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Die Europäische Kommission plant offenbar neue Direktiven für die Wärmeversorgung der Bürger. Laut „Bild“ würde die neue „Ökodesign-Richtlinie“ die Heiztechnik in Wohnhäusern rein auf Wärmepumpen beschränken. Auch der verlangte „Wirkungsgrad“ ist ambitioniert. (via)

Die deutsche Bundesregierung streitet bereits seit einigen Wochen darüber, wie man die Heizungswende in unserem Land umsetzen sollte. Alte Öl- und Gasheizungen werden dabei nicht mehr als zeitgemäß und zu umweltschädlich eingestuft. Daher möchten die Politiker neue Gesetze erlassen, die komplett neue Heizungen in Gebäuden auf umweltfreundlichere Alternativen begrenzen würden. Auch wenn dieser Schritt in Deutschland noch immer nicht geklärt wurde, so scheint sich jetzt auch die EU diesem Thema anzunehmen.

Einem Bericht der „Bild-Zeitung“ zufolge gibt es aktuell wohl bereits erste Pläne dafür, die „Ökodesign-Richtlinie“ der EU abzuändern. Dabei beruft die Zeitung sich wohl auf einen Entwurf der „Ökodesign-Richtlinie“, die in den nächsten Monaten beschlossen werden könnte. Die neue Regel würde dann ab 2029 dafür sorgen, dass neu eingebaute Heizungen in der EU mindestens 115 Prozent Wirkungsgrad erreichen müssen.

Dieser Schritt würde interessanterweise einem Verbot von eher klassischen Öl- und Gasheizungen gleichkommen. Diese alten Geräte könnten diesen Wirkungsgrad nämlich nicht wirklich erreichen, was sie automatisch von dem Einbau in Häuser abhalten dürfte. Diese Heizungen liegen für gewöhnlich unter einem Wirkungsgrad von 100 Prozent. Wärmepumpen sind deutlich effizientere Geräte und sie können solch eine Anforderung unter normalen Umständen locker erfüllen.

Die EU-Kommission hat sich auf Anfrage der „Bild“ wohl nicht offiziell zu dem Thema und ihren angeblichen Plänen geäußert. Allerdings habe es laut der Zeitung wohl aus gewissen Kreisen geheißen, dass sich aktuell noch immer alles „im Fluss“ befindet. Die Sache wurde wohl ebenfalls noch nicht komplett geklärt und eine finale Entscheidung lässt noch immer auf sich warten. Allerdings soll es bei einer solchen Veränderung wohl keine Ausnahmen für einzelne EU-Staaten geben.

Die Reaktionen auf diesen Bericht fallen bisher sowohl von der Öffentlichkeit als auch von vielen Politikern eher negativ aus. Der als Fraktionschef der FDP fungierende Christian Dürr beschreibt das Ganze beispielsweise als einen Skandal. Seiner Meinung nach würde die EU damit alles zerstören, was die Politiker im Moment in Deutschland erreichen wollen. Schließlich würden regionale Richtlinien an Bedeutung verlieren, wenn die EU ihre Gesetze in dieser Sache verändert und ebenfalls Vorschriften erlässt.

„Das, was da aus Brüssel kommen soll, halte ich für einen Skandal! Frau von der Leyen würde damit alles torpedieren, worum wir uns hier in Deutschland gerade bemühen.“ Christian Dürr

Das Geschrei bei solchen Meldungen ist natürlich immer sehr groß. Niemand möchte seine Heizung wechseln müssen oder so viel Geld in ein Gerät stecken, welches ihm aufgrund von Klimaschutz vorgeschrieben wird. Dabei ignorieren die Leute aber wohl absichtlich, dass diese Regulierung nur bei einem Neubau greift. Ich zweifele irgendwie ernsthaft daran, wie viele Leute ab 2029 noch eine ältere Öl-, Gas- oder Pelletheizung einbauen würden. Im Bereich der Effizienz liegen andere Möglichkeiten schließlich oft vorne. Oder geht es den Menschen da einfach nur um die Gewohnheit und das Meckern?


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12 KOMMENTARE

  1. Was mich an dieser Vorschrifts- bzw. Verbotsorgie der Politik am meisten stört, ist die Verengung auf stets genau eine Alternative. Stichwort Technologieoffenheit: Die Politik will zwar ganz genau wissen, wie das Wetter im Jahr 2050 ist, aber welche Technologien bis dahin entwickelt werden, davon haben sie definitiv keine Ahnung. Aber sie wissen bereits, dass Batterieautos und Wärmepumpen das Nonplusultra sein werden. (Das ist ähnlich wie bei unseren ganzen anderen Technologieverboten, z. B. Nuklearforschung, Fracking oder CO2-Abscheidung.)

