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Benedikt Höwedes geht vom FC Schalke 04 zu Juventus Turin. Zum Abschied übt der langjährige Kapitän bei Facebook Kritik an Trainer Domenico Tedesco.

Ich habe mich in dieser Sache lange zurückgehalten, da ich immer finde, dass man nicht immer zu allem seine Klappe aufreißen muss – vor allem bei einem Verein, den ich nicht so intensiv verfolge. Nach seinem Wechsel zu Juventus Turin waren in den letzten Tagen die Medien (auch im Netz) voll von „Schweinchen-Schlau“-Kommentaren und -Kolumnen zu diesem Thema. Ich habe gestern einen Kolumne bei T-Online dazu gelesen, die mich richtig mad gemacht hat. Sie trug den Titel „Weltmeister demontiert sein Denkmal auf Schalke“. Darin werden zuerst seine Verdienste für den Verein aufgezählt, und am Ende ist er dann doch der Böse, weil er die vor der Saison getätigten positiven Parolen (wohlgemerkt noch als Kapitän) nicht eingehalten habe. Außerdem hätte sich Höwedes ja dem Konkurrenzkampf stellen müssen. Reißerischer Bullshit vom Autor Guido Heisterkamp.

Ich schreibe jetzt mal meine Meinung dazu – diese hat keinen Anspruch auf Richtigkeit. Schalke-Fans können die Sache sicher besser beurteilen und einordnen…

Ihr wisst ja, wie kritisch ich hier sehr oft mit Spielern ins Gericht gehe – siehe den Wechsel von Dembele zu Barca. Aber ich finde bei allem Frust, wenn ein Spieler den eigenen Verein verlässt, muss man doch fair bleiben: Benedikt Höwedes war das Gesicht von Schalke 04. Der Kerl war in Sachen Einsatz und Leidenschaft für seinen Verein stets ein Vorbild. Wenn andere Spieler gewechselt sind oder nach einer verkorksten Saison nur noch sporadisch auf dem Platz waren, hat Höwedes immer alles gegeben. Der Kerl ist ein hervorragender Abwehrspieler und amtierender Weltmeister und Stammspieler in der Nationalmannschaft. Was zur Hölle geht in einem neuen Trainer vor, der gerade mal ein paar Zweitliga-Spiele Erfahrung als Trainer hat, einem so verdienten Spieler seine Binde und seinen Stammplatz in der Mannschaft zu entreißen? Und was zur Hölle geht in Funktionären und Fans vor, dass sie das mitmachen bzw. nicht auf die Barrikaden gehen? Es kotzt mich mittlerweile so an, dass im Fußball alles immer austauschbarer wird und langjährige, verdiente Spieler eines Vereins so behandelt werden – ähnlich wie es die Bayern mit Schweinsteiger und jetzt mit Müller mach(t)en.

Dass Höwedes das nicht mit sich machen lässt, nach all den Jahren, in denen er für Schalke 04 den Kopf und die Knochen hingehalten hat, kann ich absolut nachvollziehen. Im Sommer findet eine Fußball-Weltmeisterschaft in Russland statt, wo Deutschland seinen Titel verteidigen möchte. Als Nationalspieler muss man also den Anspruch haben, sich über einen Stammplatz im eigenen Team für das Turnier zu empfehlen. Und da es für mich keine sportlich nachvollziehbaren Gründe gibt, warum Höwedes bei Schalke nicht spielt, muss man halt anders auf diesen Trainer reagieren, der sich offensichtlich über diese Aktion profilieren will. Wenn ich schon den Satz lese „Reisende soll man nicht aufhalten“, werde ich richtig wütend. Wir reden hier über eine Schalke-Legende und einen mehr als verdienten Spieler. Und wenn man dann schweren Herzens den Verein wechselt, ist man auch noch der Böse? Unfassbar!

Ich bin gespannt, was die Schalke-Fans dazu in den Comments schreiben!

