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Springer

Es ist ein Paukenschlag in der Medienbranche: Der Springer-Verlag trennt sich von den Regionalzeitungen „Berliner Morgenpost“ und „Hamburger Abendblatt“. Käufer ist der Verlag der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, der Kaufpreis beträgt 920 Millionen Euro. Auch das einstige Flaggschiff „Hörzu“ wird veräußert […] Außerdem übernimmt die Funke Mediengruppe auch fünf Programm- und zwei Frauenzeitschriften von Springer. Darunter sind so bekannte Titel wie „Hörzu“ und „Bild der Frau“, außerdem „TV Digital“, „Funkuhr“, „Bildwoche“, „TV Neu“, „Frau von Heute“ und die dazugehörigen Digitalmarken.

Extrem interessante Entwicklung. Ich frage mich ernsthaft, was den Springer-Verlag zu einer solchen Entscheidung getrieben hat? Warum verkauft dermaßen große Regionalblätter? Dazu die „renommierte“ Hörzu (mit der ich übrigens als TV-Zeitung groß geworden bin). Mal die Medien-Experten hier in der Community gefragt: Warum dieser Schritt? Und was werden die Auswirkungen für die Branche sein?

Quelle: Spiegel.de


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26 KOMMENTARE

  1. Die Bezahlschranken die es neuerdings bei einigen Zeitungen Online gibt scheinen ja ein großer Erfolg zu sein… Zumindest so erfolgreich das wohl wirklich ernsthaft damit begonnen wird die Printmedien abzuschaffen. Kann mich nicht so wirklich entscheiden ob das nun gut oder schlecht ist

  2. Reku hats eigentlich genau getroffen. Die trennen sich einfach vom im Sterben liegendem Ballast und haben auch noch Deppen gefunden die dafür massig zahlen.

  3. Ich denke, dass früher oder später eine Bereinigung des ganzen Pressemarktes stattfindet. Natürlich hängt das alles mit #Neuland zusammen, denn die Presseverlage haben das Millennium vollkommen verschlafen. Im Printbereich agieren sie wie vor 20 Jahren und wundern sich über sinkende Auflagenzahlen und Werbeeinnahmen, und im Internet haben sie es vollkommen verschlafen, ein digitales Geschäftsmodell aufzubauen.

    Das zeigt doch schon das Leistungsschutzrecht: Die Presseverlage selber sind unfähig, im Internet Geld zu verdienen, also soll es der Staat richten, durch massive Lobbyarbeit auf Spur gebracht. Und das #Neuland zeigt sich weiter in der Unfähigkeit zu erkennen, welche Totgeburt das LSR ist. Im August tritt es in Kraft, und Google ist aktuell dabei, sämtliche Verlage aus dem Index zu schmeißen, die Google nicht die kostenlosen Nutzungsrechte einräumen. Jeder mit minimalem Hintergrundwissen hat diese Entwicklung schon im Gesetzgebungsverfahren prognostiziert, nur #Neuland-Murksel und die Verlage haben das LSR wie den heiligen Gral gefeiert.

    Über kurz oder lang wird der Print-Markt zusammenbrechen, einfach weil das Papier aus unserer Alltagswelt verschwinden wird. Der Print-Markt schrumpft im selben Maße, wie die Print-Leser nach und nach wegsterben; die junge Generation nutzt einerseits Computer, Smartphones und Tablets, und andererseits ist sie dank Blogs und Twitter nicht mehr auf die parteipolitisch vorverdaute Meinungsmache der Verlage angewiesen. Nachrichten sind eben heutzutage kein Gut mehr, das die Verlage quasi-exklusiv verbreiten könnten, und das ist gut so.

    Wie stark die Meinungsmache der Presse ist, sieht man derzeit doch recht gut am Wahlkampf. Themen wie Eurokrise und die Unfähigkeit der Politik in Sachen Prism finden in den großen Verlagen nicht statt. Vielversprechende Parteien wie Piraten und Alternative für Deutschland werden entweder ignoriert oder es wird irgendeine drei Monate alten Querele im Kreisverband Kleinkleckersdorf derart aufgebauscht, dass man damit den Eindruck vermitteln kann, die Partei sei total zerstritten und absolut unwählbar.