    Die Politik soll Ziele setzen, meinetwegen sogar wahnsinnige Ziele wie CO2-Freiheit, die wir nicht erreichen, solange der menschliche Stoffwechsel noch funktioniert, aber sie soll nicht den Weg vorgeben. Vielleicht sind in 5 Jahren Wasserstofftechnologien das beste bzw. CO2-ärmste, vielleicht haben wir in 10 Jahren alle ein Mini-Atomkraftwerk im Auto, was weiß ich schon?!

    Und dabei erwähne ich schon gar nicht, dass die Wärmepumpe bei unserem momentanen Strommix dreckiger ist als eine Gasheizung. Aber lasst doch bitte der technologischen Entwicklung ihren Lauf. Rahmen statt Verbote.

      • Warum? Ich meine, welche Point of no Return erreichen wir demnächst nach aktuellem Glaubensstand? Klimagreta hat übrigens schon Tweets von 2017 oder so gelöscht, deren Apokalypsevorhersagen ihr entsprechendes „Verfallsdatum“ überschritten hatten.

      • Klima ist der Wetterdurchschnitt von 30 (?) Jahren. Wenns dich beruhigt, dann kann ich auch schreiben: Die Politik meint, ganz genau zu wissen, wie das Wetter von heute bis 2053 ist.

        Dein Einwurf macht übrigens bei mancher Gelegenheit Sinn, und zwar andersherum. Zum Beispiel bei der Ahrtalflut: Wetter, nicht Klima!

    • Lesen wir wieder unterschiedliche Texte?

      Zitat:“Die neue Regel würde dann ab 2029 dafür sorgen, dass neu eingebaute Heizungen in der EU mindestens „115 Prozent Wirkungsgrad„ erreichen müssen.“

      Ziel ist also 115% Wirkungsgrad bei neu eingebauten Heizungen. Aktuell schaffen das nur Wärmepumpen. Vielleicht entwickelt da ja noch jemand eine auf Atomkraft-basierende Alternative die auch in deinem Keller einen Wirkungsgrad von 115 Prozent erreicht.

      Es handelt sich also um ein von dir gefordertes Ziel.

      Das deine Kritik an der Wärmepumpe nicht verfängt sollte man merken wenn man bedenkt, dass der Strommix perspektivisch (Anteil an EEG steigt seit 1990 stetig) nicht so bleibt und so eine Wärmepumpe für gewöhnlich zwischen 15 und 25 Jahren hält.

      • Was soll der 115% Wirkungsgrad aussagen? Heißt doch, ich stecke 1 kWh Energie bzw. Strom rein und bekomme 1,15 kWh Wärme raus. So weit, so gut. Aber mich interessiert da eigentlich eher der Primärenergieaufwand. Wenn wir also gerade Dunkelflaute haben, sprich: den Strom maßgeblich aus Gaskraftwerken erhalten, dann reden wir über rund 40% Wirkungsgrad. Heißt: selbst wenn meine Wärmepumpe auf Faktor 2 kommt (was in einem richtig kalten Winter bei einer Luftwärmepumpe durchaus realistisch ist), kriege ich aus 1 kWh Gas als 0,8 kWh Heizleistung. Wenn ich aber direkt eine Gasheizung betreiben würde, würde ich bei 0,9-0,95 kWh landen, denn die Dinger haben so hohe Wirkungsgrade, nur eben logischerweise nicht über 100%.

        Das heißt: Die 115% sind letztlich ein Wert, der dem Klima nichts nützt. Ich habe ja gerade sogar mit 200% gerechnet. Und trotzdem brauche ich mehr Gas für dieselbe Wärme, wenn ich das Gas erst verstrome. Die Regelung dient also ganz offensichtlich dazu, schlicht alle anderen Technologien als die Wärmepumpe zu verbieten, scheißegal ob mein Strommix dazu passt oder nicht.

