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Sinkende Corona-Infektionen hat das RKI zuletzt vor knapp einem Monat gemeldet, inzwischen steigen die Zahlen immer schneller. Alle Werte sprechen für eine dritte Welle – und die könnte dramatisch werden. (Via)

Wenn man die Voraussagen so liest, wird einem schon irgendwie Angst und Bange: Das RKI warnt, dass die dritte Welle aufgrund der Mutanten weitaus schlimmer werden wird. Man geht von höheren Infiziertenzahlen als an Weihnachten und einer Inzidenz von 350+ aus. Das Problem ist, dass unsere Intensivstationen wohl keine starke Welle mehr verkraften würden: Christian Karagiannidis (wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Fachgesellschaft Divi) beschreibt die Lage so, dass aktuell die Zahl der freien Betten nicht rasch genug steige, um eine weitere starke Welle bewältigen zu können – außerdem sei das Personal aufgrund der Dauerbelastung erschöpft.

Wenn man dazu überall liest, dass die Notbremse (basierend auf der Inzidenz) in vielen Bundesländern nicht richtig angewandt wird, kommt man schon ins Grübeln. Und wie reagieren „die Leute“ auf diese düsteren Vorhersagen? Sie buchen ihren Urlaub an Ostern auf Mallorca…




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17 KOMMENTARE

  1. Solange die Todeszahlen nicht mit steigen, werde ich keine weiteren Lockdowns mehr hinnehmen. Dann heißt es auch für mich, dass ich auf die Straße gehe. Krankheiten gehören zum Leben dazu.

    • Nach über einem Jahr Pandemie sollte es mittlerweile eigentlich zu jedem durchgedrungen sein: es läuft versetzt ab.
      Erst steigen die Infektionen, danach die Belegung der Intensivbetten und zuletzt steigt die Todeszahl. Die Maßnahmen wirken auch versetzt. Wenn heute die Notbremse vollumfänglich käme, würden wir vermutlich noch weitere zwei Wochen steigende Zahlen sehen.

      Krankheiten gehören vielleicht zum Leben dazu, aber trotz der Maßnahmen sind über 70.000 Leute gestorben. Und das ist nicht nur die Oma Gerda aus dem Altenheim, die eh keiner mehr besucht weil sie dement ist, das sind auch Leute in den besten Jahren (<60).

  2. Was Karagiannidis sagt, trifft es.

    Meine Freundin arbeitet an der Uniklinik und ist wirklich besorgt, was die dritte Welle angeht. Das Pflegepersonal auf den Intensivstationen ist maximal ausgebrannt und hat mittlerweile nicht mal mehr Zahnfleisch, auf dem es kriechen könnte. Um Weihnachten herum wurde die Situation so brisant, dass es in der Belegschaft unruhig wurde. Die Pfleger haben sich organisiert und einen offenen Brief an den Vorstand verfasst. Nachdem der Vorstand die Missstände aber bagatellisiert hat, wandte man sich an die Presse.

    Unterstützung für die Pflegekräfte? Fehlanzeige! Einer der Mitorganisatoren (selbst Intensivpfleger) wurde vom Vorstand erst massiv unter Druck gesetzt und vor ein paar Tagen dann fristlos entlassen. Da wurde an einem Krankenpfleger ein Exempel statuiert, um den Rest der Belegschaft einzuschüchtern. Wie erbärmlich ist das bitte?

    Jetzt gibt es den nächsten offenen Brief an den Vorstand und Verdi klagt gegen die Uniklinik.
    Es ist eine einzige Shitshow.

    • Habs grade in der WN gesehen. Ohne Witz, da bekomm ich einen Schreikrampf wenn ich sowas lese. Der gesammte Vorstand sollte auf die Strase geschmissen werden!

  3. Man hat sich hier echt in eine Sackgasse manövriert. Das lag sicherlich nicht nur an der Politik und deren Zögerlichkeit/Unentschlossenheit sondern auch an der Bürokratie.
    Man hat in den letzten Monaten bewiesen, dass Deutschland kein dynamisches Land ist und sich gerne auch einmal selbst durch den Wunsch, es allen recht zu machen, lähmt.

    Ich habe neulich einen Kommentar gesehen, der es meiner Meinung nach gut trifft:
    „Würden wir, um Gastronomen zu entlasten, eine Straße absperren und sie dort im Freien Gäste bewirten lassen findet sich garantiert jemand, der meint es sei für manche Gastronomen unfair, weil sie weniger Stühle haben. Des Weiteren gibt es mit Sicherheit einen selbst erklärten Experten, der davor warnt, wie gefährlich es ist, unter freiem Himmel Kaffee zu trinken.“

    Ich habe auch nur einen Ansatz, um aus der Krise zu kommen: Lockdown hart mit Hilfen für psychisch angeschlagene Menschen. Schnelltests vor und nach jedem zwingend notwendigem Kontakt. Zum Beispiel einer vor und einer nach der Arbeit.
    Helikoptergeld für Unternehmen und Kurzarbeiter sowie Arbeitslose.

