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Extremisten sollen sich nach dem Willen des thüringischen Innenministers Georg Maier (SPD) in sozialen Netzwerken oder auf Gaming-Plattformen nicht mehr in der Anonymität verstecken können. „Da sehe ich noch ein großes Betätigungsfeld“, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur. Thüringen hat in diesem Jahr den Vorsitz der Innenministerkonferenz, damit ist Maier ihr Vorsitzender. (Via)

Die wichtige Frage hinter dieser ganzen Forderung nach einer Identifizierbarkeit im Netz lautet doch: Würde dies das Internet zu einem besseren Platz machen? Würde es die Trolle und den Hass reduzieren? Würden sich Wutbürger noch trauen, weiterhin im Netz zu hetzen, wenn ihr realer Namen neben ihrem Hassbeitrag stehen würde? Würden die Trolle weniger Mist im Netz machen, wenn sie von Anwalten dafür zur Rechenschaft gezogen werden könnten?

Aus Sicht eines Webseitenbetreibers und Content-Creators wäre dies sicher eine Erleichterung, wenn man die „Scheiße-Werfer“ in den Kommentaren identifizieren könnte. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass die ganze Sache eh ein „Kampf gegen Windmühlen“ ist. Die Menschen, die Mist im Internet bauen wollen bzw. nicht identifiziert werden möchten, haben bisher immer einen Weg gefunden, sich zu „verschleiern“ – beispielsweise durch VPN. Gibt es überhaupt einen sicheren Weg, Menschen im Netz identifizierbar zu machen, ohne dabei das Internet, so wie wir es kennen, stark (technisch) zu verändern?




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9 KOMMENTARE

  1. Wunderbare Idee! Dann müssen die ganzen Hassmobs im Internet nichtmehr erst rausfinden wer hinter dem Namen steht sondern können sich sofort auf die Person stürzen!
    Das gibt den SJW Mobs und rechten Mobs die perfekte Möglichkeit Leute noch schneller zu ruinieren und zu drangsalieren. Die selbst laufen doch eh schon mit Klarnamen oder etwas ähnlichem rum damit sie das Lob von ihrer Seite einholen können. Außerdem wie bringt man den eine Klarnamenpflicht mit dem Datenschutzgesetzt unter einen Hut?

  2. Die Klarnamenpflicht ist übrigens nicht als Waffe gegen Trolle gedacht, sondern gegen vermehrt auftetende Rassisten die auf Facebook und Twitter auf weit aus schlimmere weise beleidigen als es auf deinem Blog hier passiert. Vor allem soll die Maßnahme Morddrohungen reduzieren.

    Aber die rechnung ist falsch. Während Trolle sich meist hinter nicht zurückverfolgbaren Nicknames verstecken, werden paradoxer weise die meisten Hass-Kommentare und Morddrohungen tatsächlich mit Klarnamen getätigt. Das heißt 1. dass diese Menschen tatsächlich durch ihre Bubble davon ausgehen, dass dieses Verhalten geselschaftlich anerkannt ist und 2. das Klarnamenpflicht gar nichts bringt.

  3. Ich bin gegen eine Klarnamenpflicht und halte diese auch für verfassungswidrig. Ich denke jedoch, dass es verfassunstechnisch durchaus möglich wäre, eine Identifizierbarkeit von Benutzern durch die Dienstleister zu verlangen. Es wäre gesetzlich durchaus möglich, dass Facebook & Co. verpflichtet werden könnten zu wissen, welche reale Person hinter „Tigertanga84“ steckt. Realisiert werden könnte das technisch auch relativ einfach über den neuen Personalausweis mit eID Funktion.

    Problematisch wäre die rechtliche Umsetzung durch die Unternehmen. Denn die Unternehmen müssten erst einmal wissen, für welchen Benutzer sie dies gewährleisten müssten. Dazu gibt es meiner Einschätzung nach drei Möglichkeiten:

    1) Unternehmen identifizieren die Benutzer als Personen innerhalb Deutschlands anhand der Anschrift. Kann durch jede Person einfach umgangen werden, in dem man sich einfach eine Anschrift in den USA einträgt.
    2) Unternehmen identifizieren die Benutzer als Personen innerhalb Deutschlands anhand der IP-Adresse. Kann durch jede Person einfach umgangen werden, in dem man einen VPN oder Tor-Browser benutzt.
    3) Unternehmen identifizieren die Benutzer als Personen innerhalb Deutschlands anhand der Spracheinstellung und/oder verwendeten Sprache. Kann durch jede Person einfach umgangen werden, in dem man eine andere Spracheinstellung nutzt und nicht mehr deutsch schreibt. Wäre problematisch, weil auch in anderen Ländern Deutsch genutzt wird. Zumindest Österreich hätte eine relevante Größe, um sich dagegen effektiv zur Wehr zu setzen – beispielsweise vor dem EuGH.

    Weitere Möglichkeiten fallen mir derzeit nicht ein. Das Problem ist, dass jede Möglichkeit relativ einfach umgangen werden kann. Für Internet-Natives kein Problem.

