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Im ARD-Format Bericht aus Berlin äußerte sich der Bundesinnenminister Horst Seehofer nach dem rechtsextremen Anschlag in Halle unter anderem dahingehend, dass „viele von den Tätern (oder potenziellen Tätern) aus der Gamer-Szene [kommen]“ und deshalb „die Gamer-Szene stärker in den Blick genommen werden muss“. (Via)

Nach diesem erneuten verbalen Fehltritt von Seehofer, äußerten sich eine Menge wichtiger Menschen dazu. Die positive Nachricht an dieser Stelle: Es leben sehr viele nicht mehr in der Steinzeit und haben die Sache angemessen analysiert. Hier ein Zitat von Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, zu dem Thema:

„Absurd ist allerdings, nun als erstes die Gaming-Szene unter Generalverdacht zu stellen. Games können leider ebenso wie andere Kunstformen dazu genutzt werden, menschenverachtendes Gedankengut zu verbreiten. Hieraus eine besondere Gefährdung vor allem durch Games abzuleiten, verkennt die wahren Gefahren. Nicht Games, sondern der Rechtsextremismus ist das Problem.“ (Via)



Ich poste an dieser Stelle noch einige Social-Media-Statements als Antwort auf den Seehofer-Bullshit…

Danke an Till für den Link!


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14 KOMMENTARE

  1. Ich denke ebenfalls das weder Rechtsextremismus noch Games das Problem sind, sondern eine Gewisse Art von Verrohung. Diese Art von Verrohung können sicherlich Medien aller Art fördern, incl. H4 TV – jedoch auch Extremisten Kreise, Frustration und Soziale Isolation.

    Man muss sich die Frage stellen, wieviel Amokläufe bzw. Morde (ja NSU, Lübcke) sind klar Rechtsextrem, jedoch im Schaubild aller Morde und Anschläge/Amokläufe spielt der Rechtsextremismus tatsächlich eine eher überschaubare Rolle als Tatmotiv. Weder 0% noch 100%.

  2. Wenn wir Halle als Maßstab nehmen, dann sind weder Gamer noch Rechtsextremisten das Problem. Wenn es in den letzten Jahren je einen „Einzelfall“ gab, dann ist es die Tat von Halle.

    Ja, der Täter war offenbar ein Rechtsextremist. Wenn wir uns aber mal vor Augen führen, was da tatsächlich passiert ist, dann war der Täter einfach nur ein durchgeknallter Vollidiot. Angefangen damit, dass er sich seine Waffen selbst gebastelt hat. Innerhalb eines Netzwerkes hätte er doch sicherlich Alternativen gehabt, an „richtige“ Waffen zu kommen. Als er merkt, dass die Tür der Synagoge ihn nur dumm angrinst, als er seine Eigenbau-Shotgun daran ausprobiert hat, versucht er es mit einem Böller von der Sprengkraft eines Knallfrosches. Und damit sind dann auch seine Optionen aufgebraucht, er ballert noch auf der Straße herum, tötet dabei zwei (deutsche/nichtjüdische) Passanten, flucht die ganze Zeit darüber, was er doch für ein Versager ist. Das Massaker bleibt gottseidank aufgrund dauerhafter Ladehemmung aus.

    Jetzt mal ehrlich: Wenn der Typ nicht doch noch mit seinen Selbstbauwaffen zwei zufällig vorbeikommende Personen getötet hätte, wäre sein Video jetzt als „Fail des Monats“ auf Youtube. Der Typ ist vieles, ein Versager, ein Vollidiot, eine Witzfigur, meinetwegen auch ein Neonazi und vermutlich auch ein Videospieler. Aber er ist keinesfalls Teil eines irgendwie organisierten Rechtsextremismus‘. Sein Livevideo hatte, soweit ich weiß, 5 Livezuschauer. Da kriege ich ja mehr, wenn ich meine Katzen streichel!

    Das soll nicht heißen, dass es keine rechtsextremen Strukturen gäbe. Da wissen die Sicherheitsbehörden mehr als wir alle. Und natürlich sollen sie diese Strukturen erforschen und bekämpfen, lieber heute als morgen.

    Nur dieser Versager von Halle ist nun wirklich das denkbar schlechteste Beispiel für diese Strukturen.

