{"id":10011,"date":"2011-10-27T12:00:22","date_gmt":"2011-10-27T12:00:22","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=10011"},"modified":"2011-10-27T12:06:55","modified_gmt":"2011-10-27T12:06:55","slug":"leserbrief-drogenkonsum","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2011\/10\/27\/leserbrief-drogenkonsum\/","title":{"rendered":"Leserbrief: Drogenkonsum"},"content":{"rendered":"
Da wir leider im Podcast nicht jeden Leserbrief behandeln k\u00f6nnen, ich aber wirklich gute und spannende Leserbriefe nicht unter den Tisch fallen lassen m\u00f6chte, werde ich einige davon einfach hier auf dem Blog ver\u00f6ffentlichen. Ein Community-Mitglied, welches nat\u00fcrlich gerne anonym bleiben w\u00fcrde, schrieb mir folgenden Leserbrief zum Thema Drogen und Drogenkonsum. <\/p>\n
Ihr seid herzlich dazu eingeladen, Eure Meinung zur Thematik in die Comments zu posten!<\/p>\n
„Ich bin 18 Jahre alt, habe diesen Sommer meinen International-Baccalaureate Abschluss in UK gemacht und bin momentan auf der Suche nach einem passenden Studium. Was mich dazu bewegt hat dir diesen Leserbrief zu schreiben ist wohl die Inakzeptanz und Ignoranz, aber auch die Unwissenheit von der, ich sage Mal \u201eMainstream \u2013 Gesellschaft\u201c die zu diesem Thema existiert, welches mich, wie in anders keinster Weise, an die Gamer Kultur erinnert. Drogen faszinieren mich, und eben das hat den Drogenkonsum f\u00fcr mich zu einem Hobby gemacht. Und wer das schon als einen \u00fcbertriebenen Ausdruck empfindet, der m\u00f6ge jetzt gut aufpassen, denn Hobby ist eigentlich noch untertrieben \u2013 es ist eine Leidenschaft. Doch woher kam diese Leidenschaft eigentlich? Diese Frage habe ich mich schon \u00f6fters gestellt, denn eine Leidenschaft zu so etwas kommt ja nicht ganz ohne zustande. In Medien wird immer dar gestellt, als kommen Menschen aus Frust in ihrem Leben zu Drogen, oder weil die Kids zu lange in der Raucherecke ihrer Schule gechillt haben, und und und\u2026<\/p>\n Mag alles stimmen. Auf einen gewissen Prozentual der breiten Masse. Doch wenn ich mich ansehe, sehe ich eher eine andere Geschichte, und eine \u00e4hnliche Geschichte sehe ich tats\u00e4chlich auch in den meisten anderen von den Leuten die ich kenne, die auch Drogen konsumieren.<\/p>\n Denn vor allem denke ich, das es was mit Charakter, Neigungen und Lebenslauf zu tun hat. Angefangen hat denke ich alles damit, dass mit ungef\u00e4hr 12 Jahren ein neuer Sch\u00fcler in meine Klasse kam, welcher als Freund zun\u00e4chst nur mich als sein Tischnachbar gefunden hat. Dieser hat mich dann, von da an f\u00fcr 4 Jahre jedes Jahr, zum Urlaub zu sich und seiner Mutter nach Mallorca eingeladen, und komischerweise habe ich mich mit seiner Mutter besser verstanden als mit ihm. Eine sehr offene und coole Mutter, die nichts \u00fcber ihr fr\u00fcheres Party- und NIghtlife Leben verschwiegen hat. Und alle ihre Geschichten \u00fcber ihre LSD und Ecstasy Trips haben bei mir schonmal die Neugier geweckt, Drogen mal ausprobieren zu wollen. Auch war damals mein Lieblingsbuch \u201eWir Kinder vom Bahnhof Zoo\u201c, was, wie du sicherlich wei\u00dft, in keinster Weise Drogenverherrlichend ist, sondern eher das komplette Gegenteil. Doch irgendwie hat das alles bei mir nicht gezogen. Selbst die Drogenaufkl\u00e4r Unterrichtsstunden in der Schule, mit all ihren Gefahren und allem drum und dran, statt dass sie mich abschreckten, haben sie genau das in mir geweckt, was es zu einem gewissen Teil doch bei jedem weckt: Unheimliches Interesse.