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Ich habe mich gestern nach längerer Zeit mal wieder mit einem alten Freund getroffen. Und ich war nach diesem Treffen ziemlich erschüttert. Warum? Weil ich sehr stark das Gefühl habe, dass wir Menschen dazu verdammt sind, immer wieder dieselben Fehler zu machen. Ich muss dazu ein wenig ausholen: Jener gute Freund hatte in unserer Studienzeit eine Freundin. Diese Freundin war bildschön, aber total psycho. Sie hat mit ihm gemacht, was sie wollte und ihn extrem schlecht behandelt. Sie hat ihn mehrfach belogen und betrogen. Und mein Kumpel ist damals wie ein treudoofer Hund immer wieder zur Ihr zurückgelaufen. Es war quasi eine ständige On-Off-Beziehung. Es ging meinem Freund damals natürlich psychisch extrem schlecht. Ich musst ihn damals immer wieder aufrichten. Natürlich wollte er meine Ratschläge zu der „Femme Fatale“ nicht annehmen – wer will das schon? Aber nach dem gefühlt hundertsten Fremdgehen hat er es dann irgendwann geschafft, sich von der Frau zu lösen und zu erkennen, wie manipulativ und psycho sie ist. Ich war damals heilfroh.

Jetzt treffe ich mich gestern mit dem Kerl, und er erzählt mit beiläufig, dass er sich wieder mit der Dame treffen würde. Ich bin fast vom Stuhl gefallen. Mein Problem ist, dass ich einfach kein Diplomat bin. Ich kann nicht tatenlos dabei zusehen, wie einer meiner ehemals besten Freunde ein weiteres Mal ins Verderben läuft. Von daher äußerte ich äußerst eindringlich meine Zweifel. Daraufhin war mein Kumpel richtig beleidigt. „Menschen ändern sich“, schwafelte er vor sich. Ich finde es unglaublich spannend, wie wir Menschen uns teilweise selbst belügen, wenn wir irgendwas wollen oder uns etwas wichtig ist.

Ich sage Euch jetzt etwas, was ich gestern auch meinem Kumpel gesagt habe: MENSCHEN ÄNDERN SICH NICHT! 43 Jahre Lebenserfahrung sagen zu dieser Floskel, dass sie der größte Selbstbetrug aller Zeiten ist. Menschen werden erwachsen, werden reifer, werden ruhiger, ja, aber Menschen ändern sich nicht. Wer einmal ein Arschloch ist, wird immer ein Arschloch sein. Wer einmal seine Frau betrügt, wird immer wieder seine Frau betrügen. Es gibt viele Dinge, bei denen ich mir im Leben unsicher bin, aber diese Erkenntnis wurde mir im Leben hundertfach bestätigt.

Als neutraler Beobachter, der emotional in so einer Sache nicht drinsteckt, finde ich es fast schon erheiternd, wenn mir Freunde oder Bekannte erzählen, dass sie von ihrem Partner betrogen wurden, sie sich aber wieder vertragen hätten und nun sicher wären, dass dies nie wieder vorkommen würde. Nur weil man sich etwas wünscht, heißt das leider nicht, dass es nie wieder passieren wird.

Ich selbst bin ein sehr gutes Beispiel dafür, dass sich Menschen nicht ändern können. Ich hatte seit meiner Studienzeit drei wirklich lange Beziehungen. Ohne ins Detail gehen zu wollen, habe ich mir jeweils im halben Jahr zwischen diesen Lebenspartnerinnen immer wieder vorgenommen, in der nächsten Beziehung nicht in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Ihr wisst ja „Heimscheißer“, etc. Das Ding ist aber einfach: Du kannst einen Menschen (und auch Dich selbst) nicht verändern – zumindest das Wesen nicht. Ich kann mich nicht hinstellen und sagen: „So, ich bin jetzt ein anderer Mensch. Für meine neue Beziehung lasse ich jetzt meinen Rechner und meine Hobbys links liegen und tue nur noch Dinge, die meine Freundin gerne tut – einfach um ein besserer Partner zu sein.“ Daran würdest Du kaputtgehen. Und genau das meine ich.

