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leuchtturmbanner

Die Leuchttürme sind auf meinem Blog sehr rar geworden. Woran liegt das? Wenn Du jeden Tag Deine Meinung zu irgendwas schreibst, dazu jeden Sonntag nen Podcast machst und auch noch regelmäßig vloggst, hast Du irgendwann einfach nichts mehr zu sagen. Ich weiß, dass Ihr dieses Format liebt, aber ich habe es immer nur genutzt, wenn ich wirklich etwas zu sagen hatte. Sowas kann man nun mal nicht erzwingen. Nun aber mal zum heutigen Thema…

Als junger und unerfahrener Lichking hörte ich regelmäßig von älteren Familienmitgliedern, wie viel besser früher alles war: Die Musik, der Sport, die Hobbys, die Menschen, einfach alles. Ich bin im Jahr 1974 geboren und durfte mir bis in die 90er diese Floskeln anhören. Um ehrlich zu sein, ging mir das Gelaber der „alten Säcke“ immer total auf die Nerven. Frei nach dem Motto: „Mich interessiert Euer Hippie-Gelaber nicht, lasst mich einfach meine eigene Musik hören und die Welt selbst entdecken“.

Heute bin ich 41 Jahre alt und erwische mich regelmäßig dabei, wie ich Menschen davon berichte, wie viel cooler früher alles war: Die Internet-Community, Computerspiele, der Fußball, die Musik und ganz besonders die Menschen. Liegt das nur an mir, oder ist das der Lauf der Dinge?

Versteht mich nicht falsch: Ich bin niemand, der in der Vergangenheit lebt. Auch wenn der ein oder andere Hater jetzt vergnügt aufgrunzen wird, so wird jedem Community-Mitglied (welches meinen Weg intensiver verfolgt hat), klar sein, dass ich jemand bin, der immer versucht, sich neu zu erfinden. Ich habe dutzende neue Projekte gestartet, Veränderungen durchgemacht und mit vielen verschiedenen Leuten zusammengearbeitet. Auch wenn ich im Privatleben große Veränderungen eher meide, so sehe ich mich in meiner Internet-Tätigkeit als jemanden, der sich nicht davor scheut, neue Wege zu gehen und auch Veränderungen vorzunehmen – ob diese immer sinnvoll oder erfolgreich waren, steht auf einem anderen Blatt.

Trotz der Tatsache, dass ich nicht in der Vergangenheit lebe, denke ich trotzdem oft an diese Zeiten zurück und schwelge in Nostalgie. Ich denke, das ist aufgrund unserer großen Erfolge zwischen 2006 und 2012 auch durchaus nachvollziehbar. Wenn ich jetzt aber mal auf andere Dinge schaue, die nicht direkt etwas mit mir zu tun haben, geht es mir ehrlich gesagt ähnlich: Computerspiele, Fußball, Musik, und vor allem die Mentalität der Menschen waren vor 10-20 Jahren aus meiner Sicht einfach wesentlich angenehmer. Computerspiele waren innovativer und abwechslungsreicher. Der Fußball war ehrlicher, Spieler konnten sich noch mit ihren Vereinen identifizieren – und es ging nicht nur ums Geld. Auch die Musik war abwechslungsreicher, und es gab sehr viel mehr Ideen und Trends. Und vor allen Dingen waren die Menschen noch wesentlich umgänglicher. Es gab noch kein Internet und keine Handys, also haben die Menschen noch sehr viel mehr miteinander geredet. Konflikte in der Schule wurden auf dem Schulhof geregelt und nicht über Whatsapp oder Facebook. So gut das Internet auch ist und so viele Möglichkeiten uns dieses neue Medium auch bietet, zwischenmenschlich und sozial hat es eine Menge kaputtgemacht.

Ich bin mir relativ sicher, dass sehr viele Menschen aus meiner Generation diese Aufzählung unterschreiben würden. Aus ihrer Sicht war früher alles besser. Im Umkehrschluss wird sich hier aber kein 20-Jähriger hinstellen und sagen: „Krömer, Du hast recht. In Deiner Jugend war alles besser!“ Warum auch? Er war zu dieser Zeit ja nicht mal auf der Welt. Aber wahrscheinlich wird er in zwanzig Jahren seinen Kindern erzählen, wie cool die 2010er-Jahre waren und wie scheiße die Gegenwart im Vergleich dazu ist.

