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Leipzig plant einen Tempo-30-Test in drei Gebieten, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Der Versuch soll zeigen, was diese Entschleunigung insgesamt bringt. (via)

Die regionale Regierung in Leipzig möchte wohl bald einen groß angelegten Test durchführen, der herausfinden soll, was genau die Auswirkungen eines innerstädtischen Standardtempos von 30 km/h wären. Aktuell befindet sich das Ganze noch in einer frühen Planungsphase, weil die Vorbereitungen dafür recht komplex sind. Dafür müssen die Verantwortlichen sowohl Ampelschaltungen als auch die Zeitpläne von Bussen und Straßenbahnen berücksichtigen. Daher ist aktuell noch unklar, wann genau das Projekt beginnen wird.

Die Stadt Leipzig ist Teil einer Initiative, die sich für ein Tempolimit von 30 in allen Innenstädten einsetzt. Mittlerweile haben sich diesem Ziel mehr als 380 Kommunen in Deutschland angeschlossen. Das Ziel der Sache ist es darauf hinzuarbeiten, dass Städte selbst frei entscheiden dürfen, welche Geschwindigkeiten in den Orten erlaubt sind und wo Tempolimits notwendig sind. Der aktuellen Straßenverkehrsordnung zufolge darf es Tempo 30 nur dort geben, wo eine konkrete Gefährdung der Bevölkerung möglich wäre. Zusätzlich dazu sind Kitas und Schulen eine Ausnahme. Die Initiative möchte diese Möglichkeit auch auf Hauptstraßen etc. ausweiten.

Der anstehende Test in Leipzig soll wohl die Auswirkungen dieser Anpassung wissenschaftlich belegen und genau aufzeigen, was für Vorteile und Nachteile das Ganze mit sich bringen würde. Laut den Befürwortern der Aktion würde durch ein Tempolimit von 30 die Unfallgefahr stark sinken. Gleichzeitig würden Unfälle zu geringeren Verletzungen für Passanten führen, die bei einem Tempolimit von 50 oft tödliche Verletzungen erleiden. Des Weiteren wird für Tempo 30 eine „enorme Lärmentlastung“ versprochen, die besonders an größeren Straßen lebende Menschen erfreuen sollte. Der letzte Vorteil könnte eine Reduzierung von einigen in die Luft abgegebenen Schadstoffen sein.

Kritik an diesen Plänen aus Leipzig gibt es aktuell von mehreren Seiten. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) ist der Meinung, dass eine Reduzierung der Spitzengeschwindigkeit die Durchschnittsgeschwindigkeit in Städten zu stark senken würde. Dadurch sitzen die Fahrer länger im Auto und die Handwerker etc. würden erst später beim Kunden ankommen. Dabei muss man aber natürlich bedenken, dass man schon mit einem Tempolimit von 50 aufgrund von Ampeln und anderen Fahrern nur selten lange bei 50 km/h bleiben darf. Diese Sorgen könnten also leicht übertrieben sein.

Die CDU in Leipzig bezeichnet das gesamte Vorhaben als einen Kreuzzug gegen das private Auto. Angeblich würde solch ein Tempolimit von 30 auf den Hauptstraßen zu vielen Problemen führen. Ein Beispiel dafür wäre eine Verlagerung des Verkehrs in die normalen Wohngebiete, weil das dann der kürzeste Weg wäre. Dadurch würde es eine stärkere Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern geben. Konkrete Beweise für diese Kritik wurden aber noch nicht vorgelegt.

Ich persönlich wohne direkt neben einer Schule in einem Gebiet mit vielen weiteren Schulen. Hier bei mir herrscht also schon jetzt in der Umgebung beinahe überall ein Tempolimit von 30. Ich bin diese Einschränkung gewöhnt und man kann damit leben. Ob das Ganze jetzt wirklich enorm vorteilhaft wäre und die oben erwähnten Ziele erfüllt, kann ich allerdings nicht sagen. Allerdings würde ich davon ausgehen, dass man 50 sowieso nur selten ausfahren kann und man viel zu oft von Radfahrern, Fußgängern, Ampeln und Idioten ausgebremst wird. Vermutlich würde sich selbst in anderen Bereichen bei einem Tempolimit von 30 nur wenig ändern.


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5 KOMMENTARE

  1. Wir haben hier in der Gegend schon mehrere Ortschaften, in denen man selbst auf der Bundesstraße auf 30 („Lärmschutz“) heruntergebremst wird. Speziell am Bodensee, wo sich jedes Kaff als „Kurort“ bezeichnet, dort zu fahren, macht echt keinen Spaß mehr, wenn man teilweise von Fahrrädern überholt wird!

    Letztlich bin ich aber unentschlossen, was ich davon halten soll. Es gibt halt zig Faktoren zu berücksichtigen, Sicherheit auf der einen Seite, Freiheit auf der anderen Seite. Und damit meine jetzt ich nicht Freiheit zum Rasen, sondern z. B. auch die Freiheit, ein Güter- oder Personentransportgewerbe noch wirtschaftlich betreiben zu können u. ä.

    Mich würde auch mal interessieren, wieviele Leute wirklich aufgrund Tempo 50 ums Leben kommen, die bei Tempo 30 überlebt hätten. Solche Aussagen werden gerne sehr plakativ getroffen, aber hinterher hat man dann gar keine belastbaren Zahlen.

    Ein bisschen habe ich natürlich auch – angesichts der aktuellen Regierung – die Vermutung, dass das mal wieder ein Baustein ist, um uns den Umstieg aufs Lastenfahrrad schmackhaft zu machen.

    Alles in allem: Für Tempo 30 generell muss es schon gute Gründe geben. Denn aktuell sehe ich nicht, dass es auf unseren Straßen wie bei Sodom und Gomorrha zugehen würde. Wer uns einbremsen will, trägt die Beweislast.

  2. Also hier in Ludwigsburg haben wir auf der B27 40 und das stört schon. In der Woche im Berufsverkehr sicher nicht so sehr aber wenn du am Wochenende oder außerhalb dieser Zeiten fahren möchtest.

    • kann ich so nicht bestätigen, vielmehr dürfte das maßgeblich eine Frage des Alters sein. Deine Aussage dürfte eher auf jüngere Fahrer zutreffen. Ab einer gewissen „Altersreife“ geht man dann wesentlich gelassener in den Straßenverkehr.

      Ich bin früher auch gerne schnell gefahren, was die Karre so hergab. Inzwischen haue ich auf Autobahnen den Tempomaten auf 120 oder 130 rein, und in der Ortschaft schalte ich direkt den 50-Begrenzer ein, da eh überall Blitzer stehen.

  3. Interessante Alternative zum öpnv Ausbau.zumindest fürs erste..es werden bestimmt wieder viele aber die Wirtschaft und meine Freiheit brüllen..leider

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