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„Blind playthrough“ bezieht sich auf Menschen, die zum ersten Mal Videospiele spielen, wobei sie „blind“ für das sind, was in einem Spiel passiert, und auf die Geschichte reagieren, während sie sich entfaltet. (Via)

Nachdem sich blinde Gamer beschwert und diesen Tag als „beleidigend“ eingestuft haben, hat Twitch reagiert und ihn in „First Playthrough“ geändert. Es macht mich immer wieder extrem nachdenklich, wie sehr sich in dieser Zeit an Begrifflichkeiten geklammert wird. Jede Definition, die auch nur im Entferntesten kontrovers ist, wird in sozialen Netzwerken „diskutiert“ (geshitstormt) und meist geändert. Auf der einen Seite sagen viele von Euch hier in den Comments immer, dass man sich nicht so anstellen soll und man ja durch das „Anpassen“ einer Beschreibung nichts verliert – was ja auch richtig ist. Auf der anderen Seite frage ich mich immer, warum wir Menschen uns in dieser Zeit selbst so wenig zutrauen? Wir waren schon als Kinder in der Lage, bei dem Begriff „Neger“ in Kinderbüchern zu differenzieren und farbige Kindern in unserem Bekanntenkreis eben nicht so zu betiteln. Auch der Begriff Zigeunersoße hat uns nicht zu Rassisten gemacht. Ist es nicht vielleicht sogar für den Sozialisationsprozess nützlich, dass es auch solche politisch inkorrekten Begriffe gibt, weil man sie als Erzieher oder Lehrer im Unterricht aufnehmen kann, um darüber zu diskutieren und zu erklären, warum sie beispielsweise in einem Kinderbuch wie Pipi Langstrumpf überhaupt vorkommen?

Ihr werdet jetzt sagen: „Du als privilegierter weißer Mann kannst das ja leicht sagen. Aber wie sehen das die Betroffenen?“ Worte allein sind noch kein Rassismus. Das Wort „Neger“ in einem Kinderbuch macht aus mir noch keinen Rassisten. Vielmehr sensibilisiert es mich als Kind dafür, dieses Wort nicht zu verwenden, da ich durch eine entsprechende Thematisierung im Unterricht weiß, dass es für Farbige verletzend ist.

Und „Blind Playthrough“ ist meiner Ansicht nach nicht mal ansatzweise verletzend für Blinde. Schlicht und einfach, weil die Beschreibung an sich mit erblindeten Menschen gar nichts zu tun hat. Man braucht schon sehr viel Fantasie, um die Sache als „offensiv“ gegen Blinde zu empfinden. Und wenn man ganz ehrlich ist, wirkt es aktuell fast schon so, als ob die SJW sich ganz bewusst solche Gelegenheiten suchen/basteln, um in ihrem Kreuzzug wieder was zu finden, was dringend geändert werden muss…




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24 KOMMENTARE

  1. Aber Blind Date geht noch ? Oder hat sich darüber auch schon jemand beschwert ? Und die Blindschleiche sollte man dann aber schnellstens umbenennen …..

  2. Egal ob ich den Tag jetzt selbst angebracht oder unangebracht finde, zeigen solche Debatten halt immer wieder, wie viel Langeweile viele Leute haben … sowohl die Menschen die sich darüber aufregen als auch die, die im Anschluss darüber berichten (no offence).

    Ich meine, ähnliche Begrifflichkeiten (z.b. https://de.wikipedia.org/wiki/Blindbacken / https://en.wikipedia.org/wiki/Blind-baking) gibt es seit Jahrzehnten in allerlei Bereichen, ohne das sich irgendwer darüber aufgeregt hat. Aber kaum ist es etwas auf einer medienwirksamen Plattform im Internet, komme die Leute aus ihren Löchern und wollen Clicks/Reichweite abgreifen…

  3. Können wir in Zukunft auch bitte Schattengewächs sagen, ich finde mich durch den Begriff KARTOFFEL rassistisch beleidigt!

    Naja, bei blind playthrough übertrieben, bei Zigeunersoße kann ich es verstehen. Wieso heißt es den Zigeunersoße? Bestimmt nicht weil es von Zigeunern erfunden wurde, sondern weil es herablassend gemeint war. Leider hat die Soße dann sovielen geschmeckt, dass uns der Begriff als lecker und positiv angesehen wird, durch die betroffene Volksgruppe ist aber die ursprüngliche Intention hängen geblieben.