Wir Menschen lernen einen Leben lang, wir beschreiten unseren Lebensweg und entwickelt uns weiter. Aber leider sind wir dazu verdammt, immer wieder dieselben Fehler zu machen, wenn diese unserem Wesen entsprechen. Du kannst einen Menschen nicht verändern. Wenn Du es versuchst, wird es vielleicht eine Zeit lang funktionieren, aber irgendwann werden die alten Verhaltensweisen immer wieder durchbrechen. Das kann man natürlich abstreiten oder gar sich selbst belügen, aber am Ende ist man dann leider selbst der Dumme. Wie mein alter Kumpel, der offensichtlich auch dazu verdammt ist, denselben Fehler nochmal zu begehen und aller Wahrscheinlichkeit nach teuer dafür bezahlen wird, weil sich Menschen eben nicht ändern!


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38 KOMMENTARE

  1. Mir fiel hierzu Das Wiedersehen von Brecht ein:

    Das Wiedersehen
    Ein Mann, der Herrn K. lange nicht
    gesehen hatte, begrüßte ihn mit den
    Worten: „Sie haben sich gar nicht
    verändert.“ „Oh!“ sagte Herr K. und
    erbleichte.

    Ich denke schon, dass Menschen sich ändern können. Ich verstehe aber auch deine Vorbehalte. Ich schätze es ist immer vom Einzelfall abhängig.

  2. Ich stimme dir in teilen zu, es ist für eine Person sehr schwer seine Eigenheiten bzw sein Wesen zu ändern. Dies funktioniert in 99,9% der fälle, wenn man sich dazu entscheidet eben nicht. Was einen jedoch verändern kann, sind a) Lebensereignisse b) zwangsweise veränderte Lebensumstände.
    In welcher Art man sich allerdings verändert, liegt dann natürlich im Auge des betrachters.

    Und genau vor einer solchen stehe ich jetzt mit meinen 29Jahren und einer über 5 Jahre lang andauernden glücklichen Beziehung. Nun ist allerdings so, dass eine Veränderung der Berufssituation meiner Freundin zu einer Wochenendbeziehung führen wird. Und wär das nicht alles, muss ich mich u.a um meine krebskranke Mutter als auch im selben haus lebenden Großvater, der nach und nach „abbaut“ , kümmern. Sie zieht in Richtung Arbeit, ich ziehe in die Einlieger Wohnung im Haus meiner Mutter. Und gleichzeitig bin ich auch noch dabei mich selbstständig zu machen.

    Und ganz ehrlich ich gehe stark davon aus, dass wir uns in irgendeiner Art verändern werden, nur habe ich extreme Angst davor, dass wir uns in verschiedene Richtungen entwickeln, sodass wir nach 2 Jahren(gott sei Dank ist der Zeitliche Rahmen eingegrenzt), nicht mehr zusammen passen.

    Hat da irgendjemand Ratschläge, der in ner ähnlichen Situation war/ist?

  3. Ich erzähle ein Teil von meinem Leben.
    Ich war vor 15 Jahren ein absoluter gewalttätiger Mensch, heute würde ich sogar behaupten ich hatte einem am Sender und hätte definitiv in den Bau gehört.
    Ich hatte ein totales vergnügen Menschen ihre Knochen zu brechen sie blutig zu hauen und hatte keinerlei Skrupel mich mit Menschen anzulegen.Ja ich ergözte mich sogar daran wenn leute auf dem Boden lagen und rumwimmerten.
    Ich hatte dann zwei Erlebnisse die dafür gesorgt haben das ich meine Meinung von Grund auf geändert habe.
    Das erste Erlebniss war als damals mein bester Freund von einer Gruppe Menschen zu so zusammengehauen wurde das er heute noch aus einem Strohhalm Flüssignahrung nehmen muss.
    Das war der Moment wo ich mir die Frage gestellt habe warum Menschen so sind und ich hab mich gefragt warum ich so bin und wievielen Menschen ich so ein Leid zugefügt habe.
    Dann kam der Moment die Geburt meines ersten Sohnes. Ich hielt damals meinen Sohn über eine Stunde auf den Arm und das ist etwas was nur Väter verstehen können die eine Geburt so erlebt haben wie meine Person.
    Dieser Moment wo du deinen eigenen Sohn auf dem Arm hälst verändert sich etwas in dir und ich kann nicht einmal erklären was genau.
    Ich hielt Inne redetet mit meinem Sohn, was ihn alles erwarten würde auf dieser Welt und dann kam diese eine Blitzmoment wo mir klar wurde was für fürchterliche Sachen ich anderen Menschen angetan habe.
    Ich sagte zu mir wieviele Elterrn ich unglücklich gemacht habe die genauso wie ich in diesem Moment damals dasaßen mit ihren Kind auf dem Arm und wieviel Kummer ich den bereitet haben muss.
    Das war diese Augenblick wo ich mir selber schwor nie wieder einen Menschen zu verletzen. Ich brach danach alle meine Verbindungen zu meiner Szene ab.
    Heute Trainiere ich Jugendliche in Einrichtungen wie sie Gefahrensituationen erkennen können und wie sie reagieren müssen damit sie nicht auf solche Monster wie ich einer war entgegentreten müssen.

