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Mein liebes Tagebuch,

warum gibt es so viele Menschen in unserer Zeit, die so wenig Rücksicht auf Andere nehmen? War das schon immer so oder sind wir egoistischer geworden? Fast jeden Tag gibt es Momente, in denen ich mich über solche Menschen ärgere. Ich frage mich in diesen Situationen immer, ob die jeweilige Person das absichtlich macht, weil sie Spaß daran hat, ihre Mitmenschen abzufucken oder ob sie einfach so wenig Empathie hat, dass sie gar nicht bemerkt, wie egoistisch sie sich gerade verhält.

Ich stehe bei Edeka an der Kasse (fängt nicht jede gute Geschichte so an?). Ich habe einen super stressigen Arbeitstag hinter mir und will nur schnell eine Kiste Wasser holen. Ich bin in Eile, weil meine Freundin zu Hause mit meinem Baby-Sohn auf mich wartet. Ich habe versprochen, auf ihn aufzupassen, damit sie wenigstens mal eine Stunde pro Tag für sich hat.

Ich habe zwei Kassen zur Auswahl: An einer stehen drei Leute mit viel Zeug, an der anderen steht eine ältere Frau (um die 60 Jahre alt). Wenn ich in einer Sache wirklich, wirklich gut bin, dann darin, mich stets für die falsche Kasse zu entscheiden. Ich gucke mir die Frau gut an: Sie hat diese „besondere Aura“. Normalerweise würde ich diese Kasse lieber meiden. Die andere Kassiererin steht auf, um einen Preis zu checken – die drei Leute an dieser Kasse gucken genervt. Alles klar, ich habe wohl keine andere Wahl: Wiederwillig stelle ich mich mit meiner Kiste Wasser hinter der älteren Frau an.



Die Frau erzählt der Kassiererin, dass sie zwei verschiedene Einkäufe hätte und beide voneinander getrennt bezahlen möchte – für den ersten Einkauf bräuchte sie außerdem unbedingt den Kassenzettel. Verdammter Mist, das sind die Allerschlimmsten. Ich verfalle kurz in Panik und denke darüber nach, noch schnell die Kasse zu wechseln. Allerdings ist die andere Kassiererin noch nicht wieder da, also bleibe ich an meinem Platz stehen.

Der erste Einkauf der Frau ist im Einkaufswagen. Gott sei Dank! Jetzt nur noch schnell bezahlen und… verdammt, sie holt ihre EC-Karte raus. Bevor sie die Karte einschiebt, will sie noch kurz wissen, ob die Bananen auch wirklich reduziert waren. Nach einer dreiminütigen Diskussion über die scheiß Bananen, schiebt sie endlich die verdammte Karte zum Bezahlen ein. Nachdem sie ihre Geheimzahl zwei Mal falsch eingeben hat, schiebe ich meinen Einkaufswagen genervt zurück und beschließe, doch die Kasse zu wechseln. Dabei ramme ich mit meinem Hintern den Einkaufswagen eines anderen Kunden, der mittlerweile hinter mir steht. Verdammt! Es stehen sogar noch zwei weitere Kunden hinter ihm. Es gibt kein Zurück mehr.

Während die Kassiererin selbst schon ein bisschen genervt den zweiten Einkauf der Frau über ihren Scanner zieht, erzählt sie ihr haarklein, für wen der erste Einkauf gedacht ist – nämlich für ihre Kollegen „auf der Arbeit“. Im Rhythmus ihrer Stimme und bei jedem neuen Satz, den sie anfängt, verdrehe ich abwechselnd die Augen und schnaufe genervt. Ich höre ähnliche Geräusche von den anderen Kunden hinter mir. Die Frau ignoriert uns, sie verzieht keine Miene und strahlt bei ihrem Vortrag sogar eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus.