  4. Darf SmallAnt jetzt keine Nintendo Games mehr blind durchspielen, weil er ja nicht wirklich blind ist?
    Ach ja, Internet ist schon was feines

  5. Wer kommt bitte auf so einen Mist? Das Wort „blind“ hat doch mehrere Bedeutungen und ist generell auch gar kein negatives Wort wie es z.B. „Neger“ oder „Zigeuner“ ist.
    Beispiel aus der Wissenschaft: Eine „blind study“ oder eine „double-blind study“ hat überhaupt nichts mit „Sehen“ zu tun. Es ist eine Studie, die so durchgeführt wurde, dass die Patienten oder Probanden nicht wissen („blind“ sind), welche Behandlung sie erhalten, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse nicht durch einen Placebo-Effekt beeinflusst werden. Ebenso denke ich, dass ein „blind playthrough“ in keiner Weise Sehbehinderungen verspottet oder trivialisiert.
    Diese Änderung tut nichts, hilft niemandem, lässt nur Leute, die sich tatsächlich für Veränderungen einsetzen, dumm aussehen. Was kommt als nächstes, die Abschaffung/Änderung des Tags „speed run“ weil Gehbehinderte nicht mehr „rennen“ können? Twitch hat es echt geschafft ein komplett harmloses Wort für die Zukunft negativ zu behaften…

    • „Ebenso denke ich, dass ein „blind playthrough“ in keiner Weise Sehbehinderungen verspottet oder trivialisiert.
      Diese Änderung tut nichts, hilft niemandem, lässt nur Leute, die sich tatsächlich für Veränderungen einsetzen, dumm aussehen.“
      THIS!

  6. „No Spoiler“ find ich anstößlich.

    Ich bin als Kind definitiv verzogen/verdorben worden durch meine Erziehung, oder im englischen „Spoiled“.

    Finde mich von der Bezeichnung ausgeschlossen.

  7. Warum werden eigentlich nie die Betroffenen befragt?
    „Hi, to respond to this – I’m a blind streamer who uses twitch and was not asked for feedback, I am not offended by blind playthrough but I AM offended that this is giving false narrative to blind/VI people, once again we are being overlooked and words are being put in mouths“

    Selbes wie damals mit der Zigeunersauce, die es zum Glück nach wie vor gibt, wie auch das Schnitzel. Die Betroffenen haben zuletzt dieses Jahr in Deutschland offiziell abgestimmt und finden nichts negatives, an dem Gebrauch des Wortes Zigeuner. Aber die Betroffenen sich ja meist nie die Zielgruppe, die darüber befragt werden, dass entscheiden ja meist irgendwelche Moralapostel über deren Kopf hinweg.

  8. Jedes mal wenn wieder mal die SJW, Begrifflichkeiten aus unserem Universum pusten, habe ich für die Zukunft immer folgende Szene vor Augen aus Demolition Man, die es sehr gut beschreibt, wo wir landen, wenn es so weiter geht.

  9. Dein kollosaler kognitiver Trugschluß ist, dass du von dir auf andere schließt. Unabhängig davon, dass du als weißer heterosexueller Mann priviligiert bist, so verfügst du auch über das Privileg nicht komplett dumm zu sein. Dir gelingen kognitive Prozesse, zu denen viele andere Menschen einfach nicht in der Lage sind. Deswegen gibt es diese Diskussionen, damit auch diese Menschen endlich dazu lernen. Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass ein*e Hauptschüler*in zu den selben Schlüßen kommt, wie ein Abiturient.

    Mal ganz abgesehen davon, dass es bei diesen Debatten immer auch darum geht, sich in die anderen Personen reinzufühlen. Wie würdest du dich fühlen, wenn du jahrzehntelang grundsätzlich als Frau Steve Krömer, Lehrerin, Gamerin, Bloggerin betitelt werden würdest. Ich schlage dir einfach mal vor deinen nächsten Leuchtturm oder längeren Text im generischen Femininum zu schreiben. Wenn du dich ernsthaft damit beschäftigst, dürfte dir auffallen wie verkorxt sich das für einen Mann dann anfühlt.

    Was Begrifflichkeiten angeht, kommt es immer darauf an, ob diese Begriffe von der Personengruppe selbst gewählt wurde, oder ob sie von der Mehrheitsgesellschaft so genannt worden ist. Neger ist rassistisch, weil er von der weißen Mehrheitsgesellschaft verwendet wurde, um sich von der schwarzen Bevölkerung abzugrenzen. „Schwarze“ oder „people of color“ sind hingegen die Bezeichnungen, die diese Gruppe für sich selbst gewählt hat. Da geht es nicht um Abgrenzung, sondern um Identitätsstiftung.

    Nicht immer klappt es die negative Konotation eines Begriffes umzudrehen. Geek oder Nerd waren ursprünglich mal abwertende Begriffe, welche heute aber eine positive Konotation hat. Lag aber vielleicht auch daran, dass da mehrheitlich weiße Männer betroffen waren?

    Du dürftest dich auch noch gut daran erinnern, wie negativ eingestellt die Gesellschaft uns Gamern gegenüber war. Wie wir abwertend betitelt wurden. Ich glaube, du warst da sehr offensiv darin das Bild der Gamer in der öffentlichen Wahrnehmung zu verändern.