    Aber im Kern führe ich weiterhin jeden Tag mit mir selbst ein Kampf und merke wie die Bestie in mir immer wieder raus will.
    Man kann sich ändern, aber nie im innersten man kann es nur kontrollieren das es nicht ausbricht.

  4. Super Leuchtturm, vielen Dank!

    Ich denke, wenn sich Betrüger und Betrogener ändern wollen, dann geht das schon. ABER das ist schwer und kostet viel Energie und Ausdauer.
    Denn wenn man auf die Probe gestellt wird, fällt man leicht wieder in die alten Muster zurück.

    Wenn sich nur eine von beiden Seiten ändern möchte, wie es ja bei dem Fall zu sein scheint, ist es noch schwieriger! Das engt die verbleibenden Möglichkeiten deutlich ein. Oft bleibt da eben nur Trennung, oder sich selbst belügen und akzeptieren (altes Muster).

  5. Kopiert diesen Leuchturm mit den Antworten und holt ihm zu Vorschein, wenn der Hauptgrund aller Änderungen in Euer Leben tritt: KINDER !!!!
    Sie werden alles verändern, auch Euch ;).
    Und kommt keiner mit dem Argument,meine Geschwister,meine Freunde.
    Ich wohne gegenüber einer Schule und halte mich auch nicht für einen Lehrer.

  6. Hallo Steve, ich sehe es genauso wie Du, man reift zwar und lernt mehr oder weniger über sich, andere Menschen, Beziehungen und das Leben generell, aber im Grunde unseres Herzen sitzen wir doch verhaltenstechnisch immer noch auf den alten Plätzen der Schulbank 😉

    Ich finde das Thema extrem spannend und offensichtlich ist jetzt unser Alter das, wo man sich mit so etwas verstärkt beschäftigt und auch (in meinem Fall zumindest ..) lernt, auch seine Schwächen, ich möchte nicht sagen Unzulänglichkeiten zu akzeptieren , sich anzunehmen mit seinen „Fehlern“ und sich selbst zu lieben (ok, mal nehr mal weniger :-))

    Lieben Gruß aus der Provinz
    Eva

  7. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Unser Gehirn wird durch unser Verhalten und unsere Erfahrungen trainiert, Entscheidungen auf eine gewisse Art und Weise zu treffen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch in der Lage ist sein Gehirn „umzuprogrammieren“.

    Wir wollen alle unsere Ladung Dopamin und unser Gehirn hat eintrainierte Wege dies zu verwirklichen, aber zu sagen diese Wege seien quasi für immer in Stein gemeißelt halte ich für Schwarzmalerei. „Breaking the habit“ (RIP Chester Bennington) ist wohl eine der schwersten Herausforderungen denen sich ein Mensch stellen kann, besonders wenn es wirklich eingefleischte Verhaltensmuster sind, aber keineswegs unmöglich.
    Ich greife mal bewusst dein Beispiel mit den Beziehungen auf, ich selbst habe mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, Stichwort Heimscheißer (super Ausdruck übrigens). Natürlich kann man sich „nicht hinstellen und sagen: “So, ich bin jetzt ein anderer Mensch““, diese Art von Veränderung braucht Zeit, Training und Disziplin, alles Dinge die tatsächlich schwer aufzubringen sind wenn man „im Alltag versunken“ ist und wenn sie nicht aus eigener Volition sondern aus dem Änderungswunsch eines Dritten kommen.

    Was ich sagen will ist, Menschen ändern sich definitiv nicht von heute auf morgen, so mir nichts, dir nichts, aber mit genug Willenskraft und harter Arbeit lassen sich auch die übelsten Verhaltensmuster ausmerzen, solange man versteht warum man diesen Mustern verfallen ist und einen starken, eigenen Willen hat sie durch andere Muster zu ersetzen.

  8. Auch wenn es etwas extrem erscheint. Im Grunde hat Steve vollkommen recht, zumindest habe ich das über die Jahre auch so erlebt (bin 33 Jahre alt).

