{"id":28372,"date":"2014-12-02T23:07:54","date_gmt":"2014-12-02T22:07:54","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=28372"},"modified":"2014-12-02T23:19:39","modified_gmt":"2014-12-02T22:19:39","slug":"fussball-frueher-und-heute","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2014\/12\/02\/fussball-frueher-und-heute\/","title":{"rendered":"Fu\u00dfball fr\u00fcher und heute"},"content":{"rendered":"
<\/p>\n
Mein erstes Bundesliga-Spiel besuchte ich am 04.06.1983. Es war der letzte Spieltag der Saison 1982\/1983. Der SV Werder Bremen empfing den VFL Bochum. Mit einem Sieg h\u00e4tte man noch deutscher Meister werden k\u00f6nnen, sofern der HSV auf Schalke Punkte gelassen h\u00e4tte. Trotz eines 3:2 Heimsiegs der Bremer, wurde der HSV deutscher Meister, da er auf Schalke 2:1 gewann. Wenige Wochen sp\u00e4ter holte der HSV \u00fcbrigens auch noch den Pokal der Landesmeister, nach einem 1:0 (durch Felix Magath) im Finale gegen Juventus Turin. \u00dcbrigens das letzte gro\u00dfe Jahr der Hamburger, die danach nie wieder deutscher Meister wurden – bis zum heutigen Tag.<\/p>\n
Ich war damals acht Jahre alt. Mit meinem ersten Stadionbesuch verliebte ich mich in diesen Sport und auch in den Verein. Diese Liebe h\u00e4lt bis zum heutigen Tag – auch wenn sich der Sport in den letzten drei\u00dfig Jahren unglaublich ver\u00e4ndert hat. Er ist in allen Bereichen professioneller geworden. Es haben sich sehr viele Dinge zum Positiven ver\u00e4ndert, keine Frage. Das beste Beispiel hierf\u00fcr d\u00fcrfte auf jeden Fall die Berichterstattung sein: Fr\u00fcher gab es drei Spiele eines Bundesliga-Spieltags in der Sportschau zu sehen – wohlgemerkt eine Zusammenfassung. Die einzige M\u00f6glichkeit, ein Bundesliga-Spiel live zu verfolgen, waren entweder im Radio (per Konferenz) oder halt durch einen Stadion-Besuch. Auch wenn Radio in diesem Fall ein wenig spartanisch klingt, so habe ich sehr viele sch\u00f6ne Kindheits-Erinnerungen, wo ich gebannt vor dem Radio sa\u00df und sich ganze Meisterschaften entschieden.<\/p>\n
Kein Bremer wird wohl je die legend\u00e4re Saison 1985\/1986 vergessen, als Werder am 33. Spieltag mit einem Heimsieg gegen Bayern M\u00fcnchen h\u00e4tte deutscher Meister werden k\u00f6nnen. Dieser ber\u00fchmte Elfmeter, den Michael Kutzop kurz vor Schluss an den Pfosten setzte und uns damit der FC Bayern am letzten Spieltag doch noch die Meisterschaft entriss. Damals gab es keine M\u00f6glichkeit, dieses Spiel im TV live zu sehen. Karstadt hatte in ihren Schaufenstern Fernseher aufgestellt, auf denen man das Spiel verfolgen konnte – und ganz Bremer war auf den Beinen. Ich stand damals mit meiner Mutter vor einem Schaufenster und musste den ber\u00fchmten Elfmeter mit ansehen. Kleine Anekdote nebenbei: Um uns herum sprangen alle Werder-Fans auf und jubelten, weil sie gar nicht mitbekommen hatten, dass der Ball nur am Pfosten gelandet war. Erst als ich sagte „Leute, der ist gar nicht drin“, wurde der Jubel eingestellt und getrauert.<\/p>\n
<\/p>\n