Wir Menschen neigen dazu, Dinge zu idealisieren. Ob wir es wollen oder nicht, wir sind Romantiker und verbinden unsere positiven Erinnerungen und Erlebnisse mit bestimmten Dingen. WoW war damals natürlich besser als heute. Dass dies vor allem an der Atmosphäre lag und an den tollen Menschen, mit denen man es gespielt hat, tritt dabei in den Hintergrund. Wenn man ganz ehrlich ist, muss man eigentlich zu der Erkenntnis gelangen, dass sich WoW über die vielen Jahren extrem weiterentwickelt hat und heute ein sehr viel besseres Spiel ist als 2004. Trotzdem sehen wir „alten Recken“ das anders und faseln irgendwas davon, dass man mit bestimmten Änderungen das Spiel „getötet“ habe. Nur hat dies weniger was mit dem Spiel zu tun, als mit der Tatsache, dass das Spiel fast 12 Jahre alt ist, und sich die Atmosphäre der Anfangszeit nun mal nicht mehr herstellen lässt.

Der Lauf der Zeit lässt sich nun mal nicht aufhalten. Alles hat seine positiven und negativen Seiten. Siehe den Fußball: Natürlich stand früher das Geld nicht so sehr im Mittelpunkt wie heute, allerdings hatte man früher dafür auch nicht die Möglichkeit, jedes Spiel seines Vereines live vor dem Fernseher mitzuverfolgen. Es gibt da einfach kein schwarz und weiß. Früher war nicht alles besser, aber es war auf jeden Fall alles anders als heute. Und nur weil Menschen wie ich die damalige Zeit idealisiert haben, bedeutet das nicht, dass es automatisch auch besser war. Einige Dinge waren besser, einige Dinger waren schlechter. Was natürlich nicht heißt, dass ich mich in Zukunft hinstellen und großartig differenzieren werde. Wo kämen wir denn da hin, wenn man sagen würde: Früher war alles anders, einige Dinge waren besser und einige Dinge waren schlechter. Um so viel Weisheit auszustrahlen, brauche ich noch mindestens 20 Jahre. Bis dahin schwärme ich weiter von der guten, alten Zeit und gehe den jungen Menschen damit auf den Sack. Da müsst Ihr einfach durch, musste ich ja damals auch…


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27 KOMMENTARE

  1. Da schreibst du einen Eintrag und schon gibt es hier so viele schöne Erinnerungen zu lesen. Da merkt man doch, dass doch die meisten Menschen sich sehr ähnlich sind in ihrem Denken und speziell, wenn es um Vergangenheit geht.

  2. W00t Kokolores, frühe war anders, nicht besser.
    – internet per modem im Minutenpreis – Ultima Online war seeehr teuer
    – Kein Smartphone, keine Infos to-go
    – Spiele waren anders, härter, aber nicht unbedingt abwechslungreicher oder innovativer. Grade heute gibt es durch Steam und Kickstarter viele innovative, retro, künstlerische und beschissene Spiele. Heute hat man die Auswahl aus kleinen und feinen Spielen oder eben den große AAA Spielen. Und so etwas wie Star Citizen hätte es 2000 auch nicht gegeben.
    – Musik eigentlich das gleiche, ich habe heute sooo viel Auswahl wie nie zuvor. Konzerte sind wieder was, weil die Bands darüber ihr Geld verdienen
    – Sport hat sich verändert ja, aber das juckt mich nicht.

    Früher war nett, unbedingt. Aber ganz ehrlich heute ist ne geile Zeit. Das Internet hat wieder Vielfalt gebracht, Kickstarter, Patreon, Youtube, Google, Wikipedia, Reddit und und und. Es kommen Elektroautos, autonomes Fahren, VR, die Forschung gibt überall so richtig Gas. Und auhc in der Umwelt, auch wenn noch vieles im Argen liegt, wie machen unbedingt Fortschritte und sind sicher viel weiter als 1990/2000.

    Also nein, gestern ist nicht besser als heute. Gestern ist anders als heute und heute ist anderes als Morgen.