    Es gibt sicherlich auch die ein oder andere Ausnahme, allerdings würde ich sagen, diese liegen vlt bei unter 5%. Sein Wesen grundlegend zu ändern ist nahezu unmöglich. Von daher, sehe ich genauso.

  9. Kleinigkeiten kann man ändern. Aber grundsätzliche Verhaltensmuster werden sich nie ändern oder nur kurz, da muss ich Steve schon zustimmen. Merke ich mit noch nicht ganz 30 auch immer wieder.
    Man trifft nach vielen Jahren wieder Leute aus der Schule und irgendwie sind sie so wie immer. Kaum einer ist wirklich anders, außer dass er jetzt älter und „reifer“ ist.

    Und irgendwie musste ich an Dr. House denken bei dem Leuchtturm, da wurde das ja auch das ein oder andere mal gesagt 😀

  10. Ähm Steve…
    Die Sache ist die, dass das Wesen eines Menschen durch einschneidende Erlebnisse beeinflusst wird.

    Und so wie du die Situation beschrieben hast, klingt eindeutig nach „abusiv relationship“ und das hinterlässt immer spuren in Form von mentalen Narben.
    Kurz gesagt, eine Form von Trauma.
    Das Problem hier ist, dass sowas niemals wirklich weg geht.
    So viel in Medien wird gezeigt, „wenn man stark genug ist, kommt man einfach davon weg“.
    Aber die Wahrheit ist, dass die Narben bleiben und es eben nicht reicht „stark“ zu sein sondern man braucht Unterstützung um nicht wieder darein zu fallen.

    Und zu „Menschen ändern sich nicht“.
    Oh, sie ändern sich. Nur eben in der Regel nicht so radikal, wie du es dir scheinbar vorstellst, sondern wesentlich subtiler.
    Um solche drastischen Änderung herbeizuführen, muss man schon sich bis tief in seinem Innersten ändern wollen/müssen, was oft einschneidenden Grund hat.

  11. Na ja nicht ganz, sein verhalten zu ändern ist eine verdammt schwierige Angelegenheit, aber Verhaltenstherapie beschäftigt sich mit nichts anderem. Aber bevor man seine Muster und angelerntes verhalten überhaupt ändern kann muss man sich aber erstmal darüber im klaren sein was schädliches verhalten ist. Aber ja, da Menschen sehr dazu neigen überhaupt keine Probleme, schon gar nicht psychische zu haben, ändern sich viele menschen tatsächlich nicht.

  12. Ehrlich gesagt hoffe ich, du hast unrecht. Ich bin zwar nie fremd gegangen, war allerdings zu Schulzeiten immer ein extrem fauler und undisziplinierter Schüler, was mir fast zum Verhängnis geworden wäre.

    Hätte mir damit beinahe meine (berufliche) Zukunft versaut. Jetzt im Studium reiße ich mir ziemlich den Arsch auf und ich hoffe jeden Tag, dass ich ja nicht in alte Verhaltensmuster zurückfalle.

  13. Ich bin 46 Jahre alt und aus Erfahrung weiß ich inzwischen, dass Du Recht hast: Menschen ändern sich nicht.
    Der Grundcharakter bleibt ein Leben lang gleich.

    Meine beste Freundin kennt mich seit 13 Jahren und sagte zu mir vor ein paar Monaten: „Seit deiner Trennung von deinem Exmann (nach 17 Jahren Ehe) hast du dich schon verändert, du bist verständnisvoller, unternehmungslustiger und vor allem fröhlicher als früher.“ Daraufhin erklärte ich aber, dass ich eben früher genau so war, nur im Laufe der Zeit habe ich mich einer Situation angepasst, statt die Rahmenbedingungen zu ändern. Letztendlich hat die Beziehung logischerweise nicht funktioniert. Und ich bin jetzt (wieder) glücklicher, weil ich so bin wie ich bin.

    Wir verwechseln oft ein „sich anpassen“ mit sich ändern. Im Grunde müssen wir uns nicht ändern, wir haben alle einen Seelenverwandten, der zu uns passt. Wir müssen ihn nur finden. Dann muss sich niemand ändern.
    Klar müssen wir diplomatisch und kommunikativ sein in einer Beziehung. Aber wenn man feststellt, man möchte seinen Partner ändern oder sich für den Partner ändern, dann sollte man die Beziehung an sich überdenken.
    Meine Meinung.

    • Das finde ich den bisher besten und passendsten Kommentar zu dem Thema.

