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Im 19. Jahrhundert war der Wolf in Deutschland ausgerottet. Durch Bemühungen von Tierschützern und Forschern hat sich diese Situation im Laufe der Zeit aber wieder gebessert. Der Wolf ist in Deutschland zwar noch immer eine bedrohte Tierart, aber mittlerweile gibt es vor Ort wieder genug Vertreter dieser Tiere, um sogar wieder für Probleme mit Bauern etc. zu sorgen.

Am gestrigen Freitag wurde aus diesem Grund auch ein spezieller „Wolfgipfel in Berlin veranstaltet. Dort haben Vertreter des Bauernverbands mit Politikern darüber diskutiert, wie man die Wölfe in Deutschland in Zukunft handhaben sollte. Die Landwirte forderten dabei zusammen mit einigen Politikern eine Lockerung der bisherigen Gesetze, um das Schießen und Jagen von Wölfen zu ermöglichen.

Aktuell gilt der Wolf durch die Berner Konvention als besonders geschützte Art. Aus diesem Grund ist es auch durch Paragraf 44 des Bundesnaturschutzgesetzes komplett verboten, die wild lebenden Wölfe zu fangen, zu verletzten oder zu töten. Nur in extremen Ausnahmefällen kann die für den Naturschutz zuständige Behörde eine Erlaubnis für einen Abschuss geben. Solch eine Situation gibt es beispielsweise dann, wenn ein Wolf eine ernste Gefahr für Menschen darstellt.

Landwirte und gewisse Politiker möchten diese Einstufung aber ändern. Allen voran stehen dort die Vertreter von Bayern, die sich in den vergangenen Tagen stark gegen den Schutzstatus der Wölfe stellten. Markus Söder kommentierte die Situation mit den Worten Der Wolf gehört hier nicht her, um ein weiteres Standbein bei den kommenden Wahlen aufzubauen. Söder möchte in Bayern gerne eine neue Verordnung etablieren, die es Bauern erlauben würde, alle Wölfe in ihrer Nähe zu jagen, wenn es zu einem einzigen Tod eines ihrer Weidetiere gekommen ist. Bauernverbände unterstützen diese Idee aktuell und Naturschützer stehen natürlich komplett auf der anderen Seite des Spektrums.

„Ein Riss reicht. Tötet ein Wolf ein Weidetier, darf er auch geschossen werden. Und zwar nicht nur der eine Wolf, sondern auch andere. Denn ein langwieriges DNA-Gutachten sei nicht nötig. „

Die Feinde des Wolfes wollen diese Art aber natürlich nicht komplett ausrotten. Den bisherigen Vorschlägen zufolge will man einfach nur dafür sorgen, dass die Wölfe ihre Angst vor dem Menschen zurückbekommen und sich automatisch von bewohnten Bereichen fernhalten. Gleichzeitig will man die eigenen Tiere schützen und Angriffe auf Pferde, Schafe etc. unterbinden. Natürlich sollen erlaubte Jagden auf Wölfe ebenfalls unter bestimmte Regeln fallen, wie es auch bei anderen Wildtieren der Fall ist.

Ob das Jagen von Wölfen tatsächlich einen Schutz für Weidetiere darstellen würde, kann man nicht mit Gewissheit sagen. Der Wolfsforscher Kurt Kotrschal von der Uni Wien zweifelt stark an der Effektivität solch einer Taktik. Die Wolfspopulation nimmt aktuell überall in Europa zu und Jungwölfe wandern weiterhin durch die Regionen. Diese Jungwölfe würden die geschossenen Exemplare locker wieder ausgleichen, sodass sich die Situation nicht wirklich ändert.

In Frankreich werden aktuell pro Jahr ca. 10% der Wölfe erschossen. Die EU erlaubt diese Vorgehensweise in dem Land. Allerdings reduziert sich der Bestand dadurch nicht wirklich und auch die Schäden an den Weidetieren nehmen nicht spürbar ab. Dafür gibt es wohl mehrere Gründe. Durch die erlaubte Jagd vernachlässigen die Tierhalter den Schutz ihrer Herden und die Angriffe auf die Wölfe stören das Sozialverhalten dieser Tierart. Dadurch würden die Wölfe wohl sogar eher dazu neigen, ihre Jagd auf Weidetiere auszuweiten.

Der Osten von Deutschland zeigt eine interessante Lösung für die Probleme mit den Wölfen. Dort gibt es schon länger Wölfe und die Anzahl der Wölfe nimmt dort nicht wirklich zu. Sie regulieren sich in gewisser Weise selbst. Wölfe bilden nämlich Rudel und diese Rudel halten ihre Reviere frei von zuwandernden Wölfen. Diese Einzelgänger sind es für gewöhnlich, die Weidetiere angreifen und den Menschen Probleme bereiten. Die Wolfsrudel funktionieren ganz gut, um solche einzelnen Tiere auf Distanz zu halten. Wenn sich Menschen aber einmischen und das Ganze stören, dann hat man weniger Rudel, mehr einzelne Wölfe und auch mehr Angriffe auf Weidetiere.

