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Lest bitte das Statement der Pinky-Gründer und erzählt mir dann nochmal, dass es keine Cancel Culture gibt. Ich persönlich finde es auch affig, einen pinken Handschuh als große Innovation zu verkaufen und damit auch noch ein Startup zu gründen. Aber am Ende des Tages ist es nur ein verdammtes Produkt, dass niemand kaufen muss, der davon nicht überzeugt ist. Dieselben Leute, die sich über Hass gegen Minderheiten aufregen und diesen verurteilen, sind hier mit „Forken und Mistgabeln“ durch die sozialen Medien gezogen und haben diese armen Schweine „durchs Dorf getrieben“. Es ist schon spannend, dass Hass und Verachtung, gegen die so manch sozialer Gerechtigkeitskrieger tagtäglich (im Netz) kämpft, in manchen Fällen plötzlich total okay sind. Und wir reden hier nicht nur von Andersdenkenden, sondern in diesem Fall von einem simplen Produkt ohne jeglichen politischen Hintergrund.

Was läuft nur in einem Leben falsch, wenn man es nötig hat, Menschen im Netz zu bedrohen, weil sie ein Produkt veröffentlichen, mit dem man sich nicht identifizieren kann? Wenn ich das hier lese, überkommt mich einfach nur die blanke Wut…

Wir werden auf offener Straße attackiert und beschimpft. Wir haben uns die Kritik zu Herzen genommen und sie verstanden. Wir halten das nicht mehr aus und sind mit unseren Kräften am Ende. Bitte hört damit auf, uns, unsere Familien und Unterstützer:innen anzugreifen und zu bedrohen.




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19 KOMMENTARE

  1. Vielleicht ist es auch einfach der Erfolg eines klassischen Boykotts. Selbst die potenziellen Kunden, die keine „moralischen“ Bedenken sehen finden das Produkt unnötig und würden es nicht kaufen. Das ist ja auch deine Meinung zu den Pinky Gloves.

    Daher ist meine Meinung dazu, dass die Gründer einen bequemen Weg finden wollten das Produkt einstellen zu können. In den letzten Monaten (also der Zeit zwischen Deal und TV-Ausstrahlung) hat sich gezeigt, dass man keine Partner im stationären Handel findet, der Online Absatz nicht ausreicht und offentsichtlich niemand das Produkt kaufen möchte. Das Produkt vor TV-Ausstrahlung abzusetzen ist auch scheise, also zieht man durch obwohl das Ende absehbar ist.

  2. Ich bleibe dabei, dass es keine Cancel Culture gibt.
    Was es gibt, sind Arschlöcher und ein Netz, in dem man schon vor zwanzig Jahren hätte hart durchgreifen müssen in Sachen Moderation. „Der Staat ist böse und ich glaube an verantwortungsbewusste Bürger“ klappt vllt. in AfD’schen Fantasien, die Realität ist aber gerade im Netz eine andere. Und da macht (leider) die politische Ausrichtung keinen Unterschied.
    Alexander Jobst, der Marketing-Vorstand von Schalke, ist ja jetzt auch wegen der Masse an Anfeindungen und Drohungen zurückgetreten, weil es einigen Schalke-Fans als angemessen erschien, seine Tochter indirekt zu bedrohen.

    Und nur um das klarzustellen: Das ist ein widerliches Verhalten, absolut barbarisch und ekelhaft. Aber das haben wir uns gerade im Netz schon vor Ewigkeiten so bestellt mit 99% der Seiten, die auf gute Moderation scheißen.

    • Ich denke auch, dass der Begriff „Cancel Culture“ sehr schwierig zu verwenden ist und gerne als Schlagwort verwendet wird.
      Es gibt zu praktisch jedem Thema Leute die es als sehr wichtig sehen, die zum Beispiel einen Boykott erzwingen wollen und so ihre Meinungen verbreiten wollen.
      Wie du sagst ist es besonders in sozialen Netzwerken der Fall, dass Moderation so naja ist und die erste Tendenz eher „Gucken wir erstmal und entscheiden dann was uns mehr schadet“ ist.
      In praktisch allen (ich will nicht sagen, dass es keine Fälle gibt) sind es Arschlöcher, die das ganze von einem (häufig auch nicht angemessenen) verbalem Schlagabtausch ins persönliche ziehen, sei es durch Drohungen gegen die Person, Familie, Doxing…
      Sowas ist inakzeptabel und strafbar, spricht allerdings dann nicht für die gesamte Gruppe.