      Denn ich denke auch, dass sich Menschen nicht ändern (können) – Sie passen sich aber durchaus den Gegebenheiten an – Geben und Nehmen halt – was übrigens auch gut so ist, denn das diszipliniert den Charakter. Das Problem ist aber, wenn diese Waage über zu lange Zeit auf eine Seite kippt und sich ein Teil permanent verstellen muss, wird es über kurz oder lang zu Unzufriedenheit führen. Mir ging es nach meiner letzten Beziehung ganz genau so: „du bist ja wie ausgewechselt“ hieß es da – dabei war ich einfach nur wieder der, der ich vorher war.

      Menschen bleiben in Ihrem Wesen einfach gleich.

      Ein Beispiel, an dem maßgeblich meine letzte Beziehung zerbrach: Wenn ich Samstag Abend lieber aufm Sofa liege, als in irgend einer Disco dumm rumzutanzen, dann hat das nichts mit Faulheit zu tun, sondern weil das einfach nicht mein Ding ist und ich mich dabei unwohl fühle. Es geht dabei auch nicht darum, dass man gar nicht weg geht – ich gehe sogar gerne aus. Aber ich muss nicht von Freitag bis Sonntag auf irgendwelchen Parties tanzen und darüber mein Selbstwertgefühl pushen. Nach 40h Arbeit schon gar nicht.

      Von daher gehe ich voll mit dir mit: man sollte „Änderung“ nicht mit „Anpassung“ verwechseln.

  14. Menschen ändern sich nur, wenn sie viel Energie reinstecken. Wer es nicht wirklich will, ändert sich nicht, konstante selbstkritische Bewertung ist da vonnöten. Ansonsten muss dann jemand dabei sein und den Fortschritt beobachten und bewerten, sonst fällt man allzu schnell in gewohnte Verhaltensmuster zurück.
    Es erfordert viel Energie, zumindest psychisch, länger mit irgendeinem gewohnten Verhaltensmuster zu brechen. Sei es sich Menschen gegenüber anders zu verhalten, mit dem Rauchen aufzuhören, weniger zu trinken oder auch nur das eigene Zimmer sauber zu halten.

  15. Ich stimme dir nur teilweise zu. Klar hat jeder bestimmte Eigenschaften, die er nicht oder nur schwer unterdrücken kann. Aber ich denke, man kann lernen mit seinen Fehlern umzugehen.

    Ich nehm mich mal selbst als Beispiel. Ich bin ein Besserwisser. Es macht mir Spaß, anderen Leuten Sachen zu erklären. Das lässt mich schnell arrogant erscheinen, weshalb ich in der Schule ziemlich wenig soziale Kontakte hatte. Ich habe allerdings mittlerweile gelernt, wie ich damit umgehe: Eine gehörige Portion Selbstironie, die Leistung anderer mehr anerkennen und, wenn ich doch mal ins alte Schema zurückfalle, mich dafür entschuldigen.

    tl;dr Menschen ändern sich vielleicht im Kern nicht, aber sie können lernen, besser mit ihren Eigenschaften umzugehen.

  16. Was man nicht unterschätzen sollte, sind die Umstände. Die Handlungen eines Menschen werden ja nicht nur von seinem Wesen beeinflusst, sondern auch von den Lebensumständen oder auch einfach nur einer ganz speziellen Situation, in der er sich befindet. Ich merke das an mir selbst.

    Ich habe im Moment zwei Wohnsitze und in beiden verhalte ich mich zum Teil unterschiedlich. In dem einen verspüre ich viel öfter Heißhunger und gebe dem auch nach. Ich vermute, dass das zum einen daran liegt, dass die Gelegenheit viel günstiger ist (das McDonalds ist quasi gegenüber), aber zum anderen glaube ich auch, dass es einfach eine angelernte Verhaltensweise ist. In meinem zweiten Wohnsitz habe ich solch eine Verhaltensweise nie angefangen und daher ist der Impuls auch viel schwächer, bis gar nicht vorhanden.

    Ein anderes Beispiel ist mein Arbeitsverhalten während des Studiums und der Promotion. Bei ersterem habe ich prokrastiniert was das Zeug hält und trotz halbjährlicher Beteuerungen, dass dieses Semester alles anders wird, hat es nie geklappt. Am Ende meiner Studiums bin ich dann mit meiner Frau zusammengezogen und habe zu Anfang der Promotion darauf geachtet, dass sich diese Prokrastiniererei nicht wieder einschleicht – es hat funktioniert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das nur möglich war, weil ich durch den Umzug meine Lebensumstände relativ drastisch geändert haben. Hätte ich meine promotion in meiner Studentenwohnung gestartet, wären die Versuche, nicht zu Prokrastinieren, wohl wieder und wieder im Sand verlaufen.

