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Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass Google automatische Suchvorschläge entfernen muss, wenn sie Persönlichkeitsrechte verletzen. Sobald der Suchmaschinenbetreiber über solch eine Rechtsverletzung informiert ist, ist er verpflichtet, sie für die Zukunft zu verhindern. Damit hat das Gericht einem Kläger Recht gegeben, der sich durch die automatische Ergänzung seines Namens um zwei Suchbegriffe in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sah […] In dem konkreten Fall fühlte sich der Kläger durch die automatische Vervollständigung seines Namens um die Begriffe „Scientology“ und „Betrug“ in seinen Rechten verletzt. Er behauptet, weder in irgendeinem Zusammenhang mit Scientology zu stehen, noch sei ihm ein Betrug vorzuwerfen […] In einer ähnlichen Angelegenheit hatte Bettina Wulff im September ebenfalls Google verklagt. Sie wehrt sich dagegen, dass die Suchmaschine bei Eingabe ihres Namens diesen automatisch um Begriffe wie „Escort“ ersetzt.

Ich denke, sowas ist genau so lange lustig, bis es einen selbst betrifft. Natürlich müssen wir grinsen, wenn wir „Scientology“ im Zusammenhang mit „Betrug“ oder „Bettina Wulff“ im Zusammenhang mit „Escort“ lesen. Aber wie würdet Ihr es finden, wenn Euer Name im Zusammenhang mit „riecht komisch“ oder „kleiner Lurch“ stehen würde. Ich persönlich finde schon, dass das Urteil angemessen ist. Was meint Ihr?

Quelle: Heise.de

Danke an Kinki für den Link!


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29 KOMMENTARE

  1. naja ich denke das an dieser stelle wieder einmal stark übertrieben wird. und dafür das der fall wulff so breit getreten wurde ist die gute frau zu 100ert prozent selbst verantwortlich.

    letzendlich ist (meiner meinung nach) wichtig was von google gefunden, und nicht was vorgeschlagen wird.

  2. Ich halte das für einen nachvollziehbaren Schritt. Wer sich für „Bettina Wulff escort“ oder „CDU Spendenaffäre“ interessiert, muss das jetzt eben wieder selbst eingeben. Ein bisschen lästig mag das sein, aber es ist auch nicht bedenklich. Schließlich wird so unnötige Suggestion vermieden, die in manchen Fällen tatsächlich zu Rufschädigung führen kann, ohne zwangsläufig gerechtfertigt zu sein. Wir kennen ja unsere Medien inzwischen gut genug, denke ich.

    • Es ist aber nunmal so, dass ein Suchmaschinenbetreiber zunächst mal nicht für die verlinkten Inhalte haftet. Das ist höchstrichterlich geklärt: Wenn Google auf eine Seite mit Kinderpornographie verlinkt, begeht Google deshalb keine Verbreitungshandlung.

      Mit diesem Ergebnis kannst du aber auch nicht eventuelle Inhalte jenseits der Suchmaschine heranziehen, um zu begründen, weshalb Google den Leuten diese Inhalte via Autocomplete nicht „nahelegen“ kann. Nochmal: Die einzige Aussage der Funktion ist „viele Leute suchen danach“, nicht „du findest tatsächlich etwas dazu“.

      Als Beispiel: Wenn jetzt die ganze Community zwei Wochen lang jeden Tag nach „Stevinho Bundeskanzler“ sucht, dann wird dieser Begriff früher oder später in der Autocomplete auftauchen. Das heißt aber nicht, dass deshalb irgendwelche passenden Seiten gefunden werden.

      Wenn man also hinter „Bettina Wulff Escort“ nur Seiten findet, die Aussagen, dass Bettina Wulff eben NICHTS mit Escort zu tun hatte, where’s the fucking problem?

      Und an die Namensvetterin, Frau Bettina Wulff aus Kleinkleckersdorf, die eine große Homepage über ihren 20 Jahre alten Fort Escort gebaut hat und nun Werbeeinnahmen verliert, höre ich auch keinen reden!

