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Während der Crowdfunding-Aktion gab es viel Kritik aber auch teilweise konstruktives Feedback. Dabei wurde immer wieder gefordert, hier auf meinem Blog mehr Stevinho zu präsentieren und weniger Alltags-Meldungen. Ein Name, der dabei immer genannt wurde, war der „Leuchtturm“. Auch gestern Abend im Stream wurde von der Community angemerkt, dass man die alten Leuchttürme vermissen würde. Was macht der olle Krömer also? Die Ärmel hochkrempeln und nen Leuchtturm raushauen, was sonst?

Durch das kleine, ländliche Tangstedt führt eine lange Straße, die lustigerweise auch noch den Namen „Hauptstraße“ trägt. Jeder, der unsere kleine Stadt durchqueren will und sei es nur auf der Durchreise, muss diese Straße befahren. Als Autofahrer ist diese Straße aus vielerlei Gründen eine Qual: Unter anderem liegt direkt an der Straße eine Sparkassen-Filiale, was dazu führt, dass egoistische Arschlöcher Menschen direkt davor parken und damit eine Spur dieser viel befahrenen Straße versperren – was dann immer zu Staus führt. Fünf Meter weiter geht eine Straße rein, wo es fette Parkbuchten gibt und man easy parken könnte. Aber hey, wir leben in einer Ellenbogen-Gesellschaft, also warum soll man auf andere Menschen Rücksicht nehmen?

Mittlerweile haben es einige Anwohner geschafft, durchzudrücken, dass dieser viel befahrene Bereich der Hauptstraße zu einer 30er-Zone wird. Ja, Ihr lest richtig: ZU EINER VERKACKTEN 30ER-ZONE. Ich frage mich dann immer, was das für Leute sind, die so einen Schwachsinn erzwingen? Mein erste Gedanke ist dann: Rentner mit zu viel Zeit? Erinnert mich ein wenig an die Rentnerin, die geklagt hat, weil auf ihrem Überweisungsträger Kunde statt Kundin stand.



Ich bewege mich sehr oft dieser Straße – sowohl als Autofahrer als auch als Spaziergänger mit Baby. Selbst wenn man wollte, kann man auf dieser Straße gar nicht rasen, weil sie immer zahlreich befahren wird – oder es Stau gibt, weil wieder irgendwelche Idioten auf der Fahrbahn parken. Die einzige Tageszeit, in der man hier schneller als 50 fahren könnte, wäre am späteren Abend – und wem würde das dann noch schaden?

Dieser Anti-Geschwindigkeits-Wahn nimmt hier in Tangstedt mittlerweile skurrile Züge an: Anwohner, die ihre Häuser direkt an der Straße haben, fangen neuerdings an, eigene Blitzer zu basteln. Ja, Ihr lest richtig. Die sehen dann ungefähr so aus…

Sorry, aber ich finde das fast schon krankhaft. Ich habe dazu mal im Netz recherchiert, ob dies überhaupt erlaubt ist, da es ja quasi einen Eingriff in den Straßenverkehr darstellt. Dazu hier folgende Beurteilung:

Man kann auf seinem Grundstück aufstellen, was man will, auch solche Attrappen. Es gibt Fälle, wo das bereits geschah und das Ordnungsamt wertet das als „künstlerische Freiheit.“ Es gibt allerdings auch Fälle, wo die Polizei solche Attrappen abbaute, da es sich dabei um einen Eingriff in den Straßenverkehr handelt. Eine klare Linie ist nicht erkennbar und es handelt sich dabei immer um Einzelfallentscheidungen. (Via)

Ich ärgere mich jeden Tag wieder, wenn ich dort im Schneckentempo vorbeifahre und diese selbst gebastelten Blitzer sehe. Frei nach dem Motto: „Wir sind hier das Gesetz“. Da Ihr mir die Sache wahrscheinlich nicht glaubt, werde ich in den nächsten Tagen mal dahin spazieren und es Euch auf Instagram per Foto oder Story zeigen.

Es gibt sicherlich eine Menge Straßen und Wege, wo eine solche Geschwindigkeitsbegrenzung durchaus Sinn macht. In diesem Fall tut sie das nicht. Die Hauptstraße in Tangstedt ist ein perfektes Beispiel für eine Initiative, in der Menschen zu viel Zeit haben und fast schon krankhaft versuchen, ein Problem zu bekämpfen, das im Grunde gar nicht vorhanden ist – und das mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Gibt es solche Fälle bei Euch auch? Vielleicht sogar in einem anderen Bereich? Schreibt Eure Erfahrungen dazu in die Comments!




