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Er will „keine Revolution“, aber etwas bewegen will er schon. Robert Rauh, Berlins gerade erst ausgezeichneter „Lehrer des Jahres“, nutzt seine neue Popularität, um einen schon länger gehegten Plan umzusetzen: Er will Unterstützer suchen für eine große Reformbewegung, die nicht bei ideologischen Fragen ansetzt, sondern bei den Rahmenbedingungen […] In dem Zehn-Punkte-Katalog findet sich Altbekanntes neben Innovativem, vieles kostet Geld, aber es gibt auch kostenneutrale Vorschläge:

Organisation

Mit Hinweis auf die Hirnforschung votiert Rauh für einen späteren Unterrichtsbeginn. Schulen sollen selbst entscheiden können, wann zwischen 8.30 und 10 Uhr die erste Stunde beginnt […] Große Unterstützung dürfte es für den Vorschlag geben, kleinere Klassen mit maximal 25 Schülern einzurichten […] Ebenfalls zum Bereich „Organisation“ gehört die Abkehr von der 45-Minuten-Stunde.

Investitionen

Rauh fordert Investitionen in Personal, Gebäude und technische Ausstattung. Dazu gehört, dass es in sozialen Brennpunkten kostenlose Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfeunterricht und zusätzlichen Sprachunterricht gibt […] er fordert Investitionen in Kantinen und Pausenräume sowie in „zeitgemäße IT-Infrastruktur“ inklusive Touchpads mit guter Unterrichtssoftware.

Reduktion

Der umtriebige Geschichtslehrer, Schulbuchautor und Moderator will den Bildungsföderalismus beibehalten, was ihn nicht davon abhält, eine stärkere Vereinheitlichung zu fordern. Dazu gehört, dass sich auch die letzten Bundesländer von ihren Hauptschulen verabschieden sollen […] Darüber hinaus soll es vergleichbare Prüfungsanforderungen beim Mittleren Schulabschluss und beim Abitur geben. Der beschlossene gemeinsame bundesweite Pool mit Abituraufgaben könne nur ein Anfang sein. Zudem sollten die Beschäftigungsverhältnisse der Lehrer vereinheitlicht werden.

Kann es sein, dass ein Großteil der Forderungen des „Lehrers des Jahres“ schlicht und einfach mit „mehr Investitionen“ zusammenzufassen sind? Abgesehen von wenige Ausnahmen sind das alles keine revolutionären neuen Forderungen, sondern schlicht Dinge, die man bisher nicht umsetzen konnte, weil einfach kein Geld dafür da war. Es gibt wohl keine Schule und keinen Lehrer, der sich gegen eine moderne IT-Ausstattung wehren würde, oder? Da Einzige, was mich wirklich freudig nicken ließ, war die Forderung nach einem späteren Beginn des Unterrichts.

Was meint Ihr dazu?

Quelle: Zeit.de


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32 KOMMENTARE

  1. das system hat sehr viel mehr probleme als nur mangelnde investition…
    das system braucht eine völlige rundumerneuerung… einfach regelmäßig neuen inhalt in den lehrplan und gleichzeitig zeit kürzen kann doch nicht gehen.
    zumal nach 10 jahren außer grundrechenarten und ein bisschen rechtschreibung nichts von wert übrig ist.

    dann doch lieber anfangen und gleich gezielter nach fähigkeit und interesse unterrichten. vielleicht die ersten drei jahre darauf verwenden, soziale fähigkeiten und rechtschreibung zu trainieren und das interesse am lernen zu lehren und dann sehen wies weitergeht.
    bisschen flexiblere stundenpläne, naturwissenschaften für die einen, kunst und musik für die anderen, sprachen für wer es halt gern will.

    so viele probleme wie so ein system bringen kann, viel schlimmer als das system das momentan vorliegt kann es doch kaum werden

  2. Der Mann bezieht sich auf die Hirnforschung, wenn es um den späteren Unterrichtsbeginn geht, ignoriert aber konsequent die empirisch belegte Tatsache, dass kleinere Klassen allein nichts ändern? Sauber.