    Was ich damit sagen will ist, dass das Wesen vielleicht unveränderlich oder nur schwer veränderlich ist, aber die Umstände durchaus einen großen Einfluss haben können. Wenn man sich (das Verhalten, nicht das Wesen) also ändern möchte, muss man die Umstände ändern, um überhaupt eine Chance zu haben. Dazu muss man nicht gleich umziehen, aber vielleicht hilft es, wenn man anfangs bestimmte tägliche Routinen aufbricht.

  17. Erstmal vorweg: Schöner Leuchttum! Ich liebe diese „Themenekolumnenwochen“.
    Zum Thema: Ich denke, man muss das ein wenig differenzieren. Menschen ändern sich natürlich. Meistens eher im kleinen Bereich, manchmal auch in größeren Fragen. Der berühmte „heilsame Schock“ ist da sicher auch ein Thema. Aber die Fähigkeit, etwas zu können, sorgt noch lange nicht dafür, dass man es auch tut. Und da liegt der Hase im Pfeffer, denn meiner Ansicht nach unterliegt das menschliche Wesen wie kaum etwas anderem dem Gesetz der Trägheit der Masse. Es ist kaum in Bewegung zu setzen.
    Menschen WOLLEN sich im Grunde ihres Herzens nicht ändern. Nicht nur ist das anstrengend, sondern es bedeutet auch, mir selbst einzugestehen, dass ich die letzten x-Jahre meines Lebens „falsch gehandelt habe“. Deswegen wird es im Laufe der Zeit vermutlich auch immer schwieriger. Erst der erwähnte „heilsame Schock“ (oder sehr viel Willenskraft) können das ändern, aber a)muss man das erstmal erkennen (der Mensch als Meister der Selbstlüge) und b)heißt das ja nicht gleich eine 180° Wende.
    Ein gutes Beispiel ist doch Steve selbst. Im Laufe der Jahre ist er deutlich ruhiger und vielleicht auch bescheidener geworden (wer ihn erst seit ein paar Jahren verfolgt mag jetzt mit den Ohren schlackern :D), aber trotzdem ist er nicht gleich Gandhi geworden. Er regt sich immer noch auf, wenn er sich aufregen will bzw. wenn er was zum aufregen hat und er lässt sich auch immer noch nicht auf der Nase herumtanzen. Ein anderes Beispiel wären Leute, die irgendwann beschließen „ich bin zu fett, ich muss Sport machen“ und dann genau das tun, jahrelang, jede Woche. Irgendwann beschließen sie genauso schnell „ich will nicht mehr“ und hören dann auf. Wer im Herzen faul ist, wird immer dagegen ankämpfen müssen.

    Long story short: Der Mensch ändert sich, aber es braucht sehr, sehr viel, um diese Änderung bis zum Kern durchzuziehen. Manchmal ist es auch kein „change of heart“, sondern die Leute kämpfen nur gegen das eigene Wesen an. Manchmal hält das für immer, meistens nur solange, wie der Gegenwert stimmt.

  18. Bin da ganz deiner Meinung Steve. Ich habe festgestellt, dass man am Anfang einer Beziehung noch wesentlich kompromissbereiter ist. Aber je länger die Beziehung anhält, kommen die alten Verhaltensmuster immer wieder stärker durch. Deshalb sollte man immer ehrlich zu sein und genau abwägen, inwieweit man seinem Partner entgegenkommt und sich „verstellt“. Am Ende gewinnt man nichts wenn man nicht ehrlich zu sich selbst ist. Ist nicht immer einfach…

  19. Auf Dauer ändern können sich die meisten Menschen wirklich nicht. Zumindest nicht aus eigenem Antrieb aus. Kurze Zeiträume sind zwar möglich, aber man fällt trotzdem irgendwann in alte Verhaltensweisen zurück. Anders ist es, wenn man sich wirklich ändern muss und keine Wahl hat.

    Ansonsten fände ich es schrecklich, wenn mein Partner seine eigenen Interessen aufgibt und nur noch das tut, was ich gerne machen würde. Man muss nicht ständig aufeinander hocken und alles miteinander teilen. Das wäre einfach nur langweilig und führt auf Dauer nur zu Problemen. Wer seine gesamte Zeit mit dem Partner verbringen muss und nicht in der Lage ist, sich selbst zu unterhalten, hat meiner Meinung nach irgendwelche Probleme, an denen die Person arbeiten sollte.

