TEILEN

Das OLG hat mit Urteil vom 19.11.2020 (Az. 7 U 214/19) eine Schadensersatzpflicht bejaht, da der Beklagte ein grobes Foulspiel begangen und die schwerwiegende Verletzung des Klägers billigend in Kauf genommen habe […] Bei einem Fußballverbandsspiel seien die Fußballregeln des DFB als Maßstab für ordnungsgemäßes Spielverhalten anzusehen. Für eine Schadensersatzverpflichtung sei der Grad des Regelverstoßes und das Maß des Verschuldens entscheidend. (Via)

Ich finde es gut, dass hier besonders schlimme und brutale Fouls auch ein juristisches Nachspiel haben. Sich darauf zu berufen, dass „sowas im Fußball passieren“ könne, ist hier einfach kein schlagkräftiges Argument. Es ist schließlich nicht Teil der Regeln, dass man seine Gegner auf dem Fußballplatz kaputttreten darf. Wenn ich eine Verletzung meines Gegenspielers billigend in Kauf nehme, dann muss ich dafür nun mal auch die Verantwortung übernehmen. Ich kann auch nicht im Schützenverein einen Gegenspieler erschießen und damit argumentieren, dass dies bei einem Wettkampf nun mal passieren könne…




Anzeige

10 KOMMENTARE

  1. Letzten Endes geht es um die Frage, inwieweit jeder Fußballspieler in eine Körperverletzung einwilligt.

    Nehmen wir mal ein ganz profanes Beispiel: Freistoß 20 Meter vor dem Tor. Jeder Spieler stellt sich bewusst in die Mauer (und beschützt die Kronjuwelen), obwohl er weiß, dass er einen Ball aus weniger als 10 Meter Entfernung an den Kopf gedonnert bekommen kann. Er springt ja sogar noch hoch, weil er lieber den Ball an den Kopf bekommt, als dass er ins Tor geht.

    Die Grenze der Einwilligung muss jedoch weiter gezogen werden als die des regelgerechten Verhaltens. Fouls kommen vor, das weiß jeder. Nicht jeder harmlose Schubser kann ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung nach sich ziehen; das wäre nicht „sozialadäquat“ und würde das Spiel kaputtmachen. Guckt Euch mal Fraueneishockey an, das ist meines Wissens nach eine kontaktlose Sportart. Und danach fragt ihr euch mal, warum Fraueneishockey ähnliche Einschaltquoten hat wie Wasserballett!

    Andererseits gibt es eben auch Fouls, die über den sportlichen Einsatz hinausgehen, und zwar dann, wenn man aus der Art des Fouls von Vorsatz ausgehen muss. Meistens in der Form des bedingten Vorsatzes: „ich erkenne, dass die Grätsche meinen Gegner ernsthaft verletzten könnte, und ES IST MIR EGAL“. Dies in Abgrenzung zur Fahrlässigkeit: „ich weiß, dass grundsätzlich in jedem körperlichen Einsatz eine Verletzungsgefahr besteht, aber ich HOFFE, dass ich sauber den Ball treffe, nicht den Knöchel des Gegners“.

    Und bei diesen Maßstäben muss man auch nicht zwischen Bundes- und Kreisliga unterscheiden.

    Das hier zitierte Urteil sagt im Grunde nur, dass VORSÄTZLICHE Körperverletzung („billigend in Kauf nehmen“=Vorsatz) auch auf dem Platz nicht erlaubt ist. Das ist eigentlich nichts neues.

    Schwierig sind die Fälle, in denen eine Körperverletzung nach Foul „gerade noch“ fahrlässig war. Und hier wird man wohl nie eine einheitliche Linie ziehen können, sondern es wird immer auf die Gesamtwürdigung des Einzelfalls ankommen.

  2. Ich würde es anders sagen.

    Profi ist ein Beruf und kein Freizeithobby.

    Ich kann auch nicht meinen Konkurrenten im Berufsleben Krankenhausreif treten damit ich besser Chance habe einen Auftrag zubekommen

  3. Na ja in welchem Schützenverein legt man denn aufeinander an? Auf dem Fußballplatz spielen viele Faktoren rein und imo muss man sich als Richter schon sehr sicher sein, dass es sich nicht um ein Foul im Kampf um den Ball gehandelt hat. Das könnte in meinen Augen nur gegeben sein, wenn der Ball gar nicht in unmittelbarer Nähe des Geschehens gewesen ist. Ansonsten finde ich es schwierig zu differenzieren wo die Aneinanderreihung unglücklicher Entscheidungen aufhört und ein bewusstes Verletzten wollen des Gegners anfängt. Klar wenn irgendein aggressiver Otto den Schiri oder Gegenspieler umhaut bin ich auch für harte Konsequenzen. Sport und Gewalt geht gar nicht, aber wenn Kreisliga-Siggi verblödet ne Grätsche ansetzt, bei der er sich total verschätzt?

      • Sorry aber das ist genauso Quatsch wie dein Vergleich mit dem krankenhausreif treten eines Konkurrenten im „normalen“ Berufsleben. Der Sport sieht Körperkontakt und Kampf vor und das Können mag von Liga zu Liga nach unten abnehmen, aber der Ehrgeiz und Siegeswille nicht. Das hat nix mit nem Kasten Bier zu tun. Im Gegenteil sind diese Vertreter des Fußballsports eher auf der entspannten Seite würde ich mal behaupten.

        • Falss du es nicht mit bekommen hast es geht um Brutale Fauls sprich das jemand mit Absicht und in Kauf nehmen einer schweren Verletzung rein grätscht. Um sich und seiner Mannschaft einen Vorteil zu verschaffen und wer Fußball gespielt hat weiß doch wie da manchmal der Hase läuft . wenn man beschließt auf einen Spieler zugehen oder der Trainer sagt dann grätsch ihn um.-

          Darauf bezog das mit Berufsleben , nicht das Karsten Biernot sich verschätz und dein Gegner blöde fällt .
          Aber schön das mein Vorurteils freier Kommentar zum Kasten Verhältnis der unteren Ligen so triggert

  4. Im Profibereich ist das vllt. nochmal was anderes, aber ja, im Amateurbereich hat das Hand und Fuß. Wie oft sind „kleinere“ Verletzungen (nach Profimaßstäben) im Amateurbereich ein Karriere-Aus, weil weder die Mittel noch die Zeit für die medizinische Versorgung da sind, wie es die Profis haben? Mal von etwaigem Verdienst- oder Studiumsausfall, der im Amateurbereich viel härter trifft als bei den Profis, wo das schlimmste eigentlich nur sein kann, dass wegen einer langwierigen Verletzung ein Wechsel oder ein Turnier platzt.

      • Ja, der letzte Satz war nicht so Bombe konstruiert. Natürlich können auch im Profibereich Verletzungen zum Karriereende führen, aber das sind idR härtere/kompliziertere, als im Amateurbereich.
        Ich kenne z.B. Fälle von Kreis- und Bezirksligaspielern, bei denen ein Kreuzbandriss das Karriereende war. No offense, aber welcher Profi hört denn nach einem Kreuzbandriss auf? Zwei, drei vier…sicher. Aber einer?

        • Das liegt aber daran das deren gesamtes Versorgungsmodell auf den Sport ausgerichtet ist. Ein Hobbykicker würde in keinem denkbaren Fall mit 40 Invalide sein wollen und hört dann einfach auf. Ein Sportmillionär nimmt das in Kauf und wird dafür entlohnt, auch wenn das ein wenig pervers klingt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here