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In Island ist die weltweit größte Anlage zur Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft in Betrieb gegangen. Wie die Betreiber mitteilten, wird sie nach 15-monatiger Bauzeit nun klimaschädliches CO₂ aus der Luft filtern und in der Erde speichern. Und so dazu beitragen, den CO₂-Gehalt der Atmosphäre zu reduzieren. (Via)

Wir reden hier von 4000 Tonnen CO₂ pro Jahr, die aus der Atmosphäre gezogen werden. Meine Frage: Wieso werden weltweit nicht mehr solcher Anlagen gebaut? Wenn Island das hinbekommt, warum dann wir nicht? Kennt sich jemand in diesem Bereich aus und kann etwas zu der Technik dahinter sagen?


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18 KOMMENTARE

  1. Komme zwar aus dem Energiesektor und Forschung, aber das Thema CCS ist einfach zu komplex, um es mal kurz hier auszubreiten. Es gibt diverse Aspekte die dafür, aber auch sehr viele, die dagegen sprechen. Nicht nur technische, sondern auch politische, umwelttechnische und soziale.
    Als Fazit lässt sich am Ende nur zusammenfassen, dass man diese Technik nur im absoluten Fall des Scheiterns der Klimawende unter hohen Kosten und Risiken in Erwägung ziehen sollte – quasi als letztes Ass im Ärmel. CO2 ist nunmal keine Luft, sondern hat auch seine eigenen direkten Nachteile.

  2. Deutschland war führend in CCS (Carbon Capture and Storage) und hatte sogar eine Versuchsanlage in Schwarze Pumpe. Hierbei ging es zwar um die Verbrennung von Kohle sowie die anschließende Abscheidung und Speicherung, aber das Problem in DE ist ein anderes. Nämlich die Speicherung: Das CO2 wird verflüssigt und dann in alten Erdgasspeichern verpresst. Das passierte in Ketzin/Brandenburg. Nur leider hat die „grüne Lobby“ soviel „Stunk“ und „Angst“ verbreitet, dass CCS in DE zwar nicht verboten ist, aber praktisch durch x regulatorische und rechtliche Maßnahmen nicht mehr durchführbar ist. Der Witz ist, die Leute hatten vorher Erdgas unterm Hintern und beim „ungiftigen“ CO2 bekamen sie „Angst“. Der damaliger Betreiber Vattenfall hatte sogar Versuche aufgezeigt, dass wenn CO2 austreten sollte, man quasi genau in dem CO2-Loch (1x1m) stehen müsste, um gesundheitlich geschädigt zu werden (da ist die Chance größer, dass man von einem Meteor erschlagen wird).

    Die Technik (inkl. Versuchsdaten, Zertifikate etc.) haben die Kanadier gekauft und betreiben sie auch. – In DE wäre CCS extrem wichtig für die Bau-/Zementindustrie. Denn im Moment ist es die einzige Technik, die ihnen eine CO2-Reduktion ermöglichen würde. *Aber hey, abschalten oder verbieten geht schneller…*

    Übrigens empfiehlt auch der IPCC den Einsatz von CCS, was in DE aber totgeschwiegen wird. Die Wissenschaftler meinen sogar, das ohne CCS das 1,5°C-Ziel nicht erreichbar ist.

  3. Ich bin von Beruf Kälteanlagenbauer.
    Das Kältemittel was aktuell noch in fast jeder Tiefkühlanlage ist (R404A) hat ein CO² Treibhauspotenzial von 3922kg pro Kilo.
    In einem etwas älteren Aldi der noch nicht auf CO² Anlagen umgebaut wurde befinden sich so zwischen 20kg und 40kg von dem Gas im Kältekreislauf also umgerechnet: 78,44t – 156,88t CO² Äquivalent. Und das ist nur die Kühlung für die Wandregale wo du Wurst und Käse rausfischt.
    Im Lager stehen dann meist noch 1 Kühlzelle und 1 Tiefkühlzelle mit stecerkfertigen Geräten die auch nochmal 1-2 Kilo von dem Kältemittel enthalten.

    Theoretisch ist das alles erstmal kein Problem solange die Anlagen alle dicht sind aber das sind leider die wenigsten. Hast immer mal größere Havarien weil eine Leitung undicht ist, weil andere Kältetechniker bei der Reparatur drauf scheißen und das Zeug nicht in Flaschen absaugen sondern einfach in die Umwelt ablassen.
    Das war nur eine Rechnung für einen Aldi…. Dass es davon tausende gibt in Deutschland, dazu noch die anderen Supermarktketten, Krankenhäuser, Restaurants, Klimatisierung von Servern und Räumen. Die Anlagen haben teilweise mehrere Tonnen Füllgewicht.

    Und zu guter letzt…. In Deutschland ist es verboten diese Gase einfach entweichen zu lassen und es wäre eine Straftat dies zu tun. Meinst du die Inder, Chinesen oder sonst wer betreiben so einen Aufwand bei der Demontage von alten Anlagen? Rohr aufschneiden und ab dafür.

    Es würde mich absolut nicht wundern wenn meine Branche zu 90% oder noch mehr für die Klimaveränderung verantwortlich ist. Ich persönlich gebe jeden Tag mein Bestes um Leckage aufzuspüren und zu beheben und verantwortlich mit den Stoffen umzugehen aber ich vermute das machen die wenigsten.

    • Danke für die Informationen. Das ist natürlich richtig schlimm.
      Was meinst du mit 78,44t – 156,88t CO² Äquivalent? Bedeutet diese Zahl das grob 40 Aldi Kühlanlagen bei unsachgemäßer Demontage genug CO² freigeben um diese 4000t pro Jahr Anlage zu beschäftigen?