Quelle: Sport1.de


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22 KOMMENTARE

  1. Gegenüber Sky Sport-Reporter Stephan Schäuble hat Domenico Tedesco Stellung zu dem Fan-Post inklusive Vorwürfen von Benedikt Höwedes reagiert. Wir haben mitgeschrieben, was Tedesco gesagt hat.
    Domenico Tedesco über …
    … seine Wortwahl auf der PK vor dem Hannover-Spiel „Reisende sollte man nicht aufhalten“: „Zunächst einmal wünsche ich Benedikt in Turin alles erdenklich Liebe und Erfolg. Für uns ist das Wichtigste, dass er sich dort wohlfühlt. Zu dem Satz: Er war von mir etwas unglücklich ausgewählt, dennoch aus dem Kontext gerissen. Die, die bei der PK dabei waren, kennen die Reihenfolge der Fragen. Zunächst wurde gefragt, ob wir ihn abgeben wollen, was wir mit einem klaren Nein beantwortet haben und die Bitte und den Wunsch an Benedikt gerichtet haben, zu bleiben. Die zweite Frage bezog sich dann auf ein mögliches Veto meinerseits und in dem Zusammenhang habe ich gesagt, dass es für einen Trainer wenig Sinn ergibt, Reisende aufzuhalten. So wirkt der Spruch isoliert von allem anderen anders. Dennoch gebe ich zu, dass es meinerseits unglücklich gewählt war.“
    … das Vertraunsverhältnis, das laut Höwedes-Post mehrmals zuletzt auf die Probe gestellt wurde: „Ich kann nur sagen, dass wir von Beginn an ein offenes und transparentes Verhältnis hatten. Wenn ein Spieler zur WM will, dann erst recht. Bene wollte die Garantie, dass er bei uns spielt. Die kann ich aber weder ihm noch irgendeinem anderen Spieler geben. Unser Wunsch war es immer, dass er den Konkurrenzkampf annimmt. Da er erst im Trainingslager ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, war von vornherein klar, dass das Pokal-Spiel und das gegen RB Leipzig noch kein Thema war. Vor dem Spiel in Hannover habe ich noch einmal mit ihm gesprochen und ihn gebeten, zu bleiben. Da hat er mir gesagt, dass er nicht wechseln will. Wenige Tage später ist er beim Medizincheck in Turin. Schade, dass wir haben ihn gebeten, den Konkurrenzkampf anzunehmen, der uns alle weiterbringt.“
    … ein mögliches Wiedersehen bei einem Espresso: „Selbstverständlich würde ich das machen. Wichtig ist, dass nichts zwischen uns geblieben ist. Das wird auch er sicherlich bezeugen. Wir waren von Anfang an ehrlich und offen. Deswegen stünde einem Espresso nichts im Wege.“
    … den Facebook-Post und ob dieser ihn getroffen habe: „Nein, er hat mich nicht getroffen. Es ist legitim, dass Spieler sich mit solchen Posts melden. Darauf bin ich überhaupt nicht negativ zu sprechen.“

  2. So schlecht kann Höwedes nicht sein, wenn seine Statistik sogar besser war als die von Bonucci, den er immerhin bei Juve beerbt. Und wer Juve schon mal spielen gesehen hat weiß, was dort für eine Defensive gespielt wird und welche Ansprüche ein Defensivspieler befriedigen muss.
    Ich glaube noch immer, bei Juve lacht man sich einen Ast ab, dass man quasi einen 1:1 Ersatz zum halben Preis geschenkt bekommen hat. Hier haben die Briten mal derbe geschlafen oder er war einfach zu billig 😀

  3. Zweischneidiges Schwert .
    Höwedes war sportlich keineswegs mehr unumstritten, ich selbst halte ihn auch nicht mehr so gut, wie er einmal war. Er ist zur Zeit einfach zu langsam. Dazu kommt, dass er durch seine Verletzung auch nicht 100% fit ist. Ich finde es gut, wenn ein Trainer dann durchgreift und nach Leistung aufstellt. Dafür ist der neue Trainer ja da.
    Höwedes stand es frei, durch Leistungen sich wieder in die Mannschaft zu spielen, hat dann aber lieber die beleidigte Leberwurst gespielt.
    Was sonst noch zwischen Trainer und Höwedes vorgefallen ist, kann man natürlich nicht wissen.

    Andererseits ist Höwedes natürlich Schalker Urgestein, als gefühlt einziger ist er dem Verein immer treu geblieben, auch wenn er hätte wechseln können. Er hat immer betont, dass ein Wechsel innerhalb der Bundesliga für ihn nie in Frage kommt. Er ist einer der wenigen Spieler, wo das Wort noch Gewicht hat. Und auch die Liebe zum Verein noch eine gewisse Stellung hat, und nicht nur das liebe Geld. Er hat viel für den Verein gegeben und hängt sich immer rein.