    Gruß Oliver, BJ: 1972

  3. Erschreckend, wie viele Leute hier mit Anfang oder Mitte 20 schon wehmütig auf ihre Teenie-Zeit zurückschauen und resignierend ihre aktuelle Lebenssituation betrachten, als wäre man bereits 45 und hätte nichts erreicht.

  4. Der Blick in die Vergangenheit ist nun mal ein gewisser. Der Blick in die Zukunft ein Ungewisser. Man weiß, was war aber man glaubt, was kommt. Das sind eben grundsätzlich andere Dinge.

    Das zweite ist, dass wir uns selbst durch die Technik immer weiter entmenschlichen. Der Homo Sapiens ist irgendwas um die 200.000 Jahre alt, seine Vorfahren älter. Immer noch sind das unsere Grundlagen. Durch die Technik beginnen wir immer mehr Menschlichkeit auszulagern und immer mehr externe Unterstützung zu nutzen, anstatt unsere eigenen Fähigkeiten zu intensivieren. Irgendwann ersetzen wir Teile unseres Körpers mit Technik und am Ende kommt die völlig Entkopplung wie bei dem Film Surrogates, Matrix oder Cargo. Ich halte das für eine realistische Entwicklung. D.h. das irgendwann der Break Even kommt, wo Mensch sein nicht mehr Mensch sein heißt. Die permanente Verbesserung, Effizienzsteigerung und Vernetzung führt immer stärker weg von unseren Biologischen Wurzeln. Je älter wir werden, umso stärker können wir den Effekt selbst wahr nehmen und bewerten. Der gleichzeitige Blick in die Zukunft lässt uns dann zur Erkenntnis kommen, dass das nicht so das richtige ist und entwickeln daher die Vorstellung, dass eine selbst erlebte Vorstufe passender war.

    Ich denke, dass jede Generation diesen Durchlauf macht, weil jede Generation irgendwelche technischen Errungenschaften miterlebt hat. Man müsste eine Gesellschaft finden (Buschvölker?), die sich quasi nicht weiter entwickelt und fragen, ob die es auch so sehen.

  5. Wer diesen Text gelesen hat, und danach noch ernsthaft meint du könntest dich nicht „positiv“ wandeln kriegt vor allem nach dem letzten Absatz eine von mir gescheuert!

  6. Darin erkenne ich mich auch wieder, obwohl ich gerade mal 26 bin.

    Früher war alles besser. Als ich mit 15/16 WoW gezockt hab als Schüler, man war das ne geile Zeit. Man hat mit coolen Leuten zusammen geraidet und viele davon sind sogar im echten Leben Freunde geworden, mit denen man sich einmal im Jahr trifft. Rückblickend war 2005 bis 2010 die geilste Zeit in meinem Leben. Schon arm, wenn man das so sehen mag, dass die WoW Karriere die geilste Zeit im Leben war.

    Aber ich verbinde damit hauptsächlich die Menschen mit denen man in dieser Zeit zusammen gezockt / gelacht und gelebt hat. Ich war Schüler, das Leben war unbeschwert und man hatte noch das Gefühl, dass die Welt einem zu Füßen liegt. Ich hatte alles vor mir, alle Möglichkeiten. Und die größte Sorge war es, ob ich den Auto Führerschein mit 18 direkt machen kann und genug Geld gespart bekomme.

    Heute bin ich 26 mit abgeschlossenem Studium und finde keinen Job. Um in eine andere Richtung zu gehen, ist es zu spät. Die Menschen von damals haben sich auch alle weiterentwickelt und in der ganzen Welt verteilt. Zum Zocken haben sie schon lange keine Zeit mehr. Ich habe Miete und Rechnungen zum bezahlen. Muss mich um meine Krankenversicherung kümmern und jeden Tag das Essen kochen. Das Leben hat sich verändert.

    Ich glaube ich vermisse die Zeit von damals nicht wirklich „nur“ wegen WoW, sondern einfach wegen den gesamten Lebensumständen damals.

    Hätte ich die Wahl, ich würde sofort einen Knopf drücken und ins Jahr 2005 zurückkehren. Einfach nochmal 15 sein. Unbeschwert das Leben genießen. Manche Sachen würde ich sicher anders machen, aber viele genauso.