    Und da schließt sich der Kreis: Die Einheitspartei CDUSPDFDPGrüne hat den Verlagen das LSR geschenkt, also unterstützen die Verlage die Einheitspartei durch Verschweigen, Vertuschen und Prügel für politische Gegner im Wahlkampf.

    Die Meinungsmache der Zukunft gehört den Bloggern, Twitterern und Whistleblowern, nicht den Parteimedien. (Vorausgesetzt, dass es in dieser Zukunft noch eine Demokratie gibt.) Und diese Entwicklung hat inzwischen begonnen.

    • Ja das frage ich mich auch.
      Wer heute noch Printmedien für einen guten Preis verkaufen kann sollte es wohl tuen.
      Gibt ja nicht wenige die sagen in 10-20 Jahren liest keiner mehr eine gedruckte Zeitung.

  4. Ganz einfache Kiste: klassische Print-Medien sterben aus. AP hat rechtzeitig den Online-Trend erkannt und fokussiert sich jetzt mehr auf seine Stärken als auf verlust bringende Blätter.

  5. Ich arbeite ebenfalls bei einem der größten europäischen Medienkonzerne – der Trend ist ganz klar: Digitale Umwandlung. Alle Unternehmensteile haben sich diesem Trend anzupassen, es sei denn, sie sind sehr profitabel mit ihrem bisherigen Geschäftsmodell. Vor allem der Drucksektor hat auch unter dieser Entwicklung zu leiden.

  6. ich denke die auswirkungen werden einfach positiv sein. wenn man sich mal überlegt wie viele zeitungen es in deutschland gibt kann einem nur schlecht werden. da werden vollkommen unnötiger weise gelder verschwendet das einem angst und bange wird.
    das prinzip müsste da heißen: aus zwei mach eins (bzw aus 100000 mach 1) man würde abnormal viel geld sparen, wenn man einfach alle verlage bis auf einen schließt, denn wenn man mal ehrlich ist, liest jeder höchtens eine zeitung (wenn überhaupt – die meisten leute informieren sich eh über das internet).

    • 1. ist dir schon klar, dass die Zeitschriften verkauft und nicht eingestampft werden, oder?
      2. Das mit der gleichgeschalteten Presse hatten wir schonmal. Lief nicht so gut, wenn ich mich recht entsinne.
      3. Wer verschwendet denn Gelder? Der Staat wohl kaum, der hat nix damit am Hut. Die Presse wohl auch nicht, sonst würde sie nicht produzieren, wenn es sich nicht lohnen würde. Und da der Kunde freiwillig kauft, verschwendet er auch nichts, da es in seinem subjektiven Empfinden offenbar sinnvoll ist.
      4. Welche politische Ausrichtung sollte denn dieser eine Verlag haben, der nicht geschlossen wird? Denn eine politische Ausrichtung haben sie alle und genau das ist der Grund, weshalb Pressefreiheit auch so wichtig ist.

      Es ist doch unglaublich. Gefühlte 4 Jahre Nazi-Zeit im Geschichtsunterricht und die Leute lernen immer noch nicht dazu.

    • Und welchen Vorteil hat die Presse- und Meinungsfreiheit davon, wenn es nur noch eine Zeitung gibt. Können im gleichen Schritt dann ja auch gleich alle Parteien zu einer Christlichen Einheitspartei machen.

      Ich kann ja verstehen, wenn fordert die ganzen Krankenkassen oder Energiekonzerne zusammen zu legen, aber bitte nicht die Zeitungsverlage. Da ist Vielfalt etwas gutes für die Demokratie.

  7. Der Springer Verlag will die Nummer 1 bei digitalen Medien werden, und da man in klassischen Printmedien wohl keine Zukunft mehr sieht werden diese Altlasten abgestoßen

  8. Spontan getippt würde ich mal darauf tippen, dass man größere finanzielle Mittel für neue Investitionen frei machen möchte. Darüber hinaus sind Regionalzeitungen in vielen Regionen so kostspielig, dass man sie immer mehr eindampft bis es nur noch eine sehr kleine regionale Redaktion und einen größeren zentral betreuten Mantelteil gibt.
    Bei den hier genannten Regionalzeitungen dürfte sich das vermutlich aber noch in Grenzen halten.
    Punkt zwei wäre wohl die Marktmacht. Wenn der Springer Verlag in anderen Felder wie Fernsehen/Internet/Apps masiv investieren möchte, muss man früher oder später prüfen ob hier keine Monopolisierung der Meinung stattfindet. Dafür weniger interessante Felder abzugeben um in anderen Bereichen eine lukrative Position anzustreben klingt doch sehr einleuchtend.

