Klopfers-Web<\/a> um Verbreitung. Ich bin sehr begeistert von dem Text und kann ihn Euch nur empfehlen, weil er mir aus der Seele spricht:<\/p>\n„Der Klageruf von Politikern, Medien und \u00e4lteren Mitb\u00fcrgern ist ein Dauerbrenner: \u201eDie Jugend interessiert sich ja nicht f\u00fcr Politik!\u201c Dieser Sto\u00dfseufzer ist wohl eher von \u00dcberheblichkeit und Ignoranz motiviert als von ehrlicher Sorge um das Politikverst\u00e4ndnis unserer Jugend \u2013 das Gerede von der Politikverdrossenheit soll wohl ausdr\u00fccken: \u201eWenn die Jugend sich f\u00fcr Politik interessieren w\u00fcrde, dann w\u00e4re sie nicht so oft anderer Meinung \u2013 WIR sind ja schlie\u00dflich viel informierter und haben deswegen die richtige \u00dcberzeugung.\u201c<\/em><\/p>\nMeine Erfahrung als Webmaster einer vornehmlich von Jugendlichen besuchten Website ist vollkommen anders. Jugendliche sind sehr an Politik interessiert. Sie beobachten aufmerksam, was passiert, und wenn man ihnen die M\u00f6glichkeit gibt, ungezwungen Fragen zu stellen, so nehmen sie diese M\u00f6glichkeit dankbar an, um politische Sachverhalte, Probleme und Konflikte besser verstehen zu k\u00f6nnen. Im Vergleich zu Menschen, f\u00fcr die das Berufsleben zu einem allt\u00e4glichen Trott geworden ist, besitzen Jugendliche noch eine gesunde Skepsis, und wenngleich diese Skepsis gelegentlich in Verschw\u00f6rungstheorien ausufert, so ist das Hinterfragen der Motive und Handlungen unserer politischen Elite doch ein Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft. Die jugendliche Politikverdrossenheit ist ein Mythos.<\/em><\/p>\nKein Mythos ist aber die jugendliche Verdrossenheit gegen\u00fcber Politikern. Und von ihrem Standpunkt aus k\u00f6nnte nichts verst\u00e4ndlicher sein als das. Kinder und Jugendliche werden von der Politik gerne als Thema missbraucht, und oft ist der Hinweis auf den Schutz der Kinder ein Mittel, Kritik an umstrittenen politischen Vorhaben zu diskreditieren. Doch kaum ein Politiker macht sich die M\u00fche, die Kinder und Jugendlichen tats\u00e4chlich als Menschen mit eigenen Ansichten, Vorstellungen und Erwartungen an die Zukunft zu sehen. Viel h\u00e4ufiger bekommen Jugendliche den Eindruck, dass ihnen die Politiker nicht \u00fcber den Weg trauen.<\/em><\/p>\nDas konnte man beim Massenmord von Winnenden gut beobachten: Schon am selben Tag flammte die Diskussion \u00fcber \u201eKillerspiele\u201c auf, die f\u00fcr Millionen Jugendliche eine harmlose Freizeitbesch\u00e4ftigung sind, deren Schilderung in der Medienberichterstattung der nichtinformierten \u00d6ffentlichkeit aber nur den Eindruck vermitteln konnte, dass diese Computerspiele binnen weniger Wochen aus gesunden, ausgeglichenen Kindern emotional abgestumpfte Killermaschinen machen w\u00fcrden.