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Pädagoginnen am Limit: In Köln wollen fast 60 Grundschulen auf die enorme Belastung in der Coronakrise aufmerksam machen. Die zusätzlichen Aufgaben seien auf Dauer nicht zu schaffen, sagt die Initiatorin […] 33 Einzelpunkte, vom Kontaktpersonenmanagement bis zur Quarantäneberechnung, vom Konfigurieren der Testsets für die Kinder bis zum Dauerkontakt mit dem Gesundheitsamt, von der Corona-Elternberatung bis zu zahlreichen Überstunden. »Ich bin müde, erschöpft, ausgelaugt«, sagt Schubert. (Via)

Ich denke, dies trifft nicht nur auf Grundschulen zu. Alle Schulen sind aktuell am Limit – und von der Angst und dem Frust, dass wir Lehrer im Grunde „Kanonenfutter“ in dieser Pandemie sind, ist hier nicht mal die Rede. Es geht um Belastung und Überlastung.

Aus irgendeinem Grund sind wir einem Großteil der Bevölkerung egal, weil wir Lehrer „ja eh nicht arbeiten und nur Ferien haben“. Wir sollen uns einfach „nicht so anstellen“.

Bei Minusgraden mit offenen Fenstern unterrichten zu müssen, weil Bildung in Deutschland keinen hohen Stellenwert für die Politik hat und kein Geld für Lüftungsanlagen/Luftfilter da ist, frustriert schon sehr. Als Dank für die Aufopferung vieler Kollegen in dieser Zeit hat uns die Kultusministerin einen Brief mit einem freundlichen „Weiter so“ zukommen lassen. Toll!

Natürlich gibt es Berufsgruppen (wie beispielsweise Ärzte und Pfleger), die in dieser Pandemie noch einen größeren Beitrag leisten, aber lasst mich Euch sagen, dass ich persönlich körperlich von meinem Lehrerjob noch nie so platt war wie in dieser Zeit. Gefühlt mache ich aktuell einen Fulltime-Job – von meinen Kollegen, die eine volle Stelle haben, will ich erst gar nicht anfangen, von unserer Schulleitung erst recht nicht.

Schulschließungen und Unterricht via Videokonferenz wären besonders im Hinblick auf die „Omikron-Wand“ wünschenswert. Aber auch hier funktioniert weder die zur Verfügung gestellte Software gut, noch haben alle Schüler die nötige technische Ausstattung.

Es ist schon irgendwie bezeichnend, dass diese Pandemie jetzt zwei Jahre läuft und es seitens der zuständigen Behörden/politischen Entscheidungsträger immer noch keine angemessenen Konzepte gibt – weder für den Präsenzunterricht noch für den Online-Betrieb. Es gilt nach wie vor das gängige „Ihr (Schulen) macht das schon“…

Aber hey, ist ja alles nicht so schlimm, denn Schulen sind ja keine Pandemie-Treiber, hab ich recht? (Link)


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14 KOMMENTARE

  1. wir bekommen das, was wir wollen!

    ich bin nach wie vor der meinung, viele der ganzen aktuellen „probleme“ sind folgen anderer entscheidungen!
    schule nicht zu, weil eltern nicht daheim. eltern nicht daheim, weil gesellschaft(wirtschaft) keine hausfrauen/-männer will. die lemminge sollen schön alle arbeiten. doppelte arbeitskräfte = halber lohn!

    das könnte man beliebig weiter führen… wir haben so viel falsch entschieden die letzten 20 jahre. ich versteh mittlerweile die filme, in denen die „bösewichte“ nach krisen/katastrophen schreien. zur reinigenden wirkung. aber es ist aber halt wirklich so, solange die not nicht groß genug ist, werden fehlentwicklungen ignoriert.

    trotzdem frohe weihnachten =)

  2. Ich kenne das gut. Ich bin derzeit als Erzieher in der OGS einer Grundschule.
    Auch wir sind unterbesetzt und das merkt man richtig. Alle laufen auf dem Zahnfleisch. Gott sei dank ist unsere Schule einer der glücklichen wo Corona nicht so hart zugeschlagen hat.
    Wir haben auch die Anweisung, dass wir die Jahrgänge nicht mischen sollen. Das heißt das wir immer schon planen müssen wo, wann welcher Jahrgang ist. Und wir haben schon jetzt ab und zu Platzmangel. Wenn nächstes Jahr es wieder vier 1.Klassen gibt, haben wir echt ein Problem. Und dann soll die Schule auch noch nächstes Jahr umgebaut werden. Noch weniger Platz.

  3. Zum Thema Luftfilteranlagen habe ich jetzt schon mehrfach gehört, dass ja Geld da sei, es aber niemand nutzen würde. Die Verantwortung wird also auf die Schulen abgewälzt.
    Nur ein Mal hieß es, die Bedingungen seien so kompliziert oder spitzfindig ausgelegt, dass die Existenz eines Fensters ausreicht, um kein Geld bekommen zu DÜRFEN.

