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Die Patente für Coronaimpfstoffe freigeben? Die USA geben ihre Blockade auf – und schließen sich mehr als hundert Ländern an. Die WHO lobt den Schritt, die Aktien der Arzneimittelhersteller brechen ein. (Via)

Es handle sich um einen Schritt in Richtung globaler Impfstoffgerechtigkeit, denn die Patente verhindern laut Hilfsorganisationen bisher eine noch größere Produktion der weltweit noch immer knappen Vakzinen. Mit anderen Worten: Wenn die Patente aufgehoben werden, können auch Dritteweltländer die Produktion aufnehmen und sich ggf. selbst versorgen. Die großen Pharmakonzerne werden hier anmerken, dass sie viel Geld in die Entwicklung der Impfstoffe gesteckt haben. Das ist auch sicherlich richtig, aber sollten die ihre Entwicklungskosten nicht jetzt schon hundertfach wieder reingeholt haben? Außerdem sollte man aktuell mal nach Afrika und Indien schauen und sich fragen, ob es in unserem Sinne ist, dass dort quasi ungehindert neue (evtl. irgendwann impfresistente) Mutationen entstehen, weil „wir“ diese Länder sich selbst überlassen…

Was meint Ihr dazu?




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17 KOMMENTARE

  1. Zweischneidiges Schwert.. Wir leben im Kapitalismus und wollen den Konzernen ihre einzige Motivation, Produkte zu entwickeln, nehmen? Kurzfristig klingt das gut, aber wer weiß wie viel Bock die dann noch haben weiter in Forschung zu investieren..

  2. wenn der Patentschutz aufgehoben wird, haben die Pharmakonzerne überhaupt noch Interesse den Impfstoff gegen weitere Mutationen weiter zu entwickeln?

  3. Impfstoff-Populismus von Biden.
    Alle relevanten Patente halten die Europäer, bis auf den Impfstoff von Moderna.
    Und die haben ihre Patente im Oktober 2020 freigeben.
    Passiert ist aber nichts damit. Warum? Weil die Produktion so extremst aufwendig und kompliziert ist, dass das nun einmal nicht so eben in irgendeinem 3.-Welt vom Fließband rollen kann.
    Ein Rezept nützt dir nichts, wenn du keine Küche zum Kochen hast.

    • Das „Rezept“ alleine wird diesen Staaten erst einmal nichts nützen. Dennoch geht es um Wissen, das essentiell für die Menschheit ist bzw. auch in der Zukunft sein kann.

      Ich bin Softwareentwickler. Die größte Innovationskraft hat Open Source. Linus Torvalds hätte seinen Linux-Kernel Anfang der 90er-Jahre nicht offenlegen müssen. Vielleicht hätte er ein kleines, eher unbedeutendes Betriebssystem darum bauen können (wobei er dafür nicht der Typ war bzw. ist), das irgendwann wieder verschwunden wäre. Aber dadurch, dass er die Quellen offengelegt hat, war plötzlich einer der wichtigsten Grundpfeiler da, um den herum das ganze Internet gebaut wurde. Ich möchte nicht behaupten, dass es ohne Linux kein Internet gegeben hätte, aber Linux hat die globale Vernetzung ungemein beschleunigt, und das heutige Internet bzw. Web, so wie wir es kennen, basiert in großen Teilen darauf.

      Und eine ähnliche Entwicklung könnte es geben, wenn der Patenschutz für die Technologien hinter den mRNA-Impfstoffen aufgehoben wird. Klar, das wird den ärmeren Ländern nicht sofort helfen. Aber wenn diese Innovation nicht mehr durch Patente geschützt ist, lohnt es sich überhaupt, in entsprechende Infrastruktur zu investieren, und mittel- bzw. langfristig auch in ärmeren Ländern darauf hinzuarbeiten, selbst solche Impfstoffe herstellen zu können. Bisher hat es sich für diese Länder ja garnicht gelohnt, entsprechende Investitionen anzustreben, weil es ja den Patentschutz gibt, und für den Fall, dass Wissen geklaut bzw. ohne Zustimmung der Patentinhaber genutzt wird, müssen diese Länder mit Sanktionen durch die EU und Verbündete rechnen.

      Durch die weltweite Überbevölkerung und globale Vernetzung ist auch nicht auszuschließen, dass es in Zukunft weitere Pandemien gibt – manche Wissenschaftler halten das auch für eher wahrscheinlich. Je mehr Länder, Organisationen und Firmen Zugang zu Technologien haben und diese nutzen können, desto besser ist die Menschheit für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet.