Meine Tasche vibriert. Ich ziehe mein Handy hervor und sehe, dass meine Freundin anruft. Sie wird wahrscheinlich fragen wollen, wo ich bleibe. Ich drücke den Anruf weg. Was soll ich ihr sagen? Dass eine supernervige Frau vor mir steht, der die Belange aller anderen Menschen auf dieser Welt egal sind und die offensichtlich den Weltrekord im „Lebenszeit-Stehlen“ hält?

Die Kassiererin hat alle Lebensmittel über den Scanner gezogen und sagt die finale Summe an. Ich schaue nach hinten und sehe mittlerweile zehn supergenervte Menschen hinter mir stehen. „Steck endlich Deine scheiß EC-Karte in das Gerät, Du olle Kuh“, denke ich vor mich hin. Sie fragt, ob die Kassiererin auch die Radieschen eingescannt hätte, weil ihr die Summe ein wenig zu niedrig vorkommen würde. Die Kassiererin nickt. Die Frau zückt ihr kleines Portmonee und wühlt darin herum. Wenn die jetzt anfängt, Centstücke auf den Tisch zu legen, dann… Sie sagt laut vor sich hin, dass sie es genau passend hat und legt drei Centstücke auf den Tisch: „Wie war nochmal die genaue Summe?“

„Sie merken schon, dass hier noch zehn andere Leute auch gerne bezahlen würden?“, sage ich laut. Eigentlich möchte ich etwas ganz Anderes sagen, aber meine Mutter hat mich gut erzogen. Die Frau verzieht keine Miene, kramt weiter in ihrem Portmonee und versucht, die 75 Cent (die hinter dem Komma stehen) in 1-, 2- und 5-Centstücken zu begleichen. Nach fünf weiteren Minuten hat sie ihre Mission, alle Kunden des Supermarktes abzufucken endlich erfüllt. Mit den Worten „Unfassbar, wie unfreundlich manche Menschen sind“ rollt sie ihren Einkaufswagen von der Kasse weg. Kurz vor dem Blutsturz gebe ich Ihr noch die Worte „manche Menschen haben vielleicht einfach keine Zeit, eine halbe Stunde an der Kasse zu warten, nur weil Sie nicht gelernt haben, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen“ mit auf den Weg. Sehe ich da ein Lächeln auf ihrem Gesicht?



Meine Frau begrüßt mich nach meiner Ankunft mit den Worten: „Hattest Du nicht gesagt, dass Du um Drei zu Hause bist?“ Während ich auf meinen Sohn aufpasse, gehen mir drei Fragen durch den Kopf…

1. Warum entscheide ich mich IMMER für die falsche Kasse?

2. Ist die Frau evtl. einsam und nutzt ihre Einkäufe einfach gerne für soziale Interaktion (mit der Kassiererin)?

3. Oder wird die Frau evtl. bei der Arbeit und Zuhause unterdrückt, so dass sie ihre Einkäufe dafür nutzt, um Macht über andere Menschen auszuüben?

Da ich keine Antwort auf alle drei Fragen habe, beschließe ich, dass man nicht alles verstehen und hinterfragen muss. Wenn Dir jemand ins Gesicht schlägt, fragst Du ja auch nicht nach, ob der Schläger evtl. Zuhause Probleme hat. Ich entscheide, dass ich genervt sein darf, wenn eine Person eine solche Show an der Kasse abzieht.

Du kennst sicher auch solche Situationen, liebes Tagebuch. Wie hättest Du Dich hier verhalten?


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29 KOMMENTARE

  1. Ich denke, dass hier tatsächlich 2 (Sie ist einsam und benutzt ihre Einkäufe für soziale Interaktionen) der Fall ist. In den Niederlanden, wo ich lebe, gibt es mittlerweile genau für solche einsamen alten Omas sogenannte „Klatschkassen“ (Kletskassas), an denen es extra ruhig zu geht und einsame Menschen in aller Seelenruhe ihre Einkäufe abwickeln können, ohne etwa den Menschen hinter sich damit auf die Nerven zu gehen.