„Das heißt, Wolfsrudel halten ihren Bereich sauber von zuwandernden Wölfen und halten einander auf Distanz.“

Wölfe in Deutschland sind ein interessantes Thema. Erst einmal hat man das Ganze gefördert und jetzt beschwert man sich darüber, dass man mit den Tieren auch irgendwie zusammen leben muss. Man kann den Ärger von Bauern in der Sache zwar verstehen, aber ich persönlich finde es gut, wenn es wilde Wölfe in Deutschland gibt. Ich habe im Grunde kein Problem mit dem Jagen oder dem Schießen als Sport, sofern das Ganze unter festen Regeln abläuft und keine negativen Effekte hat. In dieser Sache scheint das Ganze aber keine sinnvolle Lösung darzustellen und Politikern in Bayern als ein weiteres Standbein für die anstehenden Wahlen zu dienen.


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9 KOMMENTARE

  1. Wenn Raubtiere durch Gewinnbringendes Anfüttern wie die Söderwölfe zum Problem für den Menschen werden, sollte man tatsächlich darüber Nachdenken dies dem Rudel zu entnehmen. (Sarkasmus Ende. )

  2. @thescarlet
    Typisch heutige Jugend einfach mal angebliche Fakten rauszuhauen ohne wirklich zu recherchieren.
    In Bayern mag es zwar aktuell erst nur 5 Rudel ( 23 Tiere ) geben, aber das sind a: nur die genetisch nachgewiesenen und auch fehlen die einzeln umherstreifenden Tiere.
    Deutschland vorallem der Nordosten hat die Weltweit höchste Wolfspopulation ( Brandenburg 1200 Tiiere ), ein Predator der keinerlei positiven Nutzen für unser Ökosystem hat.
    Schutzzäune selbst bis 4 Meter hohe verhindern keinen Wolfsangriff, Herdenschutzhunde sind i.d.R. teuer als auch nicht genügend vorhanden. Landwirte müssen die Kosten selbst stemmen und Weidetierhaltung war noch nie wirklich lukratiiv, das ist meist mehr eine Überzeugung oder Erhaltung der Kulturlandschaft. Viel Spaß mit den Extrakosten zur Erhaltung von Wasserdämmen im Norden ohne billige Weidetierhaltung. Aber hey sind ja wieder nur unsere Steuergelder genau wie heut allgemein der pure Aktionismus in der Politik, erst muss wieder ein Mensch von einem Wolf angefallen werden bevor man reagiert. Bestes Beispiel die Bärdiskussion in Italien.

    • Mein Freund und Kupferstecher, ich bin alles, nur nicht jung. Und die von dir erwähnten Punkte sind mir als Berufsförster und Jäger durchaus bekannt. Einmal existieren Förderungen für genau solche Fälle. Federt nicht alles ab, auch das ist mir bewusst, aber eben einen Teil. Und dass auch Zäune nicht zu hundert Prozent einen Wolf abhalten ist ebenfalls klar. Wenn wir hier aber schon von blindem Aktionismus sprechen, dann lass bitte die Kirche im Dorf und wirf nicht einen vier Meter Zaun ins Rennen. Wölfe springen nicht, wenn sie nicht müssen. Elektrodoppeltzaun ist das Stichwort. Da geht der Wolf einmal dran und danach nie wieder. Aber auch ist wieder Mehraufwand nötig.

      Und natürlich sind nicht genug Herdenschutzhunde vorhanden, wenn kein Bedarf besteht. Wenn dann wieder welche nötig sind, dann wird auch die Verfügbarkeit zunehmen und ihr Preis natürlich runtergehen. Klassische Marktwirtschaft.

      Positiver nutzen … ganz ehrlich, hat der Mensch auch nicht und der darf seinen Scheiß wortwörtlich auf die Felder verteilen. Aber gehen wir einmal auf den positiven Nutzen für unsere Wälder ein, denn da hat der Wolf ganz klar eine regulierende auf die völlig überbevölkerten Wildbestände. Wäre echt schön, wenn ich nicht morgens und abends meine Zeit damit verschwenden müsste, auf einem Jagdstand zu sitzen, damit irgendwie mein Jungbestand durchkommt. Einzäunen wäre möglich, klar, aber da klingeln dann wieder die Pilzsammler sturm, dass sie nicht überall in den Wald können.

      Und wo nimmst du bitte diese irre Zahl her? Aktuell leben in Brandenburg nicht einmal 200 Tiere. Da werden schon Welpen etc. dazugerechnet, von denen knapp 50% adulte Tiere werden. Also wenn du schon versuchst gegen mich zu argumentieren, dann aber bitte mit den richtigen Zahlen und vor allem keinen Scheinargumenten. Oder war das jetzt ein Trollversuch, die Landwirte noch schlechter dastehen zu lassen?