  3. So etwas ist absolut daneben.

    1. Sind Namen nicht einzigartig (Nur weil ein anderer Volker dumm wie Brot ist und Stinkt kann ich ihn ja auch nicht verklagen. Soviel zum Persönlichkeitsrecht.)

    2. Ist dahinter ein Algorithmus der absolut Neutral ist (mann kann auch sagen Demokratisch! Ich glaub das Wort können manche Politiker und Juristen nicht aussprechen.).
    Das sind keine 100 Chinesen die das von Hand füllen.
    ( support.google.com )

    3. Die Kirche kann auch nicht sagen die Zahlen 0 und 6 sind des Teufels ab heute ist 3+3=7 das passt schon irgendwie für große werte von 3

    Ganz ehrlich ich manchmal denken Leute echt sie könnten sich die Welt drehen wie sie ihnen passt. Ein bisschen mehr „I don´t give a fuck“ Einstellung könnte denen echt nicht schaden.

  4. Ich finde auch, dass der BGH hier übers Ziel hinausschießt. Es ist prinzipiell gut, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und Unterlassung rufschädigender Behauptungen verlangt werden kann.

    Aber:

    Welche Aussage bzw. Behauptung stellt die Autocomplete-Funktion eigentlich auf?

    „Bettina Wulff Escort“ sagt doch in diesem Zusammenhang nicht „Bettina Wulff hat etwas mit Escortdiensten zu tun“, sondern „Unsere User suchen häufig nach dem Begriff Escort im Zusammenhang mit Bettina Wulff“. Das ist eine völlig unverfängliche Aussage.

    Der BGH tut hier also nichts anderes, als die Zensur wahrheitsgemäßer Aussagen zu erlauben. Jetzt denkt mal weiter. Wie lange wird es wohl dauern, bis die Autocomplete-Funktion zu dem Begriff „CDU“ nicht mehr „Spendenaffäre“ anzeigen darf?

    Ich halte das für eine sehr bedenkliche Entwicklung.

    • PS: „Stevinho“ – „HomerJ“ steht im Autocomplete an 3. Stelle nach twitch und twitter. Das könnte man auch schon als ehrenrührig bezeichnen! Willst du jetzt deshalb Google verklagen?!

  5. Der Suchbegriff ist nur die Frage. Der Suchvorschlag ist eine Hilfe, um die richtige Frage zu stellen.

    Wenn man natürlich Angst vor der Antwort hat, muss man verhindern, dass die Frage gestellt wird.

  6. Naja, also da es sich nur um Vorschläge zu beliebten Suchbegriffen handelt, sehe ich das erstmal nicht so tragisch, da man ja mit sicherheit auch Seiten in den Suchergebnissen hat, die einen im Falle eines Gerüchtes eines besseren belehren.
    Allerdings finde ich das Verbot jetzt auch nicht allzu schlimm. Ich glaube, ich schaffe es auch ohne Suchvorschläge, die Suchbegriffe einzugeben, nach denen ich suchen will 😉

  7. Zu dem Thema hatte ich Dir am 15.05. auch schonmal einen Link geschickt.

    Solange es sich nicht um nachgewiesene üble Nachrede oder Rufmord handelt, wird da eh nicht viel passieren.

    Im Falle Bettina Wulff ist das halt auch so eine Sache. Wenn es denn diverse Berichte im Netz gibt, die sich mit dem Thema befassen, dann sollte man diese auch finden können, aber…
    Ob das dann direkt die ersten Vorschläge sein sollten… Vermutlich eher nicht.

    Ich finde das okay, wenn Google da ein wenig mehr drauf achten muss, wobei die Wahrheit sollte dadurch nicht verschleiert werden, wenn die Sache denn auf Fakten basiert.

