{"id":48706,"date":"2016-12-22T00:27:00","date_gmt":"2016-12-21T23:27:00","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=48706"},"modified":"2016-12-22T03:06:41","modified_gmt":"2016-12-22T02:06:41","slug":"zeitreise-tagebuch-das-jahr-2011","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2016\/12\/22\/zeitreise-tagebuch-das-jahr-2011\/","title":{"rendered":"Zeitreise-Tagebuch: Das Jahr 2011"},"content":{"rendered":"
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Zeitreisen sind anstrengend. Mir wird jedes Mal schlecht davon – Reisekrankheits-Kaugummi hilft auch nicht. Ob es vielleicht irgendwann ein Zeitkrankheits-Kaugummi geben wird? Naja, wenigstens war ich dieses Mal so schlau, in den Sommer 2011 zu reisen…<\/p>\n
Warum ich mich f\u00fcr das Jahr 2011 entschieden habe? Daf\u00fcr gibt es zwei wichtige Gr\u00fcnde:<\/p>\n
1. In die Vergangenheit zu reisen, ist heikel. Kleinste Dinge k\u00f6nnen den Lauf der Geschichte ver\u00e4ndern. Ich bilde mir, dass, je weiter ich zur\u00fcckreise, desto gr\u00f6\u00dfer fallen schon kleinste \u00c4nderungen ins Gewicht. Daher m\u00f6chte ich es vorsichtig angehen lassen. Mal schauen, wie mir die Reise bekommt. Evtl. ist es ja etwas anderes, als in die Zukunft zu reisen…<\/p>\n
2. 2011 war das vielleicht sch\u00f6nste Jahr meines Lebens: Burger-Sieg, Community-Treffen, eigener Werbespot, \u00fcberall in den Medien, Penis-Verkleinerung… und ach ja, die Mavs haben den NBA-Titel in einem denkw\u00fcrdigen Finale gegen LeBron James und seine Miami Heat gewonnen.<\/p>\n
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Es ist schon ein komisches Gef\u00fchl, sich selbst zu sehen. Es ist, als w\u00e4rst Du in einem 3D-Film. Als ich mir selbst dabei zuschaue, wie ich im Garten sitze und meinen Kater streichle, merke ich, wie ich einen dicken Klo\u00df im Hals bekomme – vor allem, weil mein Kater vor einem Jahr verstorben ist und daher unglaublich sch\u00f6n, ihn hier wiederzusehen.<\/p>\n
Es gibt so viele Dinge, die ich mir selbst gerne zurufen w\u00fcrde. Mir schie\u00dfen tausend Sachen durch den Kopf. Am liebsten w\u00fcrde ich in diesen Garten st\u00fcrmen, meinen Kater in den Arm schlie\u00dfen und mir selber zurufen: „Alter, Du wei\u00dft gar nicht, wie gut es Dir gerade geht. Egal was Du tust, genie\u00df‘ diese Zeit. Genie\u00df‘ jede Sekunde!“<\/p>\n
Ich tue es aber nicht. Nicht weil ich Angst habe, sondern weil ich mir meiner Verantwortung bewusst bin. Niemand wei\u00df, was ein solcher Ausbruch f\u00fcr Folgen h\u00e4tte. Ich bleibe also in sicherer Entfernung, jenseits einer Hecke, auf der anderen Seiten des Zauns. Ich nehme mir vor, mich selbst in Zukunft zu meiden. Sich selbst zu sehen, egal in welcher Zeit, ist extrem emotional.<\/p>\n
Mir f\u00e4llt auf, wie unglaublich schlank ich 2011 ausgesehen habe, fast schon unterern\u00e4hrt. Ich erinnere mich, dass ich kurz davor „Projekt L“ durchgezogen und 25 Kilo abgenommen habe. Gesund sieht das trotzdem nicht aus. Scheinbar bin ich aber auf einem guten Weg, denn ich beobachte mich dabei, wie ich den Grill aufbaue. Die guten, alten Grill-Abende zu dieser Zeit – mit meiner damaligen Freundin und meinen zwei Katzen. Da sehe ich meine Ronaldo um die Ecke kommen, die war damals ganz sch\u00f6n fett…<\/p>\n
