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Google says it’ll start automatically deleting visits to abortion clinics, domestic violence shelters, weight loss clinics, and other potentially sensitive locations from users’ location histories in the coming weeks (via)

Vor ungefähr einer Woche hat der US-Supreme Court das Urteil Roe v. Wade gekippt und dadurch dafür gesorgt, dass es in Amerika kein bundesweites Recht auf Abtreibungen mehr gibt. Auf Reaktion darauf haben viele Staaten direkt Gesetze ins Spiel gebracht, die diese Eingriffe verbieten und Frauen dafür bestrafen würden. Die in diesen Staaten lebenden Frauen machen sich jetzt natürlich Sorgen darüber, dass es für sie Konsequenzen haben könnte, wenn sie solche Maßnahmen nutzen oder dafür in andere Staaten reisen.

Als Reaktion auf diese Situation hat Google am gestrigen Freitag nun eine interessante Änderung angekündigt. Laut einer Presseerklärung möchte Google in Zukunft automatisch die gespeicherten Daten von Nutzern mit aktivem Standortverlauf löschen, wenn diese Personen eine Abtreibungsklinik besucht haben. Der gleiche Vorgang soll auch für Orte wie beispielsweise Unterkünfte für Opfer von Missbrauch oder auch Kliniken für Gewichtsverlust verwendet werden. Die Löschung dieser Daten soll dabei dann immer einige Tage nach dem Besuch des jeweiligen Ortes automatisch durchgeführt werden.

Google hat sich für diesen Schritt entschieden, weil die von ihnen gesammelten Daten gegen die Nutzer verwendet werden können. Beispielsweise könnte jemand die Daten von Google dafür nutzen, um einer Frau einen Besuch in einer Abtreibungsklinik nachzuweisen und diese Bestätigung dann in einem Verfahren verwenden. Die automatische Löschung dieser Daten nach einigen Tag soll solch einen Einsatz verhindern. Gespeicherte Angaben und Suchen können ebenfalls als Beweise genutzt werden, aber bisher noch es noch keine Informationen darüber, ob Google auch bei diesen Details ähnlich vorgehen möchte.

Ansonsten betonte Google in der Presseerklärung auch noch, dass die Firma zwar allen gesetzlichen Vorgaben folgt, aber die Sicherheit ihrer Nutzer trotzdem an oberster Stelle steht. Deshalb erinnerte der Text die Leser auch an einige weitere von Google in der Vergangenheit veranlasste Maßnahmen, die die Privatsphäre von Menschen schützen können und möglicherweise nicht beachtet werden. Schließlich gibt es immer einige Menschen, deren Vorsicht in diesem Bereich langsam nachlässt.

Das Ganze klingt doch nach einer sinnvollen Änderung, die nicht nur in der aktuellen Problematik rund um das Recht auf Abtreibungen hilfreich sein könnte. Es gibt viele Orte, die Menschen zwar helfen, aber nicht unbedingt in einer Liste mit den besuchten Orten auftauchen sollten. Auch wenn natürlich noch viele weitere Quellen das eigene Handy und den Datenverkehr überwachen, so ist es trotzdem gut zu sehen, wenn es solche Änderungen gibt. Zumindest eine Sorge weniger.

Location History is a Google account setting that is off by default, and for those that turn it on, we provide simple controls like auto-delete so users can easily delete parts, or all, of their data at any time. Some of the places people visit — including medical facilities like counseling centers, domestic violence shelters, abortion clinics, fertility centers, addiction treatment facilities, weight loss clinics, cosmetic surgery clinics, and others — can be particularly personal. Today, we’re announcing that if our systems identify that someone has visited one of these places, we will delete these entries from Location History soon after they visit. This change will take effect in the coming weeks.


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8 KOMMENTARE

  1. Wieso hat man den standortverlauf eigentlich an. Ernst gemeinte frage. Was bringt mir der, außer damit ich meine sauftour nach nen Wochenende mit filmriss rekonstruieren kann?

    • Es ist sicher nicht der größte Aufwand der Welt, aber nur so zwei Probleme:
      1)Was machst du, wenn du dein Handy brauchst, um dahinzufinden?
      2)So’n Schwangerschaftsabbruch ist, im Gegensatz zum Glauben der Republikaner, kein Event, dass man mal eben mitnimmt. Wer da als Frau (oder sie auch begleitender Mann) wirklich die Geistesgegenwart hat zu sagen „ach halt, mein Handy ausmachen oder zuhause liegen lassen“…naja, ich weiß ja nicht.

      • Spricht das nicht eher für den Vorschlag von Twisted? Es ist eine lang und wohl durchdachte Entscheidung, nichts was ad hoc passiert, also kann man ja für diese Auto/Taxi/Öffifahrt das Handy zuhause lassen. Den Weg kann man sich auch Zuhause raussuchen.

