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In 80 Jahren holte die Türkei nur mickrige zwölf EM-Medaillen, doch bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam läuft die Nationalhymne „Istiklâl Marsi“ plötzlich in Dauerschleife. Vor allem dank der eingebürgerten Läufer aus Kenia, Jamaika oder Kuba räumen die türkischen Athleten in diesem Jahr ab. Das „Länder-Hopping“ stößt in der Szene aber auf massive Kritik […] „Wir sehen das sehr kritisch“, sagte Präsident Clemens Prokop vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zu den vielen Nationenwechseln: „Wir werden auch beim außerordentlichen IAAF-Kongress im Dezember einen Antrag stellen, dass der Missbrauch des Staatenwechsels bekämpft wird. Denn wenn ein Wechsel zum Wirtschaftsgut wird, leidet die Leichtathletik.“

Im EM-Aufgebot der Türkei stehen insgesamt sieben in Kenia geborene Athleten, zwei Jamaikaner, zwei Äthiopierinnen, jeweils ein Kubaner, Aserbaidschaner und Ukrainer sowie eine Südafrikanerin. Wieso ist sowas überhaupt erlaubt? Beim Fußball beispielsweise hat man sich ja in einem Land festgespielt, wenn man sein erstes Länderspiel für die A-Nationalmannschaft gemacht hat. Wenn es solche „Schlupflöcher“ gibt, muss man sich auch nicht wundern, wenn sie ausgenutzt werden – ich erinnere nur an die Handball WM in Katar. Ich finde, man sollte für den Profi-Sport generell eine übergreifende Regelung finden, die einen derartigen Missbrauch unterbindet.

Quelle: T-Online.de


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16 KOMMENTARE

  1. Ob das die Türkei ist von der Erdogan träumt? Die Türken jubeln und die Qualitätsarbeit von Wert erledigen Söldner aus dem Ausland?

    • wenn der DLV den „türkischen“ leichtathleten eine deutsche staatsbürgerschaft in aussicht stellen würde, wären die wieder ruck zuck raus weg der türkei

    • Was soll daran Neid sein? Glaubst du wirklich, wenn Deutschland wollte könnten wir uns nicht irgendwelche Söldner importieren? Der Grund warum man das nicht macht ist, weil man dann die Millionen für Nachwuchsförderung gleich verbrennen könnte, denn wenn ein junger Läufer sieht „moment, ich soll hier mein ganzes Leben darauf ausrichten Läufer zu sein, aber wenn dann die Olympiaqualis anstehen werden lieber Leute eingekauft die zudem noch aus Ländern mit nicht existierenden Antidopingsystemen kommen?“

  2. Ich denke der große Unterschied zu vielen anderen Ländern ist einfach die Art und Weise man das ganze angeht. Ja auch für Dtl. oder andere Länder spielen selbstverständlich Athleten die Eingebürgert wurden oder deren Eltern eingewandert sind.
    Der große Unterschied ist hierbei jedoch das diese Sportler meist in Dtl. aufgewachsen sind oder so lange hier leben das sie das Land selbstverständlich als Heimat ansehen.
    Was die Türkei hier praktiziert hat damit wenig zu tun. Hier wurden und werden gezielt Sportler aus kleineren, ärmeren oder einfach unbedeutenderen Ländern im Schnellverfahren angeworben um quasi als „Söldner“ zu fungieren. Win Win Situation für beide. Die Sportler bekommen gezielte Förderung, Geld und Prestige, die Türkei versucht Ihr Image aufzubessern und den Nationalismus voranzutreiben.
    Die Sportler haben dabei wenig bis keinen Bezug zum Land, sind dort weder aufgewachsen noch haben sie kulturelle Bezüge.

  3. Als Läufer beobachte ich diese Entwicklung in der Leichtathletik schon eine längere Zeit, dass ist kein neues Problem der EM in Amsterdam.
    Einige Länder übertreiben beim Einkauf von Sportlern deutlich. Jedoch ist es eine Dreistigkeit, dass der DLV mit den Fingern auf andere Länder zeigt!
    Auch Deutschland hat Sportler aus Afrika am Start, der bekannteste ist Homiyu Tesfaye(Äthiopien). Oder wenn man einfach mal einen Blick in die Ergebnisse der DM über 10000m in diesem Jahr wirft:
    1.Seboka, Mitku
    2.Petros, Amanal
    3.Notz, Dominik
    4.Solomun, Eyob
    5.Merne Eshete, Solomon
    6. Gröschel, Tom
    Da kann man schnell sehen, dass wir längst das gleiche Problem haben. Ob der Grund letztlich an eine geschickte Einkaufspolitik der Länder liegt oder durch Immigration entsteht. Die Sportverbände müssen entscheiden, wie man in Zukunft mit dieser Entwicklung umgegangen wird.

    Ich persönlich finde es sehr schade, wenn nun nationale Rekorde und Meisterschaften an Sportler gehen die erst vor wenigen Monaten eine Startberechtigung für dieses Land erhalten haben. Besonders weil ich erfahren habe, wie hart der Leistungssport gerade beim Laufen ist und nun gewinnt ein Athlet aus einen anderem Land einen Titel, wo für man viele Jahre trainiert hat.
    Anders verhält es sich dagegen bei Sportlern wie zum Beispiel Mohamed Farah, welche schon seit ihrer Kindheit/Jugend in andere Ländern (Europa) auswandern und dort erst zu Sportlern werden.