      Sagen wir es haben sich in diesem Fall zehntausend(e) Leute beschwert / aufgeregt / etc., wenn wir jetzt vom schlimmsten Prozent sprechen sind das hundert(e) Leute… sagen wir 0,1% sind es immer noch zweistellige Personenzahlen.
      Ich weiß nicht, wann der Durschnittsmensch die Grenze zieht, aber wenn du als Person des öffentlichen Lebens (worunter ich die Leute in dem Fall mal packe) mehrere Drohungen gegen dich und deine Familie bekommst und es möglich ist an deine Daten zu kommen, ab wann sagt man da „okay es ist das Risiko wert“?

      Davon abgesehen muss man auch immer zusätzlich sagen, dass mediale Präsenz und Publicity eine große Rolle spielen (und ich glaube nicht, dass bei den Pinky Gründern das nicht auch zumindest vorher schonmal thematisiert wurde als man gebrainstormt hat, wenn nicht frage ich mich wie man dann überhaupt heute erfolgreich sein will?). in dieser Hinsicht wäre das Ergebnis vielleicht das selbe gewesen: Leute finden das Produkt scheisse, sagen das, kaufen es nicht und die Firma geht pleite.

      Es ist auch einfach der Fakt, dass Leute zu allem eine Meinung haben, ob es Fußball, die AfD, linke Steinewerfer, Diablo 4, Werder, Steves Frisur oder Pflanzen auf meiner Fensterbank sind, wenn es genug Leute interessiert verbreitet sich sowas und irgendwann sieht es auch eine bekloppte Person die sich denkt „Arschloch! Zwei Kakteen und ein Zwergbambus auf der Fensterbank!? DU DUMME SAU ICH SCHMEISS DIR DEINE SCHEISS SCHEIBE EIN“.

      Das ganze ist jetzt auch wieder mal länger als gewollt geworden, mein Punkt ist, dass der Begriff „Cancel Culture“ primär als Schlagwort verwendet wird um Situationen zu verallgemeinern und zu vereinfachen.
      Es ist halt einfacher zu sagen „Da hat die Community mal wieder x gecancelt“ als zu sagen „Jo, die fanden des halt scheisse, aber es ist ihr Recht diese Meinung zu haben, der Teil hier hat sich im Ton vergriffen und die sind deshalb Arschlöcher und davon haben nochmal die hier abscheuliche Sachen wie Drohungen ausgesprochen und da muss ermittelt werden“.
      Der allgemeine Ton im Netz ist oft zu kritisieren, wenn man aber danach geht gibt es keine Debatten mehr.

      • Ich erinnere mich noch daran, dass vor ~10 Jahren eine vorherrschende Meinung zum Thema Cybermobbing war „stellt euch nicht so an, macht doch einfach das Fenster zu“. Wenn in Foren oder Seiten „Hurensohn“ die Satzzeichen ersetzt hat, hat man gesagt „so ist das Internet halt“. Wenn im Fußballstadion sexistisch-rassistisch-assozial herumgegröhlt wird, „ist das schon immer so gewesen“.
        Man lässt es einfach laufen, weil es einer Anstrengung bedarf, dagegen vorzugehen. Aber was jeder weiß: Menschen testen gerne Grenzen aus und es gibt immer den einen, der noch einen draufsetzen will. Das sind dann die 0,1%, die du angesprochen hast. Wenn 10.000 Leute diesen Handschuh dumm finden und 100 Leute die Gründer als „Hurensöhne“ bezeichnen, dann will ich natürlich der eine sein, der durch Drohungen noch einen drauf setzt. Man muss ja beweisen, der krasse Typ zu sein.

        Wie gesagt, ich lehne den Begriff „Cancel Culture“ ab. Aber ich würde sofort unterstreichen, dass wir als Gesellschaft gegen ein solches Verhalten aktiv vorgehen sollten. Egal ob in sozialen Medien, Fußballstadien oder auf den Straßen. Und die Traditionalisten, für die Fußball ohne Fadenkreuz-Plakate oder Foren ohne Morddrohungen unvorstellbar sind, kann man ja einfach in einem einzelnen Subreddit bündeln, wo sie sich bis an ihr Lebensende gegenseitig „Du Hurensohn altah“ an den Kopf werfen können.

