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In einem Planungsdokument über „vorrangige Maßnahmen zur Gewährleistung der Entwicklung der russischen Wirtschaft angesichts des Drucks externer Sanktionen“ wird auch eine Entkriminalisierung von Softwarepiraterie genannt. (via)

Die vergangene Woche über haben eine Reihe von westlichen Firmen verkündet, dass sie ihr Angebot in Russland aufgrund der aktuell in der Ukraine herrschenden Situation erst einmal stoppen möchten. Diese Unternehmen bieten ihre Dienste jetzt nicht mehr in Russland an und russische Kunden können keine neuen Produkte mehr erwerben. Zu diesen Firmen gehören beispielsweise Microsoft, Activision Blizzard, Epic oder seit neuestem auch der Streaming-Dienst Netflix.

Auch wenn diese Maßnahmen der Firmen vermutlich nicht annähernd so schlimm wie die Sanktionen der einzelnen Länder sind, so wirken sie sich aber dennoch negativ auf Russland aus. Aus diesem Grund denkt die russische Regierung natürlich darüber nach, wie man solche Maßnahmen umgehen oder zumindest ausgleichen kann. Laut einem von Torrentfreak veröffentlichten russischen Planungsdokument über vorrangige Maßnahmen zur Gewährleistung der Entwicklung der russischen Wirtschaft angesichts des Drucks externer Sanktionen zieht der Kreml dabei auch eine durchaus ungewöhnliche Änderung ihrer bisherigen Gesetze in Betracht.

Dieses Dokument listet wohl eine Reihe von möglichen Maßnahmen und Schritten der Regierung auf. Punkt 6.7.3 in der langen Liste ist interessanterweise die Entkriminalisierung von Softwarepiraterie. Diese Aktion würde dafür sorgen, dass russische Einwohner nicht mehr länger dafür bestraft werden, wenn sie nicht in der Russischen Föderation lizenzierte Software aus Ländern verwenden, die die laufenden Sanktionen unterstützt haben. Dadurch könnten russische Nutzer ohne Strafe die raubkopierten Versionen der Software dieser Anbieter verwenden.

Das Ganze wäre zwar praktisch für viele private Nutzer in Russland, aber diese Anpassung soll wohl hauptsächlich der Wirtschaft im Land helfen. Viele Firmen nutzen die Software von Micosoft oder anderen westlichen Anbietern und stoßen aufgrund der Sanktionen dieser Unternehmen auf Probleme. Die Haftung für die Verwendung von nicht lizenzierter Software abzuschaffen, könnte diesen Firmen zumindest für einige Zeit aushelfen und die übliche Arbeit erlauben. Angeblich wurde von einem Mitglied der Staatsduma sogar vorgeschlagen, eine der populären Torrent-Seiten in Russland zu entsperren.

Was die tatsächliche Umsetzung dieser Idee betrifft, so ist das Ganze aktuell wohl unwahrscheinlich. Einem Dementi des russischen Ministeriums für digitale Angelegenheiten zufolge hat bisher niemand eine Haftungsbefreiung für die Verwendung von raubkopierter Software vorgeschlagen und angeblich würde auch niemand solche Pläne unterstützen. Ansonsten ist es durchaus fraglich, wie nützlich solch ein Schritt überhaupt wäre. Schließlich arbeiten viele Programme mittlerweile mit Abonnements, die für ihre dauerhafte Verwendung notwendig sind. Da würde auch keine gestohlene Version der Software helfen.


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5 KOMMENTARE

  1. Vor einigen Jahren war noch normal über VPN russische Keys auf Steam zu registrieren war 50% günstiger , Windows bekommst heute schon für≈7€ hinterhergeschmissen. Habe beruflich mit CAD zutun da kostet die Lizenz 5500€ plus. im Jahr ….habe ich aus Osteuropa angeboten bekommen alles Extras freigeschaltete und neuste Version für 500€ als RiP versteht sich.

    Was ich damit sagen will, im Osten kauft kaum jemand Original Software….. der Raubkopien Markt würde dort erfunden 🙂
    Alle Firmen die aufhören in Russland offizielle ihre Produkte zu verkaufen, werden es schwer haben wieder Fuß zu fassen wenn alles wieder normal sein wird, die Menschen gewöhnen sich schnell dran und suchen sich Alternativen… Die Chinesen reiben sich schon die Hände.

  2. Die Frage wäre ja, ob sie momentan überhaupt dagegen vorgehen und falls ja, ob Spiele von Services wie Epic, wo du Onlinezwang hast, überhaupt raubkopiert werden können

    • Das dürfte wohl kaum das Motiv sein. Wie Steve schon schreibt, hat das handfeste wirtschaftliche Gründe. Denk hier eher in Kategorien von Wirtschafts- und Bürosoftware. Die russische Wirtschaft ist genauso auf SAP & co. angewiesen wie der Rest der Welt. Und in dem Bereich sind Updates oft kritisch. Und eine Raubkopie kann da schon den Unterschied machen, ob ein russisches Unternehmen weiter produzieren kann oder nicht.

      An Call of Duty-Spieler dürfte Putin dabei zuletzt denken, da spielen die Russen sowieso gerade die 3D-Version mit UHD-Grafik! …

      • Ironischerweise spiele ich ja Escape from Tarkov das bekanntlich aus RU kommt, aber ehrlich, ich bin müde und will einfach nur noch meine Ruhe haben. Der ganze scheiss der da außerhalb meiner Bubble passiert interessiert mich nicht mehr.

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