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Nach dem Amoklauf in Hamburg mehren sich die Forderungen nach einer Verschärfung des Waffenrechts. In den tagesthemen kündigte Bundesinnenministerin Faeser die Überprüfung ihres eigenen Gesetzentwurfes an. (via)

Die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat bereits vor einigen Monaten Pläne für ein deutlich strengeres Waffenrecht veröffentlicht. Der damals vorgelegte Gesetzesentwurf zieht ein komplettes Verbot von kriegswaffenähnlichen, halbautomatischen Langwaffen vor. Zusätzlich dazu sollen Schreckschusspistolen, Armbrüste und ähnliche Objekte nur noch dann erhältlich sein, wenn die Käufer vorher einen Waffenschein erlangt haben.

Bisher ist dieser neue Gesetzesentwurf noch immer recht umstritten und es gibt viele Kritiker an diesem Vorschlag. Deshalb hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser in dieser Woche auch erneut zu Wort gemeldet und erneut über diesen Vorschlag gesprochen. Dabei verwendete die Politikerin den vor einigen Tagen in Hamburg durchgeführten Amoklauf als Beispiel dafür, wie notwendig weitere Änderungen und Einschränkungen in dem Bereich sind. Gleichzeitig betonte Faeser, dass der bisherige Vorschlag möglicherweise noch nicht weit genug geht. Sie möchte diese Pläne noch einmal vollständig überprüfen und mögliche Lücken in den Vorschlägen ausfindig machen.

Der Plan der Politikerin sieht aktuell vor, dass ein Antrag auf eine Waffenbesitzkarte auch immer von einer notwendigen ärztlichen Untersuchung begleitet wird. Dieser Vorgang soll herausfinden, ob eine Person psychologisch dafür geeignet ist, um eine Schusswaffe zu besitzen. Eine regelmäßige Überwachung und Kontrolle von Waffenbesitzern wird aber wohl als zu schwierig und nicht verhältnismäßig eingestuft. Gleichzeitig möchte man dadurch wohl eine bessere Vernetzung zwischen den einzelnen Behörden schaffen. Solche Verbesserungen sind beispielsweise notwendig, wenn Waffenbesitzer umziehen und ihren Standort wechseln. Der neue Vorschlag müsste diese Punkte wohl beachten.

Ansonsten fällt die vor einigen Tagen in Hamburg verwendete Tatwaffe bisher nicht unter das von der Politikerin angestrebte Verbot. Der Täter in Hamburg schoss mit einer halbautomatischen Pistole auf seine Opfer. Er durfte diese Waffe als Sportschütze legal besitzen und für den normalen Verwendungszweck einsetzen. Aufgrund der Tat in Hamburg möchte Faeser die Waffen dieser Art jetzt aber möglicherweise ebenfalls in das Verbot mit einbeziehen. Sie und ihr Team möchten auf jeden Fall darüber diskutieren, ob solche Maßnahmen notwendig sind.

Halbautomatische Pistolen dieser Art sind in Deutschland recht weit verbreitet. Viele Sicherheitsbehörden, Sportschützen und Jäger besitzen solche Waffen und das Ganze ist aufgrund der bisherigen Bestimmungen natürlich komplett legal. Dieser Umstand könnte sich aber schon sehr bald ändern, wenn die Politikerin zu dem Schluss kommt, dass auch solche Waffen nichts in den Händen von Privatpersonen zu suchen haben. Unter diesen Umständen müssen viele Menschen ihre Waffen abgeben.

In ihren Aussagen zu dem Thema verwies Faeser auch noch auf aktuell anhaltende Probleme bei Waffenkontrollen. Anscheinend haben Sparmaßnahmen und Stellenstreichungen in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass man die Kontrollen von Waffenbesitzern nicht mehr ausreichend oft durchführen kann. Solche Kontrollen sind aber wichtig, um die Menschen ausfindig zu machen, die sich möglicherweise nicht als Waffenbesitzer eignen. Dazu gehören Personen mit psychologischen Erkrankungen oder auch einfach nur Personen mit zu vielen Waffen oder einer falschen Lagerung.