    • Soso, der Täter war also in erster Linie ein durchgeknallter Vollidiot und Rechtsextremisten sind nicht das Problem? Wäre der Täter ein Moslem gewesen, hättest du doch als erstes das Problem in der Ideologie und nicht in der Idiotie des Täters vermutet.
      Eine gewisse grundlegende Dummheit ist ja sowieso die Voraussetzung, rechtsextremem Gedankengut zu folgen.
      Und deine geliebte AfD hat sicherlich auch ihren Einfluss auf solche Menschen.

      • „hättest du doch als erstes das Problem in der Ideologie und nicht in der Idiotie des Täters vermutet.“
        Was erwartest du dir von solch einem polemischen in den Mund legen? Eine objektive Diskussion? Solche Aussagen lassen tief in dein Welt- und Menschenbild blicken. Extremismus ist auf beider Seiten heftigst zu verurteilen und zu ahnden. Antifa sind nicht besser – wie jährliche Statistiken immer wieder beweisen.

      • Renkin, ich möchte dich bitten, meinen Text vollständig zu lesen, bevor du darauf antwortest. Du verknüpst bereits im ersten Satz zwei Dinge, die ich so nicht gesagt habe. Inwieweit wir nach NSU u. ä. ein Rechtsextremismusproblem haben, weiß ich nicht, das hängt in erster Linie auch davon ab, ab wann du etwas als „Problem“ definierst. Üblicherweise blubbern Geheimdienste und Politiker dann etwas von „Stukturen“, „Organisationen“ und „Netzwerken“.

        Ich habe nun lediglich gesagt, dass ich aufgrund der gesamten Tatausführung nicht davon ausgehe, dass dieser konkrete Täter Teil dieser Netzwerke ist, sondern vielmehr wie ein Individuum aussieht, das schlicht mit seinem Leben nicht klarkommt. Ob er dann Juden, Hindus oder Marsmenschen abknallen will, ist dem fast schon untergeordnet. Insbesondere war ihm selber ja jedes Opfer recht, nachdem er die Synagogentüre nicht knacken konnte. Ist der Täter ein Rechtsextremist? Ja, zweifellos, und das war wohl auch das Motiv, sich zuerst an der Synagoge zu versuchen. Ist dieser Personentyp es, für den für zig Millionen der „Kampf gegen Rechts“ ausgerufen wird? Nein, ganz sicher nicht.

        Wäre der Täter ein Moslem gewesen … hätte sicherlich angesichts der Synagoge vieles für die extremistische Ideologie des Islam gesprochen. Natürlich. Besonders wenn er – wie üblich – noch „Allahu akbar“ gegröhlt hätte.

        Wir können ja mal die Zahl der Allahu-Amokläufe der letzten Jahre mit der Zahl der Glatzen-Amokläufe vergleichen und dies dann noch in Relation zur Bevölkerung setzen. Bin mir ziemlich sicher, dass der Islam da weit in Führung läge. Ich könnte jetzt noch polemisch anfügen, dass sich die Moslems meistens intelligenter und organisierter anstellen als diese Glatze und insbesondere lange Macheten nur selten Ladehemmung aufweisen!

        Tatsächlich dürften Rechtsextremisten die Dümmsten unter den Extremisten sein, und zwar weil sie diese Ideologie freiwillig, zwanglos annehmen. Dagegen wird der Moslem in die Islam-Ideologie hineingeboren, und zum Linksextremisten werden die Kinder heutzutage ab frühester Kindheit von entsprechend geformten Pädagogen und Lehrplänen getrimmt.

        Anders gesagt: Zum Islamisten wird man geboren, zum Linksextremisten erzogen, nur für Rechtsextremismus muss man blöde genug sein!

        Was an dieser Stelle die AfD damit zu tun haben soll … will ich von dir an dieser Stelle lieber gar nicht erst wissen!

        • „Wenn wir Halle als Maßstab nehmen, dann sind weder Gamer noch Rechtsextremisten das Problem. Wenn es in den letzten Jahren je einen “Einzelfall” gab, dann ist es die Tat von Halle.“
          Genau. Wie der Lübcke-Mörder. Wie der NSU. Wie der Christchurch-Attentäter. Alles Einzelfälle. Und bestimmt hatte der Mann keinerlei Netzwerk, das er mit seinem Video beeindrucken wollte. Komisch, das.

          „Dagegen wird der Moslem in die Islam-Ideologie hineingeboren, und zum Linksextremisten werden die Kinder heutzutage ab frühester Kindheit von entsprechend geformten Pädagogen und Lehrplänen getrimmt.“
          Viele führende Salafisten sind Konvertiten. Und wenn du denkst, Beamte würden Kinder massenhaft zum Linksextremismus erziehen, dann fällt mir zu so was wirklich auch nichts mehr ein.

