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Im Jahr 2019 wurde ein erster Trailer für den Film Sonic the Hedgehog veröffentlicht, der Fans so gar nicht gefallen hat. Der größte Kritikpunkt war die Optik von Sonic selbst, dessen Design stark von der Vorlage abgewichen ist und einfach nur schrecklich wirkte. Zur Überraschung der Zuschauer reagierten die Verantwortlichen auf diese Kritik und der im Jahr 2020 veröffentlichte fertige Film beinhaltete eine deutlich besser aussehende Version des Charakters.

Seit der ersten Enthüllung des angepassten Designs für Sonic geht eine etwas sonderbare Theorie durch das Internet. Diese Verschwörungstheorie besagt, dass die Verantwortlichen am Anfang mit Absicht ein mieses Design präsentiert haben. Auf diese Weise konnte das Studio viele Pluspunkte sammeln, als sie auf die Kritik reagierten und das neue Design enthüllten. Für einige Menschen war das Ganze nur eine gezielte Werbekampagne rund um diesen Film.

Da diese Gerüchte aktuell noch immer anhalten, hat sich Producer Tim Miller vor Kurzem in einem Interview zu der Sache geäußert. Laut dem Producer war das Ganze natürlich keine Absicht und auch kein cleverer Schachzug des Teams. Für Tim Miller war diese Sache im Nachhinein vermutlich die glücklichste schlimmste Sache, die in solch einer Situation passieren kann. Die Fans erfreuten sich an der Reaktion auf ihr Feedback und für sie fühlt es sich so an, als hätten sie wirklich Einfluss auf den fertigen Film gehabt. Die Theorie rund um das Design ist allerdings komplett falsch.

No, but in hindsight, Jeff and I have talked about it, I feel like it was the luckiest horrible thing that could’ve happened, because I feel like fans appreciate the fact that they’re voice was heard, and it made them feel some sense of ownership in the success of the movie, and they should feel ownership.

Was den wahren Grund für das erste miese Design betrifft, so hat Miller netterweise auch hier eine recht ausführliche Erklärung abgeliefert. Dem Producer zufolge hängt das Ganze mit einigen ungewöhnlichen Regeln für animierte Charaktere, den Absichten des Designers und den Problemen beim Verfrachten einer animierten Figur in die echte Welt zusammen. Es spielten also mehrere Faktoren eine Rolle, die zu einem recht miesen Ergebnis führten.

Das Design von Sonic für den Film wurde von dem Animator Jeff Fowler übernommen, der schon seit 15 Jahren für Miller arbeitet. Seine Hauptaufgabe ist es, Charaktere zu animieren und sie möglichst sinnvoll darzustellen. Diese Aufgabe ist einfach sein Ding. Wenn er einen Charakter erschafft, dann geht er die Sache wie ein Animator an. Er braucht eine Figur, die Schuhe an den Füßen tragen und mit menschlichen Objekten wie beispielsweise einer Tür interagieren kann. Gleichzeitig sind Figuren ohne Zähne immer ein Problem und auf die Augen von Sonic waren zu Beginn einfach nur ein Standard Design. Dazu kommt dann noch, dass die Figur eine bekannte Optik besitzt und sie sich möglichst realistisch durch eine echte Welt bewegen muss. Alle diese Faktoren unter einen Hut zu bringen, führte zu vielen Problemen und einem eher unschönen Endergebnis.

Als das problematische erste Design der Öffentlichkeit gezeigt wurde, ging Miller direkt zu dem Animator und meinte, dass er offen zugeben muss, wie mies seine Arbeit in dieser Sache war und er bereits an einer besseren Version arbeitet. Jeff Fowler hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber wohl bereits öffentlich für das Ding entschuldigt und eine Verbesserung versprochen. Er wartet nicht auf eine Ansage von seinen Chefs oder das Fortlaufen der Marketing-Kampagne und nahm die Schuld einfach direkt auf seine Schultern. Diese Reaktion war zu dem Zeitpunkt vermutlich der beste und intelligenteste Schritt in die richtige Richtung. Zu dem Zeitpunkt war der Producer sehr stolz auf seinen Mitarbeiter.

Danach hat Miller sein Design stark angepasst, den Realismus etwas zurückgeschraubt und sich stärker an der Vorlage orientiert. Das dadurch entstandene Modell für Sonic wurde von Fans deutlich besser aufgenommen und die gesamte Sache offenbarte sich als ein glücklicher Zufall für die Produktion. Für mich zeigt diese Sache recht gut, warum Anzugträger und das Marketing keine Entscheidungen für die Arbeit der Künstler treffen sollten. Der Animator hat zwar zu Beginn einen Fehler gemacht, aber er reagierte darauf, weil er möglichst gute Arbeit für die Fans abliefern wollte. Ohne diese Freiheit müssten wir vielleicht weiterhin mit dem miesen ersten Modell und einer Ausrede irgendeines Kerls auf der Abteilung für die Werbung leben.

The real thing is the design. Jeff [Fowler] is an animator, and I hired him right out of college. So he was at Blur for, I don’t know, 15 years. And he’s a character animator, that’s his first and foremost thing. When he attacked the design problem, he’s thinking of it as an animator. He’s thinking, I gotta have a character who can look like he got a pair of shoes from a kid’s bedroom. I have to have hands that can open up doors and pick up human objects. A character with no teeth is a problem for animators, and those eyes that are in the default design, they’re not anything that approaches real. It was really hard to do.

On the other hand, you have a brand that everybody knows, and everybody loves to look at this character, but he’s gotta fit into this real world. And there’s a lot of examples where there’s a translation of that. So he does it, and of course, mayhem ensues. So then, I go over to Jeff and I said, ‚here’s what you need to do: you need to go out, and you need to say, I f*cked up to the fans, you need to say mea culpa, I hear you, we will fix this,‘ and Jeff said, ‚already did it.‘ He didn’t wait for the corporate machine to get around to putting out a message, which I feel like would’ve been the totally wrong thing to do. He just did it. It was the smartest thing he could’ve possibly done. I know it’s goofy to say this, but I was very proud of him.“


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