  8. Hmm.. Namen sind nicht einzigartig. Angenommen es gäbe eine Escort-Dame namens Bettina Wulff.. für die wäre es geschäftsschädigend, wenn unsere ehemalige First-Lady ihren Willen durchsetzt.
    M.M.n. war sie damals nur auf Publicity für ihr Buch aus.. und hat durch den Medienzirkus ja noch dafür gesorgt, dass die Google-Vorschläge für sie noch unvorteilhafter wurden.
    Das ganze hatte sich relativ schnell beruhigt, die Goolge-Vorschläge waren wieder einigermaßen „sauber“ und die Tatsache, dass sie nun wieder das Thema aufbringt und somit wieder die entsprechenden Suchvorschläge provoziert, spricht nicht unbedingt für die Intelligenz (oder was auch immer) von ihr selbst oder ihren Beratern.

    Wenn das Thema nun wieder aufkommt und viele Leute dazu im Internet recherchieren, ist es doch legitim, dass Google diese Vorschläge (angeblich ja basierend auf echten Suchanfragen) wieder bringt.

    Gruß
    Hendrik

  9. Wenn man wirklich keinen kleinen Lurch hat, nicht in Scientology ist und auch keinen Escortservice anbietet werden die Ergebnisse dies auch anzeigen!
    Wie viele Firmen habe ich schon überprüft und „Betrug“ hinter geschrieben um die Ergebnisse zu durchstöbern, ob es Personen gibt die schlechte Erfahrung mit dem Shop gemacht haben. Wenn man so oft mit Betrug gesucht wird sollte man sich die Frage stellen, wie seriös sieht mein Auftritt aus?
    Wenn jetzt Google zum Miesepeter gemacht wird und sie weiter zensieren müssen kann man es bald gar nicht mehr benutzten! Mir passiert es immer öfters, dass Suchergebnisse ausgeblendet wurden, weil sie gegen ein Gesetz verstoßen haben. Leider ist es überhaupt nicht ersichtlich gegen welches sie verstoßen haben.
    Bei Google sitzt kein Mitarbeiter in seiner dunklen Kammer und lacht sich kaputt, weil er grad hinter einen Shop bei der Googlesuche „Betrug“ hinzugefügt hat. Diese Vorschläge sind automatisiert und werden nach den Benutzerverhalten erstellt um Nutzer die Suche zu erleichtern und somit dafür sorgen so lange wie möglich auf Google zu surfen (und Werbung anzusehen).
    Wozu das führt, wenn für Google etwas nur in Deutschland verboten wird, kann man an Youtube und der Gema sehen. Dann bekommen wir bald zu vielen Personen gar keine Vorschläge mehr?
    Ich denke das Geld und die Arbeit die Google in so etwas investieren muss sind in anderen Projekten besser aufgehoben.

  10. nun ja.

    einerseits kann ich frau wulff verstehen, auch den herren der mit scientology und betrug nichts am hut zu haben meint. das problem ist aber: kann frau wulff klagen, weil es eine bettina wullf gibt, die einen escort betreibt? nein! wenn ich also dabei nicht klagen kann bzw kein recht bekommen würde, sollte hier die vervollständigung erhalten bleiben. was den herren mit scientology und betrug angeht: wenn ein herr mit seinem namen bei Scientology betrügerische dinge begangen hat, so sollte dies in der vorschlagsliste auftauchen dürfen. immerhin kann ein herr müller auch nicht klagen, weil bei seinem familiennamen immer Müller-milch dazu kommt oder ein paape weil stinkt dazu geschrieben wird oder…. eine ana kournikova weil enrique iglesias vorgeschlagen wird. und sicher kann auch apple nicht klagen, weil beim suchen nach apple eventuell macintosh aber auch sagen wir boscopp oder braeburn gelistet wird.

    wenn es klagen geben könnte, dann höchstens bei dingen die sich eindeutig auf diese frau wulff oder den herrn mit scientology beziehen und genau die person die sich angegriffen fühlt auch gemeint ist. es ist halt so, dass menschen die gleichen namen tragen. ansonsten müsste ein gesetz her, dass jeder einen unique – name bräuchte. und das ist schwer umsetzbar. genauso schwer im übrigen, wie diese vorgabe umzusetzen die gerichtlich entschieden wurde.