    Von Barlow habe ich den Spruch „Konequenz bedeutet auch Holzwege zu Ende zu gehen“. Um eine Klarnamenpflicht durchzusetzen müsste man das deutsche Internet im Grunde komplett vom restlichen Internet isolieren. Versucht China auch schon ewig, funktioniert so mittelmäßig. Kann letztlich nur realisiert werden, wenn man sämtliche Telefonleitungen ins Ausland kappen würde. Das würde aber weder das Bundesverfassungsgericht noch der EuGH zu lassen.

    Letztlich ist die Klarnamenpflicht wieder mal eine Bullshit-Idee von Menschen ohne Ahnung.

    Das zugrunde liegende Problem ist, dass Polizei und Justiz maßlos überlastet sind und die meisten Verbrechen im Internet ungestraft bleiben bzw. in den meisten Fällen nicht einmal ermittelt wird. Das liegt daran, dass es zu wenig Polizisen, Staatsanwälte und Richter gibt. Dann muss man halt die kleinen Verbrechen unter den Tisch fallen lassen und kümmert sich nur um die großen Verbrechen. Groß wird dann ganz einfach in wirtschftlichen Zahlen ausgedrückt.

    Hinter der Klarnamenpflicht steckt eine politische Taktik. Die Masse der Wähl der Unionsparteien sind Rentner, die i.d.R. keine Internet-Natives sind und im Internet nicht wirklich viel Zeit verbringen. Die kennen sich mit dem Internet quasi gar nicht aus. Aber sie lesen und hören ständig in den Medien von diesen ganzen bösen Dingen im Internet. Rentner haben ein großes Sicherheits-Bedürfnis. Mit der Klarnamenpflicht suggerieren die Unionspolitier, dass sie für Sicherheit im Internet sorgen. Das reicht den Rentnern, die weder das Internet noch die Klarnamenpflicht verstehen.

    Die Sicherheitspolitik basiert schon seit vielen Jahrzehnten darauf nur ein Gefühl von Sicherheit zu erzeugen, ohne tatsächlich für Sicherheit zu sorgen. Wir kennen sie ja alle, diese Überwachunskameras die ständig von der Decke hüpfen, um Verbrechen zu verhindern.

  4. 1. Eine Klarnamen Pflicht im Internet wäre erstmal extrem Schwer umsetzbar und man könnte das ganze regelrecht missbrauchen bzw. es gäbe dann auch im Internet WELTWEIT die Möglichkeit dich regelrecht zu verfolgen. Z.b. Google… Name eingeben und suchen und man wüsste sofort alles über dich, jeder Chef, jede Bank, jeder Artz usw. wird das dann machen.

    2. Ja die böse Meinungsfreiheit oder wie ich es gerne sage „Hast du eine andere Meinung wie die Mehrheit, dann behalte es lieber für dich“. Ja mit denn wegfallen der Anonymität gäbe es sicher weniger Hass im Internet, weil dann nun mal der Name dasteht und die ganze Welt weis wie er denkt und somit wäre sein Leben stark beeinflusst. Ich selber finde es nicht schlimm wenn sich Leute mal negativ Äußern oder ihren Hass in Textform wieder geben. Es zeigt mir nur das es auch Menschen gibt die anders Denken auch wenn es mir nicht gefällt akzeptiere ich das, denn das ist nun mal Meinungsfreiheit und wie schon gesagt „Meinungsfreiheit geht nur solange gut wie die Mehrheit deine Meinung Teilen.“

    3. Die Anonymität im Internet schütz Trolle und Hater und andere Schlechte Menschen.
    ABER und das ist für mich der wichtigste Punkt.
    Ohne diese Anonymität hätte viele nicht die Möglichkeit sich Hilfe Anonym im Internet zu suchen. z.b. gutefrage.net (Fragen/Antworten) da gibt es viele Menschen die einfach ein Problem haben und totale angst mit anderen darüber zu reden. Mit der Anonymität haben sie aber da die Möglichkeit sich Hilfe zu suchen.

    4. was auch gut zu Punkt 3 Passt, sind z.b. auch Sexuelle Neigungen (BDSM, Fußfetisch und alle anderen Arten von Fetisch), viele wollen sich darüber erstmal im Internet Anonym austauchen und vielleicht darüber auch einen Partner finden der dies Neigungen teilt.

    Nur schon wegen Punkt 3 und 4 ist es mir wichtig die Anonymität im Internet zu schützen.

  5. Ganz ehrlich… ich lach mich bei dem Thema immer kaputt. Das Internet is halt nichts für Weicheier und wirds auch hoffentlich nie sein.

    Jeder hat mit dem Internet eine Stimme bekommen und das ist auch gut so. Und nichts kommt ohne Preis daher aber er ist es verdammt nochmal Wert.

    Ich bin eher der Meinung das die Probleme eher Naivität, Social Media, große Egos und Peer-Pressure sind.

    Wer sich im Internet selbst veröffentlicht und darstellt, muss mit sowas rechnen. Und ja, ich bin der Meinung das sowas auch in der realen Welt genauso passiert.