    • So sehe ich es ehrlich gesagt auch.
      Man stilisiert die Tat und auch die Person zu etwas hoch, was einfach nicht passiert ist.
      Ja ich will da auch nichts relativieren und es war schlimm genug was passiert ist und natürlich bin ich froh, dass nicht mehr passiert ist.

      Nun was da so durch die Presse lief die letzte Woche, incl Meldungen aus Israel, da könnte man meinen ein 50 Mann SA Trupp hätte eine Synagoge gestürmt.

    • „tötet dabei zwei (deutsche/nichtjüdische)“
      Nicht ganz richtig.
      Er hat eine Fußgängerin erschossen, ist danach in einen nahen Kebab-Laden (mit den Worten: „Kebab-Laden? Nehmen wa mit.“ und hat dessen Besitzer niedergeschossen (hat dafür 10 Minuten gebraucht).
      Andere Passanten hatten dabei wahnsinniges Glück, standen dumm vor ihm. Keiner ist geflüchtet, keiner hat die Gefahr realisiert.
      Und die Polizei? Lies 70 Minuten auf sich warten. Ein organisierter Attentätter hätte hunderte in den Tot gerissen.

      • Bitte sieh es mir nach, dass ich den Sachverhalt auf das wesentliche verkürzt habe. Insbesondere zur Reaktionszeit der Polizei könnte man noch so einiges auf den Tisch kotzen!

      • Die Polizei war nach 7 Minuten vor Ort. 1a Tatsachenverdrehung von dir.

        Und das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass seit Jahren Personal abgebaut wird und in ner Stadt wie Halle die Präsenz generell geringer is als in Berlin oder ner vergleichbaren Stadt, die westlicher liegt.

        Würde auch erklären, warum keiner flüchtet, das hat keiner ernst genommen.

        • Ich habe was von 15 Minuten gelesen, ist aber dennoch eine Ewigkeit, besonders wenn da kein Depp, sondern ein Profi mit richtigen Waffen unterwegs gewesen wäre. Schon vor 15-20 Jahren, als ich im Rahmen des Referendariats mal bei der PD war, erfuhr ich, dass im gesamten Landkreis meistens nur noch ein einziger Streifenwagen unterwegs ist. Ich behaupte, dass die Polizei derart kaputtgespart ist, dass so viele Delikte gar nicht mehr aufgenommen werden, dass sich die Politiker hinstellen und angesichts der (registrierten) Zahlen etwas von sinkender Kriminalität faseln können. Dieser Vorwurf geht aber sicher nicht an den kleinen Beamten, sondern an die Politiker, und auch nicht nur an die heutigen. Sicher, bestimmten Entwicklungen hätte man anno 2000 nicht voraussehen können, aber dennoch war es schon damals fahrlässig, den Polizeiapparat auf ein Minimum herunterzufahren.

          Im Gesundheitssystem siehts übrigens ähnlich aus. Immer wieder liest man davon, dass man auf dem flachen Land schonmal 45 Minuten auf den Notarzt warten darf. Hallelujah!

          Weshalb die Zivilisten nicht flüchteten? Eine interessante psychologische Frage. Ich behaupte, dass der Durchschnittsbürger sich einfach nicht vorstellen kann, auf offener Straße abgeknallt zu werden. Selbst wenn er in den Lauf einer Waffe blickt, weigert er sich, diese Situation als real zu registrieren. Man bedenke: Wir haben seit 70 Jahren Frieden im Land. Das heißt aber auch, dass 99% der Bevölkerung – gottseidank – noch nie mit solchen Situationen konfrontiert waren. Der Fluchtinstinkt dürfte darunter merklich gelitten haben.

  3. Ich verstehe gar nicht wie man hier immer auf die Aussage kommt, dass die gesamte Gamerszene unter Generalverdacht gestellt wird. Das hat Seehofer faktisch nicht gesagt. Aus meiner Sicht ist es durchaus legitim hier schärfere Kontrollen durchzuführen (in welcher Form auch immer das geschehen soll). Man kann den Aussagen durchaus kritisch gegenüberstehen, aber das CSU Bashing hat mittlerweile Formen angenommen die aus meiner Sicht völlig übertrieben sind.

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