    Hey, als angehender Lehrer fänd ich kleinere Klassen und mehr Investitionen auch super. Das Ganze nützt aber einen feuchten Scheißdreck, wenn man nicht endlich mal in der Lehrerbildung ansetzt. Ich studiere in Baden-Württemberg – da machen pädagogische und didaktische Studieninhalte ganze 6% des Studiums aus. Bevor es um Investitionen geht (die eh nicht getätigt werden; wir kennen doch unsere Bundesregierung, auch die kommende!), könnte man doch einfach mal dafür sorgen, dass nicht nur im Fachlichen die Spreu vom Weizen getrennt wird, sondern dass man auch mal VOR Praxissemester und Referendariat diejenigen auf den Unterricht vorbereitet, die das Lehren eben nicht „im Blut haben“.

  3. Was mir gerade noch so einfällt. Das Dorf, in dem ich als Kind aufgewachsen bin, hatte stets eine eigene Grundschule. Jede Jahrsgangsstufe hatte max 10 Schüler. Zu Fuß betrug der Schulweg pro Schüler max. 10 Minuten. Finanziert wurde die Schule zu 100% von der Gemeinde als Schulträger. Jede Klasse hatte einen PC und war bereits früh mit Beamern etc. ausgerüstet. Da die Gemeinde stinkreich war, war auch die Schule immer State-of-the-Art ausgerüstet.

    Vor ein paar Jahren kam dann die Landesregierung von Schleswig-Holstein auf die glorreiche Idee das Schulgesetz derart zu ändern, dass solche Schulen nicht mehr bestehen dürfen. Die Gemeinde wurde von der Landesregierung aufgefordert die Schule zu schließen und die Schüler gefälligst in die Nachbarstädte zu schicken – mit Schulwegen von 30 Minuten.

    Ein Jahr lang wurde die Grundschule noch als „Außenstelle“ einer Grundschule der Nachbarstadt toleriert, sollte dann aber endgültig schließen. Ging, dann soweit das es im Dorf die erste Demonstration der 800-jährigen Dorfgeschichte gab.

    Das Ende vom Lied ist, dass die Grundschule von der Gemeinde ausgebaut wurde, so dass nun 25 Schüler pro Klasse unterrichtet werden können, die Gemeinde ein Busunternehmen beauftragt hat, um Schüler aus den Nachbardörfern zu der Dorfschule zu kutschieren. Jetzt erfüllt die Dorfschule die Mindestgröße und darf bestehen bleiben.

    Ich wohne da leider seit 10 Jahren nicht mehr, aber ich finde das ganze einfach nur traurig.

    • Das heißt du willst lieber, dass alle in dem Dorf, was „stinkreich“ ist, bessere Bildungschancen haben, nur weil sie reich sind? Wie asozial ist das denn?

      • Ich denke eher mal, was er damit sagen wollte ist: wieso ein bestehendes System, was funktioniert und sich mehr oder weniger selbst am Leben hält kaputtmachen, um es durch eine schlechtere, aber allgemeinere Alternative zu ersetzen?

        Und ich verstehe nicht, was daran bitte schlecht ist? Wenn die Gemeinde nun mal das Geld hat, eine Schule zu finanzieren, warum soll sie das nicht machen? Und wie er ja geschrieben hat, scheint die Schule ja ihr Einzugsgebiet vergrößert zu haben, sprich, es gehen jetzt mehr Schüler da hin.

        • Indem er es schade findet, dass die Schule nicht mehr der Elite gehört, sondern dem vulgärem Pöbel, stellt er sich doch selbst als egoistisches Arsc**** dar. Es gibt viele Gemeinden, die sich das nicht leisten können, was aber nicht daran liegt, dass sie schlecht wirtschaften, sondern dadurch, dass sie das Glück nicht haben so reich zu sein. Wieso sollten die, die einfach nur Glück haben, bessere Bildungschancen haben? In Deutschland ist die Abhängigkeit der Bildung vom Geldbeutel immer noch sehr groß. Da finde ich jede Angleichung gerechtfertigter als eine Beibehaltung des „Unrechts“. Sicherlich wäre es viel schöner, wenn man eine neue Schule gebaut hätte, damit jeder in so einer utopisch schönen Umgebung lernen könnte. Nur ist das bei Lobbysten und Geschmierten im Bundestag ungewollt, da es nicht wirtschaftlich ist.

