TEILEN

Momentan sorgt bei Netflix vor allem die Drama-Serie „13 Reasons Why – Tote Mädchen lügen nicht“ um einen Suizid für Aufsehen – und für Unmut bei einigen Behörden, die etwa vor „gefährlichen Inhalten“ warnen […] Die Inszenierung konfrontiere den Zuschauer sehr deutlich mit dem Thema Selbstmord und könne zu einer „beunruhigenden Reaktion der Zuschauer führen“, vor allem, wenn es sich dabei um Jugendliche oder Kinder handelt.

Was für ein Bullshit! „Oh Gott, die reden über Selbstmord: Das machen unsere Kinder bestimmt nach!“ Besser das Thema Mobbing und die Folgen weiterhin totschweigen bzw. verharmlosen? Ich als Pädagoge halte die Serie für absolut großartig, vor allem um eben den Jugendlichen mal vor Augen zu führen, was sie mit ihrem „Alltags-Mobbing“ (u.a. in der Schule) so alles anrichten können…

Quelle: Meedia.de


Anzeige

28 KOMMENTARE

  1. Problematisches Thema. Ich selbst bin absolut gegen dieses „die Medien sind böse“ Geschwätz. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Serie sehr nah an der Realität konstruiert ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass das auf jüngere und labilere Zuschauer noch mal eine ganz andere Wirkung hat, als z.B. die sogenannten „Killerspiele“. Macht das die Serie schlecht oder „böse“? Nein. Ich weiß jetzt nicht, ab welchem Alter die Serie freigegeben ist, aber ich denke mal, dass jeder 16+ Jährige mit so etwas umgehen können sollte, ich bin mir aber nicht sicher, ob das was für jüngere Kinder ist.

    Gerade weil das Mobbing ja im Selbstmord gipfelt, was natürlich einen Extremfall darstellt. Es ist aber ja durchaus im Rahmen des Vorstellbaren, dass suizidgefährdete Personen von so etwas „über die Kante geschubst“ werden, allerdings ist das auch nicht gerade die Art von Serie, die man als Mensch mit Depressionen ansieht. Ich halte das auch für sehr unwahrscheinlich, aber eben auch nicht für völlig aus der Luft gegriffen.

  2. das hat auch was mit der erkenntnis zu tun, dass z.b. zeitungsberichte über suizide lokal anschließend für höhere suizitraten sorgen.

    anders gesagt, suizid in den medien zu erwähnen bedeutet fast immer, irgendwelchen unglücklichen menschen die alleine nie an selbstmord gedacht hätten, den selbstmord in die gedanken zu bringen.

  3. Andere Länder andere Sitten.
    Da ich jetzt keinen Bezüge zu Deutschen Behörden oder Organisationen sehe, wo ist der Aufreger ?
    Nicht jedes Land hat die Mentalität von Deutschland um genau zu sein, vermutlich kein anderes Land.

  4. Der Grund für die Kritik an dieser Sendung ist nicht die Tatsache, dass Selbstmord behandelt wird, sondern die Art wie über das Thema gesprochen wird. In der Washington Post ist z.B. dieser Artikel: https://www.washingtonpost.com/news/arts-and-entertainment/wp/2017/04/14/the-problem-with-how-13-reasons-why-treats-suicide/

    In dem Artikel wird das Phänomen des suicide contagion angesprochen (Artikel der WP dazu: https://www.washingtonpost.com/news/to-your-health/wp/2014/08/12/what-happens-when-a-suicide-is-highly-publicized-in-the-wrong-way-the-suicide-contagion-effect/ ).
    Dieses Phänomen beschreibt, dass z.B. die Berichterstattung über Selbstmorde Nachahmungstaten provozieren kann wenn davor eine entsprechende Neigung vorhanden war.

    Daher gibt es z.B. von der American Foundation for Suicide Prevention eine Liste mit Vorschlägen, wie mit dem Thema umgegangen werden soll, um solche „Nachahmer“ zu vermeiden (Zu dieser Liste und der umfangreichen wissenschaftlichen Basis: http://reportingonsuicide.org/research/ ). Leider wurden in dieser Serie diese Hinweise einfach nicht beachtet. Und darin liegt der Kritikpunkt an dieser Sendung. Natürlich ist es gut, Mobbing und die Folgen davon in den Medien zu behandeln, aber man sollte dabei vermeiden, Suizid als Lösung zu glorifizieren.

    • Habe nun drei Folgen der Serie gesehen. Problematisch an der ganzen Sache finde ich nur die künstlerische Gestaltung, dass die Tote weiterhin „voll“ dabei ist. Für mich wird dadurch der Tod zu sehr „verwaschen“. Glaube das Problem ist also nicht das Thema an sich, sondern wie in der Serie damit umgegangen wird.

  5. „Bullshit“ würde ich das nicht umbedingt nennen. Der regelmäßige Anstieg vün Suizidraten nach medialer Berichterstattung über Selbstmorde ist wissenschsftlich ziemlich gut dokumentiert und nennt sich „Werther-Effekt“.