<\/em><\/p>\nAnfang April erschoss ein Sechzigj\u00e4hriger seine Schw\u00e4gerin in einem Landshuter Gerichtssaal und t\u00f6tete sich dann selbst. Hier suchten weder Medien noch die Politik schnelle Antworten im Medienkonsum des T\u00e4ters. Als aber wenige Tage sp\u00e4ter eine Familie in Baden-W\u00fcrttemberg erschossen aufgefunden wurde und der 18-j\u00e4hrige Sohn und sein Freund als dringend Tatverd\u00e4chtige festgenommen wurden, konnte sich N24 den Hinweis nicht verkneifen, dass die Polizei den Computer des Sohnes beschlagnahmt habe und noch nicht bekannt sei, ob Gewaltspiele auf dem Rechner w\u00e4ren. Das war keine Nachricht \u2013 jemand gab sich die M\u00fche zu betonen, etwas nicht zu wissen, aber auf eine Weise, die eine Verbindung zwischen der Tat und Computerspielen implizierte. Mit Journalismus hat das nichts zu tun.<\/em><\/p>\nF\u00fcr Jugendliche ist die Aussage der Medien daher klar: Wenn Erwachsene durchdrehen, ist das eine durch psychische Probleme begr\u00fcndete Trag\u00f6die, die sich leider nicht vermeiden lie\u00df. Wenn Jugendliche durchdrehen, dann stehen Computerspiele dahinter, die man verbieten m\u00fcsste. Die M\u00f6glichkeit, dass auch Jugendliche begr\u00fcndeten psychischen Stress erleiden k\u00f6nnten, der labile Personen zu Gewalttaten treiben k\u00f6nnte, wird in der \u00f6ffentlichen Diskussion gerne von der Debatte um Killerspielverbote \u00fcberlagert. Jugendliche k\u00f6nnen sich so nicht ernst genommen f\u00fchlen. Dass in Deutschland das sch\u00e4rfste Jugendschutzrecht der Welt gilt, tr\u00e4gt ebenfalls nicht zur Vertrauensbildung bei \u2013 anscheinend traut man im Rest der Welt Eltern und ihren Kindern eher zu, mit dem Medienkonsum verantwortungsvoll umzugehen, ohne dass sich der Staat zu sehr einmischt. Jeder Erwachsene in Deutschland m\u00fcsste sich kopfsch\u00fcttelnd fragen, wie er es nur ohne die Zensurbem\u00fchungen des Staates geschafft hat, gesund die Vollj\u00e4hrigkeit zu erleben, wo doch anscheinend \u00fcberall Gefahren f\u00fcr die zarte Kinderseele lauern.<\/em><\/p>\nWenn man die Politiker fragte, ob sie denn selbst mal die von ihnen so verachteten Killerspiele gespielt h\u00e4tten, so wurde schnell klar, dass unsere Volksvertreter nur mit zweifelhaften Informationen aus zweiter oder dritter Hand agierten und sich nie dazu herabgelassen haben, tats\u00e4chlich einmal anzuschauen, was da eigentlich verboten werden soll. Der bayerische Innenminister konnte nur so bar jeder Sachkenntnis diese Computerspiele mit Kinderpornografie gleichsetzen \u2013 womit er die Computerspieler und Hersteller auf eine Stufe mit P\u00e4dophilen und Kindersch\u00e4ndern stellte. Bei der j\u00fcngeren Generation bis 30 Jahren, die mit Computerspielen aufwuchs, kann man so keine Popularit\u00e4t erlangen; vielmehr verliert man bei diesen Menschen s\u00e4mtliche politische Glaubw\u00fcrdigkeit. Dass Sch\u00fctzenvereine auch beleidigt reagieren w\u00fcrden, wenn man ihre Vereinst\u00e4tigkeit auf eine Stufe mit dem Vergewaltigen von Kindern stellte, liegt auf der Hand \u2013 auf die Befindlichkeiten der jungen Menschen nimmt die Politik hingegen offenbar keine R\u00fccksicht. Dass nicht wenige der Politiker und Bedenkentr\u00e4ger selbst in ihrer Jugend gegen das Unverst\u00e4ndnis ihrer Elterngeneration f\u00fcr Rock\u2019n\u2019Roll und freie Liebe aufbegehrten und sich heute wohl nicht mehr daran erinnern k\u00f6nnen oder wollen, verleiht diesem Konflikt zwischen Jung und Alt eine tragische Ironie.