    Ein anderer wichtiger Faktor ist denke ich auch, dass die Welt von heute einfach ungelaublich schnell geworden ist und ältere Leute das einfach nicht mehr nachvollziehen können. Früher waren die Supermärkte vor allem von Hausfrauen bevölkert, die dann auch entsprechend Zeit hatten in Ruhe einkaufen zu gehen. Ein kleiner Plausch an der Kasse hat damals dann auch niemanden gestört. Heute muss jedermann einkaufen gehen, oft nach einem stressigen Arbeitstag und mit einer Famile die ungeduldig Zuhause wartet.

  2. Ich versteh ja zwar dein Problem, mir geht es oft genauso, dennoch glaube ich das du hier etwas Verwechselst.
    Ich denke das du hier das Falsche Wort verwendest. Rücksicht… hm… wie soll man auf etwas Rücksicht nehmen wenn man keine Ahnung von den Wünschen und Bedürfnissen anderer hat?
    „Rücksicht“ wird fiel zu oft verwendet, wenn einen das Verhalten anderer auf dem Keks geht, wenn man sich aber mal mit den Leuten Unterhalten würde, stellt man sehr oft fest das es gar nicht so gemeint war und echt Tolle Leute sind, die auch Rücksicht nehmen würden wenn sie wüssten was gerade los ist.
    Wie kann die Alte Frau an der Kasse wissen was du noch vor hast, und unter Zeitdruck Stehst?
    Vielleicht würde sie Rücksicht nehmen, wenn du ihr dein Dilemma erklärt hättest…
    Aber so wie du es beschreibst, stand sie ja zuerst alleine an der Kasse und ihr Hirn war voll mit „Dingen“, die Sagen und tun wollte. Immerhin gibt es eine These darüber das das Gehirn nicht mehr als 2-7 Gedanken auf einmal verarbeiten kann. Danach ist „Schicht im Schacht“ und muss erst mal abgearbeitet werden.
    Ich glaub das Wort das du hier beschreibst ist Annihilation, mit Absicht andere Schaden, aufhalten oder ihre Pläne zu Ruinieren.

    Das sind aber zwei paar verschiedene Schuhe.

  3. Du hast doch voll Glück, ich kaufe immer im Inklusionssupermarkt ein…….der ist Zentral da Arbeiten mehr oder weniger nur Behinderte und der rechnet sich mal so gerade. Da der aber zumachen würde und dann keiner mehr in der Innenstadt wäre was total Kacke für die Rentner usw wäre macht man das halt bei uns in der Stadt so. Ich gehe jedesmal fröhlich rein und wenn ich dann gefühlte 8 Jahre später mein Zeug zusammenhabe und wieder draußen bin sage ich immer nie wieder……..aber naja drauf geschissen. Das macht hart, 5 Renter vor dir und an der Kasse jemand der in etwa die Geschwindigkeit einer Weinbergschnecke hat. Wenn ein Renter dem Kleingeld gibt brauchst du einen Liegestuhl und Popcorn. Das volle Kleinstadvollprogramm, aber irgendwie entschleunigt einen das und es wurde zum Ritual. Das ist bei uns schon der running Gag in der Stadt, wer hat das frischeste Obst, die besten Brezen, Cap Markt. Jeder geht da rein einkaufen und jeder braucht danach 3h beim Psychiater. Sogar die Parkplätze ( weil Innenstadt) sind irgendwie nur 1,90m breit, gnade dir Gott wenn du da mit dem Auto hinfährst das keine Schiebetüren hat……. Ich würde mich wie du Aufregen, dann im Auto wärs vergessen und geschissen drauf, wir immer 🙂