  7. Da du wow in diesen Zusammenhang erwähnst…

    Ja früher War alles besser. Als wow losing hatte ich damals gerade mein Abi gemacht und startete voller Vorfreude ins Studium. Bzw leben. Die zeit War einfach geil. Die Gilde in wow die ich hatte, die leute, allimania kam dann später auch dazu. Es War echt cool…

    Doch was ist heute? Ich zocke zwar oiämmer noch regelmäßig wow und bin auch erfolgreich, meine Gilde hat den content schon lange clear. Doch die Freude ist einfach nicht mehr so gross… liegt es daran das ich in der Zwischenzeit mein Studium verkackt habe? Liegt es daran das man damals noch ‚hoffnung‘ bzw die Erwartung hatte das einem die Welt zu Füßen liegt?

    Heute ist eifach alles nicht mehr so geil…. ohne job hat man kaum Geld aber selbst wenn man nen Job hätte… Dann hätte man einfach keine Zeit für nix…

    • Also wenn du arbeitest dann in Dr Regel nicht mehr als 8 Stunden an 5 Tagen die woche. Freizeit und Urlaub hast du da immer noch.

      Odr reichen dir 8 Stunden wow täglich nicht aus :D?

  8. Haha naja ich bin 23 und schwenke mein Feierabendbier auch oft zu nostalgischen Gedanken.
    Meiner Meinung nach liegt das aber vor allem an der subjektiven Wahrnehmung zu der Zeit, in die man sich zurück sehnt. Wenn man allgemein glücklicher ist, nimmt man auch eher die positiven Dinge wahr und speichert diese mit dem Zeitstempel ins Hirn.
    Naja so oder so gehts mir jedenfalls auch schon ab und zu so. Oh Gott ich werden bestimmt in 20 Jahren ne Midlife-Crises bekommen O.o

  9. Hey Stev, ich bin zwar erst 22 werde demnächst 23 sind fast 18 Jahre unterschied und ich gebe dir recht früher war wirklich alles besser ^^ besonders das Computerspielen oder Zocken im allgemeinen und ich denk auch sehr viel an der guten alten Zeit, kappa

  10. Du hast recht Steve früher war alles… anders 🙂
    Ich bin mit 31 wohl eher im oberen drittel deiner Community anzusiedeln und sehe es auch so.
    Es war anders aber besser? – Nein das war es nicht aber schlechter auch nicht 🙂
    Es war cool damals auf den Bolzplatz zu gehen und zu wissen irgendwer wird da sein ( und der, der den Ball mit hatte, hatte recht! ). Aber ich möchte auf keinen Fall missen mich heute vor den Rechner zu setzen und zu zocken.
    Es war schön Sonntags mit meinem Vater zusammen Formel 1 aber ich würde jetzt auf keinen Fall VoD missen wollen.

    Von daher es war früher schön, es ist heute schön und ich hoffe es ist auch noch morgen schön.

  11. Ob Veränderungen nun gut oder schlecht sind (WoW, PC-Spiele) ist eine leidliche Diskussion, die einfach nicht beantwortet werden kann. Klar, wir hängen am Gewohnten, können uns aber auch immer wieder für Neues begeistern. Nun gibt es aber ein paar Effekte.

    1. Unser Gehirn ist nicht perfekt. Wir machen unsere Vergangenheit „smooth“, in dem Sinne, dass Langeweile, komplexe Gefühle, Antriebsschwäche oder Schmerzen zumeist gänzlich verdrängt werden. Damit bastelt man sich eine rundere Geschichte über sich selbst, die sich mit unserem geistigen Zustand deckt. Um es noch klarer zu sagen: Sind wir glücklich, kommt uns unsere Vergangenheit glücklicher vor. Langzeitstudien haben gezeigt, dass wir uns teilweise sogar Fakten zurechtändern, um diesen Bild zu entsprechen.

    2. Früher war nicht alles besser, aber wir waren jünger. Körperliche Fitness, geistige ebenso, alles war intensiver, neuer oder gleich unser erstes Mal. Selbst meine Liebe DDR-Verwandschaft lässt da keine negativen Aussagen zu und den ging es ökonomisch wirklich einfach nur schlechter.