      • Und ich bin überzeugt das es eine Cancel Culture gibt, sieht man auch an den Reaktionen sobald das „Ziel“ erreicht ist.

        „Wir werden auf offener Straße attackiert und beschimpft.“
        Hat halt nichts mehr mit einem schlecht bis gar nicht moderierten Netz zu tun.

        • Es hat so ziemlich alles mit einem schlecht moderiertem Netz zutun. Das ist ja genau das, was ich meine: Sowas baut sich auf und Grenzen werden immer weiter verschoben.

      • „Ich bleibe dabei, dass es keine Cancel Culture gibt.“

        Ja passt. Laut dir war das auch kein Shitstorm sondern nur ein paar Twitter-Hashtags. Leb ruhig weiter in deiner Realität…

        • Ich hab auch gesagt, dass sich bis Sonntag keiner mehr dafür interessiert, lag ich auch mit falsch. Ändert nichts daran, dass der Begriff „Shitstorm“ viel zu inflationär benutzt wird. Was wird denn hier gespielt, „in jedem 7. Shitstorm gibts ein Follow-Up“ oder wie?

    • Naja, der Begriff „cancel culture“ passt hier schon in gewisser Weise und ist nicht mit den angesprochenen Marktmechanismen zu vergleichen. Auf Wikipedia ist diese wie folgt definiert:
      „Cancel culture is a modern form of ostracism in which someone is thrust out of social or professional circles – whether it be online, on social media, or in person. Those who are subject to this ostracism are said to have been „cancelled“. […] The notion of cancel culture is a variant on the term call-out culture and constitutes a form of boycotting involving an individual (usually a celebrity) who is deemed to have acted or spoken in a questionable or controversial manner.“

      Das kann, meiner Meinung nach, entweder durch pol. Moderatoren Geschen, z.B. wenn ein Kollegah Konzert abgesagt wird, das eigentlich nicht rechtlich verboten werden kann – z.B. durch den Index, oder halt durch eine „aufgebrachte Menge.“

    • „Ich bleibe dabei, dass es keine Cancel Culture gibt.“

      Dito! alleine das es keine C.C. gibt liegt schon daran das dieser Begriff von jedem anders definiert wird um man jedes mal sagen müsste was man darunter definiert. Für mich ist C.C. einfach ein kompletter Boykott „etwas zu verweigern“, dass ist nichts neues, gibt es schon Jahrtausende und nicht verwerflich.

  3. Was hat Onkel Barlow noch im Podcast gesagt:

    „Unterstelle niemandem eine Böse Absicht, wenn Dummheit eine ausreichende Erklärung ist“

    Ich glaube, dass trifft auf diese Situation sehr genau zu.

  4. Allein die Tatsache, dass man sich durch einen pinken Handschuh diskriminiert oder verletzt fühlt, macht das ganze shitstormen irgendwie nur noch lächerlich. Es ist einfach ein fucking pinker Handschuh, einfach im Regal liegen lassen, wenn es einem nicht passt. Bei bunten Handtüchern oder Lappen macht doch auch keiner ein Fass auf…
    Aber am besten alles nur noch in grau dann ist alles gut. Oder noch besser nur noch schwarz, weil BLM, genial.
    Brb Startup gründen 😀

    • Sicherheitshalber nen Schwarzen mit ins Boot holen, wenn du sowas als Weißer machst bist du sofort schlimmer als Hitler

      • Vor ~13 Jahren im Studium hat mich ein pakistanischer Mitstudent gefragt, ob ich mit ihm ein Unternehmen für Entsorgungsmanagement aufziehen möchte, er sagte er braucht noch „einen seriösen Deutschen in der Geschäftsführung“.

        Heute ist das dann wohl eher andersrum 😀

        In einer idealen Welt bräuchte man weder noch.

        • Heute braucht man eher beides 😀

          Einen „seriösen Deutschen“ braucht man oft immer noch um finanziert zu werden.

    • Vorsichtig, bei schwarzen Tüchern könnte schnell der Gedanke aufkeimen, dass es rassistisch ist mit derlei gefärbten Tüchern zu putzen!

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