<\/p>\n Das Interesse und die Neugier war also da, und man m\u00fcsse sich mal mich vorstellen, als 13 J\u00e4hriger Junge war ich dann letztendlich\u2026, nichtmehr ganz so der normale Junge noch von vorher. Ich war damals auch schon – was davon kam dass ich irgendwie immer \u00e4ltere Freunde hatte – fast jedes Wochenende bei Freunden ein wenig trinken, nicht viel, nur ein paar Bierchen heben, jedoch keine Exzesse). Blicke ich von heute zur\u00fcck denke ich dass es doch ziemlich fr\u00fch war, aber damals war das f\u00fcr mich absolut zeitgem\u00e4\u00df, f\u00fcr jemanden, der in einer kleinen famili\u00e4ren Privatschule aufgewachsen ist, und irgendwie schon immer dieses dreckige, Gro\u00dfstadtleben der staatlichen Schule vermisst hatte, der eigentlich endlich mal neue Leute kennen lernen wollte, dieses Socializing (englisch) einfach. Man muss sich mal vorstellen, ich war 13, und ging extremst neidisch an diesen ganzen Kneipen vorbei, weil ich unbedingt auch 16 sein wollte, um endlich in dem Alter zu sein wo ich legal in so einem Laden reinspazieren, ein Bier heben und nette, fremde Leute anlabern konnte. Eventuell war ich auch ein wenig fr\u00fchreif, Fakt ist nun, genauso wie damals f\u00fcr andere Jugendliche das Zocken oder Sport komplett ihr Ding waren, war das f\u00fcr mich das Partying und Rauschgiftkonsum, noch bevor ich dieses Leben wirklich hatte. Doch es dauerte ein paar Jahre, und mit 15 war es dann so weit dass ich durch mehrere Zuf\u00e4lle meinen ersten Joint hatte, und Leute kennen gelernt habe welche im Schnitt 18 – 20 Jahre alt waren, die mich daraufhin jedes Wochenende mitgenommen haben um Kneipen und Clubs unsicher zu machen.<\/p>\n Durch diese Geschichte mag es einem jetzt so vorkommen, als entst\u00fcnde alles aus dem schlechten Einfluss anderer Menschen. Doch ich bin wirklich keiner der schlechte Ausreden f\u00fcr seine Verhaltensweisen sucht, ich versuche immer ehrlich zu mir selber zu sein und auch durch meinen Hang zum Philosophieren muss ich nach all der Zeit pers\u00f6nlicher Selbstergr\u00fcndung sagen: Das stimmt nicht ganz. Der wirkliche Ursprung liegt f\u00fcr mich in meiner Pers\u00f6nlichkeit. Ich habe schon allen m\u00f6glichen Teamsport ausprobiert, Fu\u00dfball, Handball etc\u2026 alles nie mehr als f\u00fcr ein paar Wochen oder Monate gehalten. Die einzige Sportart, die mich seit 10 Jahren wirklich fesselt, ist das Freestyle Snowboarden. Freizeitparks waren f\u00fcr mich seit jeher (entschuldige meine Wortwahl) der geilste Schei\u00df. Seit ich klein war (und mit klein meine ich 5 Jahre alt), fuhr ich total auf Achterbahnen, Freefall Tower und Slingshot Bungies ab, damals durfte ich nur leider nie drauf. Aber ab dem Alter wo sie mich endlich gr\u00f6\u00dfenm\u00e4\u00dfig durch die Warteschlangen gelassen haben, konnte ich nie unsere Wochenendplanungen, welche zu Freizeitparks f\u00fchrten abwarten, stundenlanges Achterbahnfahren wurde f\u00fcr mich zur gr\u00f6\u00dften Freizeitvergn\u00fcgung. Ich hoffe man erkennt Parallelen, ich war einfach schon immer auf der Suche nach dem absoluten Kick, egal bei was ich tat. Dieser Adrenalinsto\u00df, dieses Aufbrausen von Euphorie Gef\u00fchlen auf einen absoluten H\u00f6hepunkt innerhalb von Sekunden\u2026., voll mein Ding. Folglich war mir auch der Alltag immer extremst langweilig, ich wei\u00df nicht ob das durch die Pubert\u00e4t bedingt war, aber der immer gleiche, n\u00fcchterne Alltag war f\u00fcr mich immer eine extreme Frustration. Und diese Liebe f\u00fcr den Kick sehe ich auch in meiner Liebe zum Drogenkonsum.