W\u00e4hrend sich mein 2011-bartloses-Ich mit dem Grill besch\u00e4ftigt, bemerke ich, dass beide Katzen durch die B\u00fcsche schleichen. Figo beackert einen kleinen Baum, der nur ungef\u00e4hr drei Meter von mir entfernt ist. Ob ich es wagen kann? Wird es Folgen haben? Was soll schon passieren? Hat sich nicht jeder von uns schon mal gew\u00fcnscht, sein geliebtes, verstorbenes Haustier noch einmal in den Arm nehmen zu d\u00fcrfen. Wie wird er reagieren? Wird er mich erkennen?<\/p>\n
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Ich k\u00e4mpfe zehn Minuten mit mir. Figo hat es sich unter dem Baum gem\u00fctlich gemacht. Als ich sehe, dass meine j\u00fcngere Version ins Haus geht, um etwas f\u00fcr den Grill zu holen, nutze ich meine Chance und rufe leise Figos Namen. Er kennt die Art, wie ich ihn rufe und auch die Tonlage. Er schaut in meine Richtung. Ich rufe fl\u00fcsternd erneut nach ihm. Er bewegt sich. Mein Herz bleibt fast stehen. Er kommt langsam auf mich zu und kriecht unter dem Zaun durch. Ich halte ihm meine Hand entgegen. Er riecht daran. Ich fange vorsichtig an, ihn zu streicheln. Mir laufen die Tr\u00e4nen die Wangen herunter. Gerade als ich ihn in den Arm nehmen will, h\u00f6re ich mein 2011-Ich seinen Namen rufen. Figo dreht sich um und l\u00e4uft schnell zu seinem Herrchen.<\/p>\n
Ich muss hier weg. So leise es mir m\u00f6glich ist, schleiche ich mich davon. Nachdem ich das Grundst\u00fcck verlassen habe, eile ich mit schnellem Schritt zu meiner Zeitmaschine. Ich schaue mich um, ob irgendwer in der N\u00e4he ist und setze mich hinein. Zuhause angekommen, wird mir zum ersten Mal richtig bewusst, was ich hier eigentlich tue. Auf der einen Seite ist es eine gro\u00dfe Macht und ein unglaubliches Geschenk, auf der anderen Seite auch eine wirklich gro\u00dfe Verantwortung und Gefahr. Ich wei\u00df nicht, ob ich weitermachen werde. Ich muss jetzt erstmal eine Nacht dr\u00fcber schlafen und alles verarbeiten.<\/p>\n
Ich rieche an meinen H\u00e4nden und erkenne den Geruch von Figos Fell darin. Gott, wie ich diesen Kater vermisse. Ich erinnere mich an Harry Potter und den Spiegel Nerhegeb. Ich muss aufpassen, dass ich mich am Ende nicht darin verliere…<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Zeitreisen sind anstrengend. Mir wird jedes Mal schlecht davon – Reisekrankheits-Kaugummi hilft auch nicht. Ob es vielleicht irgendwann ein Zeitkrankheits-Kaugummi geben wird? Naja, wenigstens war ich dieses Mal so schlau, in den Sommer 2011 zu reisen… Warum ich mich f\u00fcr das Jahr 2011 entschieden habe? Daf\u00fcr gibt es zwei wichtige Gr\u00fcnde: 1. In die Vergangenheit […]<\/p>\n","protected":false},"author":18,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_monsterinsights_skip_tracking":false,"_monsterinsights_sitenote_active":false,"_monsterinsights_sitenote_note":"","_monsterinsights_sitenote_category":0,"_uf_show_specific_survey":0,"_uf_disable_surveys":false,"jetpack_post_was_ever_published":false,"_jetpack_newsletter_access":"","_jetpack_dont_email_post_to_subs":true,"_jetpack_newsletter_tier_id":0,"_jetpack_memberships_contains_paywalled_content":false,"_jetpack_memberships_contains_paid_content":false,"footnotes":"","jetpack_publicize_message":"","jetpack_publicize_feature_enabled":true,"jetpack_social_post_already_shared":true,"jetpack_social_options":{"image_generator_settings":{"template":"highway","enabled":false},"version":2}},"categories":[23,22],"tags":[6418,6423],"class_list":["post-48706","post","type-post","status-publish","format-standard","hentry","category-aktion","category-leuchtturm","tag-fiktion","tag-vergangenheit"],"jetpack_publicize_connections":[],"yoast_head":"\n