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Schweden beschreitet in der Corona-Pandemie einen anderen Weg als die meisten Länder. Der Chef-Epidemiologe des Landes äußert sich nun sehr selbstkritisch: Es seien zu viele Menschen zu früh gestorben. (Via)

Ach, dann war also doch nicht eine soooo tolle Idee? Galt Schweden für die ganze „Ist doch nur ne Grippe“-Fraktion nicht immer als das perfekte Beispiel dafür, dass unsere Politiker alles falsch gemacht haben und ein Lockdown gar nicht nötig gewesen wäre? Vor allem ist in Schweden die Sterblichkeitsrate, der an Corona erkrankten Menschen extrem hoch: In Deutschland sind von 184.000 Erkrankten 8600 und in Schweden von 40.000 Erkrankten 4500 verstorben. Übersetzt heißt das, dass in Deutschland jeder 21ste und in Schweden jeder 9te verstorben ist – also mehr als das Doppelte!

Ich bin mir sicher, dass jetzt wieder die „üblichen Verdächtigen“ Wall of Texts posten werden, weil der schwedische Weg ja eigentlich total toll und richtig war und die hohe Sterblichkeitsrate nur am vergleichsweise schlechten Gesundheitssystem liegen würde. Aber selbst wenn das so wäre (was es nicht ist, sondern viel komplexer): Muss ich als Chef-Epidemiologe eines Landes nicht wissen, dass das eigene Gesundheitssystem eine Pandemie evtl. nicht stemmen kann und dann anders entscheiden bzw. einen anderen Weg gehen?




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15 KOMMENTARE

  1. Wie sieht es eigentlich mit dem Einfluss der Temperatur auf die Verbreitung aus? Wurde das irgendwie nochmal genauer thematisiert? Vielleicht haben wir es auch den hohen Temperaturen und der Trockenheit der letzen Wochen zu verdanken, dass wir trotz der Lockerungen, den Demos etc. so gut abschneiden. Habe dazu keine Ausführungen mehr mitbekommen und wenn man danach sucht, findet man nur „alte“ Annahmen aus März.

  2. Es ist absurd die Maßnahmen von Ländern bei einer Pandemie 1:1 vergleichen zu wollen. Schweden hat eine ganz andere Bevölkerungsdichte und möglicherweise auch eine ganz andere Pendlerquote als Deutschland. Bevölkerungsdichte und Pendlerquote sind aber für Pandemie-Maßnahmen entscheidend.

    Schweden hat soweit ich weiß eine geringere Bevölkerungsdichte und vermutlich auch eine geringere Pendlerquote. Soetwas bremst ein Virus ein wenig aus. Da sind andere Maßnahmen durchaus sinnvoll. Aber das kann man einfach nicht auf andere Länder übertragen.

    Richtig dumm von den Schweden war aber, dass sie infizierte in Altenheimen statt in Krankenhäusern untergebracht haben. Ist auch nicht wirklich sinnig einen Pädophilen in ein Kinderheim einzusperren. Kann gut gehen, wird es aber sehr wahrscheinlich nicht.

  3. Soweit ich weiß, hat Schweden ähnlich wie in einigen Bundesstaaten bewusst Infizierte in Altenheime gesteckt. Hätte man das nicht getan, wären wohl vermeintlich gut 4000 Menschen weniger gestorben. Das ist aufs Schärfste zu verurteilen. Die Faktenlage war aus Wuhan bekannt, wie anfällig die Alten sind.

    Ansonsten ist – soweit ich es richtig gelesen habe – das Durchschnittsalter in Schweden bei den Verstorbenen höher, als bei uns. Das spricht für Schweden.
    Eine endgültige Bewertung wird eh erst in einigen Jahren erfolgen, wenn man die Sterblichkeit statistisch auswerten kann. Wer jetzt an Corona stirbt, wird es nächstes Jahr nicht mehr tun. Warten wir also noch etwas ab, bevor wir uns endgültig festlegen.

    Man hätte es einfach wie in Wuhan machen sollen. Dort sind jetzt gut 11 Millionen Menschen getestet worden bei weniger als 100 noch aktiv Infizierten. Unser Lockdown war einfach zu schwach, um den Spuk schnell zu beenden. Das ist mein Vorwurf an unsere Regierung.