„Wir haben eine Zeit in Deutschland gehabt, wo wir sehr viel Verwaltung abgebaut haben, es war en vogue zu sparen. Und jetzt wundert man sich, dass man die Kontrollen nicht mehr durchführen kann.“

Im Bereich der Waffenkontrolle gab es in den letzten Tagen auch noch weitere Forderungen. Die Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, forderte beispielsweise, dass alle Waffenkäufer in Zukunft ein psychologisches Gutachten vorlegen müssen. Bisher wird solch ein Bericht nur von Menschen unter 25 Jahren erfordert, was laut der Dame keine sinnvolle Umsetzung solcher Vorschriften ist. Schließlich können auch ältere Menschen das eine oder andere Problem haben und sich nicht als Waffenbesitzer eigenen. Ansonsten wird der Amoklauf in Hamburg als Grund dafür angegeben, um diese Verfahren genau zu überprüfen und herauszufinden, warum dieser Mensch eine Waffe besitzen durfte. Es gibt wohl eindeutig einige Schwächen in diesem Verfahren.

 

Das Ganze klingt also sehr stark danach, als würde der sowieso schon recht strenge Entwurf für das neue Waffengesetz in der Zukunft noch strenger ausfallen. Ich persönlich bin bei der Sache etwas zwiegespalten. Gewisse Waffenarten zu verbieten würde möglicherweise tatsächlich dafür sorgen, dass Privatverboten es etwas schwerer haben an solche Objekte zu kommen. Allerdings ist der Kauf von Waffen selbst mit extrem strengen Gesetzen nie komplett unmöglich, Amokläufer würden trotzdem eine Möglichkeit finden. und ich bin nie ein Fan von umfangreichen Verboten. Schließlich lassen sich Waffen mittlerweile schon mit 3D-Druckern herstellen.

In meiner Familie gibt es viele Sportschützen und auch einige Jäger. Ich kenne also viele Menschen, die die eine oder andere Waffe besitzen und ich sehe das Ganze als recht normal an. Daher wäre ich persönlich eher dafür, dass man die Kontrollen, die Kommunikation zwischen Behörden und die Untersuchungen vor dem Waffenkauf verbessert. Von jedem Waffenkäufer ein psychologisches Gutachten zu erfordern, halte ich persönlich beispielsweise für eine sehr gute Idee. Auf diese Weise kann man sicherstellen, dass man problematische Menschen früh bemerkt und Waffen nur in die Hände von zuverlässigen Käufern gelangen, die solche Objekte korrekt behandeln. Und ich sehe kein wirkliches Problem damit, wenn Menschen das Schießen als Sport betreiben möchten.


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17 KOMMENTARE

  1. Eventuell sollte einfach der Verkauf der Munition überwacht werden, wenn jemand mehrere 100 Schuss kauft, sollte man stutzig werden.

    Ebenso könnten leergeschossene Patronen zurückgebracht werden um Sie zu „tauschen“

    • Die Aussage kann man auch nur machen, wenn man noch nie etwas mit dem Sport zu tun hatte. Was jetzt kein Vorwurf ist.

      Ich verbraucht pro Woche zwischen 100 und 150 Schuss. Und Ich habe leider nur einen Trainingstag auf dem Schießstand.
      Ambitionierte Sportschützen optimieren gerne ihr Material. Munition und Waffe müssen zueinander passen. Also testet man verschiedene Sorten und Chargen aus und wenn man eine gut funktionierende Charge gefunden hat, kauft man davon auch sofort 5.000 bis 20.000 Stück.

      Wenn man dann noch öfter trainiert, oder dynamische Disziplinen schießt, steigt der Munitionsverbrauch ganz erheblich.

  2. Tote durch Sportwaffen 2022 – 1
    Tote durch Sportwaffen 2021 – 12
    Tote durch Sportwaffen 2020 – 20 (inkl. 10 in Hanau)
    Tote durch Sportwaffen 2019 – 3
    Tote durch Sportwaffen 2018 – 3

    Messerangriffe 2020 – 50 … pro Tag!
    Messertote 2020 – mindestens 100

    Verkehrstote 2020 – ca 800

    Ja, die Frau Faeser hat wie immer den totalen Durchblick, wovon die größten Gefahren ausgehen.

    Verbieten wir Schusswaffen. Und Autos. Und Fallschirmspringen. Und jedes Messer, das schärfer ist als ein Nutellastreicher. Und wenn dann irgendwann alles verboten ist, woran sich jemand verletzen kann, inklusive Lagerfeuer, Stöckelschuhen und Fußball, dann haben wir Utopia endlich erreicht.

    Und jetzt mal ohne Sarkasmus: Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist das doch einfach planloser Aktionismus. Ich bin wirklich kein Freund von Schusswaffen, aber legale Sportwaffen sind im Verhältnis betrachtet nun wirklich kein Quell ausufernder Gewalt.