    3. Confirmation Bias. Wenn wir uns so einen Gedanken wir „früher war alles besser“ erst einmal greifen, dann fallen uns die Argumente für diesen Gedanken natürlich erstmal zuerst ein. Und sie kommen uns gewichtiger vor. Ein gut dokumentierter psychologischer Effekt. Ich verbinde die 90er Jahre im Fußball mit den brasilianischen Legionärsjahren und der Schwäche des Deutschen Fußballs im Europäischen und Weltweiten Vergleich in Verbindung. Wenn man mal Weltmeister wurde (1990), dann nicht wegen ihres Könnens. Gut, das Argument könnte man auch wieder widerlegen, aber … der Effekt steht.

    4. Wann kommt dir der Gedanke „früher war alles besser“? Wenns die schlecht geht. Mit der Brille schaust du zurück und findest halt die Argumente, die du aufgezählt hast. Ist „früher war alles besser“ ein Fakt, der dich tagtäglich begleitet? Ich hoffe nicht. Wir neigen halt manchmal dazu uns in solche Gedanken zu vertiefen. Ich würde solche groben Generalisierungen aber grundsätzlich ausschließen. Nimmt mans genau, müsste dir ja nur ein Gegenbeispiel einfallen, um den Satz zu widerlegen 😛

  12. Grundsätzlich gebe ich dir Recht – außer mit WoW.

    Ich spiele nun seit einigen Monaten auf Nostalrius (Private) Vanilla – der Server ist top und ist qualitativ Hochwertig (wenige Bugs, funktionierende Instanzen/BG’s) und suchte es wie kein zweiter. WoW hat sich weiterentwickelt, aber meiner Meinung nach zum schlechten.

    • Eine Frage: Wann hast du angefangen mit WoW spielen? Weil liegt es nicht vielleicht daran, dass dir der Vanillaserver nur besser gefällt weil alles für dich gewohnter ist als du damals deine Hochzeit in WoW hattest. Ich frage mich ob es Spieler gibt die erst mit Cataclysm oder später komplett eingestiegen sind und trotzdem der Meinung sind, dass Vanilla besser ist als WoW heute.
      Ich persönlich hab Februar 2005 mit WoW angefangen und fande die zeit bis 2007 am besten aber nicht wegen WoW sondern den Leuten mit dennen ich gespielt habe. Das Spiel selber finde ich in (fast) allen Belangen heute besser, es macht mir aber trotzdem weniger Spass weil die Leute zum spielen inzwischen fehlen.

  13. Ich bin mitte 20 und sehe es leider genau so.
    Bei der Beurteilung laufe ich natürlich Gefahr, die Einfachheit der Jugend in das subjektive Empfinden einfließen zu lassen, da ich jünger bin als du. Aber selbst wenn ich nur ca. 10 Jahre zurückdenke, sehe ich da große Veränderungen.
    Der Umgang von Menschen ist in vielerlei Hinsicht zwar lockerer geworden und die Kommunikationswege sind einfacher und komfortabler – vor allem dank der fortgeschrittenen Digitalisierung.
    Doch stieg mit selbiger auch die Tendenz zu oberflächlichem Verhalten.
    Ich finde es hauptsächlich sehr schade für die aktuelle Jugend.
    Die wird zwar damit groß. Aber dieser stetige Zwang zur makellosen Außendarstellung, das kämpfen um jedes Tröpfchen Anerkennung in den Social Networks muss unweigerlich Menschen verändern – aus meiner Sicht zum negativen.
    Klar sind diese auch eine tolle Plattform zur Erkenntnisgewinnung, Diskussion, etc. ( eben so auch wie jetzt aktuell Hassrede oder Verhetzung, aber da will ich grade nicht drauf hinaus).

    Ich verspüre ein gewisses Unwohlsein, wenn ich daran denke, was „Jugendliche“ heutzutage alles tun, um ihr Verlangen nach Anerkennung zu stillen.
    Typen, die ein Selfie beim pumpen machen. Mädels die sich halbnackt vor Spiegel stellen und die Meinung zu ihrem Gesicht erfragen. Leute die sich auf Videoplattformen einen Namen machen, indem sie andere Leute täuschen, oder sich selbst bei einer unwürdigen Situation filmen – und das dann Unterhaltung nennen.

