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Forscher waren an der Aufgabe gescheitert, nun haben Computerspieler die Struktur eines kompliziert gefalteten Proteins aufgeklärt. Dank einer frei verfügbaren Spielsoftware bauten mehr als hundert Einzelpersonen und Gruppen am 3-D-Modell mit, das neue Aids-Medikamente ermöglichen soll.

Wie ich bereits in der Vergangenheit mehrfach schrieb: Es herrscht ein unglaubliches Potential in der Gamer-Szene. Viele von uns werden als Nerds mit Sozialstörung abgetan und für die freie Wirtschaft als untauglich erklärt. Ich bewege mich jetzt seit über zehn Jahren in dieser Szene und weiß, was die Leute hier mit passender Motivation alles leisten können. Sollte ich in meinem Leben doch mal irgendwann groß rauskommen, werde ich in meiner Firma nur Gamer und Nerds arbeiten lassen *zwinker*. Aber zurück zum Virus-Enzym…

Im Kampf gegen das HI-Virus setzen Forscher auch auf Medikamente, die sich gezielt an bestimmte Bestandteile des Erregers koppeln und so die weitere Vermehrung und Ausbreitung verhindern. Um solche passgenauen Wirkstoffe entwickeln zu können, muss man jedoch die dreidimensionale Molekülstruktur genau kennen. Und das ist bei aus Hunderten oder Tausenden Aminosäuren bestehenden Proteinen alles andere als einfach. Nun berichten Wissenschaftler über einen Durchbruch, der ihnen mithilfe von Computerspielern aus der ganzen Welt gelang. Die Gamer nutzten die Software Foldit, mit der sich Moleküle am Computer virtuell als 3-D-Modell zusammenbauen lassen. Virenforscher hatten zuvor vergeblich versucht, mit Computerhilfe die Struktur eines Enzyms aufzuklären, das eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Vervielfältigung des Aids-Virus spielt. Schließlich wandten sie sich an die Foldit-Community – mit Erfolg. Binnen drei Wochen gelang den Gamern, woran die Forscher seit Jahren gescheitert waren. Mehr als hundert Einzelpersonen und Spielergruppen waren beteiligt. Zwei der Gruppen, die entscheidende Impulse für das Auffinden der Struktur lieferten, werden in dem „Nature“-Fachartikel auch als Autoren genannt: die Foldit Contenders Group und die Foldit Void Crushers Group.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir bereitet es große Freude und Genugtuung so etwas zu lesen. Nicht nur, weil es ein großer Schritt in der Aidsdforschung ist, sondern vor allem deshalb, weil über uns Gamer auch mal in einem positiven Zusammenhang berichtet wird. Ich hoffe für die Zukunft sehr, dass auch andere Bereiche und Firmen das Potential der Gamer-Community erkennen und sich weitere Zusammenarbeiten auch in anderen Bereichen entwickeln.

Quelle: Spiegel.de


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17 KOMMENTARE

  1. „Sollte ich in meinem Leben doch mal irgendwann groß rauskommen, werde ich in meiner Firma nur Gamer und Nerds arbeiten lassen *zwinker*. “

    HA ha ich stell mir das Bewerbungsgespräch vor: *auch zwinker*
    Krömer: “ Sie glauben also das sie der richtige Mann für unsere Firma sind, was macht sie da so sicher?“

    Bewerber: „Ich habe so ziemlich alles Studiert was man studieren kann.“

    Kröner: „aso und haben sie schonmal Black Temple vor der damaligen nerf Keule gecleared?“

    Bewerber: Ähm nein damals war ich mit meinen Studien beschäftigt“

    Krömer: „Dann raus aus meinem Büro! Scheis Sttreber!“

  2. Um es vllt. etwas klarer auszudrücken: Die Leute, die da mitgemacht haben, müssen nicht zwangsläufig Computerspieler gewesen sein.

    Dieses Programm FoldIt gehört zu Foldit@home. Foldit@home faltet Proteine per Zufall. Das 3D-„Spiel“ war ein Versuch zu gucken, ob Menschen nicht diesen Zufall des Rechners (wir gucken 10.000.000.000 Mal wie man es faltet und merken uns die energetisch günstigste Konfiguration) durch menschliche Intelligenz zu ersetzen (Menschen sehen und verstehen recht schnell, ob eine Änderung negative Folgen hat und probieren sie erst gar nicht aus)

    Damit da Leute mitmachen, gab es natürlich Highscore etc. Also Forschung durch ein Game. Allerdings fällt nicht jeder, der da mitgemacht hätte, unter die Bezeichnung „Gamer“.