  3. Nach den ganzen pro wolf Kommentaren möchte ich jetzt mal eine andere Sichtweise schildern.

    Gehört der Wolf nach Deutschland – ich denke ja, er gehört als spitzenpredator definitiv in die Natur und das würde mir auch helfen den wildbestand unter Kontrolle zu halten.

    Man muss dazu aber verstehen, daß wir nicht mehr in in einer Natur sondern in einer Kulturlandschaft leben. Das kann man jetzt gut finden oder auch nicht – das ist aber Fakt.

    Die Frage ist jetzt eigentlich, was ist ein gesunder Bestand, also wieviele Wölfe pro Fläche… als Hypothese: wenn die Wölfe anfangen in den Vorgärten von Urbanen Gebieten nach Nahrung zu suchen und das evtl. mal ein Kleinkind sein könnte.

    Das z.B. der ganze Muffelschaf bestand in der Rhön wurde durch den Wolf ausgerottet.

    Ich denke, wenn wir mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit an die Sache ran gehen, und uns um eine gesunde bestandszahl kümmern. Kommen wir gar nicht in die Predullie zwischen Ausrottungsforderungen der einen Partei und der Grenzenlosenverbreitung der anderen Seite unterscheiden zu müssen

    • Das ist ein absolut vernünftiger Kommentar, dem ich zu 100% zustimmen kann. Wir besitzen auch bei Rehen eine Quote, da die sich eben nicht mehr natürlich regulieren und uns sonst wortwörtlich den gesamten Wald wegfressen würden. Gleiches gilt es auch für den Wolf zu finden. Da muss eine gewisse Balance zwischen Erhaltung und gesundem Maß herrschen. Einziges Problem ist einfach, dass es einen Haufen Jäger gibt, die erst einmal sich einen schönen Wolf schießen wollen. Hier sehe ich den Gesetzgeber die Strafen für einen Falschabschuss noch empfindlicher zu machen, um dem vorzubeugen.

  4. Das einzige was hier nicht her gehört ist der Mensch. Und auch nur der Mensch macht Probleme, der Rest der Natur regelt sich alleine.

  5. Ach oh Wunder aus Bayern kommt ein Vorschlag.gut man mag dort keine Zuwanderung,selbst wenn’s Tiere sind.das Problem ist hier erster Linie der Mensch und nicht das Tier, als Beispiel:
    1.der Mensch ist es der jedes Jahr Tonnenweise Eicheln und Kastanien durch Kindergärten/Schulen/Rentner in die Wälder zu den Sammelstellen schleppt damit auch bloß jedes Reh und jede Wildsau fett und gesund ist.dadurch reguliert sich der Bestand nicht mehr von alleine,die jäger kommen teilweise nicht mehr hinterher mit dem schießen,und der Wolf der keine kranken und lahmen Tiere mehr findet sucht sich dann andere Leckerlis.
    2.es gibt Wolfszäune zu kaufen, um zum Beispiel Herden zu schützen,hat aber kaum einer kostet ja Geld,und wie wir alle wissen nahen ausnahmslos alle Bauern in Deutschland am Existenzminimum
    3.Ein Wachhund reicht halt nicht wenn ein Wolf in der Nähe ist,die meisten Tiere bekommen Panik wenn sie den riechen,meist auch weil sie es nicht kennen.
    4.der letzte Wolfsangriff auf einen Menschen liegt meines Wissens nach knapp 200 Jahre zurück,Panik ist da erstmal nicht nötig..

    Wenn man alles getan hat um sich vor den Tieren zu schützen und es dann immer noch zu einem Riss kommt..durch einen Wolf..ja dann meinetwegen Feuer frei auf den Ausreißer,da aber so ein Revier Riesengross ist wird es schwierig mit dem Suchen.

  6. Bayern, das Bundesland, in dem aktuell ganze zwei Wolfsrudel vorkommen. Ich sage nur wow. Auch die Erwartungshaltung von den Landwirten einfach ihr Vieh auf löchrigen Weiden stehen zu lassen und dann kommt schon alles durch, ist einfach komplett weltfremd. Nur so ein kleiner Funfakt, es stirbt jährlich zigfach mehr Vieh durch falsche Fütterung als durch den Wolf. Und ja, in Polen funktioniert das ohne Probleme, man könnte fast meinen, die würden dort ein ausgereiftes Konzept nutzen mit einer Kombination aus Elektrozäunen und Herdenschutzhunden. Aber das wäre ja anstrengend immer die Zäune überwachen zu müssen und noch zusätzliche Hunde halten zu müssen. Als aktiver Jäger würde ich einen Wolf in meinem Revier btw. begrüßen. Dann geht vielleicht auch endlich das Gejammer um jedes geschossene Reh zurück. Das Nachbarrevier hat aktuell mehr tote Rehe durch Wildunfälle als durch die Jagdstrecke. Von denen würde dann zumindest ein Teil auch vom Wolf gefressen werden, statt einfach im Müll zu landen.

    Bei solchen Nachrichten braucht sich echt niemand wundern, dass die deutschen Landwirt einen furchtbaren Ruf genießen.

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