      Im worst case bringt die Aufhebung des Patent-Schutzes nichts bis nicht viel. Dann ist auch nicht viel verloren. Gut, es ist gibt dann eine Art Enteignung der Patentinhaber. Allerdings hat die Grundlagenforschng dazu überwiegend an Universitäten stattgefunden und wurde mit Steuergeldern finanziert. Und die Unternehmen, die aktuell die Patente haben, werden auch bei einer Offenlegung noch eine gute Weile fette Gewinne damit machen – und das sei ihnen auch vergönnt.

      Aber der Menschheit an sich wird sicher kein Schaden entstehen, wenn man die Patente aussetzt. Im Gegenteil, im Idealfall sind wir in einer globalen Welt damit besser auf die globalen Gefahren der Zukunft aufgestellt. Und wenn die ärmeren Länder es nicht auf die Reihe kriegen, entsprechende Impfstoffe selbst herstellen zu können, dann bleibt es so, wie es schon jetzt ist.

      Ich denke, im Kern übt die Lobby der Patentinhaber Druck aus auf die EU. Denn sie sind die einzigen, die etwas zu verlieren haben – nämlich ihr Eigentum. Und ich bin kein Freund von Enteignung – aber es gibt Fälle, wo eine solche Enteignung im Sinne der Allgemeinheit Sinn macht (ich meine das jetzt auch nicht im Sinne des deutschen Grundgesetzes, sondern es geht mir eher um den globalen Gedanken).

  4. Das hätte ja Vorteile für jeden, da dann jedes Pharma unternehmen das die Möglichkeiten hat, den impstoff produzieren könnte. Somit wäre eine wesentlich schnellere Versorgung gewährleistet.

    Das meiste Geld das in die Impfstoffe geflossen ist kam ohnehin von Staaten aka „uns“, daher ist es irgendwo auch nicht gerecht wenn dann nur die Aktionäre am ende noch fetter werden.

  5. Wenn ich mich recht erinnere, hat Afrika genau das schon vor einem Jahrzehnt im Bezug auf HIV probiert. Staaten haben klar gesagt „wir können uns die Medikamente nicht leisten, also würden wir sie gerne selbst herstellen und zum Selbstkostenpreis an unsere Leute abgeben, ihr müsst es uns nur erlauben“
    Hat die Regierung Bush abgelehnt im Verweis auf den globalen Handel (aka. „Kapitalismus bitch!“)

    Und auch wenn mir immer mulmig wird, wenn die Amis an Patenten herumpfuschen (siehe Anthrax), so halte ich das für den richtigen Weg. Von sich aus wird Afrika (und auch einige andere Regionen der Welt) nie eine Durchimpfung erreichen. Und je länger Corona dort grassiert, desto größer wird die Gefahr für Mutationen – die dann auch wieder direkt zu uns durchschlagen könnten. Es ist also ganz im Interesse des globalen Nordens, dieses Problem rasch zu beseitigen.

  6. Ich verstehe nicht so recht, warum hier kein Mittelweg gewählt wird, vielleicht kenne ich auch die Details nicht genug. Wäre es nicht auch möglich das bspw. Die G7 Staaten o.Ä. pro Impfdose etwas an dir Patentinhaber zahlen?
    Ich finde es auch sehr wichtig, dass weltweit geimpft wird und auf Big Pharma lässt sich auch gut schimpfen, aber ohne die stünden wir jetzt ziemlich dumm da 🤷‍♂️

      • Bedenkt man den enormen Ressourcenverbrauch der G7-Staaten und ihre Wirtschaftsstärke, die auch massiv auf dem Rücken anderer Staaten auf- und ausgebaut wurde…nein.

      • Nein!
        Außerdem, von wie viel reden wir denn überhaupt?

        Rechnen wir erst mal die Menschen aus, die sich evtl. keinen Impfstoff leisten können. Dabei rechne ich sehr bewusst eher weniger Staaten raus.

        Weltbevölkerung: 8 Mrd.
        – EU 400 Mio
        – USA 330 Mio
        – Kanada 38 Mio
        – China 1,4 Mrd
        – Russland 140 Mio
        = ca. 5,7 Mrd

        Kosten für den Impfstoff:
        Das seriöseste das ich finden konnte waren für Biontech 15,50 pro Dosis, also 31 € für den vollen Impfschutz. Bei der Menge ist aber mit einem deutlich niedrigerem Preis zu rechnen, mischt man AstraZeneca etc. rein wird es noch mal günstiger.