    • Kannst du belegen, dass „bewusst“ Infizierte in Altenheime „gesteckt“ wurden? Gibt es dazu Studien oder sonstige Belege? Woher hast du diese Information und die Zahlen?

      Und was genau möchtest du damit andeuten? Dass jemand absichtlich infizierte Menschen in Altenheimen platziert hat?

      • In Schweden sind ähnlich wie es der Ethikrat in Deutschland ab einer gewissen Anzahl der Infektionen vorsieht, Menschen ab einem gewissen Alter in kein Krankenhaus aufgenommen worden. Das bedeutet, die Infizierten sind in den Altenheimen geblieben. Dazu kommt, dass das Pflegesystem so pervertiert ist, dass die meisten Pfleger einer Art Leiharbeit nachgehen und entsprechend mit Symptomen zur Arbeit gekommen sind und die alten Menschen ungebracht haben. Das steht eigentlich so ziemlich in jedem Bericht über Schweden. Man sieht es ja auch an der Verteilung der Toten in der Alterspyramide.

        Für New York kannst du googeln (New York Coronavirus Nursing Homes). Es gibt mehrere Artikel darüber. Hier quasi ein Ergebnis von Seite 1: https://www.wsj.com/articles/new-york-sent-recovering-coronavirus-patients-to-nursing-homes-it-was-a-fatal-error-11589470773

        Die von mir behaupteten 4000 toten stimmen scheinbar nicht für Schweden. Das ist wohl die Zahl aus dem Staat New York. Da habe ich etwas durcheinander gebracht.

  4. Ich habe gehofft und hoffe immer noch, dass der schwedische Weg der richtige ist. Aber mit Bestimmtheit, können wir das alles erst nach einiger Zeit richtig beurteilen. Schweden hat mit den Altersheimen einen Fehler gemacht und leider sind viele Menschen daran gestorben. Alles andere aber ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.

    Ich hoffe es kommt gut und wir alle haben gelernt mit so etwas besser umzugehen. Zweimal den gleichen Fehler zu machen ist immer blöd. Egal wer am Schluss recht hatte.

  5. Selbstkritik heißt nicht, dass ALLES falsch war, sondern nur, dass man manches hätte besser machen können. Die genaue Sterblichkeitsrate kennt eh wieder kein Mensch, weil – wie fast überall – nur ein kleiner Teil der Bevölkerung getestet wurde. Wenn die geschätzten Dunkelziffern auch nur annähernd stimmen, dann gleicht sich die Sterblichkeit überall ziemlich an. Selbst in New York, wo ja zeitweise das totale Chaos herrschte, wäre die Sterblichkeit dann nur unwesentlich höher als in Deutschland gewesen. Betonung auf „wenn die Dunkelziffer zutrifft“. Ich behaupte hier auch nicht, irgendwie mehr zu wissen als alle anderen.
    Verstehe aber auch nicht, was alle immer auf Schweden rumhacken. Der Weg mag Fehler gehabt haben, aber die Bevölkerung steht nach wie vor zu großen Teilen hinter dem Vorgehen der Regierung, Begriffe wie „Terrorismus“, wie sie hier in den Kommentaren schon gefallen sind, sind da etwas fehl am Platz. So funktioniert Demokratie nun mal. Das können wir hier in Deutschland falsch finden, ändern tut sich dadurch nichts.

  6. Der einzige Grund den wegen von Schweden gut zu finden, war die Wirtschaft.
    ABER die Wirtschaft ist im Schweden genauso im Arsch, wie in Deutschland.

  7. Ich habe eine Menge Verwandte in Schweden. Unter anderem eine über 80 jährige Grosstante, die in einem der so schwer getroffenen Seniorenheimen lebt. Der „Schwedische Weg“ ist eine Form von Terrorismus für die, die es irgendwie trifft.
    Aufgrund der extrem verteilten Bevölkerung 9 Mio „richtige“ Schweden auf einer Fläche grösser als Deutschland sind die Füchse in der Chefetage auf die Idee gekpmmen, an die Vernunft des einzelnen zu appelieren. Das hätte bei der rein schwedischen Bevölkerung vieleicht sogar funktioniert. Aber zu den 9 Mio kommen halt noch 2 weitere Mio im Rahmen der Flüchtlingskrise dort anwesenden Personen. Schweden leben oft in Einzelhaushalten, die Immigranten schonmal in 10köpfigen Familien. Durch deren Heime hat sich das Virus gefressen wie Alienblut und es war nur eine Frage der Zeit, bis es die anderen raren Ballungszentren wie Seniorenheime trifft.
    Normal hätte Corona in einem Land, wo Steves Lauenbrück als Grossstadt durchgehen würde keine Chance. Aber die Experten in Verantwortung haben eben die Entwicklung der letzten Jahre verpennt. Und jetzt sitze ich hier und habe Todesangst um meine Tante…