    • In Thüringen hat man auch das brandgefährliche gendern verboten. Wie viele Tote gab’s denn da? Muss wohl wirklich ein Quell ausufernder Gewalt. So schnell wie das Thema aufkam und verboten wurde.

      • Ich weiß zwar nicht, wie sinnvoll der Vergleich von Äpfeln mit Kokosnüssen ist, aber ich steige mal drauf ein:

        Gendern – hauptsächlich in seiner Extremform mit Sprachschluckauf, Sternchen, Doppelpunkten usw. – halte ich für eine große und akute Bedrohung eines wichtigen Kulturgutes, nämlich unserer Sprache. Deshalb sollte Gendern wie jede Fremdsprache betrachtet werden: Würde eine Behörde antworten „ab morgen wird hier Suaheli gesprochen“, würde man auch fragen, ob die noch alle Bytes auf der Platte haben.

        Hierbei erscheint mir der Hinweis angebracht, dass es bei dem Verbot um das Gendern in Behörden und (hoffentlich) auch Medien geht. Was du privat machst, interessiert keine Sau, egal ob du den Genderbrechdurchfall, sächsisch, bayrisch, schwäbisch oder einen sonstigen Dialekt oder eine Fremdsprache verwendest.

        Insofern ist die Bedrohung unseres Kulturgutes Sprache durch Gendern deutlich höher als durch Patronen aus Sportwaffen … zumindest wäre mir nicht bekannt, dass Sportschützen haufenweise auf Leute schießen, die sich diesem Gestottere verweigern!

    • Wir haben in Deutschland aber nur so wenig Schusswaffentote, weil man halt nicht leicht an Schusswaffen kommt, eine gesundheitliche Überprüfung halte ich auf jeden Fall für sinnvoll, vllt. alle 2 Jahre.
      Bin auch dafür das man ab einem bestimmen Alter überprüft werden sollte, ob man noch Auto fahren kann.

      • Eben: bei jeder Reglementierung gilt es einen Ausgleich zu finden zwischen Freiheitseinschränkung und Erfolg.

        Der Erfolg, dass es in Deutschland sehr wenige Schusswaffentote gibt, rechtfertigt absolut die gesetzlichen Einschränkungen beim Erwerb von Schusswaffen.

        Dass man in Deutschland eine Fahrerlaubnis zum Bewegen von Kraftfahrzeugen benötigt, wird auch kaum jemand in Frage stellen angesichts der potentiellen Gefahr, die durch tonnenschwere schnell bewegte Objekte ausgeht, und angesichts der Vielzahl von Verkehrsregeln, deren Kenntnis für einen geregelten Verkehrsfluss erforderlich sind. Ob man darüber hinaus ab einem gewissen Alter zusätzlich die geistige Fitness testen sollte, ist zumindest diskutabel, da möchte ich hier keine Stellung beziehen.

        Anyway, ich gebe dir also durchaus Recht, nur was Schusswaffen angeht, halte ich eben die momentane Rechtslage für absolut ausreichend, um die Gefahren durch Schusswaffen weitestgehend auszuschließen.

        Oder andersrum: Die zusätzlichen Einschränkungen, die Faeser hier fordert, führen zu zusätzlichen Einschränkungen der persönlichen Freiheit, deren Auswirkungen eben nicht mehr durch den verhältnismäßig marginalen zusätzlichen Sicherheitsgewinn zu rechtfertigen sind.

  3. Ich bin stark dafür das Waffenrecht zu verschärfen. Ich verstehe nicht wieso eine Privatperson in einem Land wie unserem, das einen funktionierenden Polizeiaparat hat, eine Schusswaffe zuhause haben sollte. Schießen als Sport zu bezeichnen finde ich generell seltsam. Ich bin selber in einem Bogensportverein und würde auch das nicht als wirklichen Sport bezeichnen, wobei ich da immerhin meine Muskeln benutze. Korrigiert mich als unwissenden gerne, aber für mich scheint als so, als brauche man zum schießen eine ruhige Hand und Köpfchen.
    Wenn die Leute unbedingt Sportschießen als ihren Sport brauchen sollen sie die Waffen halt im Verein einschließlich und nicht außer Haus lassen.

      • Sehe ich ähnlich. War auf jahrelang Bogenschütze und sollte ständig zu den Sportschützen „mit Schusswaffe“ mitkommen. Fand es einfach nur nerfig.
        Ich hab kein Problem mit Waffen aber es ist irgendwie komisch dieser Kult darum, gerade bei Sportschützen.
        Mein Onkel ist z.B. Jäger, bis ich 20 war habe ich NIE ein Gewehr bei ihm gesehen geschweige wusste ich das die im Haus sind. DAS finde ich verantwortungsvoll.