  4. Ich hasse das ja, wenn jemand so ungeduldig ist und offensichtlich richtig sauer wird, nur weils mal 5 Minuten länger dauert. Bei der Arbeit: ok, da geht es teilweise schonmal um Minuten. Aber wütend werden weil eine ältere Dame mal ein paar Minuten länger braucht? Und ihr dann noch vorzuwerfen, dass sie einen extra Bon braucht usw.. das macht sie sicher nicht mit Absicht, sondern weil sie bspw für jemand anderen mit einkauft oder was auch immer. Klar, ich habs auch mal eilig, aber wenn man an 5 Minuten an der Supermarktkasse schon verzweifelt sollte man ggf mal die eigene Alltagsplanung mal überdenken. Im Endeffekt ist es eine Sache des Blickwinkels: Aus deiner Sicht war die alte Frau respektlos, weil sie (in ihrer Freizeit, beim Einkaufen) nicht alles so schnell hinkriegt wie ein junggebliebener Sportlehrer. Auf der anderen Seite finde ich es (soweit ich das nach dem Lesen beurteilen kann) von dir respektlos, sie so unter Druck zu setzen. Vielleicht kann sie einfach nicht schneller, vielleicht braucht sie sozialen Kontakt weil sie keine Familie / Freunde mehr hat oder vielleicht hat sie 50 Jahre unter Hochdruck im stressigen Einzelhandel geschuftet und kann einfach nicht mehr so schnell. Einfach locker bleiben und von absolut harmlosen Situationen im Alltag nicht stressen lassen.

    • Steffen, das kannst Du auch nur schreiben, weil Du nicht dabei warst. Ich bin jemand, der immer Rücksicht auf alte Menschen nimmt. Die Frau war aber weder alt noch klapprig. Die war total fit und jung für ihr Alter. Und sie hat auch nicht so lange gebraucht, weil sie die Situation überfordert hat, sondern weil sie Bock drauf hatte, alle Anderen hinter sich aufzuhalten…

  5. Was mich immer unfassbar nervt sind Leute die 5 Minuten an der Kasse stehen und nichts tun. Warten bis alles eingescannt wurde um dann panisch ihren Geldbeutel zu suchen als wäre es jetzt die größte Überraschung zahlen zu müssen.. Am längsten dauert das natürlich bei Frauen mit riesen Handtaschen.aber auch Männer schon erlebt die jede Tasche durchgehen müssen bis sie einzelne scheine rausziehen oder noch Kleingeld suchen in jeder Hosen oder Jackentasche. Ich versuch sowieso immer grob abzuschätzen was ich an Geld brauche und leg das schonmal parat um ja so schnell wie möglich zu zahlen.
    In nem niederländischen Discounter oder Supermarkt gibt es doch mittlerweile eine Kasse für Leute die gern mit dem Kassierer quatschen. Find ich ganz gut solang man das den Mitarbeitern nicht aufzwingt. Wir haben hier im Edeka auch eine Kassiererin die super gern quatscht, wenn ich die sehe gehe ich immer zu einer anderen geöffneten Kasse und fahre gut damit auch wenn dort mehr Leute andrehen.

  6. Solche und andere Geschichten hat wohl jeder erlebt und im Gedanken mögliche strafrechtlich relevante Szenarien durchgegangen.

    Und zu Hause bekomme auch ich den gleichen Spruch zur Begrüßung : wo warst du? Wolltest du nicht….

    Was mir aber immer nicht in den Kopf geht, ist jedesmal die Erkenntnis vieler Menschen an der Kasse, das sie bezahlen müssen. Man kann förmlich den Schlag auf den Hinterkopf hören, den einige abbekommen um gewisse Hirnregionen anzuwerfen. KASSE = BEZAHLEN !!!
    Da dieser erneute „Startvorgang“ natürlich Zeit in Anspruch nimmt, erklärt sich von selbst…

    Gibt doch bestimmt ne Studie, wie viel Lebenszeit man an der Kasse verschwendet?! Oder

    In diesem Sinne
    PapaDerNerd

  7. Die Frage ist hier grundsätzlich wer auf wen hätte Rücksicht nehmen sollen? Da heutzutage keiner mehr Zeit hat und nur die Probleme des eigenen Egos kennt, entstehen doch erst solche Situationen. Deine Situation kennt denke ich jeder und ich rege mich auch regelmäßig darüber auf. Vielleicht aber ist ihr Mann elend an Krebs gestorben und diese Frau ist alleine und froh, wenn sie in Kontakt mit anderen Menschen kommt und dies dann auch für sich beansprucht. Würde sagen, die Situation kann und sollte man aus mehreren Blickwinkeln betrachten, auch wenn man/ich das nicht gerne tut.