    Je länger man diesen Schlingerkurs fährt, desto größer wird der Schmerz. Egal, in welche Richtung man letzten Endes geht. Gleichgültig ob Lockdown oder Schleusenöffnung.

    • Wer bezahlt die psyschichen Hilfen ? Wer bezahlt die Kurzarbeit ?

      Wer bezahlt die Millionen Arbeitslosen die durch längeren Lockdown kommen ?

      Du ?

      • Witzig, du klingst exakt wie du Figur des Herrn Kochs in Mark Uwe Klings Dystopie „Qualityland“^^ (Nebenbei ein Satire)

  4. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Wir stecken in einer Sackgasse. Die Politik hat uns da hineinmanöveriert – wobei ich das weniger auf die Regierung sondern eher auf das Gesamtkonstrukt der Bürokratie beziehe – und es gibt keinen Rückwärtsgang. Die Triage, die wir immer vermeiden wollten, steht uns unmittelbar bevor: retten wir Menschenleben oder retten wir Wirtschaft und Gesellschaft?

    Einen dritten Lockdown, insbesondere eine „Notbremse“, werden maßgebliche Teile unserer Wirtschaft nicht überleben. Das bedeutet Massenarbeitslosigkeit, gesellschaftliche Unruhen und infolge dessen kostet es langfristig auch Menschenleben.

    Und die Alternative? Wir lassen Corona über uns drüberrollen, hoffen, dass wir die Risikogruppen noch halbwegs geimpft kriegen und dass die Impfstoffe auch gegen die Coronavarianten helfen, und nehmen ein paar (junge) Tote in Kauf. Denn das, was Corona an jungen Opfern fordert, würde für sich genommen kaum für die Spätnachrichten reichen, geschweige denn für die Tagesschau. Ohne die Gefahr für die Alten wäre Corona im Vergleich zur jährlichen Grippewelle kaum der Rede wert.

    Auch wenn das so klingt, als wäre ich für die totale Öffnung, bin ich absolut im Zwiespalt. Eben weil ich auch die Gefahren bei dieser Variante sehe, nämlich dass wir aufgrund der Mutanten komplett für den Arsch geimpft haben könnten, falls die Impfstoffe nicht wirken. Und auch ich möchte es nicht sehen, dass uns die Generation 70+ komplett wegstirbt.

    Totale Lose-Lose-Situation.

    • Das ist aus meiner Sicht nicht die Abwägung. Schon letztes Jahr haben alle seriösen Modellierungen, die ich gesehen habe, gezeigt, dass ein ungehemmtes Wüten des Virus die Wirtschaft ebenfalls schwer beschädigt, in vielen Modellen sogar schwerer als der harte Lockdown. Anders gesagt: Wenn Restaurants zu sind und keine Hilfen bekommen, gehen sie pleite. Wenn sie allerdings offen sind und niemand hingeht, weil keiner das Risiko eingehen will, sich zu infizieren, gehen sie genauso pleite. Hinzu kommen zusätzliche Personalausfälle. Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler und kann nicht beurteilen, ob diese Modellierungen auf die jetzige Situation anwendbar sind, mir persönlich erscheinen sie jedoch plausibel.
      Zudem ist der Begriff „Junge Leute“ sehr vage. Die Leute zwischen 50 und 80 hätten definitiv die Arschkarte, da zu jung für Impfung und zu alt für leichten Verlauf, und das ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung. LongCovid hingegen scheint ein Problem zu sein, dass jede Altersgruppe (inkl. Kindern) betreffen kann und ebenfalls schweren Schaden anrichten würde. Ich sehe angesichts dieser Gesamtsituation nur eine sinnvolle Möglichkeit: Konsequent zumachen, die Zeit dieses Mal ausnahmsweise nutzen, um Teststrategien etc. vorzubereiten und die Impfungen voranzutreiben, und sobald die Fallzahlen niedrig und die Impfraten höher sind, aufmachen – und keinen Tag vorher. Alles andere verlängert aus meiner Sicht mittelfristig den Lockdown, da immer wieder „Notbremsen“ gezogen werden müssen, deren Eintritt jeder halbwegs seriöse Experte schon vorher prognostiziert hat – und kostet nebenbei viele Tote. Den Leuten, die unter dem Lockdown leiden (ob privat oder wirtschaftlich), ist damit ebenfalls nicht geholfen, da die zugesagten Lockerungen nicht haltbar sind, wenn man nicht die Prämisse aufgeben will, irgendjemanden vor dem Virus zu schützen.