    (http://ejournal.communicatio-socialis.de/index.php/cc/article/viewFile/789/788)

    Ob das gleiche für fiktive Fälle gilt kann ich natürlich auch nicht sagen, eine gezogene Verbindung leuchtet mir jedoch ein. Daher würde ich die erwähnten Sorgen nicht unbedingt ganz runter spielen.

    Das ändert natürlich nichts daran, dass die Serie ein wichtiges gesellsachtliches Phänomen behandelt und eine nötige Diskussion darüber fördert.

  6. Ich versteh die Kritik nicht. Es geht in der Serie überhaupt nicht um Selbstmord, die ersten 12 Folgen handeln davor wie Menschen sich wie Arschlöcher gegenüber einander verhalten und wie man möglichst gut mobbed. Selbstmord wird erst in der letzten Folge thematisiert und gezeigt. Wer sich darauf versteift, hat die ganze Botschaft nicht verstanden. Die Serie zeigt besser als alles andere was es bedeutet jemanden schlecht zu behandeln, und wie kleine Gesten eine furchtbaren Effekt haben können. Dass sich das Mädchen in der letzten Folge umbringt, hat mehr oder weniger nichts mehr wirklich mit dem erzählten zu tun.

    • „Die Serie zeigt besser als alles andere was es bedeutet jemanden schlecht zu behandeln, und wie kleine Gesten eine furchtbaren Effekt haben können. Dass sich das Mädchen in der letzten Folge umbringt, hat mehr oder weniger nichts mehr wirklich mit dem erzählten zu tun.“

      Macht absolut keinen Sinn, sorry. Du widersprichst dir selbst.

  7. Ich habe mir die Serie angesehen und habe teilweise einige Folgen abbrechen müssen weil es mir doch sehr „nahe“ ging. Versteh mich nicht falsch Steve, ich bin „harte“ Szenen gewohnt aber die Serie ist so gut gemacht das man „mitfühlt“. Nach einigen Minuten habe ich wieder an der selben Stelle weitergeguckt. Für mich ist das keine Serie die ich am Stück gucken kann. (Jeder ist da anders) ABER… diese Serie ist ein Meisterwerk… es zeigt dem Zuschauer klar was mit einer Person seelisch passiert wenn sie gemobbt wird und es sich ins „extreme“ hochschaukelt. Man sollte diese Serie auch mal jüngeren Schülern (evtl eine zensierte Version für bestimmte Szenen) zeigen. Viele sagen ja „ach das war nur Spaß“ „Ach der/die stellt sich an“ Die Leute die noch nie gemobbt wurden wissen nicht was es für ein Gefühl ist morgens zur Schule / Arbeit zu gehen und genau wissen das Sie wieder fertig gemacht werden.

  8. Falls dich interessiert worum es wirklich geht, dann les dich mal in triggerwarning btw. -warnung ein. Es geht dabei mehr um Menschen, die eine Vorgeschichte mit diesem Thema haben (oder z.B. eine psychische Krankheit), weniger darum dass gesunde Kinder „das bestimmt nachmachen“. Es gibt Menschen, die sehr bewusst versuchen solchen „Triggern“ aus dem Weg zu gehen, und es ist gerade viel Diskutiert, ob sowas nicht öfter auf Filme/Serien/Bücher etc. als Warnhinweis gehört. In Foren zu diesen Themen oder auch auf reddit ist das schon üblich. Wobei ich durchaus die Argumentation verstehe, dass man bei einem Film/Serie/etc die Verantwortung auch beim Konsumenten suchen kann, welcher sich dann entsprechend vor dem Anschauen informiert.

  9. Klingt vielleicht im ersten Moment etwas hysterisch, gibt aber eindeutige Studien die beweisen, dass so was zu Nachahmer-Effekten führt. Von daher durchaus ernst zu nehmen meiner Meinung nach.

  10. Finde die FSK 12 Bewertung (gerade in Anbetracht der Szenen in den letzten Folgen) generell etwas locker, aber okay – mittlerweile blickt man da eh kaum noch durch und vielleicht sin die 12jährigen heute bereits abgehärtet genug 😉

  11. Sehe ich etwas anders. Sie verhält sich halt sehr oft, sehr unklug. Sie bekommt gesagt, der Typ sei ein Arsch. Sie datet ihn trotzdem. Das macht sie 2 mal. Dann regt sie sich darüber auf, dass ein Typ aus der Klique scheinbar interesse hat, sie ihn wegschickt, und der Typ dem nachkommt.
    Sie sieht eine Vergewaltigung, geht nicht zur Polizei, erzählt es ihrer ehemaligen besten Freundin nicht. Geht dann zum Vergewaltiger auf die Party, zieht sich aus und wehrt sich nicht richtig gegen eine Vergewaltigung. Schluss endlich macht sie die Leute für alles Verantwortlich, anstatt dass früher anzusprechen, treibt eine dadurch in den Alkoholismus und einen zum Selbstmordversuch.
    Ist jetzt nicht grade die beste Art an dieses Thema heranzuführen.
    Fand die Serie unterhaltsam , aber ebend nicht grade besonders gut in Hinblick auf dieses Thema.