    Man darf dabei auch nicht vergessen, dass viele afrikanische Sportler, die nun für europäischen Ländern starten, in ihren Heimatländer nur zur „zweiten Liga“ gehören. Sie können sich den Sport nicht weiter leisten und würden „ohne europäischen Startberechtigungen“ wieder zu ihrem unschönen Alttag zurückkehren, gerade Frauen leiden unter diesem Problem unter anderen mit Zwangshochzeiten.

    Vielleicht ist gerade in der Leichtathletik der Zeitpunkt gekommen ein Umdenken zu zulassen und die Sportler nicht für ihre Nationen starten zulassen, sondern eine Richtung wie der Radsport einschlagen. Ich verfolge und begeisterte mich bei Olympia, WM und EM (-Leichtathletik) auch nicht für die deutsche Nationalmannschaft sondern einzelne Sportler, aus unterschiedlichsten Ländern. Eine Veränderung in jeglicher Form könnte diesem „veralten Sport“ wieder mehr ins Interesse der Öffentlichkeit und Medien rücken. Das ist dringend nötig, wenn zukünftige Generationen sich noch für die Leichtathletik begeistern sollen!

  4. Gut finde ich das nicht, aber man muss ganz klar sagen dass das schon seit JAHRZEHNTEN gang und gebe ist, auch Deutschland hat das schon gemacht.
    So sehr ich gegen den aktuellen Kurs der Türkei bin, so scheinheilig fände ich es wenn man sich ausgerechnet jetzt an dieser Praktik stört.

    • wenn ein land in 80 jahren 8 (?) medaillien gewonnen hat – was für ein land so groß wie die türkei überragend schlecht ist – dann plötzlich allein bei einer einzigen EM genauso viele holt, ist das eben schon etwas auffällig.
      da wird sich auf ein niveau herabgelassen, jeglicher nationalstolz vergessen und auf „arme“ afrikaner gesetzt, die dann die arbeit machen sollen, zu der die türkei selbst nicht in der lage ist

      das traurige ist halt auch, dass es bisher erlaubt ist und es da keine regelung gegen gibt. und so kann man von glück sprechen, dass die westlichen länder das bisher nicht (so massiv) ausgenutzt haben

  5. Ich finde daran nichts unanständiges. Bei Europa- und Weltmeisterschaften oder Olympia gibt es nunmal NATIONENwertungen. Das sind keine VÖLKERwertungen oder RASSENwertungen.

    Nun ist es seit jeher so, dass jede Nation dieser Welt Regeln dafür festlegen darf, wie sie ihr Staatsbürgerschaftrecht gestaltet, insbesondere wen sie einbürgert und wen nicht.

    Für Neugeborene haben manche Staaten das Abstammungsprinzip, insbesondere in Europa, also wer als Kind eines Franzosen geboren wird, erhält die französische Staatsbürgerschaft, andere Staaten haben das Geburtsortprinzip, zum Beispiel die USA, jedes Kind, das in den USA geboren wird, ist US-Staatsbürger, unabhängig von der Staatsbürgerschaft der Eltern.

    Ich weiß jetzt nicht, ob ein Özil als Kind deutscher (eingebürgerter) Eltern geboren wurde, oder ob Özil irgendwann später die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekam. Das Ergebnis ist aber dasselbe: Er ist deutscher Staatsbürger. Punkt!

    Aber kehren wir nochmals zu den USA (oder Kanada oder Schweiz oder Australien) zurück: Die bürgern ein, was sie brauchen können, hauptsächlich Leute mit Bildung. Und die Türkei bürgert eben Sportler ein. Wo ist da der wesentliche Unterschied?

    Übrigens soll es durchaus auch schon in Deutschland vorgekommen sein, dass sportliche Leistungen eine Einbürgerung durchaus beschleunigt haben!

  6. Tolles Thema Fussball… man sehe sich die walische Mannschaft an wo 9 gebützige Engländer sind und nur durch skurille Ahnenforschung walisische Wurzeln nachgewiesen hat.
    Oder die portugiesische Mannschaft, wo einige Spieler aus Brasilien eingebürgert wurden.
    Dazu kommen noch die Flüchtlingsströme heutzutage… Unter diesem Aspekt sind „Länderspiele“ sowieso abartig und man sollte gleich Mannschaften aufstellen dürfen, die für Nationen spielen. Warum muss in Zeiten wie diesen ein Pass jemanden dazu befähigen, für eine Nation antreten zu dürfen? Mal ehrlich… selbst der 10. beste Kenianer läuft im Marathon schneller als 90% der ersten andere Nationen, aber er darf nicht zu Olympia!

    • Ach ja, fast vergessen… den deutschen Lieblingsolympiasieger – Matthias Steiner. Nach Streit mit dem öst. Verband wurde er ja im schnellverfahren Deutscher – hat auch keine Sau gejuckt als er gewonnen hat 😀

  7. Für Olympia 1992 haben wir mal eine ganze Nation eingebürgert,da stinken diese 8 hier ab ;).
    Ich habe das Gefühl,dass in der Sportneuzeit nur Regeln da sind,um gebrochen zu werden.
    Das ist im Moment auch der einzigste Grund warum ich auf die Fußball WM in Quatar gespannt bin.

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