<\/p>\n Aber im Alter von 15 war ich dann also im 2 Tages Rhythmus am Kiffen. Dieser langweilige Alltag war endlich befreit. Unter der Woche im Keller gekifft, an den Wochenenden mit meinen neugefunden Freunden immer exzessiv am Feiern. Doch wenn man das so liest, dann hat man zu Recht ein sehr schlechtes Bild. Weil man einen Drogens\u00fcchtigen Jugendlichen sieht, der aus Alltagsflucht Drogen nimmt. Alltagsflucht war es tats\u00e4chlich, doch ich glaube man muss daf\u00fcr das traditionelle Bild ein wenig aufr\u00fcttelt. Sehe ich einen Alkoholiker, wei\u00df ich direkt, der ist arm dran. Denn die Abh\u00e4ngigkeit zum Alkohol kommt nicht so leicht, als eine Droge, die ein Depressant ist mit all den Nebenwirkungen (Hangover etc.), wei\u00df ich (auch durch meinen Kontakt zu einem, dem ich jetzt seit 3 Jahren leider hilflos zusehen musste wie er zum Alkoholiker mutiert ist) dass ein Alkoholiker dem Alltag dadurch entflieht, dass der Rausch ihn vergessen l\u00e4sst. Vergessen das Negative, die Frustrationen. Bis es zur k\u00f6rperlichen Abh\u00e4ngigkeit \u00fcbergeht, im Endstadium dann der Tod. Nur, um es zu einer, wie ich nenne \u201eEgo-Droge\u201c (etwas das man alleine genie\u00dft) werden zu lassen, braucht es einiges. Als Gesellschaftsdroge ist Alkohol sehr beliebt, durch die dadurch entstehende aufheiternde, lockere Interaktion mit anderen Berauschten. Als Ego-Droge jedoch, muss man wirklich den starken Drang dazu haben, Frustrationen wegzusp\u00fclen.<\/p>\n Cannabis funktioniert da anders, worin f\u00fcr mich die wahren Gefahren liegen. Auch wenn von Bef\u00fcrwortern gerne erw\u00e4hnt wird das Cannabis nicht k\u00f6rperlich abh\u00e4ngig machen kann, macht sie doch sehr viel schneller psychisch abh\u00e4ngig, was daran liegt dass man auch alleine mit Gra\u00df uuuuuunnnglaublich viel Spa\u00df haben kann. Ein Joint mit Freunden ist immernoch sehr viel spa\u00dfiger und hat in etwa, grob gesagt, die selben Vorteile und gesellschaftlichen Effekte wie Alkohol mit Freunden. Doch auch wenn man Cannabis alleine konsumiert, es verbreitet in einem immer dieses unheimlich guttuende Gef\u00fchl, Gl\u00fccksgef\u00fchle eben. Dadurch kann man sich eben auch zu Hause alleine durch Gra\u00df sehr gut unterhalten. Wodurch eben diese ganzen Kiffer entstehen, wovon ich auch zu einem geworden bin. Doch ist das wirklich zwingend schlecht?<\/p>\n Ich kann ehrlich gesagt nichts an meiner Entwicklung bereuen. Wie andere Leute gerne Sport trieben oder zockten (wie schon gesagt), habe ich damals zu Hause gekifft. Stimmt, unges\u00fcnder ist es, doch nichts hat mich wirklich (au\u00dfer Beziehungen zum weiblichen Geschlecht) zu einem lebensfroheren Menschen gemacht.<\/p>\n Mittlerweile habe ich in diesen 3 Jahren schon eine kleine Bandbreite an Drogen ausprobiert. Dabei gibt es Drogen, die mir sehr gefallen und die ich daher \u00f6fters mache, wie Alkohol, Cannabis und Lachgas. Dann gibt es Drogen, meistens Halluzinogene welche ich durch ihre, doch wirklich sehr interessante und faszinierende Wirkung hin- und wieder einmal nehme wie Hawaiianische Holzrosen Samen und Salvia Divinorum. Und dann gibt es Drogen, welche ich durch ihre st\u00e4rker gesundheitssch\u00e4dliche Wirkung nur ein einziges Mal ausprobiert habe, wie Ecstasy, DXM und Kokain. Immer wenn ich eine neue Droge ausprobieren m\u00f6chte lese ich mir vorher genau auf allen m\u00f6glichen Quellen durch was der Effekt, die negativen Auswirkungen und der Preis ist, quasi das Preis-Leistungs-Folgen Verh\u00e4ltnis, im Bezug zu anderen Drogen.