        Und was die Zukunft angeht: Ich bleibe bei der Dunkelflaute. Dreimal null Strom ist immer noch null Strom. Du kriegst den erneuerbaren Anteil nicht wesentlich höher als jetzt. Denn die Überproduktion kannst du eben nicht für später aufbewahren. Mehr EE-Kraftwerke heißt nur, dass die Schwankungen größer werden, das heißt aber, dass wir im Sommer bzw. tagsüber umso mehr Strom verklappen müssen.

        Das ist halt der Unterschied zwischen Physik und Ideologie.

        • Ich muss mal wieder herzlich schmunzeln. Werde dich an diesen Beitrag erinnern wenn der EEG Anteil bei 80 Prozent steht – ohne Speicher.

          Dazu mal wieder das Schreckgespenst Dunkelflaute ausgepackt. Wie häufig haben wir denn in ganz Europa (ja, ich rede von ganz Europa, weil wir ein Verbundnetz haben) eine sogenannte Dunkelflaute?

          Und für den unwahrscheinlich seltenen Fall daß doch mal eine Eintritt gibt es die wissenschaftliche Erfindung:SPEICHER! Und im Gegensatz zum verbrennen von fossilen Rohstoffen gibt es dort tatsächlich viel Raum für Innovation.

          Tesla installiert in Arizona ein Batteriespeicher mit 1GWh Kapazität und 255MW Leistung. Bei 500 Millionen $ Kosten sind das = 500.000.000/1.000.000=500$/kWh. Bei vermuteten 15.000 Ladezyklen (20 Jahre Garantie) sind das pro kWh 3,3ct/kWh Speicherkosten. Addiert man dazu die EE-Kosten von ~5ct/kWh für Flächen-PV und ~6ct für Windkraft, liegen die Systemkosten bei 8,3-9,3ct/kWh und damit deutlich unter den Gestehungskosten von 12ct/kWh bei Atomkraft. Hinkly Point C hat für 35 Jahre einen garant. Preis von 12,3ct/kWh.

          Zum Abschluss: als bekennender Leugner des menschengemachten Klimawandels, rede bitte nicht von Physik und Ideologie. Für ersteres hast du weder die Kompetenz und von letzterem bist du im vollem Umfang betroffen.

    • Hmm als hätte Eike durch Christian Lindner gesprochen, chapeau..dann gehen wir mal auf deine Verbote ein:
      Nuklear,da wird geforscht und getestet,erste Hochrechnungen gehen von in ca. 30 Jahren verwertbar aus..übrigens seid 1950.immer so ca 30 Jahre,das Datum ändert sich nur immer.
      Fracking,wenn Robert Habeck genügend grüne Farbe zusammen hat um das LNG aus fracking etc anzumalen wird was mit Gas kommen,da mache ich mir keine Sorgen.
      Carbon:läuft in Island,aber auch nur weil sie dort für umme Geothermie anzapfen dürfen.interressanter Ansatz,wird aber nur dann interessant wenn der komplett Strom dafür aus EE kommt und keine Emissionen mehr verursacht werden…ähnlich wie bei den FDPefuels.. Skalierung des Betreibers ist sehr sehr optimistisch..es ist aber eine zusätzliche Chance,und auch die wird weiterverfolgt..nur das Heizen dadurch hab ich noch nicht verstanden,da scheinst Du mehr zu wissen.
      Außerdem: Gesetze können geändert werden bei genug Bedarf,und mir erschließtl sch nicht wieso du bei EE von kompletten Stillstand ausgehst,aber beim Rest an Wunder glaubst.

  2. Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird heißt es so schön,also erstmal abwarten.hier in der Gegend kostet ein Neubau EFH so um die 350k ohne Grundstück,da fällt der Unterschied auch nicht mehr ins Gewicht..

    • Das Problem ist aber, dass es auch jeden Bestandsbau trifft sobald eine neue Heizung fällig wird. Dort kommen dann neben den teuren Kosten einer Wärmepumpe plus ggf. Solaranlage dann locker Dach neu, Fenster tauschen und Fußbodenheizung verlegen dazu, damit eine Wärmepumpe überhaupt funktioniert. Das heißt ein Heizungstausch liegt sofort im 6-stelligen Bereich. Das ist ein Bankrott für viele, stell dir vor jemand mit 60 – Haus endlich fast abbezahlt – muss nun 120k€ investieren. Auch eine Immobilienanschaffung für junge Familien explodiert damit, da du einen Altbau sanieren kaum noch bezahlen kannst. Selbst wenn man nur Mieter ist, wird das brutal wenn diese Kosten auf die Mieten umgelegt wird.

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