  2. Zunächst mal: was die ganze Trackerei via Handy etc. angeht, so bin ich sehr zwiegespalten. Ich finde grundsätzlich, dass wir in Deutschland/Europa ein überzogenes Verhältnis zum Datenschutz haben. Das soll nicht heißen, dass ich jeden Bürger zum datentechnischen Abschuss freigeben will, aber ein etwas entspannteres Verhältnis täte es auch. Ich sehe z. B., dass eine Entbindungserklärung von der ärztlichen Schweigepflicht heutzutage 3 Seiten lang ist, nämlich eine halbe Seite, wo man den/die Ärzte angibt und unterschreibt, und 2 1/2 Seiten Hinweise, wo die Daten genutzt und nicht genutzt werden können. Oder das Hinweisblatt von Versicherern zur Datenspeicherung: Wir haben in Deutschland jährlich Millionen Verkehrsunfälle, und jede beteiligte Versicherung versendet jedesmal ein Formblatt, in dem sinngemäß drinsteht, dass die Unfalldaten erstmal gespeichert werden (müssen). Hatten wir nicht vor ein paar Wochen die Meldung, dass der Berliner Verwaltung das Papier ausgeht und deshalb die Wahl nicht wiederholt werden soll?! Ich nehm das wertfrei als plastisches Beispiel: Verzichtet auf diese Datenschutzhinweise, die eh keiner liest, und schon können wir drei Extrawahlen durchführen!

    Nun zur Datenspeicherung durch Google & co.: Generell habe ich kein Problem damit. Ich habe auch kein Problem damit, wenn die Daten genutzt werden, um mir Katzenfutterwerbung einzuspielen. Ich nenne das die „positive Nutzung“ meiner Daten: Lieber krieg ich Katzenfutterwerbung als Hundefutterwerbung, weil ich nunmal Katzenhalter bin. Werbung als solche krieg ich eh, dann doch lieber welche, mit der ich evtl was anfangen kann.

    Etwas anderes ist dann die „negative Nutzung“ meiner Daten: dort, wo mir die Verwendung im weitesten Sinne schaden kann. Nicht nur im Sinne einer Strafverfolgung („Sie waren am Tatort“), sondern auch Dinge wie „wir teilen Ihrer Krankenversicherung mal mit, welch ungesunde Lebensmittel Sie einkaufen“ oder (früher) „Herr Haldenwang sollte erfahren, dass Sie ein Video mit Herrn Meuthen angeklickt haben“ oder „Ihre Frau sollte erfahren, dass Ihr Auto vor einem Haus mit roter Laterne geparkt war“!

    Jede Form dieser „negativen Datennutzung“ sollte a) streng reglementiert werden und b) einem Richtervorbehalt unterliegen.

    Nach dieser langen Vorrede zum konkreten Fall, und da wird es kürzer:

    a) wer nicht will, dass er getrackt wird, soll sein Handy ausmachen oder zu Hause lassen.

    b) Abtreibungskliniken sind als Zielorte nicht sensibler als der Schnapsladen um die Ecke; dass Google das jetzt zum Thema macht, ist virtue signalling, sonst nichts.

    c) Wenn der Besuch einer Abtreibungsklinik (in einem Staat) illegal sein sollte, dann ist es eben so. Wenn dann der Strafverfolger bei Google (rechtlich zulässigerweise) anfragt, ob Frau X Klinik Y besucht hat, dann ist das genau dasselbe wie die Auskunft, ob Einbrecher A an Tatort B war. Wenn Abtreibung eine Straftat ist (nach dem jeweils gültigen Recht), dann gibt es überhaupt keinen Anlass, die Schwangere mehr zu schützen als jeden anderen Straftäter, der durch Tracking ggfs. überführt wird.

    Wie gesagt, virtue signalling at it’s best (or worst).

    • Zu b) Ein Besuch bei einer Abtreibungsklinik lässt sehr viel mehr Schlüsse auf persönliche, sensible Daten zu als ein Schnapsladen. Gerade wenn Menschen wegen einer Abtreibung ihren Job verlieren können oder zum Ziel von Belästigung und Gewalt werden können.
      Zu c) Problematisch(er) wird es, wenn Staat 1 Abtreibungen erlaubt, Staat 2 aber nicht und ankündigt, Menschen die für eine Abtreibung in einen anderen Staat reisen strafrechtlich zu verfolgen.

      • zu b) nimm den Schnapsladen nicht wörtlich, der steht für eine Vielzahl an „sensiblen“ Adressen, was auch eine individuelle Frage ist. Das kann genauso die Suchtklinik sein oder der Puff oder gar der Rechtsanwalt … es gibt tatsächlich Leute, die suchen sich den Rechtsanwalt u. a. danach aus, ob die Eingangstüre mitten in der Öffentlichkeit ist oder etwas abgeschieden „außer Sicht“ ist! Oder werden wir politisch: Willst du, dass der Verfassungsschutz weiß, ob du zum AfD- oder Antifa-Stammtisch gehst? Es wurden hier schon Leute gecancelt, die mit Herrn Meuthen Mittag gegessen haben! Anyway, ich will nur sagen, dass die Abtreibungsklinik nun wirklich nicht der einzig sensible Ort ist, an dem man nicht unbedingt getrackt werden will.

        zu c) das wird in keinem Rechtsstaat dieser Welt passieren, und auch die USA sind ein Rechtsstaat. Es wird auch niemals ein Deutscher in Deutschland bestraft werden, der sich in Amsterdam die Birne wegkifft! Das ist also ein reines Scheinargument.

  3. Man könnte natürlich auch Standortbestimmung ausmachen oder das Telefon Mal woanders lassen….von der Idee her aber Mal zumindest im Ansatz was positives.

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