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Weil er sich nicht vor laufender Kamera strafbar machen will, verweigert Russen-Anchor Andrei Norkin eine Einschätzung der aktuellen Situation. (via)

Vor etwas über einer Woche haben die russischen Truppen in der Ukraine damit begonnen, sich aus dem zuvor besetzt gewesenen Cherson zurückzuziehen. Dieser Umstand wird in den westlichen Medien als ein weiterer Erfolg für die Ukraine eingestuft. In Russland fällt die Berichterstattung über diese Aktion natürlich ein wenig anders aus, weil die Medien dort hauptsächlich auf Propaganda setzen und positiv über den Feldzug sprechen müssen. Wer andere Dinge behauptet, der macht sich dort strafbar.

Die mit solchen Äußerungen verbundenen Strafen haben vor einigen Tagen dafür gesorgt, dass der Moderator Andrei Norkin einen etwas sonderbaren Auftritt im russischen TV hinlegte. Dieser Moderator entschied sich nämlich interessanterweise einfach dazu, sich nicht zu der Lage in Cherson zu äußern. Gleichzeitig erklärte er im TV aber auch, warum er dazu keine Stellung nehmen kann bzw. möchte.

Seiner Erklärung zufolge hat er neben dem Schweigen noch zwei weitere Optionen. Er kann die Entscheidung des Verteidigungsministeriums unterstützen und den Auszug aus Cherson als eine gute Entscheidung hinstellen. In diesem Fall würde er aufgrund der aktuell von Russland gefahrenen Linie zu den besetzten Gebieten aber öffentlich dazu aufrufen, die russische territoriale Integrität zu verletzen. Für solche Aussagen muss er mit mehreren Jahren im Gefängnis rechnen.

Die zweite Option wäre das Kritisieren der Entscheidung. Er könnte öffentlich in der Sendung sagen, dass das Verteidigungsministerium falsch handelt und es Cherson unbedingt halten sollte. Solche Aussagen würden aber öffentlich die russischen Streitkräfte diskreditieren. Diese Worte würden gegen einen anderen Artikel in dem gleichen Gesetz verstoßen und ihm ebenfalls eine Gefängnisstrafe von mehreren Jahren einbringen.

Unabhängig von seiner Meinung könnte also jegliche Aussage zu einem Aufenthalt im Gefängnis führen. Da der Moderator nicht ins Gefängnis möchte, hat er sich einfach dazu entschieden, öffentlich zu „schweigen“ und keine Worte darüber zu verlieren. In der Sendung erwähnt er dann, dass die Zuschauer sich jetzt einen Beitrag zu dem Thema anhören können und die Sendung danach an einige Experten weitergegeben wird.

Diese gesamte Situation und der Auftritt des Moderators wirken schon irgendwie absurd und grotesk. Daher wird der ca. 70 Sekunden lange Clip aus der Sendung aktuell auch häufig auf Twitter und anderen Plattformen geteilt. Es scheint viele Menschen zu faszinieren, wie dieser Moderator beinahe schon zum Schweigen gezwungen wird.

„Wenn ich die Entscheidung unterstütze und sage, dass das Verteidigungsministerium korrekt handelt, Cherson zu verlassen, dann rufe ich öffentlich dazu auf, die russische territoriale Integrität zu verletzen“

„Und wenn ich die Entscheidung nicht unterstütze und die Ansicht vertrete, dass das Verteidigungsministerium falsch gehandelt habe, Cherson zu verlassen, dann würde ich öffentliche die Streitkräfte diskreditieren“


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