    Ich persönlich denke, dass es richtig war ihn nicht auf Teufel komm raus spielen zu lassen. Irgendwann ist die Zeit für einen halt vorbei.

    • Unterschreibe ich. Ich habe ihn oft live spielen sehen und er machte auf mich auch den eindruck eines abwehrspielers, der eher über das stellungsspiel kommt, da er tatsächlich für vollsprints mit gegner zu langsam ist. wer s04 vs leipzig live gesehen hat, weiss das für benni da kein platz im System ist. So leid es mir tut, aber ich finde die entscheidung des Trainers iihn nicht spielen zu lassen 1.) navollziehbar und 2.) richtig. Alles was dann kam bzgl. wechsel war nur ballihoo um das gesicht zu wahren.

  4. Schalker hier: Höwedes wurde nicht demontiert. Das denken sich die Medien aus. Höwedes wurde beim Neustart unter neuem Trainer nur gesagt, dass für alle (also auch für die Verteidiger) das Leistungsprinzip gelte.
    Und das hat wohl, zusammen mit der Kapitänsbinde (was übrigens auch Standard ist. Neuer Trainer ernennt neuen Kapitän), zu sehr an Bennis Ego genagt.

    Ich find’s schade, aber man muss kein Fass deshalb aufmachen. Höwedes wollte ohnehin in seiner Karriere noch ins Ausland und unersetzbar ist er auch nicht.

    Schade, aber kein Skandal.

    • Seit wann ist es Standard, dass der neue Trainer den Kapitän umbenennt? Mir fällt in den letzten beiden Jahren kein weiteres Beispiel ein. Nicht falsch verstehen, der Coach darf das, manche machen es, aber ich finde es ist weit entfernt vom Standard. Höchstens eine Aktion um neue Impulse zu setzen.
      Höwedes hat sich auch nach dem Kapitänswechsel vorbildlich verhalten und wenn es etwas anderes gegeben hätte, hätten auf Schalke bestimmt die Medien berichtet.
      Unersetzbar ist er insofern, dass es jetzt nur noch 4 IVs sind und mit Dreierkette gespielt wird.
      Das mit dem Ausland hat man schon öfter gehört über ihn gehört, ich finde insgesamt hat man sich mit der Aktion aber nicht mit Ruhm bekleckert.

  5. Der moderne Fußball ist leider nur noch Dreck.
    Ich habe mich dieses Jahr nach der dembele-Posse, bei der man direkt schon wusste, dass der am Ende sowieso damit durchkommen wird, entgültig abgewendet.
    Zu viel ist zu viel. Ich rufe jeden auf, seinen „Konsum“ dieser Milliardenindustrie ebenfalls zu überdenken, nur wenn den „Vereinen“ mittelfristig die Fans wegbleiben, wird sich da noch mal wieder etwas ändern

  6. Für Schalke reicht es halt nicht. Da muss man dann in den sauren Apfel beissen und dann notgedrungen nach Juventus wechseln.

    Absurd.

  7. Ich bin Dortmund Fan und Schalke hat keinen Spieler auf den ich neidisch Blicke und denke „So einen hätte ich gerne in Dortmund“ aber Höwedes war so einer. Das dieser nun gehen muss wegen eines neuen und noch unerfahrenden Trainers der erstmal beweißen muss was er kann find ich traurig.
    Spieler wie Höwedes (oder bei uns damals Kehl) sollte man immer versuchen zu halten solange es Sportlich zumindest einigermaßen sinn macht.

    • Haben sie ja versucht wie der tainer im sky interview sagte. aber zwischen „Spieler halten“ und Einsatzgarantie, wie es Benni wollte, ist wohl ein Unterschied. Und das lässt sich kein Trainer der Welt sagen, von niemanden.