  4. Kurz: verbraucht zu viel Wasser und zu viel Strom . Strom is ok wenn er aus erneuerbaren Energien kommt. Aber beim Wasser wäre es wohl so, würde diese Technologie Flächen deckend auf der Welt eingesetzt werden würden Lebensmittel bei uns das doppelte und in Afrika das 6 fache kosten. Diese Informationen kommen aus dem link den du verlinkt hast und einen link der dort verlinkt wurde https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/negativemissionen-warum-der-co2-staubsauger-keine-wundermaschine-ist-a-fe072a0c-da17-40aa-adca-97c18e785635

    Was ich mich dabei frage: gut Wasser Verbrauch hoch weil das co2 gebunden werden muss , aber kann man nicht einfach entsalzungsanlahen dazu bauen und Meer Wasser umwandeln?
    Die würden aufnimmst als ineffektiv angesehen , aber mit Strom aus erneuerbaren Energien sollte das in Zukunft doch kein Problem mehr sein oder?
    Ich denke mir da einfach wie in Island und wie in anno oder so
    Bau das co2 Ding, Distrikt daneben 50 Wind Räder und daneben eine Meerwasser entsalzungsanlage, das ganze dann vlt. sogar direkt an die küsste um Transport Wege zu sparen und volla eZ peasy lemon squuezy

    • Das mit dem Wasser ist so ne Sache. Wasser wird selten wirklich verbraucht, meistens nur gebraucht, also es ist nicht weg sondern nur gebunden. Hier ist die Frage ob das Wasser in der Erde bleibt oder nachdem das CO2 ausgehärtet ist wieder abgepumpt und damit wiederverwendet werden kann. Auch könnte ich mir vorstellen das direkt Meerwasser verwendet werden kann (wenn das CO2 im Meeresboden gebunden wird), dann wäre das Wasser überhaupt kein Problem. Sicherlich würde es keinen Sinn machen so eine Anlage in einem trockenen Land mit Kohlestrom zu betreiben, an einer Küste mit überschüssiger erneuerbarer Energie sieht das schon wieder ganz anders aus.

    • Naja, nur 160.000 dieser Anlagen, dann müssen uns die Grünen nicht mehr das Autofahren und das Heizen vergrätzen. Ich bin dafür, dass jeder zehnte Grünenwähler – random – so eine Anlage in den Garten bekommt, schließlich werden die sich doch wohl am freiwilligsten fürs Klima aufopfern.

      Alternativ könnten wir natürlich die Chinesen bitten, an 23 Tagen pro Jahr kein CO2 rauszublasen, dann hätten wir denselben Effekt erzielt.

      • Ich bin kein Grünen Wähler ! Aber ich nehm gern soviel wie möglich in meinen Garten , nen Windrad wär auch nice , dann bin ich endlich diesen sinnlosen rasen los auf den ich keinen Bock habe den zu mähen ! Keine Ironie ! Keine Ahnung was die wutbürger immer mit ihrem scheiss Garten haben , brauch niemand… is nur Beiwerk zum Haus .

          • Würde ich gerne beantworten und du lachst mich aus , aber ich hab nie meine Eltern gefragt : wie viel Quadratmeter hat den unser Garten?
            Ich würde sagen dort könntest du 10-11 Garagen in dem ein Fahrzeug Platz findet , bauen.

  5. Zu dem Thema gibt es eigentlich ein gutes Video von Breaking Lab. Ob das die gleiche Technik ist wie in Island, habe ich jetzt nicht recherchiert. Aber so eine Anlage und die Betriebskosten muss auch irgendwer bezahlen. Wenn das die freie Marktwirtschaft regeln soll, muss der CO2 Preis einfach deutlich höher sein, als von der Bundesregierung vorgeschlagen.

    • 4000 Tonnen klingt viel, laut DLF ist es aber nur die Menge die ein Flugzeug auf zwei Flügen von München nach New York und zurück produziert.
      Also bislang weniger als ein Tropfen aus dem heissen Stein.
      Kosten nutzen Faktor steht noch in keinem gesunden Verhältnis.
      Das auf diesem Gebiet geforscht werden sollte steht wohl außer Frage.

      • ja, kosten und nutzen stehen bei den ersten irgendwassen ja nie in einem verhältnis.
        und einfacher und effektiver würde man den treibhauseffekt momentan durch das zuführen von algen in rindernahrung und mehr akzeptanz bei insektenproteinen erreichen.

        co2 aus der luft zu holen ist eher etwas für da nebenbei

    • Ganz guter Beitrag, der verdeutlicht, wieso dieser Ansatz nicht im großen Maßstab betrieben werden kann und sollte. Die Nachteile der Technik wurden aber auch dort nicht vollumfänglich dargelegt.
      Sehe diese Technik auch nur dort anwendbar, wo das separierte CO2 industriell weiterverwendet wird, wie zB Coca Cola, syntetische Brennstoffe für Flug und Reiseverkehr und Transportschiffe. Eine Verpressung im großen Maßstab in unterirdischen Kavitäten halte ich für einen bedenklichen Ansatz, weil er neben umwelttechnischen Problemen auch politisch falsche Signale setzt und man grünen Strom nutzt um fossile Technik weiter zu betreiben – auch wenn es dafür evtl schon Alternativen geben würde(abhängig vom (derzeit noch politisch gesteuerten) CO2 Preis).

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