  4. Wenn die Bildung unsere Zukunft ist, ist es einfach nur geheuchelt, wenn irgendein Politiker verspricht mehr in Bildung zu investieren. Das hörte man doch alle 4 Jahre. Ein altes gammeliges System (Bild mit Affe Fisch und Giraffe die einen Baum erklimmen sollen)
    Naja ich habe das Gefühl das mit CDU/CSU eh keine Hoffung auch nur greifbar ist. Die haben Angst vor der Jugend und eine reiche Bonzengöre hat notfalls ja den privaten Nachhilfe Lehrer oder den Onkel der Doktor der Mathematik ist…

    Finde alle Punkte die vorgeschlagen worden gut. Späteres Aufstehen ist definitiv hilfreich. Allein um den Berufsverkehr von Schüler zu trennen. Einziges Problem an dem späteren Beginn ist das spätere Ende, was bei manchen Schülern ja jetzt schon um die 16 bis 17 Uhr rum liegt.

    Deswegen frag ich mich ob eine Reform reicht…

  5. Hey Steve,
    als langjähriges Communitymitglied und als jemand, der den „Lehrer des Jahres“ persönlich sehr nah steht sowie dass ich selbst angehender Lehrer bin, gebe ich mal einen kurzen Kommentar dazu ab.

    Die Unterschriftenaktion ist in meinen Augen sehr wichtig auf Bildungsebene, um endlich mal ein Ausrufezeichen zu setzen. Denn die Politik hat es in den letzten Jahren versäumt mehr in die Bildung zu investieren, sondern ging eher den entgegengesetzten Weg und kürzte gar die Mittel. Natürlich Steve benötigt man viele Investitionen, um die Mängel der letzten Jahrzehnte weitesgehend anzupacken.

    Also die Punkte kommen alle nicht von ungefähr. Sie haben alle ihren Zweck, da darf nun jeder etwas von halten wie er möchte, daher sollen auch nur die unterzeichnen, die mit den Punkten konform gehen.

    MfG

  6. Definitiv ist das alles mit „mehr Investition“ zusammenzufassen. An meiner alten Schule wurde gerade mal richtig Schotter in die Hand genommen, weil ein Gebäude eh auseinandergefallen ist. Jetzt haben unsere 5. und 6. Klässler überragende Unterrichtsräume, die nach neuesten pädagogischen Richtlinien errichtet wurden…sieht schon sehr sick aus.

    Zum spätereren Unterrichtsbeginn:
    Es würde definitiv helfen! Natürlich bleiben die Schüler dann hintenherum länger wach, aber jetzt als Student merke ich trotzdem einen Unterschied, ob ich um sieben Uhr aufstehe oder um elf Uhr. Woran genau das liegt, obwohl ich doch bei beidem ca. acht Stunden schlafe weiß ich nicht, vielleicht an der Helligkeit.

    • Kann ich aber auch bestätigen. Jetzt in meiner Studienzeit komm ich eigentlich zu weniger Schlaf. Aber alleine die Tatsache, das ich nicht um 6, sondern erst um 8 raus muss, ist schon entspannender. Auch wenn ich die meisten Tage dann bis 4 in der Uni hocke, weiss ich aber dann doch, dass der Abend dadurch länger wird.

  7. Wie wäre es mit Wertevermittlung, Geschichtsbewusstsein und Kreativität oder Demokratieverständnis, Allgemeinbildung und Förderung der kognitiven Potenz. Dazu muss das Geschwür (die Wirtschaft) aus den Schule entfernt werden. Wir brauchen Querdenker, Nervensägen, Kritiker und vor allem muss der berufsbezogene Unterricht raus. Die Kinder sollen erwachsen werden, nicht aber in eine Sache untrennbar verwachsen.

    • Tut mir immer in der Seele weh, wenn jemand wieder manisch wettern muss, wo es nichts zu wettern gibt. Alleine schon „Geschichtsbewusstsein“ anzuführen grenzt in unserem Land an unfassbarer Ignoranz bzgl. des tatsächlichen Unterrichts.

      Hier möchte jemand auf Teufel komm raus aufrütteln.

      • Aufrütteln ist auch wichtig. Anscheinend sind alle im Tiefschlaf oder werden durch Schmiergelder eingeschläfert. Hätten wir richtiges Geschichtsbewusstsein, würde die Welt von Menschen mit Visionen geleitet und nicht von Leuten, die versuchen alles für sich zu behalten!