<\/p>\n Das h\u00f6rt sich dennoch sehr schlimm an, doch halt! Ich m\u00f6ge hier mal die verschiedenen Profile eines Gamers vorzeigen: Dann gibt es die anderen, normalen. Die die normal zur Schule gehen, studieren oder arbeiten, unter der Woche gerne an ihrem PC chillen und zocken, am Wochenende dann was mit ihren Freunden etwas unternehmen oder feiern gehen. Sie sind die Mehrheit, wie alle Menschen haben sie nur ein Hobby das sie gerne betreiben und doch werden sie von der \u201enormalen\u201c Gesellschaft gerne versto\u00dfen.<\/p>\n Und dieses \u201eVersto\u00dfen werden\u201c von der \u201eanst\u00e4ndigen Gesellschaft\u201c w\u00fcrde ich gerne aufheben. Wie auch Drogen verleiten Computerspiele schnell und gerne zur Sucht und umgekehrt, doch wie bei beidem bilden die schwer darunter Leidenden die Minderheit, auch wenn die Medien es sehr gerne andersrum darstellen. Klar, es gibt schwere Drogen, doch es gibt auch die, welche in keinster Weise Gesundheitssch\u00e4dlich sind, wie Lachgas oder Salvia Divinorum. Ich bin immernoch ein Jugendlicher, welcher letztens erst seinen International Baccalaureate geschafft hat, bald studiert, gerne Musik h\u00f6rt und produziert, und f\u00fcr sein Leben gerne auf Techno Festivals und Konzerte geht und dabei immer im Internet danach Ausschau h\u00e4lt wo gerade der beste DJ auflegt, pflege einen gro\u00dfen und wundervollen Freundeskreis und lerne in Clubs und auf Partys immer neue Freunde kennen. Obwohl die meisten meiner Freunde Bezug zu Drogen haben und die meisten auch zocken, kenne ich nur 1en schwer Drogens\u00fcchtigen (der bereits erw\u00e4hnte Alkoholiker), und auch nur 1en, der durchs Zocken alle seine Freunde verloren hat.<\/p>\n Ich hoffe also ich konnte dir durch diesen, ja leider schon sehr lang ausgefallenen Brief dir meine Welt etwas n\u00e4her bringen, und vielleicht auch deinen Podcast-H\u00f6rern den Horizont und die Toleranz gegen\u00fcber der Drogenkultur und Drogenkonsumenten etwas erweitern. Zum Schluss noch ein kleiner, interessanter Vergleich: Da wir leider im Podcast nicht jeden Leserbrief behandeln k\u00f6nnen, ich aber wirklich gute und spannende Leserbriefe nicht unter den Tisch fallen lassen m\u00f6chte, werde ich einige davon einfach hier auf dem Blog ver\u00f6ffentlichen. Ein Community-Mitglied, welches nat\u00fcrlich gerne anonym bleiben w\u00fcrde, schrieb mir folgenden Leserbrief zum Thema Drogen und Drogenkonsum. 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\nDa gibt es die, welche vollkommen in ihre Scheinwelt versunken sind, meistens WoW Spieler, die sich tagt\u00e4glich nur ungesund ern\u00e4hren, in Flaschen pissen, jeden Tag nur vor dem Pc hocken und zocken, kein Tageslicht sehen, die Lungenf\u00e4higkeit eines 20 Jahre lang rauchenden Kettenrauchers haben, fett, keine Freunde, keine Freundin, keine Freude mehr am Leben und dennoch kommen sie von ihrer Sucht nicht los. Sie machen nicht die Mehrheit aus, dennoch gibt es viele von ihnen. Ich denke ich brauche hier nicht zu erw\u00e4hnen, dass sie irgendwie einem an das Profil eines schweren Drogens\u00fcchtigen erinnern.<\/p>\n
\nAlkohol: Macht k\u00f6rperlich abh\u00e4ngig. Cannabis nicht.
\nAlkohol: Depressant. Cannabis: Antidepressant.
\nAlkohol: T\u00f6tet bewiesenerma\u00dfen Gehirnzellen. Cannabis: Noch immer nicht bewiesen.
\nAlkohol: T\u00f6dlich. Cannabis: Nicht t\u00f6dlich.
\nNur eines von beiden Substanzen ist legal.“<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"