  8. Es sei nur eingeworfen, dass Schweden kaum getestet hat (absichtlich), daher ist die Sterblichkeitsrate so hoch.

    • Ok Mr Statistik. Es ärgert mich zwar wieder Zeit investieren zu müssen, um völlig offensichtliche und frei verfügbare Daten zu erläutern, aber sei’s drum. Ist ja für einen guten Zweck.

      Du argumentierst damit dass die Todesfallzahlen in Schweden „nicht so schlimm sind“, weil sie weniger Testen als in DE. Korrekt? Vielleicht sind die Zahlen ja sogar besser als in DE, oder möchtest Du das nicht andeuten?
      Ansonsten finde ich es fahrlässig mal eben so einen Satz ohne Hintergrund hinzurotzen.

      Also prüfen wir Deine Behauptung doch einfach mal völlig ohne Bezug zu Coronainfizierten.

      Schweden hatte Stand 2019 10,23 MIO Einwohner. Deutschland 83,02.
      Schweden weist bisher 4542 Coronatote aus, Deutschland 8669. (Quelle https://news.google.com/covid19/map?hl=de&mid=%2Fm%2F0345h&gl=DE&ceid=DE%3Ade)
      Wenn Dein Argument sticht, dann müssen wir davon ausgehen, dass Schweden noch mehr Coronatote hat, die aber nicht getestet wurden. Aber lassen wir Deinen Einwurf zu Deinem Vorteil besser einfach mal weg …

      Selbst Leuten ohne Zahlenverständnis sollte aufgehen, dass die Anzahl der Coronatoten im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung (Gesamt – also nicht die irgendwie getesteten) in einem krassen Missverhältnis stehen. Aber wenn man das mal ausrechnet, kommt man drauf, dass in DE pro 100k Einwohner immerhin ca. 10 Einwohner im Zusammenhang mit Corona verstorben sind. Die gleiche Rechnung für Schweden ergibt 44 Tote. Also mal eben Faktor 4.
      Und jetzt bin ich gespannt zu erfahren, mit welchen gravierenden Unterschieden zwischen Deutschland und Schweden – AUSSER dem unterschiedlichen Umgang mit der Pandemie – euch **** dafür einfallen. Man hört ja ständig von den schlimmen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen in Schweden, korrekt?

      So, also falls euch dazu irgendein Geschwurbel einfällt um das erklären zu wollen, noch ein kleiner Hinweis: In Deutschland leben statistisch 232 Einwohner je km2 – in Schweden stolze 23. Irgendwie dann doch komisch, dass es bei deutlichst geringerer Einwohnerdicht doch so viel mehr Tote (im Verhältnis) gab – wo es doch von Mensch zu Mensch übertragen wird.
      Es wird also immer komischer …

      Nun berücksichtigen wir noch, dass es in Schweden ja sehr wohl Maßnahmen gegen Corona gab, die allerdings eben in einigen Bereichen deutlich schwächer als in Deutschland durchgezogen wurden. (Quelle https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/wie-sinnvoll-ist-der-schwedische-corona-sonderweg/) . Ich möchte mir nun nicht vorstellen, wie das bei uns abgegangen wäre, wenn eben nicht in Teilen mit sehr harten Maßnahmen vorgegangen worden wäre.

      Seien wir dankbar dafür dass vielleicht der ein oder andere von unseren Eltern, Onkeln, Tanten, Großeltern noch da ist, der es sonst vielleicht nicht mehr wäre. Und wirtschaftlich kommen wir alle wieder auf die Beine – da hab ich keinen Zweifel dran – ehe jetzt wieder sowas kommt wie „AbEr DiE WiRtScHaFt !!11einself“.

