchtern oder schlagen. Im Falle von Minderjährigen soll es die Möglichkeit geben, die gesamte Familie in Wohncontainer einzuquartieren. Untergebracht werden sie in umgebauten Schiffscontainern am Rand der Stadt.

Mein erster Gedanke bei diesem Ansatz ist vor allem die Befürchtung, dass Leute die Sache ausnutzen. Was soll mich als Homosexueller/Behinderter/Ausländer davon abhalten, Leute damit zu erpressen: „Hey, wenn Du XY nicht machst, dann melde ich Dich bei der Stadt und Du kommst mit Deiner Familie in den Container!“ Auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob es für einen Holländer wirklich eine Strafe ist, in einem Container/einem mobilen Heim zu wohnen (*zwinker*).

Ich für meinen Teil finde die Sache trotzdem interessant und werde gespannt den Verlauf verfolgen…

Quelle: Spiegel.de


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18 KOMMENTARE

  1. was ist wenn schwule, lesben und immigranten rummobben?
    oder die hilfsstellen beklauen, die ihnen eigentlich bei der integration helfen sollen?

  2. Vor 2-3 Wochen wurde ein Linienrichter in Holland totgetreten, die Täter waren 3 Marokkanische Jugendliche. Sehr interessant wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Und warum hat der Bürgermeister von Amsterdam nix besseres zu tun als so einen Scheiss vom Stapel zu lassen? Bei Jugendlichen Straftätern gleich Sippenhaft für die ganze Familie? Wer wählt bitte so ein Arschloch um es mal mild zu formulieren?

    Auch interessant: „In Amsterdam gab es vor einigen Jahren unter dem sozialdemokratischen Bürgermeister Job Cohen schon mal ein Pilotprojekt mit Wohncontainern für Störenfriede, Verhaltensauffällige und psychisch Kranke“

    Klingt alles für mich wie 3 Reich 2.0, ganz ehrlich…

  3. Ich kann mich auch nur dagegen aussprechen. Es haben zwar sicherlich viele schonmal mit dem Gedanken gespielt, einfach mal alle Intoleranten intolerant zu behandeln, aber leider ist das nicht auf allen Ebenen machbar. Wenn ich Nazis in Ghettos verbanne, bin ich doch auch kein Stück besser als sie und somit verliert die Sonderbehandlung gleich wieder ihre Legitimation, falls sie denn je eine besessen hat. Dazu kommt, was auch schon genannt worden ist: a) Idioten unter sich bleiben ihr Leben lang Idioten und züchten Horden von ebenso denkenden Kindern heran. b) Toleranz muss gelernt sein, nicht aufgezwungen, man muss lernen miteinander zu leben anstatt sich auszugrenzen. Abgrenzung fördert, wie auch unter a erkennbar, einfach nur das ewige Fortbestehen der so bestätigten Differenzen. c) Diese Regelung kann problemlos missbraucht werden.

  4. auf was für ideen die menschen kommen um einander zu schikanieren und zu quälen, und welch lächerliche rechtfertigungen dafür genutzt werden erstaunt mich immer wieder.

  5. Sowas geht ja mal gar nicht. Erinnert mich irgendwie spontan an eine Praxis, mit der vor ~70 Jahren nicht regimekonforme Menschen aus dem Verkehr gezogen wurden. Das Regime in diesem Fall nennt sich halt liberal statt wie damals nationalistisch.

    Und dann wäre da noch das Thema „Toleranz“. Klar wäre es schön, wenn jeder jeden Anderen so akzeptieren könnte wie er ist – ist aber nun mal nicht so, und wird auch nie so sein. Zwang dürfte daran nicht wirklich was ändern.
    Außerdem fällt mir auf, daß Toleranz irgendwie total falsch läuft. Man soll tolerant gegenüber allen Minderheiten sein, warum aber nicht gegenüber denen, die eben nicht mit schwulen klar kommen, denen, die ein bestimmtes Geschlechterverständnis haben, Nazis,… Irgendwie kommt es mir so vor, als würde Toleranz immer nur auf die Gruppen bezogen, die dem herrschenden System gerade zusagen. Irgendwie diskriminierend das ganze.

    • ich finds vorallem schwachsinn die straftaten mit zweierlei mass zu werten, als ob körperverletzung schlimmer ist wenn sie politisch oder religiös motiviert ist. körperverletzung bleibt körperverletzung und mord bleibt mord, egal mit welcher rechtfertigung. entweder ist nen gericht unparteiisch/unpolitisch oder es hat kein existenzrecht.

      kommts „im namen der toleranz“ bald soweit das ich 20 jahre in den bau gehe, bloss weil ich das pech hatte das der typ dem ich eine gelangt hab am wochenende zufällig jude war?