    Ich weiß aber nicht, ob da was dran ist. Jedenfalls seid Ihr Lehrer nicht zu beneiden in der Situation.
    Alles Gute.

  4. Aber Steve, was sollen denn die Eltern sagen die „reale Werte erschaffen“?

    Präsenzunterricht ist alternativlos, da den Eltern die „reale Werte erschaffen“ nicht zugemutet werden kann ihre eigenen Kinder während einer globalen Pandemie zu betreuen. Das wäre ein absolutes Desaster. Da müsst ihr Lehrer gemeinsam mit den Kindern zum wohle unserer Wirtschaft jetzt durch.

    Obacht, könnte Spuren von Sarkasmus enthalten.

    • Was ist mit den Eltern die nicht im Homeoffice arbeiten können? Sollen die dann bis zum Frühling Urlaub nehmen? Unsere Gesellschaft ist darauf ausgelegt das beide Elternteile arbeiten. Ich habe bei den letzten Schulschließungen gesehen wie schwer es schon Eltern hatten die im Homeoffice arbeiten konnten, keine Ahnung wie es andere Geschafft haben.

      Es gibt nunmal keine gute Lösung für das Schulproblem, auf jeden Fall wüßte ich auf Anhieb kein Land das hier einen perfekten Weg gefunden hat

    • Sowas wird meistens von Leuten geschrieben die a) keine Kinder haben oder b) nicht davon betroffen wären weil sie in der Lage sind im HO eine Grundversorgung sicherzustellen.

      Mir persönlich wäre es relativ egal da ich dann einfach dauerhaft ins HO gehen würde und der Unterricht wäre im Best case ja einfach digital würde also nicht ausfallen.

      Wie das allerdings meine Nachbarn machen sollten, die beide in der Fertigung eines Mittelständischen Betriebs arbeiten bleibt mir ein Rätsel, kannst du es für mich lösen?

      Da kommen dann ganz schnell Existenzängste hinzu die auch nicht unbedingt rational sein müssen, aber eins ist nunmal Fakt: Sowas wie Angst um den Job müssen Beamte nicht haben, damit einher geht eine ziemlich geile Planungssischerheit was die Finanzen betrifft und damit in der Regel eben keine Existenzängste. Meine Nachbarn müsste dann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ihr Haus verkaufen..

      • Aber damit unterstreichst du doch nur, was Schloos sagt?
        Im Endeffekt sagst du doch auch nur „die Eltern müssen sich halt zwischen Karriere (bzw. Versorgung) und dem Kind entscheiden“. Aber warum? Warum muss das so sein? Was spricht dagegen, z.B. durch Rotation und Absprache dafür zu sorgen, dass beide Elternteile sich abwechselnd um das Kind kümmern können?
        Eigentlich nur „yolo, unser ganzes Wirtschaftssystem ist auf Kante genagelt und wenn wir keine Dumpinglöhne zahlen können bröselt alles zusammen“.

      • Kannst dir ja mal überlegen wie deine Nachbarn das Haus finanzieren wenn einer von beiden an Corona erkrankt und Arbeitsunfähig wird, weil das Kind den Virus aus der Schule mit nach Hause geschleppt hat. Mit Long Covid arbeitet es sich nicht besonders effektiv in der Fertigung.

        https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/reha-bei-long-covid-ein-bericht-799721.html

        Es ist und bleibt eine Ausnahmesituation in Form einer globalen Pandemie und hierbei gibt es keine Gewinner. Hier wird mit der Gesundheit eines besonders schutzbedürftigen Teil unserer Gesellschaft gespielt, nämlich den Kindern. Diese werden aktuell unserer Wirtschaft untergeordnet und das halte ich ethisch & moralisch für höchst fragwürdig. Auch weil die Folgen einer Coronainfektion auch bei Kindern noch nicht abschließend erforscht ist (https://www.helios-gesundheit.de/magazin/corona/news/neuartige-krankheit-mis-c-bei-kindern-nach-corona-infektion/) Und nicht zuletzt weil eine Infektion des eigenen Kindes mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Eltern betreffen wird. Denn auch arbeitsunfähige Erwachsene bekommen Existenzängste.

        Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber kreativ werden und Lösungen finden um die Kinderbetreuung ihrer Mitarbeiter und dessen Arbeit miteinander zu vereinbaren. Die sollten schließlich ebenfalls kein Interesse haben, dass massenhaft Arbeitnehmer auf Grund einer Corona-Infektion fehlen. Und das können bei Arbeitnehmern mit Kind nur wegen diesem bis zu 60 Tage im Jahr sein.

        A

    • Zitat:
      Aber Steve, was sollen denn die Eltern sagen die „reale Werte erschaffen“?

      Präsenzunterricht ist alternativlos, da den Eltern die „reale Werte erschaffen“ nicht zugemutet werden kann ihre eigenen Kinder während einer globalen Pandemie zu betreuen. Das wäre ein absolutes Desaster. Da müsst ihr Lehrer gemeinsam mit den Kindern zum wohle unserer Wirtschaft jetzt durch.

