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Im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung hat die Medienberatung NRW zur Förderung eines effizienten und verantwortungsvollen Umgangs mit Informationen, Daten und Medien eine Drei-Jahres-Lizenz für ein Paket des Brockhaus Online-Nachschlagewerks erworben. (Via)

Geil ist, wie sehr sich Gebauer in der Pressemeldung für die Sache feiert…

„Diese Landesregierung ist angetreten, um die Schullandschaft Nordrhein-Westfalens ins Zeitalter des digitalen Lehrens und Lernens zu führen. Neben dem bislang größten Ausstattungsprogramm für digitale Endgeräte für bedürftige Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und einer Fortbildungsoffensive zur Weiterbildung und Qualifizierung vergrößern wir nun auch das Angebot an digitalen Lerninhalten. Wir stellen den Schulen damit Lernmaterialien zur Verfügung, die neue Chancen für die digitale Unterrichtsgestaltung bieten.“ (Via)

Was kommt als Nächstes? Werden für alle Schüler in NRW iPads 1 (ohne Kamera) flächendeckend angeschafft? Oder tritt man am Ende doch wieder einige Schritte zurück und investiert großflächig in Overhead-Projektoren?

Das Problem ist, dass gerade in dieser Zeit auf erschreckende Weise deutlich wird, wie fehlbesetzt die Position der Bildungsminister in vielen Bundesländern ist. Was da in den letzten Wochen und Monaten für Sätze ausgesprochen wurden, darfst Du eigentlich niemandem erzählen. Habt Ihr die Sache mit SH-Bildungsministerin Prien mitbekommen?

„Die Fakten ersetzen die Abwägung leider nicht!“

Aber kommen wir mal zu den 2,6 Millionen zurück, die Gebauer für ein Online-Kinderlexikon rausgehauen hat. Der Aufschrei wäre wahrscheinlich nicht so groß, wenn es irgendwelche anständigen Konzepte für Homeschooling geben würde oder endlich die Schulen angemessen ausgestattet werden würden (z.B. mit vernünftige Lüftungsanlagen). Die gesamte Politik hat in Sachen Bildung quasi die bisherige Pandemie verpennt. Als die erste Welle startete und man keinerlei Ideen hatte, damit umzugehen, hieß es, man wäre davon überrascht worden. Nachdem die erste Welle vorbei war und man quasi ein halbes Jahr Zeit gehabt hätte, Lösungen zu finden und Konzepte zu erarbeiten, passierte nichts, weil man trotz der Warnungen von Drosten und co nicht mit einer zweiten Welle rechnete. Und ich sage es Euch: Sollte es eine dritte Welle geben, wird die Bildungspolitik auch darauf wieder nicht vorbereitet sein. Statt dessen lässt man wie üblich die Schulen allein und praktiziert die alte „Ihr macht das schon“-Politik.

Und das Beste an der Sache ist, dass man sich trotzdem ständig dafür feiert. Als frustrierter Lehrer, der während der Pandemie auf sich selbst gestellt war und eigene Lösungen finden musste, kann man sich bei solchen Meldungen nur ungläubig die Augen reiben…

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien zog am Montag eine positive Bilanz des „Distanz-Unterrichts“. Die vom Land bereit gestellten System hätten funktioniert. (Via)

NEIN! Die eigenen Bildungsserver der Länder und Software-Lösungen zum Homeschooling sind eine einzige Katastrophe und werden von keinem einzigen Lehrer, den ich kenne, genutzt.