    Ich bin nicht mal ansatzweise alt und trotzdem fühlt es sich so an.

    Vielleicht ist es auch die Last meiner ganzen Generation. Wir sind die letzten Digital Natives, die ihr normales undigitales Leben nach und nach digitalisieren konnten. Der Begriff ist obsolet geworden…

  14. schwer das ganze zu vergleichen. in der heutigen zeit schreitet die entwicklung immens schnell vorran, alles ist globaler und hat damit auch einfluss auf sowas wie fußball.

    dinge wie wow waren zu ihrer zeit sehr revolutionär, eine ähnliche entwicklung gab es die letzten jahre, v.a. durch die beliebtheit von f2p modellen nicht mehr. ich persönlich hoffe, dass durch vr zukünftig wieder ein ähnliches gefühl wie zu „den alten“ wow zeiten hergestellt werden kann. das potential dafür ist da.

    die mentalität der menschen ist meiner meinung nach deutlich vorrangeschritten was offenheit angeht (rassismus/homosexualität etc.).
    das internet sorgt jedoch dafür, dass man weit mehr als früher mit der dummheit der menschheit konfrontiert wird als es früher der fall war.

  15. ich glaub das ist einfach ein bisschen der erinnerung geschuldet.

    – sieht man ja gut am beispiel alter lieblingsspiele, gerade wieder beim aktuellen humble bundle erlebt, wieviel besser doch x-wing damals aussah (in der erinnerung)

    – oder beim fussball:
    war vlt. nicht unbedingt besser aber zumindest anderst, alleine der wegfall des liberos, wenn man zb die wm spiele aus italien 90 anschaut, wirkt das spiel irgendwie „unrunder“ oder weniger „technisch“ irgendwie gibt es heute mehr „künstler“ am ball dafür weniger harte zweikämpfe (zumindest gefühlt)

    – zum thema musik:
    naja, schrott gabs schon immer, vergisst man dann halt einfach wieder und bleibt bei seiner musik. auch ist da halt wieder zeitgeist veränderung dabei. wenn ich den techno damals in marburg der frühen 90er mit dem vergleiche was heute läuft. oder ein 2pac mit dem west. beide erfolgreich aber naja muss einem ja zum glück nicht gefallen.
    zum glück hat mans aber inzwischen so einfach wie nie um an musik ran zukommen die man auch unterwegs hören will

    – wo ich allerdings wirklich froh bin über die änderung, dass ist die slow- und fast-food essenskultur:
    gabs vor 20 jahren nur döner, currywurst und burger, so ist das doch inzwischen wirklich bunt wie nie. und nicht nur in den szenen vierteln der großstädten sondern auch auf ländlicheres herunter gebrochen oder in der tk-theke

    P.s. immer dran denken: in der neusten technik steckt der teufel und versaut die nächste generation 🙂

  16. Du hast ein echtes Talent zu schreiben und deshalb mögen die Leute auch dieses Format. Ich glaube wir schwärmen alle von der damaligen Zeit, denn am Ende des Tages ist es „leider“ das, was uns erhalten bleibt und worüber wir erzählen können.