      Fraglich wie man das Pflegesystem noch aufrechthalten will wenn dort die Elternteile daheim bleiben müssen.
      Fraglich wie die Lebensmittelbranche noch ausreichend produzieren soll, wenn dort Elternteile daheim bleiben müssen.
      Fraglich wie sämtliche Systemrelevanten Berufe sowas kompensieren sollen.

      Deinen Sarkasmus ist hier absolut fehl am Platze.
      Du begreifst nicht das es in diesem Land ein Haufen Systemrelevanter Berufe gibt,
      die hier alles am laufen halten. Die derzeit auf jede Arbeitskraft angewiesen sind.

      Spätestens wenn man im Müll erstickt, man im Supermarkt vor leeren Regalen steht, man keine Handwerker mehr findet, keine Arzt Termine mehr bekommt und noch vieles mehr.
      Dürften auch Leute wie du begreifen wie viele Menschen hier im Lande an der Versorgung beteiligt sind und nicht jeder bei VW am Fließband arbeitet.

      Es tut mir wirklich leid für die Lehrkräfte das die derzeit so eine Situation durchmachen müssen, aber das müssen viele andere System relevante Berufe auch.
      Ich arbeite in der Lebensmittelbranche wir leiden seit Corona ebenfalls unter der Situation und die Arbeitsbedingungen haben sich für uns auch deutlich verschlechtert.
      Ich könnte meine Abteilung praktisch dicht machen wenn dort die Eltern daheim bleiben,
      weil 2/3 nun mal Elternteile sind.
      In meiner alten Firma sind die ersten schon mit Burnout ausgefallen weil sie nicht mehr hinterherkommen.
      Von der Pflege will ich gar nicht erst anfangen. Die sind eh schon richtig am Arsch

      All diese Systemrelevanten Berufe brauchen derzeit jede Arbeitskraft um die Situation zu meistern, wir müssen dort alle an einem Strang ziehen und durchhalten.

      Ohne die Lehrer hätten es viele Branchen deutlich schwieriger die Versorgung aufrecht zu erhalten. Die sind auf die Unterstützung der Lehrer angewiesen.

      Zitat:
      Hier wird mit der Gesundheit eines besonders schutzbedürftigen Teil unserer Gesellschaft gespielt, nämlich den Kindern. Diese werden aktuell unserer Wirtschaft untergeordnet und das halte ich ethisch & moralisch für höchst fragwürdig.

      Und was willst du machen ? Kinder 24/7 daheim einsperren um sie zu “schützen“ ?
      Ist das moralisch vertretbar ? Was richtet das für Schäden bei Kindern an ?

      Zudem sind schwere Corona Verläufe bei Kindern extrem selten.
      Die Sterblichkeit liegt bei unter 1 %.
      Genauso gut könnte man die Schulen für immer Dicht machen da Kinder ja auch durch die Grippe sterben könnten.

      Du schwingst hier ohne Sinn und Verstand mit der Moralkeule mehr auch nicht.

  5. Wir haben mittlerweile ein Vollversagen der Politik. Ob es Pflege, Bildung, Infrastruktur, Umwelt oder Wirtschaft usw. Ist.
    Mir fällt kein Bereich ein wo man selbst mit Optimismus es irgendwie drehen könnte, dass wir zumindest auf einem guten Weg wären… Das einzige was uns noch oben schwimmen lässt ist, dass andere länder teilweise noch unfähiger regiert werden und dass es uns verhältnismäßig gut geht wirtschaftlich.
    Das klingt sehr pessimistisch… Ich hoffe irgendwer kann mich korrigieren..? Steve?

  6. Bei Grundschulen musst du noch bedenken:
    Zumindest in NRW herrscht grassierender Schulleiter-Mangel. Glaub (bitte quotet mich nicht auf die Zahl, bin zu faul zum raussuchen) irgendwie jede vierte oder fünfte Grundschule in NRW hat keinen Schulleiter.
    Jetzt stell dir mal vor, du hast all dieses Covid-Chaos und keine Person, die das irgendwie an deiner Schule koordiniert, weil schlichtweg keiner dafür zuständig ist. Kein Wunder geben die Grundschullehrer irgendwann auf.

    • Oder sind im Verbund , vorallem im Ländlichen Raum , wie bei uns. Die Schulleitung betreut quasie 3 Grundschulen im Verbund. Den Job möchte ich nicht machen.

    • Das sehr ich aber das ist nicht das Problem der Gesellschaft oder der Schüler da muss das Ministerium sich in Arsch beißen und irgendwas unternehmen um da gegen zu wirken.
      Auch das die Schulen immernoch nicht technisch auf dem Stand sind um Zuhause zu Unterrichten. Wieso gibt es keine Bundesweite Schulcloud? Jeder hat sein eigenen scheiss.
      Hauptsache die Gesundheit der Schüler gefährden um die Schulpflicht durchzusetzen. Falls mein Sohn Corona bekommt werde ich das Land NRW verklagen.
      Und mit dem Aktuellen Minister tuen wir uns auch keinen gefallen.

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