      Ihr Schwurbler und Relativierer trotz offensichtlicher Fakten geht mir echt auf den Sack.

      • Ich stimme dir im Kern absolut zu.

        Allerdings möchte ich anmerken, dass die Bevölkerungsdichte nicht wirklich so wichtig ist, bzw. dass nicht die durchschnittle Gesamtbevölkerungsdichte im Vordergrund stehen sollte. Auch in Schweden gibt es größere Ortschaften und Städte, hauptsächlich an den Küsten, wo die Einwohner hauptsächlich leben. Ebenso wie bei uns nicht gleichmäßig 232 Einwohner auf jeden Quadratkilometer verteilt sind, sind auch in Schweden nicht 23 Einwohner pro Quadratkilometer gleichmäßig verteilt.

        Im südlichen Teil ist die Bevölkerungsdichte in Schweden wesentlich höher als im nördlichen Teil. Daher sind die Vergleiche mit der Bevölkerungsdichte im Hinblick auf die Pandemie immer so eine Sache: Stockholm hat eine höhere Bevölkerungsdichte als Städte wie beispielsweise München oder Berlin – die bei uns in Deutschland zu den eher sehr dicht besiedelten Städten zählen dürften.

        Im Kern stimme ich dir aber zu. Ich wollte nur das mit der Bevölkerungsdichte anmerken: Denn die wird immer wieder aufgeführt, wenn von Schweden die Rede ist – in der Diskussion bringt das aber nichts, weil die durchschnittliche Bevölkerungsdichte keine große Aussagekraft darüber hat, wie das Zusammenleben der Menschen tatsächlich organisiert ist.

        • Du hast den selben Bevölkerungsdichte-Denkfehler den du einleitend kritisierst in deinem Stockholm-Berlin-München-Vergleich. Stockholm ist eine Stadt und eine Metropolregion. Die Stadt selbst mit etwa 975.000 Einwohnern erstreckt sich über 14 Inseln, die mit über 50 Brücken verbunden sind und sehr unterschiedliche Bebauung aufweisen. Die statistische Bevölkerungsdichte mag also über 5.000 Einwohner pro km² betragen, aber natürlich nicht die reale. Die Metropolregion München umfasst 3 mal so viele Einwohner wie die Metropolregion Stockholm, weil in Schweden da sehr viel Wald kommt wo hinter München noch ganze Städte im Dunstkreis liegen. Das Gleiche gilt für Berlin. Ein Hotspot in München oder Berlin würde deshalb trotz statistisch niedrigerer Bevölkerungsdichte wesentlich wirkungsvoller einschlagen und weitere Kreise ziehen als es in Stockholm der Fall ist.

          Dazu kommt noch das Stockholm neben Malmö und Göteborg die einzige Metropolregion ist. Diese drei vereinigen etwa 4 Mio Menschen auf sich und das auf einer größeren Fläche als die Metropolregion München wo es 6 Mio Menschen sind. Weitere Metropolregionen gibt es in Schweden nicht. Danach kommen keine 10 Städte zwischen 100.000 und 50.000 Einwohnern und danach gibts quasi nur noch Kleinstädte und Dörfer. Es ist also bei weitem nicht so wie in Japan oder Südkorea wo sich die Bevölkerung wirklich nur auf gefühlten 10% der Landmasse niedergelassen haben.

          Das die schiere Menge an Großstädten und Metropolregionen in Kombination mit der Bevölkerungsdichte und -menge keinen Einfluss auf die Anfälligkeit für eine Pandemie haben soll kann ich zwar wissenschaftlich nicht entkräften, aber rein von meinem „gesunden Menschenverstand“ erscheint mir deine Aussage falsch.

    • Genau darum geht es ja: Die Art und Weise, wie Schweden in der Krise vorgegangen ist, war offenbar doch nicht so gut. Dass man nicht so viel getestet und kaum Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat, scheint im Nachhinein doch keine so gute Idee gewesen zu sein.

      Wir indes können froh sein, dass wir bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen sind. Bei uns wird immer getan, als hätten wir mit dem unvorstellbarsten Einschränkungen überhaupt zu kämpfen. Im Vergleich mit anderen Staaten war der Lockdown bei uns nicht so streng, und wir haben inzwischen auch relativ schnell wieder gelockert und lockern weiter.