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13 KOMMENTARE

  1. Deutschland ist eben etwas „anders“. Hier ist Präsenz auf Arbeit und in der Schule wichtig damit man unter ständiger Beobachtung/Kontrolle die maximale Leistung abruft. Die Denkweise ist eben immernoch, dass Kinder in der Schule „besser“ lernen und Angestellte mehr und konzentrierter arbeiten. Darum sind Konzepte bei Homeschooling und Homeoffice bei konservativen Politikern und Arbeitgebern nunmal kein ernsthaftes Thema und auch keine „Sache“ für die Zukunft nach Corona. Kenne jemanden, dessen AG hat seinen Angestellten letzte Woche gesagt, dass sie sich nicht zu sehr an das Homeoffice System gewöhnen und öfters im Büro erscheinen sollten. Schließlich müsse man bald Mal wieder „richtig“ arbeiten nach Corona. *Augen verdreh*

  2. Sieht man doch an allen Ecken und Enden.

    Seit zwei Wochen gibt es „das Recht“ auf Homeoffice. Ich arbeite in einer Behörde und habe jetzt „verlangt“ im Homeoffice arbeiten zu können endlich. Nach fast einem Jahr Pandemie.

    Wo sitze ich weiterhin ? Natürlich mit zwei anderen Leuten (60+, somit Risikogruppe) in einem Büro. Das ist einfach nur noch pervers.

    Homeoffice geht nicht. Dafür gibt es keine Infrastruktur und die Leitung hier vor Ort ist zu schlecht. Jo, war ja kein halbes Jahr Zeit um sich mal um irgendwas zu kümmern. Erbärmlich.

    Und genau so sieht das in sehr vielen (kleinen) Behörden aus. Frau Merkel kann sich vielleicht feiern, weil ihre großen Bundesbehörden ein paar Laptops für die Mitarbeiter haben, aber die masse des öffentlichen Dienstes arbeitet eben in kleinen Behörden, die nix auf die Kette bekommen (wollen).

    Dann kommt noch das Problem, dass es Leute geben muss die sowas umsetzen. Man hat den öffentliche Dienst über Jahrzehnte kaputt gespart. Gute Informatiker oder ITler gehen nicht in den öffentlichen Dienst, ausser für ganz bestimmte Aufgabenfelder die sie persönlich interessieren (BND, Cyberforensik usw.), aber nicht um Geld zu verdienen.

    Selbst wenn es jetzt mal ein paar Millionen gibt für die Schulen, dann braucht man fähige Fachleute die das Geld entsprechend ausgeben und was gescheites umsetzen damit. Dass diese Fachleute fehlen, sieht man gut an dem Online Lexikon hier.

  3. naja man muss aber auch ehrlich sagen, 2,6 Mio sind doch nicht wirklich viel. Da sind Aussagen, dass man damit viele Schulen mit Luftfilter ausstatten kann aus meiner Sicht absolut nicht angebracht. Hier wird auf jedenfall mehr drauf gemacht als es in Wirklichkeit ist.

    • Ist das so…
      Ein anständiger Luftreiniger kostet ungefähr mit Montage 3.000€ (leicht recherchierbar z.B. von Blueair oder Ulmair) macht nach Adam Riese: ca. 850 (abgerundet). Die Tagesschau (https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/luftfilter-schulen-101.html) schätzt das es ungefähr 100.000 Klassenzimmer in Deutschland gibt. Gehen wir mal nach einer einigermaßen Bevölkerungsverteilung der Klassenzimmer aus, dann hat NRW 18 Mio Einwohner (Quelle Eurostrat). Bedeutet 22,5% der Gesamteinwohnerzahl Deutschlands. Überträgt man dies auf die Klassenzimmer wären das also 22.500 Klassenzimmer in NRW.
      Man hätte als für dieses Geld in NRW 3,7% aller Klassenräume mit Luftfilteranlagen ausstatten können. Klingt nicht sonderlich viel, aber in der Realität wird sicherlich weniger gezahlt werden, da einfach 22500 gekauft werden könnten (Stichwort Mengenrabatt).