    • „Ansonsten fände ich es schrecklich, wenn mein Partner seine eigenen Interessen aufgibt und nur noch das tut, was ich gerne machen würde. Man muss nicht ständig aufeinander hocken und alles miteinander teilen. Das wäre einfach nur langweilig und führt auf Dauer nur zu Problemen. Wer seine gesamte Zeit mit dem Partner verbringen muss und nicht in der Lage ist, sich selbst zu unterhalten, hat meiner Meinung nach irgendwelche Probleme, an denen die Person arbeiten sollte.“

      In meinem Umfeld (Freunde, Uni, Arbeit – Anfang bis Ende 20) kann ich dieses Verhalten aber sehr oft beobachten. Ich weiß nicht ob das bei früheren Generationen anders war, aber ich finde es erschreckend was Leute auf einmal alles machen für den Partner. In der Anfangszeit eines Paares habe ich volles Verständnis dafür, wenn man viel Zeit miteinander verbringt, aber irgendwann ist dann auch mal gut. Seine Freundin zu jedem Männerabend mitbringen zu wollen oder sich öfters plötzlich Ballettvorstellungen anzuschauen, zeigt wie unterwürfig manche Partner einfach sind. Hat meiner Meinung nach aber auch etwas mit dem Charakter zu tun, wenn man kein „Profil“ zeigt, geht man heutzutage in einer Partnerschaft wohl unter.

  20. Hallo Steve, bis jetzt war ich nur Verfolger und Leser/Hörer deiner Publikationen. Bis jetzt. Ich respektiere deine Ehrliche Meinung. Trotzdem glaube ich schon wenn jemand einmal den Fehler begangen hat fremd zu gehen und lange darüber nachgedacht hat, wird er seine Zukunft selber steuern. Wenn man erstmal die Entscheidung getroffen hat welches Arschloch man gewesen ist, kann man sich ändern. Man muss sich selber hinterfragen. Ich spreche hier von einem einmaligen Ausrutscher. Bei deinem besten Freund scheint die „Dame“ eine notorische Fremdgeherin zu sein. Das ist Übel und vielleicht erkennt dein Freund es erst Mal wieder wenn es zu spät ist. Ob er daraus lernt steht auf einem anderen Blatt.

    • „Trotzdem glaube ich schon wenn jemand einmal den Fehler begangen hat fremd zu gehen und lange darüber nachgedacht hat, wird er seine Zukunft selber steuern. Wenn man erstmal die Entscheidung getroffen hat welches Arschloch man gewesen ist, kann man sich ändern.“

      Sehe ich komplett anders! Welcher Mensch trifft seine Entscheidung bitte komplett rational aus dem Kopf? Entscheidungen werden größtenteils emotional oder aus dem Bauch heraus getroffen. Und da spielt nun mal das eigene Wesen eine übergeordnete Rolle.

  21. Hi Steve
    Erstmal vorweg finde ich es gut, dass du dich mal richtig „auskotzt“ und uns deine Meinung mitteilst.
    Zu dem Thema habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht, die nun aber in eine andere Richtung gehen wie deine.
    Laut meiner Erfahrung können sich Menschen ändern, sogar bis hin zu ihrem Wesen.
    Das Beispiel, was mich zu dieser Erkenntnis geführt hat, ist die Wandlung meiner Eltern.
    Als ich noch jung war und in die Grundschule ging, waren meine Eltern das typische, bürgerliche Paar. Mein Vater war damals sehr still, Emotionen zeigen war als Mann verboten und er war der einzige Verdiener in der Familie. Meine Mutter war die typische Hausfrau. Vormittags wurde geputzt, dann für mich Essen gemacht und einmal in der Woche wurde sich mit den anderen Hausfrauen auf eine Tasse Tee über den neuesten Tratsch unterhalten.
    Nun gab es dann aber ein einschneidendes Ereignis in der Familie, wo ich nicht genauer drauf eingehen möchte. Daraufhin fand ein Umdenken bei meinen Eltern statt, dass das, was sie gerade tun, nicht gut für sie ist und sie änderten sich radikal.
    Nun würde ich sie in manchen Dingen schon als Buddhisten bezeichnen. Vieles, was sie früher getan und gemacht haben, können Sie jetzt überhaupt mich haben und auch in ihren kompletten Wesen sind sie nun völlig anders.
    Ich würde dir zustimmen, Steve, dass sich Menschen nicht ändern, solange sie nicht „tief in ihrem Inneren“ merken, dass der Fehler, den sie da machen, ihnen wirklich schadet und ihnen nicht gut tut.
    Und dieses „Erkennen“ kann niemand von außen bewirken. Wie du sagtest, man kann Menschen nicht ändern.
    Sie müssen selbst erkennen, dass sie sich ändern wollen.