  9. Matthias Döpfner glaubt nicht mehr an eine Zukunft des Printjournalismus oder des Journalismus allgemein. Er setzt seine Hoffnungen und Wünsche in eine diffuse Zukunftsidee basierend auf paywall Digitalprodukten. Zu einem solchen Schritt hätte er sich nicht bewegen lassen, wenn der Glaube an eine Zukunft seiner derzeitigen Produkte vorhanden wäre. Der Konzern glaubt jetzt handeln zu müssen um mögliche zukünftige Entwicklungen vorwegzunehmen. Entschlackung ist ein normaler Prozess in der Wirtschaft. Was sich verkauft (Bild, Welt, Computer-/Autobild, Bild der Frau etc) wird behalten und die Altlasten werden rechtzeitig abgestoßen um Platz für neue Investitionen und Märkte zu schaffen. Gerade Regionalzeitungen sind heute oft überholte Produkte mit einer Altersstruktur in ihrer Leserschaft, die sich jenseits von gut und böse bewegt. Durch (oft kostenlose) digitale Produkte mit ständiger Verfügbarkeit und Aktualität längst.

    tl;dr: Der Printmarkt schrumpft und wird deswegen bereinigt, die „digitale Zukunft“ wird vorbereitet.

  10. Hallo,
    es wurde eben so gut wie alles verkauft, was im letzten JahresbilanzBericht eine Negative bzw. fast negative Bilanz hatte. Der Konzern geht mit der Zeit und versucht seine Zahlen auch in 2013 gut aussehen zu lassen.
    Zwei Vermutungen bleiben dann, 1. man hofft auf gute Zahlen und so einen großen Käufer, der dann viel Geld für Spinger ausgibt oder
    2. man schafft sich eine „Kriegskasse“ um einen anderen Verlag, oder wohl eher Medienunternehmen zu kaufen.

    Von offizieller Seite möchte man sich auf ONLINE konzentrieren, aber ich glaube so einfach ist es nun doch nicht.

  11. Ich kenne mich überhaupt nicht aus, aber ich hoffe, dass das ein Schwächung für den Springer-Verlag bedeutet. Ich wünsche der „Bild“ einfach nichts gutes und schäme mich beinahe schon täglich, wenn ich überall Links von deren Website sehe oder mir jemand erzählt, was er denn da schon wieder gelesen hätte.

    • die Verkäufe stärken doch die Bildzeitung. Die Anderen, jetzt Verkauften Zeitungen haben die Gewinne der Bild nie erreichen können. Nun hat die Bild noch viel mehr Kraft und Macht im Springer-Universum

      • Daran hab ich auch schon gedacht, aber es kauft ja keiner die „Bild“, weil er die „Hörzu“ nicht gut findet. Die „Bild“ hat keiner höhere Auflage oder fährt jetzt einen anderen Kurs wegen diesem Move. Im Endeffekt muss man sehen, ob das neue Kapital dem Verlag hilft, sich zu verbessern oder ob die Abstoßung den Springer langzeitig schwächt und somit auch die Bild.

  12. ist das nicht einfach nur konsequent sich in zeiten des zunehmend digitalen medienkomsums sich vom „altlasten“ vorzeitig zu trennen?
    vllt bekommen sie jetzt eben diese hohen millionenbetraege und glauben das das in zukunft deutlich weniger wird, so das du eben ueber den verkauf jetzt mehr gewinn machst, als ueber die gewinne jetzt + weniger marktwert spaeter?

    ohne da jetzt verkaufszahlen und ruecklaeufe eben dieser zu kennen, wuerde ich das einfach mal als theorie in den raum werfen wollen.

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