<\/em><\/p>\nEine \u00e4hnliche Unbedarftheit zeigt die Politik auch im Umgang mit dem Internet. Unser ehemaliger Bundeswirtschafts- und Technologieminister Michael Glos erz\u00e4hlte von \u201eLeuten, die das Internet f\u00fcr mich bedienen\u201c. Und genauso wird auch Politik mit dem Internet gemacht. Man bekommt nicht den Eindruck, dass diese Leute tats\u00e4chlich selbst w\u00fcssten, wovon sie reden. Die Junge Union fordert nun mit R\u00fcckendeckung der Parteif\u00fchrung, vor die Registrierung bei Videoseiten wie Youtube eine Ausweis\u00fcberpr\u00fcfung zu stellen, und erweckt in ihrer Begr\u00fcndung den Eindruck, als wenn Youtube ein riesiges Reservoir an Gewaltvideos mit dem einzigen Zweck w\u00e4re, sich zu Straftaten zu verabreden. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist \u00e4hnlich zweifelhaft wie das Ger\u00fccht, dass sich viele Jungen im Teenageralter zum Gruppenmasturbieren tr\u00e4fen.<\/em><\/p>\nAuch die \u00e4u\u00dferst fruchtbare Ursula von der Leyen ist zu einem betr\u00e4chtlichen Teil f\u00fcr die Skepsis der Jugendlichen verantwortlich. Mit ihrer Sperre von Internetseiten wollte sie vorgeblich die Verbreitung von Kinderpornographie behindern, doch Experten bezweifeln nahezu alle Aussagen des Familienministeriums, mit denen diese Sperren gerechtfertigt werden sollen. Von der technischen Wirksamkeit \u00fcber die fragw\u00fcrdige Behauptung \u00fcber eine Kinderpornoindustrie im Netz bis zu der verfassungsrechtlich bedenklichen Aufstellung einer staatlichen Sperrliste f\u00fcr Webseiten ohne M\u00f6glichkeit einer unabh\u00e4ngigen Kontrolle: Alle Bedenken werden \u2013 teilweise mit pers\u00f6nlichen Angriffen \u2013 beiseite gewischt, ohne auf diese Fragen inhaltlich einzugehen. Diese Art des Umgangs mit Kritik und das beharrliche Ignorieren der Expertenmeinungen wirken vermutlich selbst auf Jugendliche erschreckend kindisch \u2013 erschreckend nicht zuletzt deswegen, weil die Auswirkungen derartiger Regelungen auf die demokratischen Freiheitsrechte das zuk\u00fcnftige Leben der jungen Menschen in diesem Land beeinflussen. Es geht um ihre Zukunft, doch gestalten d\u00fcrfen sie sie noch nicht selbst. Dass es nebenbei auch um die Zukunft unseres Landes geht und die Politik eigentlich alles tun sollte, um die M\u00f6glichkeiten neuer Medien auszusch\u00f6pfen und uns eine faire Chance im internationalen Wettbewerb zu sichern, anstatt ihnen mit Argwohn und Angst zu begegnen, scheint im verkrusteten Denken der Mandatstr\u00e4ger ebenfalls keinen Platz zu haben.<\/em><\/p>\nDie Sperre von Internetseiten geh\u00f6rt zu einer langen Reihe von Gesetzesvorhaben, die die Abwehrrechte der B\u00fcrger dem Staat gegen\u00fcber aush\u00f6hlen, insbesondere das Recht der B\u00fcrger, den Staat nicht alles wissen zu lassen. Die Speicherung von Verbindungsdaten von Handys und Internetanschl\u00fcssen und die M\u00f6glichkeit der heimlichen Durchsuchung von PCs durch das Bundeskriminalamt interessieren viele \u00e4ltere Mitb\u00fcrger nicht \u2013 f\u00fcr sie haben Computer und das Internet