    Es herrscht ein unglaubliches Potential in der Gamer-Szene.
    Da werden Rentner, Manager etc mitgemacht haben. Da haben Leute mitgemacht, die noch nie ein Computerspiel angefasst haben. Es ist aber „Forschung als Spiel“. Deswegen die irreführende Bezeichnung durch den Spiegel. Die Leute, die da mitgemacht haben, müssen keinerlei Verbindung zur übrigen „Gamercommunity“ haben, wie sie auf Messen, in Foren und auf Seiten wie justnetwork rumlaufen.

    Es ist also das „Potenzial der ganz normalen Leute, die mal am PC sitzen“

    • jop, das Spiel hat bis auf den Highscore und die Aufmachung mit Tutorial nichts mit sonstigen Computerspielen zu tun. Mit der Gaming Community verbindet es erst recht nichts, von daher ist es alles andere als angebracht sich hier als Gamer mit stolzgeschwellter Brust hinzustellen.
      Gute Publicity für Gamer ist toll, aber dann bitte auch verdient.

    • Kommisch das für dich bei Computerspielern keine Unterschiede gibt. Ich kann mir gut vorstellen das Leute die gerne Puzzel, mit Legosteinen rumgebaut haben und gerne Portel spielen zusagt.
      Zu deiner Argument:
      Ja, aber da das Spiel nur im Internet verbreitet/angeboten wird, ausgenohmen einer Fachzeitschriften (Spektrum der Wissenschaft), ist das nicht so weit verbreitet das man sagen könnte jeder Mensch würde über das Spiel stoplern.
      Die Wahrscheinlichkeit das gaming-affine Leute die du als Gamer bezeichnen würdest dieses Spiel finden und anspielen sollte also doch größer sein als ich zitiere : „ganz normale Leute die am PC sitzen“.

      Gameing ist für dich nichts für ganz normal Leute? Ich würde da nicht differenzieren. Es gibt halt verdammt viele Interessen.

  3. Njoa, es ist insofern hochinteressant für Firmen, dass Gamer tatsächlich arbeit kostenlos leisten, solange man es gut „verpackt“. Eine schöne GUI und ’ne Motivation, es zu probieren und schon hat man ’ne Menge Leute am Haken…

  4. Mal schauen ob das morgen auch so positiv in der tageszeitung steht 😀
    Oder mit ner Überschrift wie: „Mehr als 100 Dauerzocker verbringen mehrere Wochen dauerhaft vorm PC“ dann noch was von glücklicher Zufall darein und man hat das Klischee fast wieder hergestellt.

  5. Wer mitspielen will sollte gut English können. Ausser es gibt jetzt ne Übersetzung. War vor 4 Monaten noch nicht so.
    Chemiekenntnisse bringt aber nur etwas wenn ihr Wissen über Chemische Wechselwirkungen (Stichwort: Wasserstoffbrücken, London-Dispersionskrafte) habt.
    Geht aber auch ohne. Man muss dann halt probieren.

    http://fold.it/portal/user/register

  6. da bin ich selbst BC-Doktorand und passionierter Gamer und hab noch nie was von diesem Spiel gehört? Unfassbar.

    Coole Sache und Glückwunsch an die Tüftler. Ein in „Nature“ veröffntlichtes Paper macht sich immer gut.

  7. Applaus .. 🙂
    Super Arbeit von den Gamern .
    Also hätte man auch schon vor Jahren soweit sein können .
    Wieder so viel Zeit verschwendet .
    Naja besser spät als nie .

  8. Da stellt sich insgeheim doch ein gewisser Stolz ein, auch wenn man nicht direkt beteiligt war.
    Auf alle Fälle ein riesen Erfolg für die Forschung und auch für die Gamer.
    Jetzt kann man nur hoffen, dass das viele lesen und sich überlegen ob man nicht mehr Probleme auf eine ähnliche Weise angehen könnte.

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