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Der bis zum Jahr 2018 als Präsident von Blizzard Entertainment aktiv gewesene Spieleentwickler Mike Morhaime hat sich im Verlauf der vergangenen Nacht zu der aktuell stark diskutierten Klage gegen Activision Blizzard geäußert. In diesem Beitrag betont dieser Entwickler, wie sehr er sich für die aktuelle Situation schämt und wie viel Mitgefühl er gegenüber den betroffenen empfindet. Laut diesem Text hat er in seinen 28 Jahren bei Blizzard Entertainment immer versucht ein optimales Arbeitsklima für alle beteiligten zu schaffen und es tut ihm wohl sehr leid, dass er dabei in einigen Bereichen kläglich gescheitert ist. Er glaubt den betroffenen Frauen ihre Anschuldigungen und er hofft durch seinen Einfluss in der Branche in Zukunft positive Verbesserungen zu erzeugen.

Die gesamte Stellungnahme klingt so, als hätte Mike Morhaime nicht wirklich über diese problematischen Fälle Bescheid gewusst und erst jetzt durch die Klage wirklich davon erfahren. Dieser Umstand könnte tatsächlich wahr sein, wenn die eingereichten Beschwerden alle von den Managern der einzelnen Abteilungen bearbeitet wurde und diese Nachrichten nie wirklich an den weitergeleitet wurden. Es gibt also zumindest eine Chance darauf, dass Mike Morhaime über die meisten Probleme bei Blizzard Entertainment im Dunkeln gelassen wurde.

Auch wenn die Vorstellung eines komplett unschuldigen Mike Morhaimes sicherlich angenehm ist, so wird das durch die Stellungnahme erzeugte Bild aber leider durch die Aussagen von einigen Mitarbeitern von Blizzard zerstört. Mehrere weibliche Angestellte berichteten in den vergangenen Tagen darüber, dass sie ihre Beschwerden direkt an Morhaime geschickt haben und er somit darüber informiert wurde. Zusätzlich dazu Josh Allen aka Community Manager Lore sich heute auf Twitter zu dieser Stellungnahme zu Wort gemeldet. Seinen Aussagen zufolge wusste Mike Morhaime über diese Vorfälle sehr genau Bescheid und er hat das Ganze einfach aktiv ignoriert. Die Stellungnahme ist seinen Aussagen zufolge zu 100% Bullshit.

Natürlich kommt es bei so widersprüchlichen Aussagen immer darauf an, welcher Partei man jetzt Glauben schenkt und welche Aussagen mit Beweisen belegt werden. Ich für meinen Teil kann mir aber nicht vorstellen, dass der Präsident der Firma keine Ahnung von den Vorfällen hatte. Eine Bestätigung oder eine Verneinung zu diesem Punkt sollten wir erhalten, wenn die Klage voranschreitet und das Ganze noch genauer untersucht wurde.

Die Stellungsnahme von Mike Morhaime:

I have read the full complaint against Activision Blizzard and many of the other stories. It is all very disturbing and difficult to read. I am ashamed. It feels like everything I thought I stood for has been washed away. What’s worse but even more important, real people have been harmed, and some women had terrible experiences.

I was at Blizzard for 28 years. During that time, I tried very hard to create an environment that was safe and welcoming for people of all genders and backgrounds. I knew that it was not perfect, but clearly we were far from that goal. The fact that so many women were mistreated and were not supported means we let them down. In addition, we did not succeed in making it feel safe for people to tell their truth. It is no consolation that other companies have faced similar challenges. I wanted us to be different, better.

Harassment and discrimination exist. They are prevalent in our industry. It is the responsibility of leadership to keep all employees feeling safe, supported, and treated equitably, regardless of gender and background. It is the responsibility of leadership to stamp out toxicity and harassment in any form, across all levels of the company. To the Blizzard women who experienced any of these things, I am extremely sorry that I failed you.