        • Geschichte wird aus meiner Sicht zur Genüge unterrichtet. In der Mittel- und Oberstufe hat bei uns jeder Lehrer außerhalb der Naturwissenschaften immer geschichtliche Bezüge der Thematiken hergestellt.
          Wieso aber ein Geschichtsbewusstsein wichtig sein soll für ein Umkrempeln der Wirtschaft, wage ich mal zu bezweifeln. Was man dafür braucht, ist eine eigene Meinung, einen eigenen genutzten Verstand. Klar, es ist für jeden wichtig zu wissen, wo er herkommt, um zu wissen, wohin es geht. Aber wenn sich jeder Mensch nur an der Vergangenheit orientiert, wird es besagte von dir geforderte Freidenker nicht geben.
          Achja, eine kleine Anmerkung: die Wirtschaft wird ja in deinen Augen von machtgierigen Personen geführt. Glaubst du ernsthaft, einer von denen würde einen solchen Visionär hochkommen lassen? 😉 Der würde ihm doch seine ganze Macht nehmen.

          • Mit Geschichtsbewusstsein meine ich wie gesagt nicht, dass man, was passiert ist, sondern überlegt, wie man es hätte verhindern können, besser machen können oder ob es so perfekt ablief. Außerdem geht es ja darum, dass jeder kritisch denkt und nicht nur das nachplappert, was ein anderer sagt. Immerhin sind ja die ganz oben, die dieser Art sind, sonst wären sie ja nicht da oben. Wenn aber jeder so wäre wie sie, was wären sie dann noch? Also muss gewährleistet bleiben, dass jeder ihmselbst folgt und nicht selber denkt und darauf gehen wir gerade zu. Ich kann mich an Schüler erinnern, die sämtlich Enzyme mit ihrer Wirkung auswendig aufsagen konnten, aber nicht wussten, was man aus dem Wissen macht, außer es in einen Lückentext einzufüllen. Es gab nur drei Fächer, in denen es wirklich gefordert war, dass man frei denken MUSSTE, weil man sonst nicht zur Lösung kam. Das waren Latein, Griechisch und Philosophie. In allen anderen Fächern musste ich nur Schablonenwissen auswenig lernen, um gut zu sein. In diesen drei aber, musstest du noch kritisch denken, alles erfragen und logisch zusammenzimmern.

            Noch einmal: Geschichtsbewusstsein hat nichts mit dem Faktenwissen, Verlauf und nur Ursachen des Geschehene zu tun, sondern Maßnahmen zur aktiven Prävention des unmittelbar bevorstehenden Schadenseintritt von katastrophischen Dimensionen und damit mein ich nicht nur WW2 und Nazideutschland.

    • Also im Punkt Allgemeinbildung stimme ich dir voll und ganz zu, es ist traurig zu sehen wie wenig davon bei Schülern der 12. Klasse an der Fachoberschule vertreten ist. Wobei das nicht nur an der Schule sondern vor allem am Mangelnden Interesse liegt..

      Aber dass Wirtschaft entfertn werden sollte sehe ich anders, ganz ernsthaft auch ein Kritisch denkender Mensch sollte doch vermittelt bekommen wie unsere Wirtschaft derzeit Funktioniert. Ohne dieses Wissen kann man sich nunmal keine Meinung bilden. Und zum Thema Geschichtsbewusstsein. Ich kann es nicht mehr hören. Seit der 8. Klasse wurde uns jedes Jahr in mindestens 1.Fach die Geschichte des 2. WK um die Ohren gehauen. Durchaus interessante Thematik, mit der ich micht auch Privat beschäftigt habe, aber ehrlich, ich kann es langsam nicht mehr hören.

      Und der berufsbezogene Unterricht, ist das einzige was mir geholfen hat eine Ausbildung zu finden die mir Spaß macht.

      Alles in allem, Allgemeinbildung ist Wichtig, eigene Meinungsbildung bzw Kritisches denken durchaus auch. Aber Nörgeln um des Nörgelns willen…nein danke.

