{"id":5427,"date":"2010-08-14T14:37:46","date_gmt":"2010-08-14T12:37:46","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=5427"},"modified":"2010-08-14T14:37:46","modified_gmt":"2010-08-14T12:37:46","slug":"schulleiter-in-erklarungsnot","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2010\/08\/14\/schulleiter-in-erklarungsnot\/","title":{"rendered":"Schulleiter in Erkl\u00e4rungsnot"},"content":{"rendered":"
Erinnert Ihr Euch noch an einen Fall, der durch die Medien ging, als ein Sch\u00fcler an einer Bremer Schule seine Lehrerin mit einem Messer get\u00f6tet hat? Dieser Fall wird in diesen Tagen vor Gericht verhandelt. Ich verfolge die Sache mit gro\u00dfem Interesse und m\u00f6chte an dieser Stelle aus dem Weser-Kurier zitieren:<\/p>\n
Die Eltern des Opfers hatten im Vorfeld des Prozesses schwere Vorw\u00fcrfe erhoben. Demnach habe der Schulleiter ihre Tochter Gero S. ‚regelrecht ausgeliefert‘. Der Schulvorstand hatte sich daraufhin \u00f6ffentlich hinter Gerd S. gestellt und ihn f\u00fcr ’seine besonnene und weitsichtige Handhabung der Problemlage‘ gelobt. Nach den Aussagen der gestrigen Zeugen d\u00fcrfte dieses Bild nun einige Risse bekommen haben. Demnach hatte Heike B. bereits Ende 2008 regelrecht Angst vor dem Sch\u00fcler Gero S. Ein 47-j\u00e4hriger P\u00e4dagoge der Schule berichtete der Kammer, dass sich die Frau des \u00f6fteren nicht mehr aus dem Lehrerzimmer getraut habe, da der Oberstufensch\u00fcler ihr \u00fcberall auflauerte. ‚Ich habe sie deswegen h\u00e4ufiger beim Verlassen der Schule begleitet‘, so Guido F. Eine andere Lehrerin der Schule beschrieb Gero S. als ‚tickende Zeitbombe‘. Ihre Bef\u00fcrchtungen habe sie dem Schulleiter bereits im Februar 2008 schriftlich mitgeteilt und den Sch\u00fcler als Gefahr f\u00fcr sich selbst, f\u00fcr Heike B. bezeichnet. Eine Antwort habe sie darauf nicht erhalten.<\/p><\/blockquote>\n
Kann man als Lehrer oder Schulleiter so eine Trag\u00f6die kommen sehen? Wen muss man hierbei eher sch\u00fctzen, die Lehrer oder die Sch\u00fcler? Ab welchem Punkt habe ich als Schulleiter die Pflicht, die Sicherheit meiner Lehrkr\u00e4fte in den Vordergrund zu stellen?<\/p>\n
Bereits im Januar 2008 hatte es auf Initiative der sp\u00e4ter mit 22 Messerstichen ermordeten Heike B. eine Hausdurchsuchung bei Gero S. gegeben. Zu dem Zeitpunkt galt der Sch\u00fcler als stark Suizid gef\u00e4hrdet. Die Beamten beschlagnahmten eine Art selbstgebastelten Sprengstoffg\u00fcrtel und Schwarzpulver. Den G\u00fcrtel habe er sich selbst um den Hals legen wollen, erkl\u00e4rte er den Polizisten auf Nachfrage. F\u00fcr den Lehrer und Zeugen Guido F. ist es ein Unding, dass ’so ein Sch\u00fcler‘ anschlie\u00dfend noch auf 1500 Sch\u00fcler und Lehrer losgelassen werde, wie er gestern betonte. Zudem seien die Lehrer nicht \u00fcber das Ergebnis der Hausdurchsuchung informiert worden. Nachdem er von Heike B. erfahren habe, wie sehr sie sich von dem Sch\u00fcler bedroht f\u00fchlte, habe er eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Schulleiter schreiben wollen. Doch aus Angst, ihre anstehende Verbeamtung k\u00f6nne gef\u00e4hrdet sein, habe die Kollegin ihn gebeten, es noch nicht zu tun. Erst nach ihrem Tod schickte er die Beschwerde an die Landesschulbeh\u00f6rde in L\u00fcneburg ab.<\/p><\/blockquote>\n
Zusammenfassend scheint es fast so, als h\u00e4tte der jugendliche T\u00e4ter dem Schulleiter so leid getan, dass er bei all seiner F\u00fcrsorge die Sicherheit seiner Lehrkraft und die drohende Gefahr f\u00fcr sie v\u00f6llig untersch\u00e4tzt hat.<\/p>\n
Erstaunt erfahren die Zuh\u00f6rer sp\u00e4ter, dass der Schulleiter Gero S. sogar einen kleinen Job verschaffte. ‚Er war in gro\u00dfer Geldnot. Da habe ich meine Frau angerufen und sie gebeten, den Holzsto\u00df vorm Haus umzusto\u00dfen. Gero S. sollte ihn wieder aufbrichten. Daf\u00fcr hat er 20 Euro und ein Glas Wasser bekommen.‘<\/p>\n
Schlie\u00dflich richtet der Vater des Opfers das Wort an den Zeugen:. ‚Es ehrt sie, was sie alles f\u00fcr diesen Sch\u00fcler getan haben. Aber was haben Sie zum Schutz meiner Tochter getan?‘ Diese habe den Schulleiter mehrfach angesprochen und ihn immer wieder \u00fcber ihre \u00c4ngste informiert. So habe sie ihrem Vorgesetzten auch eine sechsseitige Mail von Gero S. zum Lesen gegeben. Der Schulleiter widerspricht. Diese Mail habe er nie gesehen. Und wieder zitiert der Vater aus dem Protokoll seiner toten Tochter: ’11. September 2008. Er (der Schulleiter) hat die Mail gelesen und gibt sie mir vor Zeugen im Lehrerzimmer zur\u00fcck.‘<\/p><\/blockquote>\n