I realize that these are just words, but I wanted to acknowledge the women who had awful experiences. I hear you, I believe you, and I am so sorry to have let you down. I want to hear your stories, if you are willing to share them. As a leader in our industry, I can and will use my influence to help drive positive change and to combat misogyny, discrimination, and harassment wherever I can. I believe we can do better, and I believe the gaming industry can be a place where women and minorities are welcomed, included, supported, recognized, rewarded, and ultimately unimpeded from the opportunity to make the types of contributions that all of us join this industry to make. I want the mark I leave on this industry to be something that we can all be proud of.

-Mike


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15 KOMMENTARE

  1. In so großen Firmen kann man idr. nicht einfach mal ne E-Mail an den CEO schicken, wenn man da direkt zum Chef der Abeilung durchkommt ist das schon gut. Solche Mails werden entsprechend gefiltert bzw. von seinem Büro bewertet und aussortiert. Sonst würde der jeden Tag nichts anderes machen als E-Mails lesen. Zu den entsprechenden Stockwerken hat man idr. auch keinen Zutritt. Daher halte ich es nicht für grundlegend unrealistisch das er nichts mitbekommen hat.

    • >In so großen Firmen kann man idr. nicht einfach mal ne E-Mail an den CEO schicken
      Doch kann man, zumindest ich arbeite selbst bei einem großen Konzern und da steht auch die Telefonnummer im firmenweiten Adressbuch. Und die Firma wo ich arbeite hat sicher mehr Mitarbeiter als Activison, ähhh ich mein „Blizzard“

    • Ne, so funktioniert das wie du sagst nicht. Hierfür brauchts ganz andere Mechanismen. Manche Deutsche Konzerne machen das einigermaßen sinnvoll – und es kostet Geld, ein großes Problem. Und hier sind CEO’s in der Pflicht. Es ist bekannt das die Software-Entwicklersparte, Gaming incl. sehr männerdominiert und schwierig für Frauen ist. Das kriegt man mit. Sprich, der CEO hat mit die Verantwortung hier Geld für prävention und richstellen zu lockern. Und das kostet und ist nicht passiert, hier hat auch Mike versagt.

      Ansätze zur Prävention sind hier meist in 3 Säulen realisiert, wenn mans ernst meint:

      1. Dedizierte Teams die sich um Themen rund um Konfliktlösungen und dergleichen kümmern. Also rein Umlagefinanzierte Stellen, deren einziges Ziel ist das Personal zu unterstützen. Kein Gleichstellungsbeauftragter oder son Humbug, sondern generisch. Sehr weit oben in der Hierarchie, sodass sich eine Führungskraft nicht einfach entziehen kann bei einer Beschwerde, sondern die Stele kann Fürhungskräfte dazu zwingen sich der Beschwerde zu stellen.
      2. Betriebsräte. Sehr ungern gesehen in Amerikanischen Unternehmen, warum wohl.

      Sprich, versagt und zurecht verklagt.

    • 4.700 Mitarbeiter ist jetzt kein „Riesenkonzern“ (Zum Vergleich, BMW hat 120.000). Meine eigene Firma hat irgendwas um die 8.000 Mitarbeiter und ich hatte schon genug Kontakt zu unseren Fachbereichs- und Bereichsleitern um ihnen irgendwas mitzugeben (und deren Büro ist immer offen) – und darüber steht dann nur noch die Geschäftsführung, die wiederum mit den BL und FBL in regelmäßigem Austausch steht. Zu behaupten, man bekommt als Chef einer 5.000-Mitarbeiter Firma nichts mit lässt eher auf aktives Desintresse und eine erbärmliche Firmenkultur (für die man als Chef durch sein Vorbild verantwortlich ist) schliessen. Von mangelnden Meldeprozessen, die heutzutage üblich sein sollten, ganz zu schweigen. Also insgesamt wirkt Blizzard hier wie eine geradezu fahrlässig schlecht geführte Firma – und daran hat der CEO die Hauptschuld.

