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Politically correct isn’t really politically correct anymore…that’s technically a microaggression.

Es ist zwar überzeichnet, aber leider steckt viel Wahres in diesem Video. Ich entschuldige mich schon mal, falls Ihr das Video übergriffig findet…




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10 KOMMENTARE

  1. Achtung, Wall of Text incoming. Ich studiere Sozialwissenschaft und hab mir mal auf soziologischer Basis ein paar Gedanken dazu gemacht (nicht zuletzt, weil diese PC-Kultur bei uns im Studiengang auch sehr ausartet).
    Laut Bourdieu gibt es so etwas wie einen Klassenhabitus, also bestimmte Verhaltensweisen, Geschmäcker und Vorlieben, die man von seiner Familie und seinem sozialen Umfeld vermittelt kriegt, weil man in eine bestimmte sozioökonomische Klasse hineingeboren wird. Dabei versucht gerade die mittlere und obere Klasse sehr stark, sich von den jeweils niedrigeren Klassen abzugrenzen und die mittlere Klasse versucht, sich an die obere Klasse anzunähern, was die wiederum versucht zu verhindern (sog. Distinktion). Das sieht man z. B. in der Kunst. Wenn eine bestimmte Kunstform in der unteren Klasse ankommt, ist sie in der mittleren Klasse verpönt, wenn eine Kunstform in der mittleren Klasse ankommt, ist sie in der oberen Klasse verpönt. Akademische Sprache wirkt abschreckend auf die untere Klasse, die es dadurch nicht mehr wagt, sich an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen, weil sie die Sprache nicht beherrscht, die in diesen Diskursen benutzt wird usw.

    Ich habe jetzt den Verdacht, dass politisch korrekte Sprache genau dieses Ziel hat, sich von der unteren Klasse abzugrenzen (natürlich nicht gezielt, diese Distinktion läuft ja größtenteils unbewusst, weil man auf eine bestimmte Art und Weise sozialisiert wurde). Sprachetikette ist eigentlich ein Thema, das für die untere Klasse keine wirkliche Rolle im Alltag spielt. Wenn man also versucht, eine Sprachetikette als allgemeingültig durchzusetzen, dann gibt einem das einen wunderbaren Grund, auf die untere Klasse herabzublicken, weil sie ja so unmoralisch ist und sich nicht an die politisch korrekte Sprache hält.

    Wenn man mal guckt, aus welcher Ecke dieser Trend kommt, dann passt das auch wunderbar ins Bild: Das sind vor allem Linke und Linksliberale aus akademischen Kreisen und Familien. Und das führt zu einem Problem: Wenn man sich ganz klassisch nach den Werten der politischen Linken engagieren würde, dann würde das bedeuten, dass man sich FÜR die untere Klasse einsetzen müsste. Das widerspricht aber dem eigenen Klasseninteresse, sich von dieser Klasse abzugrenzen: Als Angehöriger der mittleren Klasse will man ja in irgendeine Führungsposition. Wenn man in eine Führungsposition in der Wirtschaft will, liegt es nahe, dass Arbeitnehmerrechte da nur im Weg sind. Aber auch wenn man Karriere in der Wissenschaft, Politik oder in den Medien machen will, hilft es einem, auf die untere Klasse herabzublicken. Man braucht schließlich die Überzeugung, dass die eigene Meinung mehr wert ist als die „des Pöbels“, um sich auf diesen Feldern selbstbewusst zu behaupten.

    Wenn man jetzt selbst links sozialisiert ist, ist das natürlich ein Problem. Man kann ja nicht einfach auf sozial Benachteiligte herabblicken, das würde ja der eigenen politischen Überzeugung widersprechen. Aaauuußer man wendet einen kleinen Trick an und interpretiert diese Leute selbst als solche, die andere diskriminieren. Zack, hat man eine wunderbare, linke Ausrede, auf die untere Klasse herabzublicken und sich selbst als Avantgarde zu betrachten.

  2. Die leute WOLLEN sich doch aufregene/empören und sich dabei moralisch überlegen fühlen. Es geht schon lange nicht mehr um die Themen ansich.

  3. Ich habe ja das Gefühl, diese angeblich übertriebene PC-Culture findet im Alltag kaum statt. Selbst in meiner relativ linken Studenten-Blase fühle ich mich jetzt nicht wirklich in meiner Sprache oder meinem Verhalten eingeschränkt.
    Mir wurde noch nie vorgeworfen, übergriffig gewesen zu sein, wenn ich zB mit einer Frau geflirtet habe oder mal einen etwas anzüglichen Spruch rausgehauen habe.
    Und dass ich nicht „Neger“ oder „Kanake“ usw. sage, das wurde mir schon vor 20 Jahren von meiner Mutter beigebracht, das hat mit der aktuellen PC-Culture nicht wirklich was zu tun.

    • In Deutschland und in Europa im Allgemeinen ist diese Form der PC-Kultur wie sie aktuell in den Medien dauernd auftaucht zum Glück (noch?…) nicht allzuweit verbreitet. Das ist aktuell ein Ding der USA.

      • Ich meine aber auch zu beobachten, dass das in Deutschland gerade aufkommt. Ich hab mal ein Seminar zum Thema politische Jugendbildung gemacht und da wurde gefühlt die Hälfte der Zeit nur über Sprach- und Identitätspolitik geredet. Ich ahne da übles.

    • Ich habe inzwischen fast den Eindruck, dass der typische Ablauf bei so was in etwa der hier ist:

      1.) „Paw Patrol vorübergehend abgesetzt.“
      2.) „Reaktionen: „Plattmachen! (300 Upvotes auf Twitter)“ „Bitte nicht plattmachen (300 Upvotes auf Twitter)“
      3.) Zeitung schreibt Artikel: Leute protestieren auch gegen Paw Patrol, aber in Wirklichkeit geht es um ein grundsätzlicheres Problem!
      4.) Reaktionen: „SJW jetzt völlig durchgeknallt – Hundeserie für Polizeigewalt verantwortlich gemacht! (300 Blogposts, 10.000 Upvotes auf Twitter)“

      Da frage ich mich dann manchmal schon, woher die „Aufregerkultur“ denn angeblich kommen soll.

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