Und genau das fehlt mir heute ein wenig. Wann war in den letzten Jahren mal eine Meisterschaft wirklich spannend? Fr\u00fcher wurde quasi jede Saison die Meisterschaft erst am letzten Spieltag entschieden – teilweise konnten noch drei Mannschaften den Titel holen. Die Qualit\u00e4t der Teams war viel ausgeglichener als heute. Wenn man mehrere Jahre gut gearbeitet hat, konnte man auch mal deutscher Meister werden. Die M\u00f6glichkeiten, sich durch Transfers „Hilfe von Au\u00dfen“ zu holen, waren relativ begrenzt – zumal damals auch nur drei Nicht-Deutsche pro Mannschaften auf dem Feld stehen durften. Davon war nat\u00fcrlich die Zusammenstellung eines Teams gepr\u00e4gt. Werder Bremen hatte in dieser Zeit eine Mannschaft, die gr\u00f6\u00dftenteils der eigenen Jugend entsprungen war. Andere Spieler wurden in unterklassigen Ligen entdeckt und verpflichtet. Rudi V\u00f6ller, der damals zu gro\u00dfen Teilen f\u00fcr den Erfolg und Aufschwung der Bremer mitverantwortlich war, holte man 1982 von 1860 M\u00fcnchen aus der zweiten Liga. Dass Stars und Leistungstr\u00e4ger innerhalb der Bundesliga wechselten, gab es eigentlich so gut wie gar nicht. Lothar Matth\u00e4us, der 1984 f\u00fcr 2,4 Millionen Mark von Borussia M\u00f6nchengladbach zum FC Bayern M\u00fcnchen wechselte, war zu dieser Zeit eine der gro\u00dfen Ausnahmen.<\/p>\n
Dies hatte zur Folge, dass ein Gro\u00dfteil der Spieler ihre gesamte Profi-Karriere \u00fcber beim selben Verein blieben und sich daher auch sehr wesentlich mehr mit ihrem Klub Identifizieren konnte – \u00fcbrigens eine Sache, die durch die vielen Transfers und das „S\u00f6ldnertum“ im Profi-Fu\u00dfball in der Gegenwart fast v\u00f6llig verloren gegangen ist. Man kann den Spielern in der heutigen Zeit wohl keinen Vorwurf machen, allerdings macht es den Sport f\u00fcr mich wesentlich unpers\u00f6nlicher – einfach weil alles irgendwie austauschbar geworden ist. Am Fall des Hakan \u00c7alhano\u011flu ist sch\u00f6n zu sehen, wie es heute im Fu\u00dfball l\u00e4uft: Es geht nur noch darum, was f\u00fcr den Spieler das Beste ist und nicht mehr, was das Beste f\u00fcr den Verein ist. Der Spieler will so schnell wie m\u00f6glich, so hoch wie m\u00f6glich spielen – ohne R\u00fccksicht auf Verluste. Berater dr\u00e4ngen Spieler zum Vereinswechsel, um ordentlich Provisionen einzustreichen. Und Spieler, wie beispielsweise \u00c7alhano\u011flu, gehen f\u00fcr ihre Ziele sogar soweit, den eigenen Verein zu „erpressen“, um einen Wechsel zu forcieren. Traurig, aber leider Alltagsgesch\u00e4ft im Profi-Fu\u00dfball.<\/p>\n
Kommen wir zum Abschluss nochmal zum Punkt „Bundesliga und die St\u00e4rke der Teams“: Was mich in dieser Zeit am meisten st\u00f6rt, ist das starke Gef\u00e4lle in den gro\u00dfen europ\u00e4ischen Ligen. Der Trend geht immer mehr dahin, dass es nur noch starke oder schwache Mannschaften gibt – auf unsere Gesellschaft \u00fcbertragen, w\u00fcrde man sagen, dass die Mittelschicht immer d\u00fcnner wird. Man kann nat\u00fcrlich einer Mannschaft wie Bayern M\u00fcnchen keinen Vorwurf machen, dass sie \u00fcber Jahrzehnte hinweg gut gearbeitet haben und allen anderen Klubs Lichtjahre voraus sind. Eine wesentlich gr\u00f6\u00dfere Angriffsfl\u00e4che bieten hierbei die Vereine, die sich den Erfolg nicht erarbeitet, sondern erkauft haben. Der VFL Wolfsburg ist hierf\u00fcr ein perfektes Beispiel: In zehn Jahren einmal Meister geworden und sonst nie international gespielt. Seit Klaus Allofs den Laden \u00fcbernommen hat, wurden \u00fcber hundert Millionen Euro investiert. Damit erreichte der Verein in der letzten Saison einen Euro-League Platz und steht aktuell in der Bundesliga auf Platz 2. Bei den W\u00f6lfen kann man also ohne \u00dcbertreibung von „gekauftem Erfolg“ sprechen. <\/p>\n