tendenziell eher wenig Einzug in ihr Privatleben gehalten. F\u00fcr die junge Generation der unter 30-J\u00e4hrigen sieht das ganz anders aus: Das Internet ist ein zentrales Kommunikationsmedium, der PC ein Ger\u00e4t, in dem man pers\u00f6nliche Gedanken, Fotos und Videos abspeichert. Der Schutz der neuen Technologien vor dem Zugriff des Staates ist f\u00fcr Menschen, die mit diesen Medien aufgewachsen sind, ebenso wichtig f\u00fcr den Erhalt der Privatsph\u00e4re wie das Postgeheimnis oder die Unverletzlichkeit der Wohnung.<\/em><\/p>\nDas Vertrauen in die Politiker wird weiterhin gesch\u00e4digt durch den Umgang mit dem Bundesverfassungsgericht, welches immer wieder offen verfassungswidrige Gesetzesvorhaben einkassiert. Als die Karlsruher Richter den Wunsch des Innenministers zunichte machten, entf\u00fchrte Flugzeuge abschie\u00dfen zu d\u00fcrfen, und dabei Artikel 1 des Grundgesetzes zitierten, reagierte Wolfgang Sch\u00e4uble \u00e4u\u00dferst verschnupft, sprach dem Gericht die Kompetenz ab und k\u00fcndigte sogar an, die Verfassung notfalls zu \u00e4ndern \u2013 obwohl ihm als Verfassungsminister klar sein sollte, dass Artikel 1 unseres Grundgesetzes eine Ewigkeitsgarantie genie\u00dft und \u00fcberhaupt nicht ge\u00e4ndert werden darf. Heutige Jugendliche sind zu jung, um sich an die Verwicklung Sch\u00e4ubles im CDU-Spendenskandal erinnern zu k\u00f6nnen, aber mit seinem heutigen Verhalten stellt er sich ebenfalls nicht als gesetzestreuer Amtstr\u00e4ger mit ausgepr\u00e4gtem Pflichtbewusstsein dar, sondern vielmehr als jemand, der dem Staat die M\u00f6glichkeit einr\u00e4umen m\u00f6chte, zum Wohle des Volkes unschuldige B\u00fcrger zu t\u00f6ten.<\/em><\/p>\nUnd auch Koalitionspartner kommen in der \u00f6ffentlichen Meinung der Jugendlichen und der meisten Twens nicht gut weg, insbesondere wenn sie wie die SPD bei umstrittenen Gesetzesvorlagen zun\u00e4chst ihren Widerstand ank\u00fcndigen und nach wenigen Wochen \u201emit Bauchschmerzen\u201c doch zustimmen. Die Ideale zu verraten, f\u00fcr die man angeblich einstehen wollte, sollte eigentlich bei jedem Menschen f\u00fcr Abscheu sorgen.<\/em><\/p>\nNun sollte klar sein, warum die junge Generation nichts von unseren Politikern h\u00e4lt. Die Politiker trauen Jugendlichen nichts zu und verunglimpfen deren Freizeitbesch\u00e4ftigungen, sie h\u00f6ren nicht auf Leute, die es besser wissen, und sie halten sich nicht an die wichtigsten Gesetze oder an moralische Prinzipien. Man wei\u00df manchmal nicht, ob sie wirklich ahnungslos sind oder einfach nur l\u00fcgen, um Unsinn anzustellen. Meine Mutter hat mir beigebracht, mit solchen Leuten nicht zu verkehren. Ich glaube, der Jugend geht\u2019s genauso.<\/em>„<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Dieser Text wurde mir gestern per Mail von Chris-Andre verlinkt. Der Autor Christian Schmidt bittet\u00a0 auf Klopfers-Web um Verbreitung. 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Die L\u00fcge von der Politikverdrossenheit - Stevinho.de - Ein ausgezeichneter Blog!<\/title>\n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n \n\t \n\t \n\t \n