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Es war von Anfang an ein Risiko für die Regierungspartei AKP, die Bürgermeisterwahlen in Istanbul zu annullieren. Denn mit einer Wahlwiederholung machte sich Präsident Erdogan innerhalb der Bevölkerung und auch auf internationaler Ebene keine Freunde. Und gebracht hat sie nichts: Oppositionskandidat Ekrem Imamoglu, dessen erster Sieg nicht anerkannt und der nach 18-tägiger Amtszeit abgesetzt wurde, gewinnt auch die zweiten Wahl gegen AKP-Mann Binali Yildirim.

Mich (Azurios) überrascht ein wenig, dass Erdoğan diese zweite Wahl jetzt einfach so akzeptierte und Ekrem Imamoglu sogar über Twitter zu seinem Sieg gratulierte. Nach den letzten Wochen und Monaten hatte ich wirklich mit einer anderen Reaktion gerechnet. Selbst wenn es nach zwei Wahlen schon sehr eindeutig ist, welchen Kandidaten die Menschen in Istanbul als ihren Bürgermeister sehen möchten.

Ansonsten feiert die internationale Presse (Übersicht) diesen Wahlsieg derzeit als einen „Sieg für die geschundene türkische Demokratie“ und ein „Hoffnungszeichen“ für dieses Land. Auch wenn viele dieser Beiträge meiner Meinung nach stark übertreiben und zum jetzigen Zeitpunkt nur eine (sehr wichtige) Wahl gewonnen wurde, so ist das Ganze aber zumindest schon einmal ein guter Anfang. Vielleicht gibt es im Jahr 2023 (wenn sie nicht vorgezogen werden) bei den nationalen Wahlen ja sogar ernsthafte Konkurrenz für Erdoğan.

Quelle: t-online.de und spiegel.de


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14 KOMMENTARE

  1. Das Ding ist das Herr Erdogan wohl einfach seinen Zenit überschritten hat, wie so viele Politiker. In der Hinsicht steht er in einer Reihe mit Putin und Merkel (Die ich hier nicht Inhaltlich gleichsetzte !!). Politiker die keine Vision mehr haben wie man das Land voran bringen könnte. Die quasi mehr Verwalten als eigentlich Regieren.
    Die wirtschaftlichen Boomjahre der Türkei sind erst einmal vorbei und damit auch sein stärkstes Totschlagargument. Nun macht er das was viele tun die Ihre Macht schwinden sehen. Die Demokratie aushüllen und innenpolitisches Versagen mit außenpolitischen Siegen kaschieren. Was für jemanden wie Putin die Krim / Ostukraine ist sollte für Erdogan der Krieg gegen die Kurden und das militärische Eingreifen in Syrien sein.
    Vor den Wahlen dem Volk noch schnell die Bilder siegreicher Soldaten präsentieren zieht immer noch ganz gut.
    Auch wenn Erdogan sicher noch nicht am Ende ist so hat der Niedergang bereits eingesetzt.

  2. Ich denke Erdogan wird einfach die Befugnisse des Bürgermeisters zusammenstreichen und dafür sorgen das dieser alle unpopulären Entscheiden verantworten muss, während der große Präsident die populären Themen einfach selber verantwortet. So könnten die Gelder für die Stadt gekürzt werden und wenn dann Einrichtungen schließen müssen werden diese plötzlich aus Staatlichen Mitteln finanziert. Erdogan macht nicht den Eindruck das er Niederlagen verkraften kann, da wird auf jeden Fall noch nachgekartet.

  3. Keine Sorge.
    Schließlich wird Erdogan bald heraus finden das Imamoglu die PKK, den IS oder (hier beliebe Terrororganisation einsetzen) unterstützt. Und deshalb umbedingt und sofort aus dem Amt entfernt werden muss. Und bis dann Neuwahlen durchgeführt werden können (so in 2-3 Jahren oder so) herrscht dann in Istanbul ein von Erdogan eingesetzter Zwangsverwalter.
    Dieser hat natürlich Zugriff auf die genauen Listen, welcher Stadtbezirk wie gewählt hat. Und die Bezirke, die nicht Linientreu sind, bekommen halt kein Geld mehr. Leider alles schon anderweitig verplant und verbraucht.
    Und die Bezirke, die Linientreu gewählt haben, für die ist natürlich massenweise Geld verhanden. Um den Handel zu fördern etc. pp.

  4. Nachdem er beim ersten Mal noch stark in den Wahlkampf involviert hat, hat sich Erdi diesmal aber auch scheinbar rausgehalten. Vermutlich hat sich auch bei ihm die Niederlage klar abgezeichnet und er wollte es lieber Yildirim zuschieben.

  5. Mal abwarten. Erdogan wird bestimmt noch ein paar fingierte Geheimnisse über Imamoglu herausfinden und ihn damit politisch ausbooten. Würde mich nicht wundern.

  6. Der Irre vom Bosporus verliert die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei.
    Und das gleich zwei Mal.
    Das lässt hoffen. Da freuen sich nicht nur die Kurden, Armenier und Griechen, sondern auch ich ganz persönlich.
    Bis 2023 zieht allerdings noch viel Zeit ins Land. Ein bis zwei Putschversuche/Angriffskriege hat Onkel Erdi bestimmt noch im Tank. Die haben in der Türkei schliesslich eine gewisse Tradition.

    Nichts für ungut. Derzeit keine Türkeiurlaube geplant.

    • Was heißt hier „Da freuen sich nicht nur die Kurden, Armenier und Griechen“? Da freuen sich an aller erster Stelle die Türken die gegen Erdogans AKP gestimmt haben. Die Menschen die dort leben, die unter Erdogans Politik leiden. Die 50% die gegen ihn gestimmt haben.

        • Kurzes Türkei 1mal1

          Es leben 60.000 Armenier in der Türkei
          Es leben nicht mal 5.000 Griechen in der Türkei

          Die einzig relevante Gruppe sind die Kurden, von denen gibt es knapp 15 Mio (bei 82 Mio Gesamtbevölkerung).

          Insofern hat Plutarch durchaus recht, wenn er anmerkt, dass es tatsächlich die Türken waren, die Erdogan und seiner AKP einen Denkzettel verpasst haben…

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