    • Klingt gut, mit Deiner Umschreibung kann ich leben.

      Wobei… „Ich würde dir zustimmen, Steve, dass sich Menschen nicht ändern, solange sie nicht “tief in ihrem Inneren” merken, dass der Fehler, den sie da machen, ihnen wirklich schadet und ihnen nicht gut tut.“

      Mein Freund hat ja auch erkannt, dass ihm die Frau schadet und nicht gut für ihn ist. Und jetzt trifft er sie wieder. Scheint also nicht in allen Fällen so zu sein…

      • Es gibt halt Menschen, die wollen unglücklich sein (zumindest scheint es so). Das meine ich btw auch nicht als Beleidigung, sondern es ist eine schlichte Tatsache. Ich kenn da ein sehr, sehr gutes Beispiel für.

  22. Ich kann deine Meinung hier auch nicht wirklich teilen.
    Habe einen Arbeitskollegen und der hat sich auf jeden Fall verändert, durch eine neue Beziehung.
    Ob es von Dauer ist kann ich nicht sagen, aber in vielen Punkten schauen wir uns im Job nur noch ungläubig an und können es gar nicht glauben.

    • Die Frage ist halt, ob diese Veränderungen auch sein Wesen betreffen. Ist wohl ne Definitionssache. Lernen ist nicht gleich Wesens-Veränderung. Aber das kannst Du wohl in diesem Fall besser beurteilen als ich. Eine neue Beziehung ist immer irgendwie Veränderung – aber meiner Erfahrung nach keine dauerhafte.

  23. Nach dieser Ausführung würde eine befristete Gefängnisstrafe keinen Sinn mehr machen. Man müsste jede Straftat mit lebenslang bestrafen, da der Mensch sich eh nicht verändert? Ich meine, wie kannst du einen Vergewaltiger wieder frei lassen, wenn du weißt, dass er sich eh nicht verändert hat und dieselbe Tat wieder tut?

    • Naja, er wird auf jeden Fall in sich eine gewissen Drang haben, erneut in so einer Sache straffällig zu werden. Es ist halt dann an dem entsprechenden Psychologen, zu beurteilen, wie sehr der Täter in der Lage ist, diesen Drang zu unterdrücken, bzw. eine Ersatzbefriedigung zu finden.

    • Mit deiner Aussage machst du es dir ein wenig zu einfach, oder? Schließlich enstehenden Straften aus den verschiedensten Gründen. Meiner Meinung nach muss man da je nach Straftat und Hintergrund der Person unterscheiden.

      Spontan entstehende Verbrechen machen meiner Meinung nach nicht wirklich einen Menschen aus. Jede Person kann in bestimmten Situationen von Emotionen übermannt werden und einen gravierenden Fehler machen. Solche Leute bereuen ihre Taten ja auch und müssen nur angemessen bestraft werden.

      Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die gezielt auf ihre Straftaten hinarbeiten und oft sogar fest davon überzeugt sind, dass sie das Richtige tun. Meiner Meinung nach ändern sich solche Leute in den meisten Fällen nicht.

  24. Oje, dann sollten wir schleunigst alle Mörder, Vergewaltiger und sonstige Kriminelle an die Wand stellen :O Gibt ja gar keine Hoffnung für die :C

  25. Interesannter Leuchttum! Bin erst Anfang 30 und kann nur sagen, ich hoffe du hast unrecht. Meine Erfahrung zeigt mir Durchaus das sich Menschen ändern können und geändert haben und gleichermaßen auch das sich viele nicht geändert haben und ändern werden.

    Aufjeden Fall interesannte Meinung.

    • Ist halt die Frage, ob das dann auch ein dauerhafter Zustand ist, Bro. Viele Menschen sagen nur allzu gerne von sich selbst, dass sie sich geändert haben. Ist ja auch einfach. Ich bin bei solch einer Aussage immer extrem skeptisch!

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