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14 KOMMENTARE

  1. Bei uns im Dorf gab es solche selbstgebauten blitzer selber auf einem Grundstück… und nein wir waren nicht jung und dumm und haben es Silvester gesprengt… wirklich nicht 😉

  2. Ich finde alles gut was es Autofahrern so schwer wie möglich macht. Es sollte so wenig wie möglich Auto gefahren werden.
    Als nicht-Autofahrer muss ich mit meinem Einkaufstrolli zum Einkaufen immer auf den Straßen laufen weil die parkenden Autos, die die Straßen verstopfen rechts und links immer so weit auf den Bürgersteigen parken, dass ein anderer mir auf dem Bürgersteig entgegenkommender Fußgänger ohne gequetschte gar nicht an mir vorbei gehen könnte.
    Ich habe da natürlich hauptsächlich die Sicht als Fußgänger, den Autos auch in vielen anderen Fällen ärgern und stören.

    Das ist natürlich leicht gesagt als jemand, der in der Stadt lebt. Bei Orten außerhalb – so wie Tangstedt einer zu sein scheint – ist man wahrscheinlich auf das Auto angewiesen weil es kein ausgebautes öffentliches Verkehrssystem gibt. Deswegen kann ich deinen Frust als Autofahrer auch nachvollziehen.
    Als Menschen die an einer dauerhaft befahrenen Straße wohnen kann ich auch verstehen, dass diese Leute hauptsächlich die Autos als Lärmquelle und Gefahr für ihre Kinder wahrnehmen und deswegen solche Blitzer basteln.
    Ist halt immer eine Sache der Perspektive, man sollte aber anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber nie zu übergriffig werden. „Erziehung“ im Straßenverkehr durch andere Teilnehmer hat ohnehin noch nie funktioniert… .

  3. Ich weiß nicht wie es bei euch mit den Hoheitsrechten aussieht. Ist Tangstedt eine eigene Gemeinde ? Habt ihr einen Kreis ? Oder wie ist das mit Hamburg da oben ?

    Bei uns gab es das auch. Meine Gemeinde hat die Hauptstraße mit 30 ausgeschildert. Unser Kreis hat das ganze einkassiert, weil die Hauptstraße eine Kreis oder Landesstraße ist und dort 30 nicht erlaubt ist.

    Sehr viele !!! Gemeinden weisen ihre Hauptstraßen quasi unerlaubt mit Tempo 30 aus. Ich würde da mal bei eurer nächst höheren Instanz anklopfen und nach der rechtmäßigkeit fragen.

  4. Nunja ich kenne auch die andere Seite, unsere Straße ist keine Hauptstraße, im Ort gilt Tempo 30.
    Es wird regelmäßig zu schnell gefahren und unsere Nebenstraße wird als Abkürzung in die nächste Ortschaft genutzt und ist somit häufig befahren. Die Gemeinde lenkt nicht ein und schließt die Straße nicht. Das ärgert einen als Anwohner schon, der im Sommer mit dem Verkehrslärm leben muss. Zudem geht mein Zimmer zur Straße hin, so kann man auch nicht mit offenem Fenster schlafen.
    Es ist immer einfach als unbetroffener über solche Sachen zu meckern, wenn es dann aber einem selbst betrifft beschwert man sich lauthals. Also für beide Seiten sollte man da Verständnis zeigen.

      • In jeder Stadt gibt es Straßen die nur für Anwohner befahrbar sind. Im Nachbarort wurde eine solche Abkürzung ebenso geschlossen. Es ist also möglich, aber wie das auf so Gemeinden ist wird noch viel geklüngelt und über vitamin B entschieden

  5. Bei uns im Ort gibt es praktisch auch kaum noch 50er Zonen. Auch Hauptstraßen sind wegen Lärmbelästigung auf 30 runtergesetzt worden. Grandiose Idee. Erstmal macht das Lärmtechnisch keinen großen Unterschied, und außerdem weiß man ja wohl vorher dass man an ner Hauptstraße wohnt, sich dann über den Lärm zu beschweren ist hart lächerlich. Achja, dem Verkehrsfluss auf den sowieso schon viel zu wollen Straßen hat das natürlich auch sehr geholfen…

  6. Pseudo-Blitzer: Soweit ich weiß, ist die Rechtslage klar, wenn es um verkehrsleitende Einrichtungen geht, vom selbstgebastelten Verkehrsschild bis hin zum aufgemalten Zebrastreifen: Das ist zumindest eine Ordnungswidrigkeit.

    Beim Starenkasten kann ich mir vorstellen, dass viele Gerichte so argumentieren, dass es ja a) keine verkehrsleitende Einrichtung ist, weil so ein Blitzer ja kein Tempolimit anordnet, und b) tatsächliche Vogelhäuschen u. a. ja so ähnlich aussehen und definitiv aufgestellt werden dürfen.

