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In der Grundschule weinen die Kinder sehr oft. Als Lehrer, der sonst 5.-10. Klassen betreut, muss man sich daran erstmal gewöhnen. Vor allem sind manche „jungen Wilden“ wirklich „nah am Wasser gebaut“ und fangen wegen mir teilweise unverständlichen Gründen an zu weinen: Von Hinfallen, über im Sportunterricht verlieren, bin hin zu „der hat meine Lieblings Star-War Figur“ beleidigt, ist alles dabei. Ich hatte sogar schon einen kleinen Mann, der hat im Sportunterricht gepupst, alle haben es gehört, und es war ihm so peinlich, dass er direkt losgeheult hat. Ich in meiner Aufgabe als edler Ritter, bin dann durch die Furzfahne gelaufen und habe ihn getröstet. Heldenhaft, findest Du nicht?

Als Sportlehrer in der Grundschule braucht man gute Nerven. Nicht, weil die Schüler wild oder laut sind – das finde ich persönlich nicht schlimm. Es sind schließlich Kinder, und wenn sie im Sportunterricht nicht wild sein dürfen, wo denn dann? Was mir persönlich immer den Atem raubt, sind die Stürze und Zusammenstöße, die die Kleinen so hinlegen. Wir reden hier von teilweise Hollywood-reifen Stunts. Beispiel: Wir spielen ein Lauf- und Fangspiel. Kind A rennt vor dem bösen Fänger weg und guckt nach hinten. Kind B läuft neben seinem besten Freund und guckt ebenfalls nicht nach vorne. Beide rennen mit Vollgas ineinander – im schlimmsten Fall auch noch mit den Köpfen gegeneinander. Krömer sitzt auf der Bank, sieht das, kriegt nen Blutsturz und ist schon aufm Weg zum Telefon, um den Notarzt zu rufen. Plötzlich stehen beide Kinder wieder auf und rennen einfach weiter.

Es ist für mich eh ein Rätsel, wie die Kinder das teilweise machen. In diesem Alter haben die Jungs und Mädels noch die berühmten Gummiknochen – oder Superkräfte, ich bin mir da noch nicht sicher. Wenn ich mir anschaue, was die da teilweise für „Unfälle“ bauen. Unsereins würden da mit schlimmen Platzwunden oder Verletzungen rausgehen – aber die Kids stehen in 90% der Fälle einfach wieder auf und zwei Minuten später ist alles vergessen.

In den vier Wochen, in denen ich jetzt da bin, habe ich schon einige Tricks und Kniffe gelernt, wie man mit solchen Situationen umgeht. Regel Nummer 1: Wenn ein Grundschulkind weint, mach einen blöden Witz und es vergisst den Schmerz. Fallbeispiel vom letzten Donnerstag, Sportunterricht 1. Klasse: Männlicher kleiner Hulk rennt mit Vollgas gegen die Wand und weint ganz schrecklich. Ich stehe auf und versuche ihn zu trösten. Er weint laut und dramatisch. Ich nehme ihn kurz in den Arm und sage: „Hey, so schlimm ist das doch nicht. Es könnte vieeeeel schlimmer sein – stell Dir vor, Du wärst HSV-Fan!“. Der Kleine lacht ganz laut, wischt sich die Tränen ab und rennt weiter. Ein Traum!


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7 KOMMENTARE

  1. hehe der HSV Witz war klasse 😀

    Soweit ich weiss weinen kleine Kinder auch viel häufiger aufgrund des Schrecks, den sie bei einer Verletzung oder eines Unfalls bekommen und weniger wegen dem Schmerz, da sie erst noch lernen müssen mit solchen Situationen umzugehen. Daher funktioniert die Witz-Methode auch so gut, es bringt die Kinder-Welt direkt wieder in Ordnung und dann weiss man auch gleich, daß die Verletzung wirklich nicht schlimm ist.

    Und die „Gummiknochen“ sowie der „Babyspeck“ tragen ihren Teil dazu bei das weniger Schlimmes passiert. Vermutlich wird damit die höhere Verletzungswahrscheinlichkeit kompensiert, die Kinder haben, da die Motorik noch nicht so ausgeprägt ist.

    Jedenfalls habe ich das mal irgendwo so gehört.

  2. Baust du eine Werder Kaderschmiede auf? 😀

    Meine Freundin und ich haben gut gelacht. Warten schon gespannt auf den nächsten Leuchtturm. Weiter so!

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