      • Geschichtsbewusstsein heißt nicht, dass man über WW2 spricht, sondern das versucht besser zu machen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist, und das beizubehalten, was gut gelaufen ist. WW2 war ja nur die Folge daraus, dass sich niemand mehr für das interessiert hat, was sie selbst betrifft. Das war nur eigene Dummheit, andere Sachen sind viel lehrreicher als die Dummheit eines Volkes. Mit Wirtschaft aus dem Unterricht meinte ich nicht das Fach, sondern die Unternehmen und deren Hypnotiseure. Sicher ist es wichtig etwas über Oikonomie zu wissen. Warum ich aber die verschiedenen Finanz-(Abzocker-)Deals verstehen muss, war mir immer ein Rätseln, da sie nur darauf aufbauen, dass einer gewinnt und andere verlieren. In einer Oikonomie mit Verstand macht man Geschäfte, dass beide zu gleichen Teilen etwas davon haben. Und das ist bei den „Produkten“ (Produkte ist hier eigentlich falsch, da sie keinen materiellen Gegenwert haben) niemals der Fall! Berufsbezogen (auf einen Beruf hinarbeitend) ist der falsche Ansatz für eine Grundbildung. Praxis ist aber sehr wohl wichtig. Es geht mir dabei nicht um das Nörgel (anders die Grünen und andere), sondern darum, dass sich die Wirtschaft ihre Humunculi züchtet, die kein Gehirn haben, sondern einen Leistungsstarken Prozessor und schnelle so wie großen Speicher. Nur das entmenschlicht den Menschen und endet wieder in einer Schreckensherrschaft.

  8. Ein späterer Schulbeginn? Wozu soll das gut sein? Wenn die Schule später beginnt ist ja kein Schüler deswegen besser ausgeschlafen – die bleiben Abends einfach länger wach.

    Dazu kommt, dass z.T. sicher einige Eltern selber für die Beförderung zur Schule sorgen und ein später Beginn sich mit den eigenen Arbeitszeiten oft nicht deckt.

    Apropos Arbeitszeiten – auch für den Einstieg ins Berufsleben finde ich eine Gewöhnung an spätere Schulzeiten nicht gut. Die meisten Arbeitnehmer beginnen auch gegen 8 mit der Arbeit – im medizinischen Bereich oder im Handwerk ist es oft deutlich früher.

    • Es geht darum, dass Pupertierende einen anderen Rhythmus haben als Erwachsene. Die frühe Zeit der Schule ist noch ein Relikt (genau wie die 45-Minuten Intervalle) aus kirchlichen Zeiten, wegen der Betzeiten der Mönche/Pirester… Von daher ist es sinnvoll nachzudenken den Schulbeginn nach dem Biorythmus auszurichten und nicht nach willkürlich gesetzten Zeiten.

      • Kurze Frage, da wir bei Relikten aus der Kirchenzeit sind, die abgeschafft werden sollen:
        gehst du sonntags arbeiten? 😉 Oder an Weihnachten? Oder Ostern? 😉 Wenn ja, meine Hochachtung, du stehst zu deiner Einstellung. Wenn nein, solltest du vielleicht mal über die Kehrseite mancher Ansichten denken 😉

        Und nein, ich habe mit der Kirche absolut nichts am Hut. Ich sehe nur immer gerne beide Seiten einer Medaille, ohne mich direkt für eine zu entscheiden.

        • Die Feiertage haben neben dem religiösen Sinn einen allgemein gesellschaftlichen Sinn. Die Dreiviertelstunde ist einmal so festgelegt worden. Da aber die Lehrer weder morgens noch mittags beten müssen, ist die Einteilung aus heutiger Sicht willkürlich. Ich verstehe, was du meinst, dennoch sollte man schauen, was nützlich ist und übernommen werden muss, oder was heute willkürlich erscheint und verändert werden darf. So gesehen kann man aber auch die frühe Uhrzeit und die Dreiviertelstunde als Tradition, die sich fest in unsere Gesellschaft eingebrannt hat, ansehen.