  8. Seit längerem verfahre ich nach dem Motto: „Was ich nicht ändern kann, regt mich nicht auf“ – fahre ich unglaublich gut mit und spart extrem viel Nerven.

    allerdings hat man dann auch nicht mehr solche Geschichten zu erzählen ;.)

  9. lustiger zufall. diese geschichte ist genau die gegenteilige sicht von unseren familiengespräch am esstisch zu weihnachten O_o mein bruder wohnt in norwegen und berichtet davon wie entspannt und verständnisvoll die menschen dort miteinander umgehen und vergleicht sie mit den gestressten deutschen die keine zeit haben und auch blöde sprüche klopfen wenn es nicht schnell genug geht. vorallem das den älteren leuten nicht die zeit gegeben wird die sie brauchen. wo wir alle zustimmen konnten. will hier jetzt aber nicht tiefer ausholen, die perspektive sollte klar sein ^^

  10. Ja, solche Storys hab ich auch erlebt. Da machste nix. Ich wäre an deiner Stelle aber ans Telefon gegangen und hätte ihr lang und breit und etwas lauter erklärt das Sie und der Sohn auf dich warten müssen, weil vor dir an der Kasse jemand feuchte Wände Zuhause hat und deswegen an der Kasse wohl gleich n Zelt aufbaut und einzieht.
    Ich hab auch schon den Betrieb an der Kasse aufgehalten, weil ich Depp das Geld im Auto liegen gelassen hatte. Aber der Kassierer konnte meinen Einkauf „parken“ und die nächsten Kunden abkassieren während ich zum Auto gerannt bin. Peinlich, Peinlich….
    Und ansonsten Ooooommmmmmmmmmmmmmmmmmm………

  11. „This is water“ von David Foster Wallace.
    Kann man sich auch auf YouTube anhören, dauert nur gut 20 Minuten und ist eine relativ bekannte Commencement Speech.
    Meiner Meinung nach das Tiefgründigste, was man sich zu der Thematik anschauen kann – und einfach ein profundes Stück Lebensweiseit

  12. Vor einigen Wochen selbst erst ne „Kassengeschichte“ erlebt.. es war mal wieder etwas voller an den Kassen. Man muss dazu sagen dass die Reihe für Kasse 1 und 2 im selben Gang beginnt und sich dann erst aufteilt.. ne Art umgekehrtes Reißverschlussprinzip.
    Ich stehe also in der Schlange und warte und warte und warte. Als ich dann grade an der Stelle bin wo sich die Schlange auf die Kassen verteilt drückt sich eine ältere Dame an mir vorbei „sie müsse mal kurz durch“, bleibt dann aber effektiv vor mir stehen und hat sich eiskalt vorgedrängelt.
    Ich knirsche also mit den Zähnen aber okay, einfach mal chillen denk ich mir, auch wenn ich innerlich am ausflippen war.
    So, einige Minuten später, es dauerte mal wieder etwas länger, die ältere Vordränglerin hatte grade bezahlt, da beschwert die sich gegenüber einer anscheinend Bekannten welche grade beim Bäcker ansteht „Muss das hier heute wieder so voll sein? Können die nicht woanders einkaufen?“.
    Jo… Und dann hab ich mit deutlich lauterer Stimme gesagt „Sie drängeln sich hier auf unverschämteste Weise vor und beschweren sich dann auch noch dass es ja ach so voll wäre!?“

    Die Kassiererin, welche ich schon seit vielen Jahren kenne, guckt mich erst etwas verdutzt an, dann aber rüber zu der älteren Frau und sagt eiskalt „Wenn es ihnen nicht passt gehen sie doch selbst woanders einkaufen.“