    • komisch, du bist bisher der einzige der das genauso sieht wie ich, wir stellen wohl eine minderheit dar.
      es lässt sich wohl nur so erklären „die jugendlichen machen sowas halt heutzutage“.
      mir ging es auch so als sie auf die party von dem kerl geht obwohl sie eigentlich 1000 gründe dagegen in den letzten 12 folgen aufgezählt hat.
      ich weiß nicht, ich würde die serie wohl ganz intuitiv in die „backfisch-ecke“ stellen, alles auf drama gebürstet.

      • edit: was mir gerade noch zum thema „erzähl es halt den freunden“.
        die ganzen „freundschaften“ in der serie wirken verdammt „künstlich“ was ich schon fast klischeehaft an amerika sehen würde. die einzige freundschaft die ich als solche bezeichnen würde war tony und sein freund. die waren, gerade in der letzten folge wirklich füreinander da, weit tiefer als der rest der „freunde“

  12. jop, sehe ich genauso. finde toll, wie die serie das thema mobbing aufgreift! vielleicht erreicht das thema so die jugend und es wird mal darüber nachgedacht. denke schon, dass das einen effekt hat!

  13. Ich persönlich finde die Kritik an der Serie nicht ganz unberechtigt. Sie romantisiert Selbstmord und zeigt gerade labilen Jungendlichen einen weg „um es allen nochmal richtig zu zeigen“. Andererseits stimme ich dir vollkommen zu das es genauso Mobbern zeigt was ihre Aktionen bei ihren Mitschülern anrichtet.
    Das Problem an der ganzen sache ist aber dann wieder, was tun?
    Es zu verbieten wäre vollkommen übertrieben und wenn man es als FSK18 einstuft, dürften es beide Gruppen nicht mehr sehen. Andererseits könnte man es dann auch gleich lassen, da sich sowieso niemand an irgendwelche FSK Regelungen hällt.

  14. Ich finde die Serie ebenfalls sehr gelungen.
    Ich habe zu Schulzeiten auch jahrelang unter heftigem Mobbing gelitten. Ic weiß nicht ob es den anderen schlichtweg nicht bewusst war wie sehr sie mir mit ihren „Scherzen“ wehtaten oder ob es ihnen schlichtweg gleichgültig war. Oder ob sie einfach nur gehässig waren.

    Es erschreckt mich immer wieder wenn Erwachsene zwar sagen Mobbing ist im Allgemeinen ein Problem aber dennoch häufig den Satz äußern: „So was gibt es bei uns nicht.“

    *Vorsicht, kleiner Spolier*

    Und wie man in der letzten Folge ja gesehen hat, ist es auch sehr schmerzhaft wenn jemand versucht sich zu öffnen und dann so zurückgewiesen wird. Aber durch Wegschauen verschwindet ein Problem nicht, es wird nur immer größer. So lange bis man es eigentlich nicht mehr übersehen kann. Und trotzdem versuchen viele dann noch wegzusehen.
    Sehr traurig. 🙁

  15. Die Behörden bestätigen doch lediglich die Warnung, die vor den entsprechenden Folgen auch auf Netflix gezeigt werden?

  16. Da kann ich nur voll und ganz zustimmen. Als ob etwas „anstößiges“ oder „fremdes“ zu thematisieren der falsche Weg ist. Da auch ich meine Ausbildung im pädagogischen Bereich vollzogen habe, kann ich da wirklich nur sagen: Etwas zu thematisieren, zu erläutern und VERSTÄNDLICH zu erklären ist der richtige Weg, präventiv gegen Mobbing, Selbst- und Fremdenhass etc vorzugehen.

    Von der Serie habe ich selbst nur Bruchstücke aufgeschnappt, da meine Freundin sie guckt, aber ich muss sagen, die Serie hat da einen guten Ansatz.
    Die Macher und die Konsumenten profitieren gleichermaßen. Zum einen ein super spannendes Konzept, welches die Serie an den Tag legt, das bringt Einschaltquoten. Zum anderen wird etwas thematisiert, was den Konsumenten hilft zu verstehen, wie eine solche Situation entsteht und welche Faktoren eine Rolle spielen.
    „Alles verstehen heißt, alles verzeihen“. Das sollte man sich doch ab und zu zu Gute führen =)

  17. Nein Steve. Beim schauen (besonders des Schlusses) hatte ich denselben Gedanken wie die Kritiker. Das liegt schlicht und ergreifend am Werther-Effekt der gut belegt ist. Daa Problem daran ist nicht, dass darüer gesprochen wird, sondern die explizite Darstellung.
    Das sage ich als jemand der Serie richtig gut fand.

    • Eher im Jahre 1774 – da kam nämlich „Die Leiden des jungen Werther“ von Goethe raus, welches eine Suizidwelle nach sich zog. Man stellte im 20. Jhd auch fest, dass es einen messbaren Anstieg der Selbstmordraten gab, wann immer ausführlich über Selbstmorde prominenter Personen berichtet wurde, was den Begriff „Werther-Effekt“ prägte.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here