          • Wobei die 45 Minuten dem Studium aber wieder näher kommen…meine Veranstaltungen gehen zwar alle auf dem Papier zwei Stunden, fangen aber eine Viertelstunde später an und hören auch eine Viertelstunde eher auf…“akademische Viertelstunde“ und so

          • Sicherlich hat es einen Sinn, man muss ja auch die Institute wechseln usw. Von den 45/90 min muss man ja auch nicht. Es hat keine Nachteil. Der Unterrichtsbeginn aber zu jetztigen Uhrzeit hat halt einen Nachteil. Pupertierende haben von ca 21-22Uhr eine Aktivphase und können eigentlich erst ab 23-24 erholsamen Schlaf finden, wenn sie dann aber schon um 6/7 Uhr aufstehen müssen, fehlt ihnen eine oder mehr Stunden an Schlaf. Uni soll ja gerade keine Schule sein, weswegen Bologna schon vom Ansatz her eine totale Katastrophe ist.

  9. Der Punkt mit dem späteren Unterrichts-Beginn ist doch ein Trugschluss. Dieser wird gefordert, da man herausgefunden, dass die Schüler erst um 9Uhr oder später richtig Leistungsfähig sind, aber auch nur, wenn sie um 7 oder so aufstehen. Würde man jetzt den Unterrichtsbeginn auf 9Uhr verlegen, würde der 0815 Schüler länger wach bleiben und erst um 8 aufstehen und seine volle Leistungsfähigkeit wäre erst um 10Uhr erreicht.
    Hier sollte man vielleich darüber nachdenken verpflichtende Veranstaltungen um 8Uhr einzuführen, die weniger mit lernen als mit Schulgemeinschaft zu tun hat ähnlich dem amerikanischen/englischen System. So könnte man sicherstellen, dass die Schüler rechtzeitig aufstehen und dann voll Aufnahmefähig in den Unterrichtstag einzusteigen

  10. „Alle Länder sollen sich zudem auf eine Reduzierung der Lerninhalte einigen. Die Inhalte sollten auf ihre „zeitgemäße Relevanz“ hin überprüft werden.“

    Mit dem Turboabitur wurden die Stundenpläne nicht entrümpelt. Wir Lehrer brauchen wieder mehr Möglichkeiten den Unterricht auch so zu gestalten, dass wir das Wissen nicht nur kurzzeitig in die Hirne der Schüler prügeln müssen. Insofern halte ich diesen Punkt in seinen Forderungen für wichtig.
    Wir geben z.B. unverhältnismäßig viel für die Erstellung der Zentralabitursaufgaben aus und es sind am Ende doch immer mal wieder Fehler drin… da kann man doch verlangen, dass davon etwas in eine Kommission gesteckt wird, die Unterrichtsthemen auf ihre Relevanz überprüft und so den Schülern die Zeit gibt auch für das Leben zu lernen und nicht nur für die nächste Schularbeit.

  11. Tatsächlich ist schon seit vielen Jahren bekannt, dass die Schule in Sachen Leistungsfähigkeit der Schüler eigentlich zu früh beginnt. Allerdings steht einem späteren Beginn einfach der praktische Nutzen im Weg.

    Viele Eltern sind berufstätig und profitieren von dem etwas früheren Start der Schule im organisatorischen Sinn. Der Arbeitsmarkt ist einfach überhaupt nicht auf eine 9-Uhr-Schule oder noch später eingestellt. Deswegen fasst das auch keiner wirklich aktiv an.

  12. Vieles ist einfach eine Geldfrage, da hast du recht, aber das darf schon mal gefordert werden, weil der Teil des Bundeshaushalts, der für Bildung „drauf geht“ viel zu gering ist. 13,7Mrd.€ klingt erstmal nach recht viel, aber davon fließt nicht alles direkt in Schulen; nur 3,3Mrd.€ fließen in „Leistungsfähigkeit des Bildungswesens und Nachwuchsförderung“. Das heißt von den 4,42% unseres Haushalts wird wiederum nur ein Viertel in Schulen gesteckt. Nennt es eine Milchmädchenrechnung aber ich finde, das ist schon aussagekräftig!

    Auch finde ich es gut, dass solche Forderungen (also nicht nur die fiskalischen) mal von Seite des Volkes kommen und nicht nur von populistischen Politikern, die am liebsten in jedem Wahljahr das Bildungssystem ihres Bundeslandes umkrempeln würden, wenn es sie in ein besseres Licht stellt, unabhängig davon, ob es vernünftig ist, oder nicht.