      Wir fassen also Zusammen, es wird etwas für 2,6 Mio gekauft, welches keinerlei Mehrwert bringt, stattdessen hätte man immerhin 4% der Klassenzimmer in NRW mit Luftfilter ausstatten können. Ich finde das die Kritik sehr wohl berechtigt ist und man solche Aussagen nicht einfach schlucken darf…

      • Naja das zieht eine europaweite Ausschreibung nach sich und dann hat man Luftfilter aus Polen die dann zwar alles machen, nur eben keine Luftfilter 😉

  4. In der 5. und 6. Klasse habe ich noch Encarta benutzt, wir hatten auch nen Bertelsmann zuhause… nie reingeschaut, ab Klasse 7, 2002 hatte ich DSL im Haus. Unser Informatiklehrer hat uns damals erklärt, dass wir damals alles finden und vorallem auf welchen Seiten und wie( nur Wikipedia ist übrig geblieben)

  5. In NRW gibt es knapp 2,5 Mio Schüler. Macht also bei 3 Jahren Lizenz etwa 30ct pro Schüler und Schuljahr. Wenn die damit ordentlich recherchieren lernen ist das wohl zu verkraften. Soll ja auch ein Onlinekurs dazu mit dabei sein.
    Das Geld kann bestimmt auch sinnvoller investiert werden, aber eine komplette Fehlinvestition wirds nicht sein, wenns denn genutzt wird.

  6. Das tolle dabei ist ja die Qualität des Online-Brockhaus. Das Ding ist schon lange veraltet und quasi nur noch ein sterbendes Relikt. Wikipedia hat den Brockhaus in allen Belangen komplett überholt.
    Um dafür eine Lizenz zu kaufen muss man schon sau dämlich sein… Wobei, ok, passt ja dann doch.

  7. Ein Online Lexikon ?

    ich will ja jetzt nicht pessimistisch sein, aber wenn ich mal so an meine Schulzeit denke.
    Da ist mein Abi. mit 6 Jahren, noch nicht so lange her.

    Die frage die ich mir Stelle. Wie oft habe ich in der Zeit ein Lexikon gebraucht ? Erst recht eines vom Umfang der brockhaus enzyklopädie. Ich glaube die male kann ich Faktisch an einer Hand abzählen.
    Wenn überhaupt.

    Klar so Tools sind sicher „ganz nett“ zu haben. Grade jetzt als Student schätze ich die Online Literatur recherche über die Uni sehr.
    Aber brauchen wirklich Kinder so ein Tool ?
    Ich meine mal Hand aufs herz, wie oft haben die Meisten in ihrer Schulzeit sich gedacht „das schlag ich noch mal richtig nach“.
    Klar die Vorstellung das Kinder das täten ist schön und sicher kann man ein solches Tool auch Nutzen um richtiges Recherchieren zu lehren, aber faktisch wird das doch vermutlich so wenig genutzt das jeder Cent einer puren Verschwendung gleich kommt.

    Traurig das es Heute einfach ganz normal ist wenn Politiker beträge in Milliarden höhe verpulvern oder verschwinden lassen und das ganze keinen Hauch von Folgen hat

    • „Abi mit 6 Jahren“… Respekt :-)))

      Während meiner Schulzeit habe ich Lexika oft verwendet, sowohl gedruckte als auch die Software „LexiROM“ (eine günstigere Version von Encarta).. wurde aber auch von meinen Eltern bei Hausarbeiten/Referaten entsprechend „geschult“, solche Quellen zu nutzen… speziell bei LexiROM war der schnelle Zugriff auf Bilder, kleine Videos etc. damals schon was „besonderes“ 🙂

  8. Im „sich selbst feiern“ ist Frau Gebauer ganz große Klasse. Und auch sonst so eloquent. Angesprochen darauf, wie das nun eigentlich beim Wechsel von G8 auf G9 ist, wenn jemand Sitzenbleibt und dadurch quasi G10 macht, antwortete sie brilliant mit „dann muss man entweder auf ein G8-Gymnasium wechseln (gibt es in NRW nicht mehr) oder die Schule muss dafür sorgen, dass niemand sitzen bleibt.“ DAS sind Lösungen, meine Damen und Herren.
    Und never forget das Frau Yvonne „wenn Lehrer sterben ist das halt so“ Gebauer vor einigen Wochen noch der Ansicht war, SIE wäre die treibende Kraft im deutschen (Corona-)Bildungswesen.

    Laschet hat ja viele Pfeifen in seinem Kabinett, aber diese Frau ist wirklich nur dafür da, damit er nicht wie die Oberpfeife wirkt, oder?

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