{"id":16565,"date":"2013-03-07T15:50:16","date_gmt":"2013-03-07T14:50:16","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=16565"},"modified":"2013-03-07T16:18:46","modified_gmt":"2013-03-07T15:18:46","slug":"verhor-in-der-schule","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2013\/03\/07\/verhor-in-der-schule\/","title":{"rendered":"Verh\u00f6r in der Schule"},"content":{"rendered":"
Es war ein einschneidendes Erlebnis f\u00fcr den zw\u00f6lfj\u00e4hrigen Leon Berger (Name ge\u00e4ndert). Der Gymnasiast wurde ohne Begr\u00fcndung aus dem Unterricht geholt und musste in der Aula eine Stunde alleine warten. Dann kam er in einen fensterlosen Besprechungsraum, wo ihm seine Klassenlehrerin und zwei ihm unbekannte Lehrer sein S\u00fcndenregister vorhielten […] Wenn das nicht besser werde, drohten die Lehrer, m\u00fcsse er die Klasse wechseln. Fast vierzig Minuten dauerte das \u201eVerh\u00f6r\u201c in der von innen abgeschlossenen Kammer. Dann wurde dem inzwischen weinenden Jungen ein Vertrag vorgelegt, mit dem er sich fortan zum Wohlverhalten gegen\u00fcber seinen Mitsch\u00fclern verpflichten sollte. Bei den von den Vorf\u00e4llen Betroffenen sei zudem eine Entschuldigung f\u00e4llig. Zeige sich bei den Verhaltenskontrollen in den n\u00e4chsten Monaten \u2013 sieben Termine daf\u00fcr waren bereits fixiert \u2013 keine \u00c4nderung, erfolge die Versetzung in eine andere Klasse und \u201egegebenenfalls weitere \u00adErziehungs- und Ordnungsma\u00dfnahmen\u201c. Nachdem Leon das Papier f\u00fcnffach unterschrieben hatte, durfte er zur\u00fcck in den Unterricht und musste bei der Klassenlehrerin noch am gleichen Tag ein Diktat mitschreiben.<\/p><\/blockquote>\n
Ich frage mich, warum man den Jungen hier offensichtlich mit „Samthandschuhen“ anfasst? Warum musste der Junge sich nicht ausziehen und wurde l\u00fcckenlos durchsucht? Nebenbei h\u00e4tte man ihn noch mit einem Schlauch anspritzen k\u00f6nnen. Ich meine, die sollen sich mal nicht so anstellen, der kleine Verbrecher ist immerhin schon zw\u00f6lf. Au\u00dferdem w\u00e4re es ohne weiteres m\u00f6glich gewesen, dass er sich still und heimlich eine Waffe aus seinem Pausenbrot<\/a> bastelt. Erst gestern haben wir ja gelernt, wie schnell sowas passiert. <\/p>\n
Aber jetzt mal ernsthaft: Mein Schulleiter w\u00fcrde das „mit Kanonen auf Spatzen schie\u00dfen“ nennen. Bei dem Jungen wurde \u00fcbrigens die Farsta-Methode angewandt…<\/p>\n
Farsta \u2013 das ist ein Stadtteil von Stockholm, in dem dieses Vorgehen bei akuten Mobbingf\u00e4llen entwickelt wurde (siehe Infobox). Im Mittelpunkt steht die Konfrontation des \u201eT\u00e4ters\u201c mit seinen \u201eTaten\u201c: So soll er in die Verantwortung genommen und daf\u00fcr gewonnen werden, die Situation des Opfers zu verbessern. Bei massiven Problemen hat sich die Methode bew\u00e4hrt, ebenso wie mit der Methode \u201eNo Blame Approach\u201c w\u00fcrden damit \u201egute Erfolge erzielt\u201c, verlautet aus der Schulabteilung des Stuttgarter Regierungspr\u00e4sidiums.<\/p><\/blockquote>\n
Hier wurde meiner pers\u00f6nlichen Ansicht nach deutlich \u00fcbers Ziel hinausgeschossen, vor allem weil der Anlass ein solches Vorgehen \u00fcberhaupt nicht rechtfertigte. Scheinbar war der Drang, diese neue Technik zu testen, bei der Schulleitung so gro\u00df, dass man sich einfach den n\u00e4chstbesten Sch\u00fcler rausgesucht hat. Dass der kleine Kerl traumatisiert (siehe Artikel) aus der Sache rausgeht, scheint der Schule dabei nicht so wichtig gewesen zu sein. Dass die Eltern dabei auf die Barrikaden gehen, ist meiner Ansicht nach v\u00f6llig nachvollziehbar…<\/p>\n