    Man könnte noch auf die Idee kommen, den Vergleich zur Pseudo-Überwachungskamera zu ziehen: Dort ist die Rechtslage so, dass eine (auf öffentlichen Bereich gerichtete) Überwachungskamera auch dann die Privatsphäre beeinträchtigen kann, wenn sie ein Fake oder ausgeschaltet ist. Aber hier ist eben das Argument „Privatsphäre“, und es ist wohl noch niemand auf die Idee gekommen, Blitzer deshalb verbieten zu wollen, weil deren Fotos die Privatsphäre verletzen! …

  7. „Diese Leute“ können vor allem auch wirklich schön schizophren sein – oder einfach noch größere Dummbatzen, je nach.
    An meiner Uni, die auf einem Berg liegt, sollte vor einiger Zeit eine Seilbahn gebaut werden. Dagegen liefen die Anwohner Sturm, wegen der Bauarbeiten und der allgemeinen Lärmbelästigung etc. Soweit so normal. Was die Sache weird machte: Die „Rentnerfraktion“ der Anwohner sprach sich gleichzeitig dagegen aus, dass die beiden den Berg hochfahrenden Buslinien an der Universität halten – das „Studentenpack“ könne doch laufen oder die E-Busse benutzen.
    Es soll also keine Seilbahn zur Entlastung der Busse gebaut werden, aber die Universität soll doch bitte auch keine Busse an sich binden. Man will ja schließlich in leeren Bussen sitzen und sich diese nicht mit Studenten teilen müssen.

    Ich warte noch darauf, dass sie beantragen, die Uni einfach gleich ganz abzureißen…wobei, dann würde ja wieder Lärm entstehen~

  8. In der Dortmunder Innenstadt wird aktuell das Fernwärmenetz erneuert und damit sind natürlich viele Bauarbeiten verbunden, da für die Verlegung der besser isolierten Rohre die Straßen aufgerissen werden.

    Im Rahmen dessen hat sich die Stadt und der Energieversorger die Zeit genommen mit den Bürgern am Ort des Geschehens sich zu treffen und sich ihre Sorgen und Nöte anzuhören. Ich war dabei und es war eine Stunde lang pures Kopfschütteln meinerseits.

    45 Minuten wurde über die Parkplatzsituation und weitere 10 Minuten wurde über Lärm durch die Baustellen gejammert. Es hat mir vor Augen geführt wie destruktiv sich Menschen verhalten können wenn sie über einen überschaubaren Zeitraum sich selbst einschränken müssen.

    Eine Frau die hier ihre Praxis hat und auf Ruhe angewiesen ist hat Schadensersatz gefordert, da sie durch den Lärm Therapiestunden ausfallen lassen müsste. Und so hatte natürlich jeder dort Anwesende seine Wehwehchen.

    Für mich war nur interessant ob dort direkt mit Leerrohre für schnelleres Internet verlegt werden. Das konnte die Stadt zum Glück bestätigen. Hätte die in ein paar Jahren nochmal die Straßen aufgerissen dann wäre die Nachbarschaft sicher mit Fackeln und Mistgabeln zum Rathaus marschiert.

    Fortschritt wird nicht nur durch die Politik verlangsamt. Gibt da noch so einige Evolutionsbremsen in unserer Gesellschaft die ihr Leben nach dem Motto:“Es bleibt alles wie es ist. Früher war alles besser!“ leben und mit Gerichten, Bürgerinitiativen, etc. den technologischen Fortschritt unseres Landes ausbremsen.

    • Leider wahr, obwohl ich dazu sagen muss das eben durch diese Bauarbeiten der verkehr in der Innenstadt. Der sowieso schon für Kopfschütteln sorgt an so manchen Tagen dadurch natürlich noch bescheidener läuft. Klar muss alles gemacht werden aber grad im Herbst/Winter wo eh keiner mehr zu Fuß laufen will. Vielleicht liegt’s auch einfach nur an den bescheidenen Autofahrern in Do-City 😅😂

      • Normal will man Tiefbau im Winter vermeiden (Frost undso, ist schlecht bei Tiefbau), aber wir haben einen sehr milden Winter bisher und es soll ja so bleiben.

        Die Baufirmen sind bis oben hin voll mit Arbeit. Wir haben einen Sanierungsstau von Jahrzehnten angesammelt. Da muss halt jetzt auch mal im Winter gearbeitet werden, wenn es geht 😉

  9. Mir hat der Leuchtturm auch gefehlt. Schön, wieder einen lesen zu dürfen. \o/

    In Alveslohe steht auch so ein Pseudoblitzer. *rolleyes* Finde das auch nur bedingt prickelnd. Als Ortskundige kenne ich den inzwischen, aber Ortsunkundige treten halt vor Schreck erstmal auf die Bremse (egal, ob sie zu schnell waren oder nicht).

    Alveslohe ist bzw auch so ein „gebremster“ Ort. Irgendwann vor…1 Jahr? 2 Jahren? …fingen sie dort an, zu bauen. Erst war Alveslohe ewig komplett gesperrt. Seit es wieder offen ist – tadaaaaa, die rottige Straße im alten Zustand, stattdessen nun aber der komplette Ort Tempo 30 wegen, wait for it, „Straßenschäden“. Nervt enorm. Aber machste halt nix dran.
    (Fairerweise muss ich anmerken, die Hintergründe nicht zu kennen, da ich dort nicht wohne, sondern nur durchfahre….)

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