  13. Den Organisationpunkt finde ich seltsam:
    25 Schülerklassen sind bei uns immer angestrebt, aber nicht immer durchführbar, dagegen finde ich es falsch, die erste Stunde so spät anfangen zu lassen, 7:30 ist vollkommen ok, ausnahmen vlt bei Dorfschulen, wo alle Kinder ne Stunde Schulweg haben, da dann halt erst zur 2. Stunde. Genau das gleiche mit den 45min Stunden, ist eigentlich perfekt, wir hatten dann viele Doppelstunden einfach in der Abiturstufe, ergo 90min wie im Studium, dass passt perfekt.

    Investitionen find ich so sinnvoll.

    3. Punkt, cih denke, die schlechteren Bundesländer im Pisaschnitt sollten sich vornehmlich das Schulsyswtem von Sachsen und Bayern anschauen um ihr eigenens zu verbessern. Ebenfalls könnte man zwischen Sachsen und Bayern zusammenarbeiten um auf ein Schulniveau wie zum Beispiel in Finnland zu kommen.

  14. Klingt alles gut, auch der spätere Beginn. Leider ist der spätere Beginn auch damit verbunden, dass man einen späteren Schulschluss hat. Ich finde es schon schlimm genug, dass inzwischen sogar teilweise Kinder aus der 7. bis 10. Klasse bis 16 Uhr und länger in der Schule bleiben müssen und danach sogar noch Hausaufgaben haben. Wann sollen sie denn dann noch Kind sein ? Wenn man Morgens um 9 Uhr Schule hat und bis 17 Uhr bleiben muss, was bleibt einem noch vom Tag ? Wann geht man zum Sport ? Wann trifft man sich mit Freunden ? Wann kann man sich einfach mal entspannen ?

    Ich sehe das an meinem kleinen Neffen. Er ist 11 und seit dem neuen Schuljahr muss er fast jeden Tag um 7:45 Uhr in der Schule sein und meistens geht es dann bis 15:30, nur an einem Tag geht es von 10 Uhr sogar fast bis 17 Uhr und an einem von 7:45 bis 12:30. Er hat also ausserhalb des Wochenendes nur einen Nachmittag um wirklich etwas in der Freizeit zu machen. Ich finde für einen 12 Jährigen ist das schon fast Folter.

    (Er geht aufs Gymnasium und durch das tolle Abi in 8 Jahren, sind da ne Menge Stunden dazugekommen im Gegensatz zu früher, wo einfach ein ganzes Jahr mehr Zeit war).

    Finde das ist ein Zweischneidiges Schwert. Klar lernen die Kids ausgeschlafen länger, aber dadurch das die Schule länger geht, bleiben sie auch Abends länger wach um überhaupt noch was vom Leben zu haben, also schlafen sie im Endeffekt wahrscheinlich kaum mehr als Vorher.

    • Das ist natürlich alles richtig was du sagst, aber viele Eltern finden das gar nicht so toll, wenn ihr Kind vor ihnen nach Hause kommt. Heutzutage wollen eben beide Elternteile arbeiten und da ist das dann ganz praktisch, wenn man die Kleinen dann solange in der Schule deponieren kann. Weil ich Leute aus dem Schulumfeld kenne, weiß ich, dass es regelmäßig Ärger gibt, wenn die Kinder zu früh nach Hause dürfen. Der Trend geht ganz deutlich in Richtung Ganztagsschule und das nicht nur wegen dem G8.

  15. Mein Professor für Politische Wissenschaften zitierte stets Andreas Schleicher:

    „Wenn wir die Kinder des 21. Jh. von Lehrern mit einem Ausbildungsstand des 20. Jh. in einem Schulsystem unterrichten, dass im 19. Jh. konzipiert wurde, dann kann das so nicht funktionieren.“

    Statt ständige Bildungsreformen brauchen wir eine Bildungsrevolution. Unser Bildungssystem krankt an chronischer Unterfinanzierung. Ich glaube, dass viele Schulen und viele Lehrer das beste daraus machen, was ihnen zur Hand gegeben wird. Statt Milliarden in Drohnen zu stecken, sollte unser Bildungssystem der Zeit angepasst werden und viel mehr Geld an die Hand bekommen.

  16. „Es gibt wohl keine Schule und keinen Lehrer, der sich gegen eine moderne IT-Ausstattung wehren würde, oder?“

    Abgesehen vom Kollegium deiner „Schule des Grauens“ in Gronau. 😉

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