      Ich möchte damit keinesfalls sagen, dass die Politiker in diesem Land allwissend sind. Falsch gemacht haben sie aber offenbar auch nicht alles. Im Vergleich mit sehr vielen anderen Ländern kann man durchaus feststellen, dass einige Leute bei uns auf sehr hohem Niveau klagen. Ja, natürlich sind einige Branchen wie Gastronomie, Tourismus und Event-Veranstalter deutlich härter getroffen worden, keine Frage. Und es ist auch fraglich, ob die Art und Weise, wie mit nun mit Steuermilliarden um sich geworfen wird, wirklich immer denen hilft, die es am nötigsten brauchen.

      Aber wir jammern hier wirklich auf hohem Niveau. Was für uns Schweden für einige Zeit war, sind wir in Deutschland schon seit Monaten für andere Länder in Europa – und auch in den US zeigt man mit Neid auf uns. Während unser Land von einer nüchternen Wissenschaftlerin geführt wird, blödelt dort ein gefährlicher Clown herum. Und die Zahlen sprechen für sich.

      Und das liegt meines Erachtens auch hauptsächlich daran, weil bei uns die große Mehrheit der Leute die Vorsichtsmaßnahmen sehr ernst nimmt. Wenn wir uns zurückerinnern, gab es vor dem Lockdown sogenannte „Corona-Partys“, während die große Mehrheit der Leute schon über Wochen so viel Menschenverstand hatte, und ihre sozialen Kontakte freiwillig zurückfuhr und vorsichtiger wurde. Der Lockdown war im Prinzip nur nötig, weil sich nicht alle freiwillig zurücknehmen konnten.

      Und wenn ich beispielsweise zum Einkaufen gehe, dann sehe ich, dass sich jeder an Maskenpflicht und Sicherheitsabstand hält, egal wo ich einkaufe – im Großen und Ganzen. Klar gibt es inzwischen wieder Leute, die meinen, es übertreiben zu müssen. Aber insgesamt scheint das doch eher die Ausnahme zu sein. Die meisten Menschen zeigen in der momentanten Phase viel gesunden Menschenverstand.

      Und ich glaube, dass dies im Endeffekt auch der Knackpunkt ist, warum wir im Prinzip gut durch die Pandemie gekommen sind: Ich halte zwar nicht so viel von pauschalen Vorurteilen, aber es ist kaum abzustreiten, dass viele Deutsche zur Übervorsicht neigen: Bei uns sind viele Vorschriften viel strenger, bei uns wird vieles nicht auf die leichte Schulter genommen. Während Italiener und Spanier normalerweise eher für ihre Lebensfreude bekannt sind, gelten wir Deutschen als Effizienzmonster und auch als etwas nüchtern und penibel. Wir dürften diesbezüglich wohl eher wie die Schweden sein – die wiederum aber auch deutlich progressiver und liberaler sind.

      Und während ich das nicht pauschal jedem unterstellen möchte, so scheint im Kern schon etwas dran zu sein. Und ich glaube, das ist auch der simple Grund, warum das Virus bei uns keine so große Chance hat: Es liegt einfach an den vielen Menschen, die eine Gefahr erkennen, und sich dementsprechend vernünftig verhalten. Zwar sind nicht alle Leute so, aber alleine dadurch, dass viele Leute mit gutem Beispiel vorangehen, verhalten wir uns diszipliniert, und lassen die Vorsichtsmaßnahmen über uns ergehen.

      Und anstatt zu erkennen, dass wir das einfach richtig machen, fragen wir uns ständig, was nur los ist, weil die Pandemie bei uns nicht so viele Opfer fordert.

      Anstatt darüber zu diskutieren, wie man denen am besten hilft, deren Existenz durch die Krise bedroht ist, stehen bei uns Verschwörungsgläubige im Mittelpunkt und die ständigen Anschuldigungen an die Regierung, im Auftrag fremder Mächte zu handeln und überhaupt alles falsch zu machen. Das ist doch absurd.

      Eigentlich sollten wir froh sein, dass wir nicht so hart getroffen werden, und durchaus ein kleines bisschen Stolz, denn offenbar zahlt sich die Vorsicht aus.

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