    • Schöner sachlicher Kommentar, du kannst sowas ja doch noch. *thumbs up*

      Und ja irgendwie ne scheiß Situation, aber pessimistisch gedacht ist es leider nötig das uns Corona mal richtig überrollt und man viele Tote hat damit die CoronaLEUGNER einfach nichts mehr leugnen können…

      Auf der anderen Seite können wir es eh nicht beeinflussen außer uns an die Regeln zu halten. Also Panikschieben bringt auch nix, wir haben nichts zu entscheiden und egal wie man das alles sieht wird es nix ändern. Also an die Regeln halten und Tee trinken ^^

    • Du darfst nicht vergessen, dass Corona nur dann für die Junge Generation so glimpflicht verläuft, wenn sie sich in ärztliche Behandlung begeben. D.h. bei einem freien Wüten könnte es dazu kommen, dass Anlaufstellen überlaufen und Menschen ohne Behandlung ewig mit Spätfolgen oder halt Tod rechnen müssen.

  5. Schade das trotz so viel Entbehrungen die alle in kauf genommen haben, so viele Chancen einfach auf politischer Führungsebene verspielt wurden.
    Was mich einerseits furchtbar wütend macht und ich gleichzeitig unfassbar ohnmächtig fühle.
    Das Vertrauen der Leute ist einfach verspielt worden und jetzt handeln die Leute aus dem Bauch und machen vielleicht Dinge die sie besser bleiben lassen sollen.

    Denen kann man aber auch keinen wirklichen Vorwurf machen, weil man durchaus verstehen kann sein Leben zurück zu wollen.

    Und ich hab ehrlich gesagt auch nicht wirklich Angst vor der dritten Welle. Werde die Maßnahmen im geschäftlichen Umfeld so gut wie es geht einhalten, aber privat bin ich mit Familie und Freude einig das wir uns weiteren kontaktentzug nicht länger zumuten wollen. Gerade auch weil meine Oma( geimpft) schon länger schwer krank ist und gerne noch am leben ihrer Urenkel teilnehmen will.

    Ich glaube das das mittlerweile einige Leute so handhaben und selber Verantwortung in der Situation übernehmen.

    Aber ich versteh auch Leute die mich für bekloppt und verantwortungslos halten.

    My 2 centw

    • +1

      Bei uns genau das gleiche. Wir verzichten auch nicht mehr auf Kontakte zu den Großeltern. Wir nutzen Schnelltests vor den Besuchen. Die Großeltern sagen uns, dass sie sich des Rest Risikos bewusst sind, sie wollen aber nach einem Jahr Pandemie auch nicht mehr auf ihre Enkel verzichten.

    • Das Problem dabei ist nur das es nicht nur um deine Großeltern geht sondern auch um alle anderen die man eventuell mit ansteckt und damit zur Verbreitung beiträgt. Gänge es nur um die eigene Familie und nicht das große ganze wäre das alles ja ziemlich einfach.

      Wenn man sich wenigstens Testet etc. ist das natürlich deutlich besser als wenn man auf alles pfeift. Ich bin mir auch sicher das eher die leute die eben auf alles pfeifen das (oder ein Teil) Problem sind und nicht die die wenigstens versuchen das Risiko gering zu halten.

      • Wie gesagt mein Handeln entspricht sicher nicht dem Optimum aus dem Gesichtspunkt der Pandemie Eindämmung, das will ich auch in keinster Weise beschönigen.
        Ich halte versuche hald außerhalb meiner Kontakte mich an alle corona Bestimmungen zu halten. ( mögen Sie für mich auch noch so weltfremd sein… z.b. im freien draussen nach 21 Uhr alleine laufen gehen.)
        Wie gesagt ! Schnelltests wären toll, würden sie zur Verfügung stehen und wären einigermaßen genau.

        Trotzdem danke für den zivilen Ton. Ich ja heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich.

  6. Ein Bund-Länder-Treffen, das einem letztes Jahr ein schlechtes Gewissen gemacht hat, weil es das letzte Weihnachten mit Oma und Opa sein kann.
    Und dann das gleiche Bund-Länder-Treffen, das als Wahlwerbung vor den Landtagswahlen wieder alles hemmungslos öffnet.
    Sowas gibts auch nur in der Politik. Da habe ich schon gar keine Lust mehr dieses Jahr zur Bundestagswahl an die Urne zu gehen. Man bekommt eh den gleichen Rotz, wie vorher. Parteienlabel kann man hier beliebig austauschen.

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