Auf lange Sicht werden Traditionsvereine, wie beispielsweise Werder Bremen, aus der Bundesliga verschwunden sein. Es r\u00fccken zu viele Klubs mit gro\u00dfen Konzernen dahinter nach. In dieser Saison werden voraussichtlich Ingolstadt (Audi) und Leipzig (Red Bull) aufsteigen. Wie soll man als kleine Stadt, ohne gro\u00dfe ans\u00e4ssige Sponsoren oder Investoren, mit solchen Vereinen mithalten? Als Werder-Fan und Fu\u00dfball-Liebhaber eine bedr\u00fcckende Entwicklung. Die Frage ist doch: Will man lieber Traditionsvereine mit beschr\u00e4nkten M\u00f6glichkeiten in der Bundesliga sehen oder S\u00f6ldner-Klubs, die mit gekauften (und zusammengew\u00fcrfelten) Stars gespickt sind? Wie ein RB-Leipzig-Fan diese Frage beantworten w\u00fcrde, ist mir schon klar. Aber kann und will man dieser Entwicklung zuvorkommen? Oder muss man sie einfach zulassen, damit die Bundesliga international wettbewerbsf\u00e4hig bleibt? <\/p>\n
Fr\u00fcher war Fu\u00dfball einfach ehrlicher und dadurch leidenschaftlicher. Es ging wesentlich mehr um Spieler und Vereine – und viel weniger um Geld (zumindest als heute). Fr\u00fcher war die Liga viel spannender, weil nicht der reichste Klub automatisch immer deutscher Meister wurde. Wie gesagt, ich mache den Bayern keinen Vorwurf, aber wer interessiert sich noch f\u00fcr eine Meisterschaft, wenn f\u00fcr die n\u00e4chsten 5-10 Jahre bereits vor der Saison klar ist, wer den Titel holt? Und wenn man, wie in der Vergangenheit, mal zwei Jahre nicht Meister wird, kauft man sich einfach f\u00fcr hundert bis zweihundert Millionen neue Spieler – vorzugsweise auch noch von dem Verein, der einem vorher die „Suppe versalzen“ hat. Man muss nat\u00fcrlich den Hut vor den Bayern ziehen, auf der anderen Seite hasst man sie nat\u00fcrlich, weil die Meisterschaft jegliche Spannung verloren hat. Interessant an der Bundesliga ist im Prinzip nur noch der Abstiegskampf und der Kampf um die internationalen Pl\u00e4tze – und selbst da sieht man mittlerweile fast immer dieselben Teams.<\/p>\n
Wie seht Ihr eigentlich die aktuelle Entwicklung im Profi-Fu\u00dfball?<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Mein erstes Bundesliga-Spiel besuchte ich am 04.06.1983. Es war der letzte Spieltag der Saison 1982\/1983. Der SV Werder Bremen empfing den VFL Bochum. Mit einem Sieg h\u00e4tte man noch deutscher Meister werden k\u00f6nnen, sofern der HSV auf Schalke Punkte gelassen h\u00e4tte. Trotz eines 3:2 Heimsiegs der Bremer, wurde der HSV deutscher Meister, da er auf […]<\/p>\n","protected":false},"author":18,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_monsterinsights_skip_tracking":false,"_monsterinsights_sitenote_active":false,"_monsterinsights_sitenote_note":"","_monsterinsights_sitenote_category":0,"_uf_show_specific_survey":0,"_uf_disable_surveys":false,"jetpack_post_was_ever_published":false,"_jetpack_newsletter_access":"","_jetpack_dont_email_post_to_subs":false,"_jetpack_newsletter_tier_id":0,"_jetpack_memberships_contains_paywalled_content":false,"footnotes":"","_jetpack_memberships_contains_paid_content":false,"jetpack_publicize_message":"","jetpack_publicize_feature_enabled":true,"jetpack_social_post_already_shared":true,"jetpack_social_options":{"image_generator_settings":{"template":"highway","enabled":false}}},"categories":[3,10],"tags":[514,1034,27],"jetpack_publicize_connections":[],"yoast_head":"\n