    Ihr denkt vielleicht ihr seid große Leuchten, die Welt muss euch sehen, eure Ideen, Weltsicht und Gedanken sind die besten… die Realität ist höchstwarscheinlich eine andere.

    Stellt euch doch mal auf auf ne Kiste in einer Großstadt und plärrt einfach los wie im Internet. Denn das ist quasi was ihr im Internet auch macht.

    Es wird genau die selben Reaktionen geben. Auch wenn sich das gerne alle selbst ausreden wollen. Man würde einem ja niemals sowas ins Gesicht sagen und außerdem Gesetze und so.

    Naiv… sehr naiv.

    Es wird vermutlich sogar eine noch schmerzhaftere Erfahrung sein als im Internet.

    All die Änderungen die ihr euch wünscht um eure Fefes zu schützen, damit ihr nicht mehr weinen müsst und alles ausblenden könnt führen nur zu einem… Internet wie in China oder vergleichbares. Was völlig Absurd ist.

    Wer das nicht versteht und den Wert eines offenem Internets nicht sieht… sollte sich vielleicht mal mehr Gedanken über den eigenen Problemchen hinaus machen.

    Das Internet is sowieso schon seit Jahren in großer Gefahr. Ein Dorn im Auge vieler mächtiger Menschen und Institutionen. Und sie versuchen und machen alles um ihren Willen zu kriegen.

    Mit eurem herumgeweine öffnet ihr diesen Kräften immer mehr kleine Hintertürchen die dann auch ausgenutzt werden.

    Steve macht sich offensichtlich Gedanken darüber die weiter als 5m Feldweg gehen.

    „Gibt es überhaupt einen sicheren Weg, Menschen im Netz identifizierbar zu machen, ohne dabei das Internet, so wie wir es kennen, stark (technisch) zu verändern?“

    Ganz klar nein. (Mmn.)

    PS: Das kommt von einem Weichei dass selbst kein Facebook, Instagram und sonstige Dinge nutzt weil es selbst auch nicht darauf klar kommen würde.

    • Ich möchte den unschätzbaren Wert des freien Internets dafür nutzen, um dich auf einen einfachen Sachverhalt hinzuweisen: Ein Punkt ist völlig hin- und ausreichend, um einen Satz zu beenden. Gleich zwei Absatzzeichen sind dafür hingegen nicht notwendig.

  6. Besserer Platz? Nein.
    Hass und co. reduzieren? Nein.
    Weniger Mist machen und sich nicht mehr trauen? Nein.

    Klare Antworten auf deine Fragen. Ich denke, es sind außerdem die falschen Fragen. Denn wie viel Scheiße ist es denn, die gerade von den Leuten kommt, die mit(!) Klarnamen erkennbar sind? Wie soll diese Pflicht denn geprüft oder schon umgesetzt werden? Was machen eigentlich die Leute, die durchaus berechtigte Interessen haben, sich selbst zu schützen, weil sie z. B. akut gefährdet sind durch Stalker, Mobber, Radikale? Eben nicht mehr ins Internet gehen?

    Ich weiß, unser Land hat nicht allzu viel Digitalkompetenz zu bieten und ich weiß, dass so ein Unfug entgegen aller Logik immer wieder auch durch die Parlamente gepeitscht wird. Aber von dir hätte ich mir diesbezüglich eine ganz andere „wichtigste Frage“ erwartet.

    LG

  7. Zu dem Thema eine kleine Anekdote am Rande: Der schlimmste Hasstroll, mit dem ich jemals im Netz konfrontiert war (täglich zahlreiche Emails von unterschiedlichen Wegwerf-Emailadressen, in denen ich aufs Übelste beschimpft wurde, Hasstiraden auf seinem eigenen Blog sowie in diversen Foren, die auf auf mein damaliges Blog verlinkten), stand mit kompletten Klardaten offen im Netz. Das hielt diesen Menschen nicht davon ab, diverse Menschen (nicht nur mich) wüst über verschiedene Kanäle zu beschimpfen.
    Funfact: Es war meine Anonymität, die mich vor Schlimmerem bewahrte. Denn dieser Troll schreckte bei einer anderen Betroffenen mit offeneren Daten nicht davor zurück, deren Arbeitgeber (!) zu kontaktieren und die Verleumdungen auch dort vom Stapel zu lassen.*

    Ich gebe zu, seit dieser Erfahrung habe ich begründete Zweifel, dass eine Klarnamenpflicht gegen solche Gestalten hilft. Viel eher schnürt mir der Gedanke die Kehle zu, dass ich solchen Gestalten dann ausgeliefert bin bzw. nur noch die Wahl habe, mich vom Internet fernzuhalten.

    Ich mag mir nicht vorstellen, wie viele aggressiven Choleriker sich in einem solchen Szenario nicht mehr aufs Beschimpfen im Netz beschränken, sondern Dank Klarnamenpflicht die Adresse herausfinden und persönlich vor der Tür stehen.

    (*Falls sich jemand wundert: Ja, ich ging damals zur Polizei. Dort brachte man mir Unverständnis entgegen und riet mir, ich solle das Bloggen aufgeben, damit sei das Problem doch gelöst.)

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