    insgesamt leider an der realität vorbei.

    und zudem sollten wir uns langsam mal ein dickeres fell zulegen gepaart mit dem versuch sozialer miteinander umzuegehn. dann regt man sich über soetwas nicht mehr auf, nimmt auch kleine und große shitstorms gelassener hin, evtl du auch steve, ich ebenso… und wir können uns auf echte probleme konzentrieren anstatt auf dinge, die nur anwälte reich machen sollen.

    just my 50 cents

    • ergänzung: nachdem ich das urteil nachgelesen habe ist es doch machbar, da es sich nur auf einzelfälle nach aufforderung der person bei google bezieht. dementsprechend machbar, da keine grundlegende zensur stattfinden muss.

  11. Ich bin der Meinung, dass das Urteil falsch ist. Die vorgeschlagenen Vervollständigungen läuft maschinell nach einem Algorithmus ab, der Menschen weder bevor- noch benachteiligt. Die Vervollständigungen sind also nur die Wiederspiegelungen der tatsächlich benutzten Suchanfragen. ist es also verboten die Gedanken anderer Menschen anzuzeigen, um bei einer Suche behilflich zu sein?

    Mal sehen ob ich damit eine Diskusion anstoßen kann 😉

    • Ich finde es in Ordnung, nur mit dem Verweis auf den Algorithmus darf sich Google nicht aus der Verantwortung stehlen. Ich bin selber Informatiker aber in so Fällen muss es einfach mehr Sensibilität geben.

      Das Internet vergisst nichts. Nur weil die Bild „Scheiße“ geschrieben hat, hätte ich was dagegen, wenn mich ein Leben lang die selben Suchbegriffergänzungen verfolgen würden.
      Man kann auch einfach den selben Namen haben. Viele Personaler googlen den Namen Ihrer Bewerber, da können bereits solche Ergänzungen sehr negativ sein.

      Das mit den Suchbegriffergänzung ist eine tolle Sache und ich liebe sie sehr. Trotzdem sollten Personen sich dagegen wehren können.

  12. also die ergebnisse spiegeln doch nur die interessen und tendenz der User wieder und wenn bettina wulf nunmal meistens mit dem begriff escort zusammen gegoogelt wurde ist das nichts anderes als die Realität….

    • Irgendwann werden solche Ergänzungen auch zum Selbstläufer.

      Man gibt den Namen ein und dann tauchen die Vorschläge auf. Escort sticht dabei sofort ins Auge und es werden genügend Personen darauf ansprechen. Dadurch wird dieser Begriff immer oben stehen bei Google ohne wirkliche Chance, dass ein anderer Begriff jemals Escort ablösen wird.

  13. Ist schon richtig, aber wenn man die Sache umdenkt fürchte ich das ist der erste Schritt in die nächste Richtung.

    Als fiktivies Beispiel:
    Angenommen irgendwelche Schlagworte werden mit bestimmten Person in Verbindung gebracht, wie in deinem Fall „Lichking“. Nun sieht Blizzard es aber so das Lichking sich auf ihr Produkt beziehen sollte aka Arthas oder auch Wotlk. Wenn Blizzard die Sache also nun „schädigend“ für Blizzard sieht weil 10 der Suchbegriff Lichking auf dich und nicht auf sie verlinken.

    Das wäre dann zwar keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte aber Geschäftsschädigung.. ich weiß nicht ob das der richtige Weg ist…

  14. Werdet ihr Google wegen den Begriffen „Paape“, „stinkt“ und „cheatet“ anschreiben? 🙂

    Also so langsam nimmt diese ganze klagerei wegen jedem Pups und Furz echt überhand.

  15. Ja, ist vollkommen korrekt. Braucht man meiner Meinung nach auch nicht drüber zu reden!

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