  13. Ich denke in so einer Situation jedes Mal darüber nach, wie geil es manchmal wäre wenn Bargeld einfach verboten wäre und alle kontaktlos zahlen würden, hätte andere Nachteile aber hey…

    Der Gedanke mit den Kassen ist aber sehr passend. In meinem „Stamm“-Real gibt es Selbstbedienungskassen. Als guter Mathematiker („ich Stelle mich einmal an und habe quasi Zugriff auf vier Kassen“) ist mir natürlich klar, dass dies viel schneller geht, als wenn man sich nur an einer Kasse anstellt. Außerdem kann ich entspannt meine Sachen einpacken. FALSCH!
    Jedes fucking Mal wenn die Kassen besonders voll sind, hast du Leute, die sich zum ersten Mal an die SB Kassen anstellen. Woher ich das weiß? Weil sie absolut keine Ahnung haben was sie tun und alles 1000 Jahre dauert. Ich finde es toll wenn Leute neue dinge probieren – aber warum muss man das machen wenn der Laden sowieso schon voll ist? Ich werde es nie verstehen.

    Letztens hatte ich dort auch eine großartige Situation: Wir stehen mit 10 Leuten in der Reihe für die SB Kassen. (Hier muss man wissen, dass man sich quasi in der Mitte an einem Eingang anstellt, der dann rechts und links zu jeweils zwei SB Kassen führt) und eine, ich schätze sie auf Mitte 20 jährige Frau drängelt sich allen ernstes vor und stellt sich auf die Rechte Seite. Darauf angesprochen pöbelt sie zurück und sagt dass es ja bei zwei Seiten auch zwei Schlangen geben müsste. Es war ihr hat einfach scheiß egal, dass da gerade 10 Leute stehen, die alle das fairste und schnellste System gerafft haben und sie sich einfach vordrängelt. Hab ich echt noch nie erlebt.

  14. Ich habe auch oft solche Situationen wo ich mir denke wie egoistisch denn manche Leute sein können. Oft denke ich aber direkt danach ob es nicht auch egoistisch von mir ist, dass die Anderen jetzt auf mich Rücksicht nehmen müssen bzw. sich meiner Meinung nach anders verhalten sollten. In Deinem Fall ist es natürlich schon eindeutiger, dass es nun nicht egoistisch ist der Frau nicht 20 Minuten fürs Bezahlen einzuräumen.

    Wie Du auch sagst, stelle ich mir auch oft die Frage zu den Beweggründe des Handels der anderen Leute. Im Endeffekt versuche ich nun immer dabei möglichst viel Gelassenheit an den Tag zu legen und den Leuten mit einem Lächeln zu begegnen wenn es zu Situationen kommt die man sowieso nicht ändern kann. Dies gelingt natürlich aber nicht immer, ich denke aber dass es zumindest für mich ein guter Weg ist damit umzugehen um mich dadurch nicht negativ zu beeinflussen und eine positive Ausstrahlung dann auch auf meine Mitmenschen zu übertragen.

  15. Die alten Frauen an der Kasse gabs glaub ich schon immer. Die haben halt sonst niemanden, mit dem sie quatschen können. Außerdem scheinen die zu glauben, dass alle so viel Zeit hätten wie sie.
    Bei uns machen die Kassierer normalerweise von sich aus Druck, wenn ein Kunde anfängt zu quatschen oder allgemein „zu langsam“ ist.

    Rücksichtsloses/Asoziales Verhalten kann man auch sehr gut beobachten, wenn man mal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Stadt unterwegs ist^^ Und am besten zu Zeiten, wo viel los ist 😀