        Kosten also: 5,7 Mrd x 31 € = 177 Mrd €

        Und das nur, wenn der Impfstoff direkt bei Biontech gekauft wird.

        Hierin sind sehr viele Länder enthalten, die sich den Impfstoff sicher mindestens Anteilig leisten könnten. Allein Deutschland hat einen Staatshaushalt von 1.678 Mrd €.
        Ich sehe wirklich nicht, wo das Problem liegen soll.

    • Naja, was hat die böse Pharmaindustrie denn eigentlich gemacht? Sie hat weder den Impfstoff erforscht, das ist an Unis und entsprechenden Ausgründungen von Startups gemacht, noch haben sie irgendein unternehmerisches Risiko getragen, denn das haben die Staaten übernommen. Im Endeffekt haben sie die Produktionskapazitäten zur Verfügung gestellt und wurden dafür fürstlich entlohnt. Der Impfstoff selbst wurde quasi zu 100% durch öffentliche Fördergelder erforscht und entwickelt. Ich finde, dann sollten die Ergebnisse dieser Forschung auch allen zur Verfügung gestellt werden.

      • selten soviel unbestätigtes Zeug gelesen. Was ist für dich denn die Pharmaindustrie ? Bayer,Pfizer,Biontec,Curevac ? das eine sind Produzenten (Bayer,Pfizer) die haben den Stoff nicht entwickelt und somit auch nicht das Patent da drauf, die kann man eher als Leasingnehmer sehen.

        Biontec z.B. war mehr oder weniger ein Startup. Mit Fördermittel von 200 Mio von Privat, nix Staat, genauso CureVac und D. Hopp.

        Der Staat kam erstmal sehr viel Später dazu, da war der Stoff schon längst entwickelt und in beginn der klinischen Studi soviel zu 100% mit öffentlichen Mitteln.

  7. Ich halte das für sehr sinnvoll.

    Abgesehen davon haben nicht nur die Pharmakonzerne selbst Geld inverstiert, auch viele Staaten haben Milliarden an Steuergeldern in die Entwicklung der Impfstoffe gepumpt. Die Konzerne werden auch weiterhin gut verdienen, denn die reichen Länder werden ihre Impfstoffe weiterhin von ihnen beziehen – ausgestanden ist die Krise noch nicht, wenn es dumm läuft, kommen noch Mutationen auf, bei denen die bisher entwickelten Imfpstoffe vielleicht nicht mehr oder nicht mehr so gut wirken.

    Von daher begrüßte ich diesen Schritt und hoffe, dass Europa hier bald nachzieht und den Patentschutz ebenfalls aufhebt.

    • Aktuell deutet alles darauf hin, dass Covid19 zumindest nicht ohne weiteres völlig gegen die MRNA Impfstoffe resistent werden kann, ohne sich dabei selbst unschädlich zu machen.

      Weiterhin kann man die MRNA Impfstoffe dank deren Technologie relativ einfach an Mutationen anpassen und sie noch effektiver machen.

      Biontech arbeitet ja bereits an der zweiten, noch besseren, Generation des Impfstoffes.

  8. Finde ich gut. Wurde auch schon lange gefordert, aber leider scheinbar erst jetzt erfolgreich. Vor allem gab es ja auch viel finanzielle Unterstützung für Forschung und Produktionsausbau!

  9. Ich sehe da für die Pharmas noch einen anderen Grund, außer dem des lieben Geldes.

    AKtuell kontrollieren sie die Produktion. Also auch die „Reinheit“ und Korrektheit des Prozesses. Wenn das nun an Drittanbieter weiter gereicht wird und dort dann „gepantscht“ wird, dann fällt das letztendlich auf die Pharmas zurück, weil die werden als erstes beschossen werden.
    Und was die schlecht recherchierte Presse mit so einem Impfstoff bzw. dessen Ruf anrichten kann, haben wir ja schon gesehen. Wenn es dann ne Woche später heißt „Biontech war nicht Schuld, sondern Dritthersteller XYZ, ist das Kind dann schon in den Brunnen gefallen zu dem Zeitpunkt.

    Mich würde aber auch mal interessieren, wie das Verhältnis Entwicklungskosten zu Gewinn derzeit bei den Corona.Impfstoff Herstellern so steht. Hat da vielleicht jemand Zahlen?

  10. Müssen sie halt Ihre Kosten offenlegen.
    Wobei die halt viel Geld von diversen Staaten bekommen haben, die damit das wohl der Welt erstmal im Sinn hatten. Das konnten Sie ja nutzen

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