  17. Hey Steve, dieses Thema beschäftigt mich, je älter ich werde, auch immer mehr. Ich selber bin nun Anfang 30 und ich beobachte wie ich und auch die Freunde und Bekannten in meinem Alter langsam anfangen genauso zu reden, wie die von dir erwähnten „alten Säcke“ aus deiner Jugend 🙂
    Bei Partys gehen wir ab zu den Hits aus den 90ern und 2000ern. Viele Freunde von mir sagen, dass die heutige Musik sie nicht so berührt wie die früher. Und auch ich finde immer weniger neue tolle Musik, die gerade aktuell ist und greife lieber auf meine Lieblingsalben von „damals“ zurück. Einige davon begleiten mich schon seit meiner Jugend und ich empfinde immer noch das Gleiche, wenn ich sie höre.
    Und das ist glaub ich auch ein wichtiger Punkt bei dieser Thematik. Im Jugendalter fängt man an sich für unterschiedliche Themen zu interessieren. Sei es Musik, Sport oder eben auch Spiele.
    Da das alles für einen neu und aufregend ist in diesem Alter, behält man es einfach intensiver in Erinnerung. Viele Dinge erinnern einen an bestimmte Phasen im jungen Leben. Zum Beispiel, die erste Liebe, die erste geile LAN-Party, die Begeisterung, die man gespürt hat, als man das erste Mal live im Stadion war.
    Da man als Jugendlicher auch noch nicht im Jobleben steckt, noch zur Schule geht und der „Alltag“ eines Berufstätigen noch nicht kennt, fokussiert man sich auch stärker auf diese Erlebnisse und Gefühle. Sie beherrschen das Leben stärker.
    Ich denke, dass jede Generation diese Erfahrung macht und dass es dabei gar nicht so sehr davon abhängt wann was qualitativ besser oder schlechter war. Der Zeitgeist ändert sich und für Jugendliche wird IHRE Jugend immer einzigartig sein, mit allem was dazu gehört. Und auch sie werden, wenn sie auf die 30 zugehen anfangen zu denken: „Früher war alles besser“ 🙂

  18. Du sagst es schon genau richtig. Es kommt halt immer auch auf die Perspektive an, aus der man die Sachen betrachtet. Doch trotzdem muss ich noch etwas zur Musik sagen.

    Die Musik ist heute abwechslungsreicher als jemals zuvor, durch Soundcloud, Bandcamp, Reddit und prinzipiell durch das ganze Internet. Jedes Genre hat mehr Künster, Alben und Songs, als jede vergangene Epoche. Lediglich die Mainstream Musik, also die Musik in den Charts, die Musik, die von den großen Labels vertrieben wird, ist angepasster geworden. Die Musik die heute in den Charts läuft, ist ja in erster Linie Konsens Musik, die halt in erster Linie für den Gewinn produziert wird. Doch insgesamt ist die Auswahl an Musik gewachsen.

    Als Beispiel nehmen wir doch einfach Rap. Letztes Jahr war das große Jahr des Cloud Rap, autogetunte, Elektor Betas mit Staccato Rap. Das ist die Musik, die man mitbekommt, wenn man sich im Mainstream Bereich der Rap Mukke umschaut (Stichwort: Drake). Aber wer sich näher mit Hip Hop beschäftigt, wird z.B. auf Werke wie To Pimp a Butterfly von Kendrick Lamar, was sowohl vom Soundbild, als auch von den Texten ein zeitloses Album ist. Ist jetzt natürlich kein Geheimtipp, aber trotzdem ein Album, was nie im Radio laufen würde, außer auf „F.M. West Coast Shit“.

    Die Musik, die man heute im Radio hört ist angepasster geworden, aber insgesamt ist die Musik so abwechslungsreich, wie noch nie zuvor. Um die „Richtige“ Musik zu finden reicht es nicht mehr, wie früher das Radio anzumachen, sondern man muss selber genauer suchen. Aber genauo dafür gibt es ja so tolle Dienste wie Spotify.

  19. Ich mag Leuchttürme 🙂

    „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ — (470 – 399 v. Chr.), Sokrates

  20. Kann ich echt nur unterschreiben. Bin auch so ein In-der-Vergangenheit-Schwelger (was meine Frau manchmal ganz schön nervt^^), der vieles von früher vermisst, der aber trotzdem insgeheim zugeben muss, dass nicht alles besser war.
    Bin Jahrgang 1973 und vermisse manchmal echt die 90er. Gefühlt ging doch alles mit 9/11 den Bach runter…^^ Und so gerne ich im Internet unterwegs bin (und auch nach all der Zeit immer noch WoW daddel), bin ich irgendwie froh, dass es zu meiner Schulzeit (Abi 93) noch kein Internet gab.
    LG, Jan

  21. „Früher war nichts besser. Aber früher gab es Dinge, die waren gut. Und sie wären es noch heute, wenn man die Finger davon gelassen hätte.“

    Dieses Zitat, dort ging es um MMOs, aber trifft denke ich auf sehr viele Bereiche zu.

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