      • Deinem letzten Absatz kann ich leider nur voll zustimmen. Wenn Du heutzutage einem Ausländer eine verpasst, dann nicht, weil er die vielleicht verdient hat, sondern nur, weil Du ein rassistischer Schläger bist. Wenn Du zu nem schwulen Ar…loch sagst, dann nicht, weil er eins ist, sondern weil Du ein homophober Schwulenhasser bist. Und wenn Du ner Frau sagst, daß sie nicht einparken kann, dann liegt das nicht daran, daß es so ist, sondern nur daran, daß Du ein chauvinistischer Frauenfeind bist. Schöne Welt, in der wir Leben 😉

        • jo, hab letztes jahr nen bewerber abgelehnt weil er absolut nix auf die reihe gekriegt hat im praktikum, danach hat er sich beim chef ausgeheult von wegen ich hätte was gegen ihn von wegen ausländer und so.

          leute gibts…. suchen jede mögliche ausrede nur um als unschuldiges opfer dazustehen, bloss nicht zugeben das sie an was selbst schuld sind.

  6. Der Ansatz ist zwar interessant, aber abgesehen davon das die Methode an sich fragwürdig ist, kann das auch gut nach hinten los gehen ich meine :

    wenn man die Schwulen- und Ausländerfeinde alle in eine gemeinsame Siedlung packt, können die sich besser formieren und sich jeden Tag in ihrer verdrehten realität bestätigen.

  7. Also ich als linke Zecke sehe das jetzt auch nicht als die richtige Lösung. Grundsätzlich finde ich es ja richtig, dass nicht die Opfer, sondern die Täter umziehen müssen. Die intoleranten Menschen nun in Container-Ghettos unterzubringen, halte ich jedoch für falsch und kontraproduktiv. Gerade das ganze Bevölkerungsgruppen sich in bestimmten Stadtvierteln konzentrieren ist doch ein Problem, dass Intoleranz fördert.

  8. Haben die nen Schade? Das ist sowas von antidemokratisch. “ Wenn du nicht demokratisch bist sind wir es zu dir auch nicht.“ Das ist wie als wenn man sagt Gewalt ist niederträchtigste was es gibt und wer Gewalt anwendet wir zusammengeschlagen. Mit einer solchen Strafe macht man nämlich genau das selbe wie das was der zu-Bestrafende gemacht hat. Und das im Fall eines Minderjährigen die gesamte Familie bestraft wird nennt sich Sippenhaft man weiß auch nicht wie sich der Minderjährige entwickelt. Aber wenn man wegen sowas umgesiedelt wird ist es klar das dann der Hass auf Ausländer/Schwule/Lesben/Behinderte richtig steigert. Und das sehe ich selbst als Ausländer so. Wir sollten auf ein Miteinander und nicht auf ein Gegeneinander zuarbeiten. Und wie wird es den Leuten in dieser Siedlung ergehen? Werden die da nicht von Ausländern/Homosexuellen/Behinderten gemobbt? Wo fährt man dann als Ausländer hin wenn man Ärger sucht? Genau in so eine Siedlung. Solange dieses Denken wie müssen trennen staat zusammenführe vorherrscht wird es auch keine richtige Akzeptanz und Gleichberechtigung geben. Sonder eher das Gefühl von “ ich darf mich nicht mit dem Streiten auch wenn der ein Arschloch ist weil ich dann im Kontainier lande. Und was passiert wenn Ausländer sich gegenseitig Mobben?

  9. Ich finde, dass ist nicht der richtige weg. Die Menschen sollten nicht erpresst werden sondern endlich damit klar kommen, dass es alternative Lebenseinstellungen gibt. Lasst die Leute doch leben wie es ihnen zusagt, es tut keinem weh. Eher im Gegenteil, es sorgt eher für glückliche Menschen was auch positiv für das Umfeld ist.

  10. „Die Stadt will ihre liberalen Werte verteidigen“

    irgendwo muss in der Praxis Toleranz auch auf seine Grenze stoßen.

    Finde ich gut, dass intolerantes Verhalten nicht toleriert wird – dadurch zeigt die Stadt aber selber Intoleranz 😀

    • Warum zeigt sie da Intoleranz?
      Jeder darf seine Meinung haben, Homosexuelle, Ausländer etc nicht mögen.
      Aber das darf er dann auch für sich behalten, oder zumindest nicht durch Gewalt äussern.

      Hier sollen ja nur extreme „eingesiedelt“ werden.
      Im Grunde wie ein Gefängnis.

      Fragwürdig ist nur, ob die Zurschaustellung der Verurteilten irgendwie zu rechtfertigen ist.

  11. Interessanter Ansatz.
    Aber was hindert die Leute daran einfach wieder von diesen Siedlungen zu fliehen? Die brauchen dort also aufjedenfall Wachen, die überprüfen, ob alles in Ordnung sind. Vielleicht sollte man das ganze dann auch umzäunen, damit man alles leichter kontrollieren kann.

    Eine überwachte und umzäunte Siedlung für Menschen, die gegen Gesetze verstoßen. Die Holländer könnten da einem revolutionären Konzept auf der Spur sein.

  12. Ich bin mir sicher, dass in solchen Fällen Richter entscheiden werden und nicht jeder jeden so einfach abschieden kann.

    Btw, ich wäre generell für Verbannung statt Gefängnis.
    In Neuschwabenland solls ja auch immer wärmer werden….

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