    Vielleicht einfach mal – als nicht betroffendene Person – sich den Gefühlen anderer Gruppen annehmen und diesen beistehen, als immer nur dagegen zu sein, außer man ist selbst betroffen.

    • *Facepalm*

      Begrifflichkeiten sind nicht der „Mittelpunkt des Universums“. Wann checken Du und Deine SJW-Freunde das endlich?

      Und das bescheuerte Beispiel mit den Gamern macht hier absolut keinen Sinn. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich wegen einer Begrifflichkeit wie „Blind Playthrough“ aufregt, was sich im Grunde in keinster Weise irgendwie gegen Blinde richtet, oder ob man sich über jahrzehntelangen Boulevard-Journalismus aufregt, der uns Gamer populistisch als potentielle Amokläufer darstellt. Wenn Dir der Unterschied nicht selbst auffällt, ist Dir einfach nicht mehr zu helfen. Und dann macht diese Diskussion auch keinen Sinn.

    • Kannst du bitte nicht in deinem ersten Absatz Menschen mit einem niedrigeren Schulabschluss bevormunden und gleichzeitig diskriminieren? Wo ist da bitte dein so hochgelobtes Einfühlungsvermögen? Jemandem abzusprechen nicht in der Lage zu sein simple Schlussfolgerungen zu ziehen, ist ja wohl an Hochnäsigkeit kaum zu überbieten.

    • Der Vergleich hinkt. Ich kenne keine Gamer, Geeks oder Nerds, welche zu irgendeinem Zeitpunkt die Zensur / Abschaffung der Begrifflichkeit gefordert hätten; egal wie dieser in der Wahrnehmung besetzt war. Und ich vermute stark, dass es bei der überwältigenden Anzahl von Blinden im vorliegenden Fall genauso ist.

    • Nun fühle ich mich aber angegriffen. Als Hauptschüler empfinde ich deine Unterstellung das ich weniger Intelligent bin als Beleidigung.
      Du, als privilegierter Abiturient kannst das nicht verstehen wie es sich anfühlt Jahrzehntelang von Menschen wie dir diskriminiert und systematisch unterdrückt zu werden.

      P.s.: Das mag nun komplett am Thema vorbei sein und vermutlich wolltest du das nicht sagen, aber genau so verhalten sich die „Berufsempörer“ momentan.

    • Direkt im zweiten Satz „du als weißer heterosexueller Mann priviligiert bist“. Wow. Mehr Klischee geht nicht.
      „Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass ein*e Hauptschüler*in zu den selben Schlüßen kommt, wie ein Abiturient.“
      Lese ich das richtig? ‚Abiturient‘? Ist dir jetzt ein Fehler unterlaufen oder muss ich dir jetzt unterstellen, du gehst nicht davon aus das auch Schülerinnen das Abi schaffen?
      Merkste was? Fühlt sich kacke an, wenn andere darüber bestimmen was du gesagt oder gemeint hast.
      Du als Empfänger von Kommunikation hast nicht die Deutungshoheit über diese. Die liegt immer beim Verfasser. Das du persöhnlich bestimmte Worte als negativ konotiert empfindest ist aber im ersten Moment DEIN Problem. Im zweifel hilft oft einfach Nachfragen.

      Und wenn dich „Blind Playthrough“ echt so derartig stört geh morgen bitte auf die Straße und fordere die Abschaffung von: Blinde Kuh, Blindflug, Blindprobe, blindbacken und was dir sonst noch einfällt. Ist ja alles verunglimpfend gegen über Blinden. *ähem* eingeschränkt Sehfähigen. Tschuldigung.
      Und wenn du nach dem Absatz jetzt schäumst und meinst ich würde Unsinn labern: Genau so fühlt sich für uns der ursprüngliche Sachverhalt an.

    • Als Mann wäre ich sehr froh wenn man einfach das generische Femininum (auch wenn es aus germanistischer Sicht keinen Sinn ergibt, aber was macht das schon) nimmt, anstatt dieses doofe Innen, :innen _innen oder *innen. All das zerstört den Lesefluss bei längeren Texten.

    • Einfach ausgedrückt: Du hast mit deiner ganzen SJW Sippe nicht mehr alle Tassen im Schrank. Eure Hetze auf alles und jeden unterstütze ich nicht. Und meine Sprache lasse ich mir nicht verbieten.

  10. Ich finde Bildmaterial an sich ist ja eine Diskriminierung von Blinden, Twitch sollte hier unbedingt einschreiten und das ausstrahlen von bewegten Bildern unterdrücken!

  11. Dann sind die ganzen Blind Playthroughs auf Youtube wohl jetzt auch „Blindenfeindlich“?

    So langsam fehlen mir die Worte zu diesen „Begrifflichkeiten Nazis“, wir haben ganz offensichtlich keine größeren Probleme auf der Welt…

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