      • Du willst bei dir Zuhause mit Schusswaffen trainieren? o.0
        Ich hoffe doch stark das ist bereits jetzt verboten! Und wo überhaupt? Hast du einen 30m Schießstand in deinem Privatbunker? Tja selbst wenn das jetzt der Fall ist und es bisher erlaubt wäre müsstest du dann halt auf die Schießanlage im Vereinshaus gehen. Da stehe ich echt kein Problem dabei!

        • Aber sicher wird auch Zuhause trainiert. Dann halt nicht „scharf“. Nennt sich Trockentraining und ist extrem wichtig, wenn man nicht die Möglichkeit hat mehrfach die Woche auf dem Schießstand zu trainieren.

      • Ich kenne mich mit der Wildjagd nicht aus. Ich vermute aber mal die brauchen Scharfschützengewehre, die nicht automatisch sind, oder? Damit lässt sich in geschlossenen Räumen eher schwierig ein Amoklauf starten, oder?
        Dazu fehlen mir Informationen. Berufsjäger sind aber wahrscheinlich versierter und geschulter im Waffenumgang.

    • Das Waffenrecht ist in Deutschland mit eines der „schärfsten“ weltweit. Wie so oft scheitert es an der Durchsetzung des selbigen. Schießen, egal in welcher Form (und dazu zählt auch ein Bogen) ist ein annerkannter Sport. Sport hat nicht nur mit Bewegung zu tun, das IOC hat als Beispiel auch Schach als Sport annerkannt. Es geht um den Wettbewerb, die Aktivität des Menschen an sich. Daher kann ich deine Einstellung zur Definition nicht wirlich nachvollziehen.

      Das Argument, seine Waffen im Vereinshaus einschließen zu lassen ist das alte, fadenscheinige Argument bei dem nie weiter als bis zur eigenen Iris gedacht wurde. Als Anhaltspunkt, was glaubst du wie das bei grösseren Vereinen aussehen würde? Es würden ganze Waffendepots entstehen und bei Menschen mit krimineller Energie grosse Begehrlichkeiten entstehen lassen. Und kein Verein kann eine 24/7 Wachmannschaft unterhalten die auf das Vereinshaus und den Tresor aufpasst. Das ist einfach unrealistisch, praxisfern und die typische Argumentation von Politikern die sich dem Aktionismus unterworfen haben.

    • Wenn du nicht einmal Bogensport als Sport bezeichnest, hast du evt. ein falsches Verständnis von Sport im allgemeinen. Für mich ist Sport die Schulung meiner Fähigkeiten und das ständige Verbessern. Dazu kommt noch der Wettkampf also der Vergleich mit anderen. Beides ist sowohl beim Schießsport als auch beim Bogensport vorhanden. Und wenn du mal selber versuchst mit einer Kurzwaffe eine Scheibe auf 25m oder mit einem Gewehr auf 50m, 100m, 300m oder mehr zu schießen, dann wirst du sehen – so einfach ist das gar nicht und es erfordert recht viel Übung.

      Das zweite Thema: Waffen im Verein lassen. Davon halte ich persönlich gar nichts. Für mich produziert das nur voll ausgestattete Waffenlager, welche häufig recht ablegen sind. Wenn ein Sportschütze oder Jäger zuhause überfallen wird, bekommt der Täter vielleicht 1-5 Waffen. Wenn er in den Verein eindringt bekommt er im schlimmsten Fall 100 oder mehr Waffen ggf sogar mit Munition.

      Grundsätzlich ist das einzige Thema was ich positiv finden würde, dass verbieten (bzw. das Anmelden) von SRS-Waffen. Der Silvesterabend in Berlin hat gezeigt, dass die Leute nicht in der Lage sind damit vernünftig umzugehen.

      • Vielen dank für den Hinweis zur Waffenhortung. ja das ist auch wirklich ein großes Problem. Also doch auch den Schießsport ganz verbieten? 😀
        Ihr seht ich habe auch keine Lösung, sondern nur meine persönlichen 5 Cents dazugegeben. Meiner persönlichen Meinung nach braucht keine Privatperson eine Schusswaffe. Sollen Sie halt Kuchen ess.. ähh Schachspielen, wenn Sie keinen körperlichen Sport machen wollen! 😀

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