  8. Es gibt die ein oder andere Personalie, bei der ich Tedesco nicht zustimmen kann. Bei Höwedes hat er sich schlichtweg im Ton vergriffen.
    Als Schalkefan hat man nicht den geringsten(!) Anlass, Höwedes anzuklagen. Und wer das letzte Spiel gesehen hat weiß auch, dass keiner von uns das macht. Natürlich hat Höwedes nachgelassen (vor allem körperlich), aber er war immer das Kopf und Herz der Mannschaft. Nur er und Fährmann waren immer unangreifbar, weil sie sich durch Taten und Worte unangreifbar gemacht haben. Insofern stimmt es sogar, dass die Mannschaft sich immer hinter ihm verstecken konnte. Auch das er Wort gehalten hat, nicht innerhalb der Bundesliga zu wechseln, rechne ich ihm hoch an.
    Ich habe den allergrößten Respekt vor Benni Höwedes und ich hoffe und glaube, dass er auch allergrößten Respekt vor den Schalker Fans hat. Ich hoffe inständig, dass diese Entscheidung Tedesco und Heidel nicht noch in den Hintern beißt, denn sonst brauchen wir bald wieder einen neuen Trainer und einen neuen Manager…

    Was das spielerisch für Schalke bedeutet, mag ich nicht absehen. Unsere ABwehr ist diese Saison verdammt dünn, vorallem wenn man hört, dass Tedesco auch gerne noch Coke loswerden will. Wenn man bei uns irgendwer mal ausfällt (und so traurig das ist, aber Nastajic hat bei uns noch keine Saison ohne schwerere Verletzung erlebt…) stehen wir plötzlich ohne IV da. Das kann noch richtig ins Klo gehen.

    Last but not least: Was für ein Bullshit mit dem „Denkmal einreißen“. Niemand erwartet von einem gedienten Spieler, dass er sich „wie Dreck“ behandeln lässt und sich danach ruhig auf die Bank setzt. Ein Höwedes auf der Bank, der nur am murren und am maulen ist, das wäre eine Beschädigung. Ich bin froh, dass er keinen Ballack macht und sich lieber umorientiert. Ihm jedenfalls von Herzen alles Gute, Turin hat einen fantastischen Spieler und tollen Menschen hinzugewonnen.

  9. Wie heißt es so schön: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
    Fakt ist, das Höwedes sportlich schon länger nicht meh überzeugt hat. Er hat zwar noch viel gespielt, aber mehr den „Lückenbüßer“ als RV. Das man den Kapitän nicht auf die Bank setzen möchte kann ich nachvollziehen(wobei ich das anders sehe).

    Ich denke die Art und weise der Kommunikation (sowohl Tedesco als auch Höwedes) waren unglücklich.

    Wie das intern gelaufen ist weiß ich nicht. Aber die werden schon klargestellt haben, wie es um seine Einsatzzeiten dieses Jahr steht.

  10. Bin als Schalke Fan weitestgehend deiner Meinung. Vor allem schockiert mich, dass es seitens des Vereins keine spürbaren Bemühungen gab, Höwedes doch noch zu halten („Reisende kann man aufhalten, wenn man will“, Höwedes auf Facebook).
    Den Umstand sich für die Nationalmannschaft weiterhin präsentieren zu wollen kann ich zwar nachvollziehen, halte ich persönlich aber für nicht so wichtig. Benedikt ist dort gesetzt und Löw schmeißt doch eh nur selten Leute raus. Man darf dort auch in Hotelfoyers pi**en, ohne zu fliegen 😉
    Letztlich können sich Höwedes und Tedesco wahrscheinlich einfach nicht leiden. Was im Detail alles vorgefallen ist, werden wir wohl nicht erfahren.
    Trainer und Verein haben sich vermutlich keinen Gefallen getan. Die Ruhe ist spätestens jetzt wieder weg. Beim nächsten Heimspiel werden die Fans ihre Meinung zum Umgang mit Höwedes auch unmissverständlich zum Ausdruck bringen, denke ich. Darüber hinaus finde ich unseren Kader jetzt mal wieder ziemlich dünn besetzt. 1-2 Spieler verletzen sich doch eh wieder.

    Ich für meinen Teil bin Höwedes sehr dankbar und wünsche ihm mit Juve viel Erfolg und hoffe natürlich, dass es trotzdem mit Schalke wieder aufwärts geht.

  11. ein bisschen war es auch bei Stefan Kießling unter Roger Schmidt so. Ich finde das auch immer schwierig wenn verdiente Spieler nicht mehr berücksichtigt oder gar vom Hof gejagt werden. Andererseits holt man einen neuen Trainer ja gerade auch deshabl: Um neue Impulse zu geben und nicht um den Status quo zu erhalten.

    Die Zeit wird zeigen, ob Tedesco damit recht hatte. Guardiola wurde in der causa Schweinsteiger meiner Meinung nach recht gegeben.

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