    • Eben nicht, denkst du wirklich du kannst als irgendeine Random Person eine E-mail an den Chef schreiben, das geht durch Filter und durchs Vorzimmer. Es ist gut möglich das alles automatisch gelöscht worden ist.
      Denkst du der CEO von einer großen Firma hat nichts anderes zu tun als sich den ganzen Tag „geheule“ über alles mögliche anzuhören.
      Es gibt soviel anlaufstellen in jeder Firma, der Betriebsrad, Antimobbing beauftragte, Vorarbeiter etc.
      Desweitern ohne Beweise und Verurteilung glaub ich keiner Frau mehr irgendwas über sexuelle belästigung, das wurde zu oft missbraucht

      • Und wie sähen diese Beweise aus? Oder giobt es sie gar nicht, weil du im entscheidenden Moment immer das Ziel wegbewegst wie ein guter Verschwörungstheoretiker?

        Zumal diese irrationale Angst vor falschen Anschuldigungen mit Zahlen nicht zu rechtfertigen ist. Auf jede falsche Verdächtigung kommt eine vielfaches an realen Vergehen. Klar ist es für den einzelnen blöd, wenn ihm das passiert, aber für die überwältigende Anzahl an Opfern von Sexueller (oder auch anderweitiger) Vergehen ist die Situation doch deutlich schlimmer. Und da steh ich doch eher auf der Seite der Opfer als der Täter (die schützt du mit deiner „ohne Beweise glaub ich gar nichts“-Haltung mit – vielleicht ja aus Eigennutz, deine Kommentare lesen sich jedenfalls so).

        • Ich sag nur Kachelman dessen Leben zerstört worden ist. Ohne Beweise glaube ich kein Wort mehr, was auch jeder vernüpftige Mensch machen sollte, der sich mal 5min das was unter Metoo geschrieben worden ist durchgelesen hat.

          • Ok, was ist dann dein Akzeptanzkriterium für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz? Also welche Art von Beweis muss für dich erbracht werden?

          • @oilrumsick
            Ich will Beweise sehen, behauptungen sind eben nur behauptungen und wir haben zum Glück in Deutschland die Unschuldspflicht. Es ist einfach nur grenzenlos dumm seine Beurteilung nur auf eine Behauptung zu stützen Punkt.
            Als kleiner denk anstoß für dich ich könnte jetzt auch behaupten das du mich Sexuell belästigt hast, meine Aussage reicht ja als Beweis oder welche Beweise möchtes du wenn es um dich geht ?

          • @oilrumsick

            Das ist gefährliches Pflaster. Wir driften gerade ohnehin schon in der westlichen Welt in die Richtung, ‚automatisch‘ der Gruppe in der Opferrolle zu glauben. Ich weiss, das ist ein hochemotionales Thema und ich will kein Richter sein.

            Aber du kannst einfach nicht die Augen davor verschließen, das die Machtposition der Opferrolle auch zumal bewusst ausgenutzt wird und ich spreche nicht speziell, aber durchaus includiert, von Sexueller Belästigung. Es gibt dokumentierte Fälle, wo eine Vergewaltigung vorgeworfen wird ohne das jemals irgendwas passiert ist, nur um ein Leben zu zerstören. Rasissmus und Diskriminierung als Vorwand für etwas zu verwenden ist mittlerweile an der Tagesordnung – egal um welche Ethnik es sich handelt.

            Das soll mit nichten bedeuten, das es sowas nicht gibt – aber holy moly, die Unschuldsvermutung aufzulösen – von der wir uns bereits gefährlich lösen – ist ein Weg den will man nicht gehen.

      • Es juckt überhaupt nicht wie er davon erfahren kann. Als Chef hast du die Verantwortung für den ganzen Laden und sowas gehört dazu. Ein „ich wusste aber nichts davon“ spielt keine Rolle.

    • schon, aber selbst in den Furzkleinen betrieb indem ich arbeite gibt es immer einige Instanzen die gerne mal schlechte Infos nicht weiterleiten.

      „was der Chef nicht weiß macht ihn nicht heiß“

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