  16. Bei diesen (und vielen anderen Geschichten) frage ich mich immer, wie wenig Selbstreflexion die Menschen haben. Mein Kleingeldbeutel ist z.B. relativ eng, sodass ich darin immer nervig herumfischen muss. Sobald das länger als fünf Sekunden dauert, fühle ich mich gestresst – selbst, wenn niemand an der Kasse hinter mir steht. Ich WILL ja schließlich nicht den Betrieb aufhalten und/oder dem Kassierer auf den Sack gehen. Aber scheinbar ist das etwas, was nicht jeder berücksichtigt.
    Mir fällt da nur immer diese Geschichte ein: Arschvoller Bus auf dem Weg zur Uni, Studenten stehen sich reihenweise auf den Füßen. Dennoch hat ein Opa den Nerv, einen Doppelsitz zu belegen. Übrigens nichtmal mit einer Tüte, er weigert sich einfach schlichtweg, auf den zweiten Platz durchzurutschen. Ansich schon eine Frechheit, auch wenn natürlich ein Platz mehr in der Situation nur wenig ausmacht. An einer Haltestelle, es sind gerade nochmal zwei Leute eingestiegen, gibt es dann ein bisschen Probleme. Wer es nicht kennt: Moderne Busse haben einen Türscanner. Steht jemand zu nah an der Tür, schließt diese nicht. Also müssen beim Türenschließen alle enger zusammenrücken, bis die Tür wirklich dicht ist. Leider ist es nunmal jetzt schon sehr voll gewesen, weswegen die Tür auch beim zweiten Mal nicht schließt.
    Und dann ertönt von besagtem Opa nur folgender Satz: „Jetzt geht doch mal von der Tür weg! Mann ey, die Jugend von heute, zu dumm für alles!“
    Bis heute wundert es mich, dass die verrohte, respektlose „Jugend von heute“ diesen Typen nicht an seinen verschrumpelten Eiern aus dem Bus gezogen hat.
    Ein PoetrySlammer sagte dazu mal den legendären Satz: „Es gibt soviele nette Opas, was ist bei Ihnen nur schiefgelaufen?“ Und das frage ich mich in Abwandlung immer öfters bei den verschiedensten Menschen…

  17. Ich denke jeder ist genervt wenn jemand seine Zeit verschwendet. Besonders wenn es mit so unnötigem Verhalten ist. Aber du hättest meiner Meinung nach mit nem freundlichen „Hey, können sie sich ein bisschen beeilen, meine Frau wartet zuhause mit meinem kleinen Sohn auf mich!“ deutlich mehr Erfolg gehabt.

    • Sehr guter Hinweis.
      Mich regt im Supermarkt immer auf, dass ungelogen jedes 2. Mal die Leute hinter mich anfangen ihr Zeug auf das band zu legen obwohl mein Wagen noch halbvoll ist (der ist anfangs immer voll bis oben hin). Da geht mir jedesmal die Hutschnur hoch weil regelmäßig der Platz für mein Zeug nicht reicht. Ohne dass auch nur ein Wort gewechselt wurde, bin ich schon auf 180 und meine Ader auf der Schläfe fängt an zu pochen.
      Letztes mal hab ich mich dann zusammengerissen und zu dem Pärchen hinter mir so freundlich wie ich nur konnte gesagt: „Ich fürchte wir brauchen noch mehr Platz“.
      Antwort: „Oh. Aber das ist überhaupt kein Problem.“ In freundlichem Ton. Undschiebt ihr gesamtes Zeug zusammen und nach hinten. Hat dann zwar nur mit hängen und würgen gereicht, aber der Ton war überraschend freundlich und es war ganz offensichtlich keine Absicht sondern nur Gedankenlosigkeit.
      Danach dachte ich mir auch: Nicht immer das Schlimmste annehmen. Die Leute wollen dich normalerweise nicht ärgern. Also im Zweifel immer vom Besten im Menschen ausgehen. Zumindest bis Gegenteil bewiesen ist.

    • Mein lieber Steve,

      ich habe mich jetzt extra hier angemeldet, um dir zu schreiben wie toll deine Leuchttürme sind. An den Allimania-Drehbüchern merkt man immer wieder, welch riesiges Potential in dir schlummert. Schade dass du nicht mehr Zeit für solch tollen Content hast. Ich würde sogar nur für deine Leuchttürme spenden.

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