In letzter Zeit erreicht mich \u00fcber meinen Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder dasselbe Szenario: Mann und Frau ewig zusammen\/verheiratet – meist mit Kindern. Frau hat keinen Bock mehr auf Sex, Mann geht irgendwann fremd. Gro\u00dfes Drama, Scheidung, etc. Dabei ist der Mann nat\u00fcrlich immer der B\u00f6se und die Frau stets das unschuldige Opfer. Ihr kennt solche F\u00e4lle sicher auch aus Eurem Umfeld. <\/p>\n
Versteht mich bitte nicht falsch: Dies soll keine chauvinistische Kolumne werden, in der ich krampfhaft versuche, M\u00e4nner von dieser Schuld freizusprechen. Frei nach dem Motto: Die armen M\u00e4nner hatten ja gar keine andere Wahl, als ihre Frauen zu beschei\u00dfen. Oder noch mehr Richtung Stammtisch: „Da hat die Frau ja selbst Schuld, wenn sie nicht mehr mit ihrem Kerl ins Bett geht“. Ich finde diesen „Tatbestand“ einfach ein super interessantes Thema, weil ich diesem Szenario in letzter Zeit so oft \u00fcber den Weg laufe.<\/p>\n
Wer schon mal in einer langen Beziehung „unterwegs“ war, wird das kennen: Im Laufe der Jahre ver\u00e4ndert sich das Sexleben von „wir sind frisch verliebt und treiben es jeden Tag“ hinzu „der Alltag hat uns eingeholt, und wir haben kaum noch Sex“. Viele M\u00e4nner m\u00fcssen sich nach Jahren in einer Beziehung einfach darauf einstellen, weniger (bis gar keinen) Sex mehr mit der eigenen Partnerin zu haben. Eigentlich passen Frauen und M\u00e4nner sexuell (auf lange Sicht) auch gar nicht zusammen: W\u00e4hrend die sexuelle Lust einer Frau extrem von Hormonen abh\u00e4ngig ist und sie Lust ganz stark mit Romantik verbinden, haben wir M\u00e4nner gerade in jungen Jahren immer Bock auf Sex und sind genetisch so gepolt, immer „unseren Samen verbreiten“ zu m\u00fcssen. Da prallen quasi zwei Welten aufeinander: Frauen wollen Qualit\u00e4t und M\u00e4nner Quantit\u00e4t.<\/p>\n
Wenn man also lange in einer Beziehung oder Ehe vereint ist, kann „Mann“ oft die Qualit\u00e4t (Romantik) nicht mehr liefern, was dazu f\u00fchrt, dass die Frau schlicht und einfach keinen Bock mehr auf ihren Mann hat. Dem Trieb\/Drang des Mannes ist das aber egal. Welcher Kerl kommt schon dauerhaft mit wenig oder gar keinem Sex aus? Jetzt hat man als unterv\u00f6gelter Mann folgende M\u00f6glichkeiten: Mit seiner Frau reden und ihr sein Leid klagen (was in der Regel wenig bringt, weil eine Frau nun mal auch nicht aus ihrer Haut kann. Hat sie keinen Bock, hat sie keinen Bock); es sich dauerhaft selbst machen (wer hat denn darauf Lust?); Fremdgehen (Prostituierte, Affaire); oder sich schlicht und einfach von seiner Frau trennen.<\/p>\n
Besonders Letzteres kommt eher selten vor. Zu gro\u00df sind die H\u00fcrden, besonders wenn Kinder im Spiel sind. Au\u00dferdem ist es ja in der Regel so, dass noch Liebe im Spiel ist und nur die K\u00f6rperlichkeiten fehlen. Was also tun? Ihr glaubt gar nicht, was ich in letzter Zeit von Freunden und Bekannten f\u00fcr Stories und „L\u00f6sungen“ f\u00fcr dieses Problem geh\u00f6rt habe: Angefangen von Swingerclubs (um das eigene Liebesleben wieder anzukurbeln), \u00fcber Paar-Therapien (um dar\u00fcber zu sprechen und ggf. gemeinsam L\u00f6sungen zu finden), bis hin zu sexuellen Freifahrtscheinen frei nach dem Motto: Wir d\u00fcrfen v\u00f6geln, wen oder was wir wollen, aber bleiben trotzdem zusammen und lieben nur uns. <\/p>\n
Was mir Freunde und Freundinnen da an Stories erz\u00e4hlt haben (inkl. Tinder-Anekdoten), w\u00fcrdet Ihr mir nicht glauben. Dieses „lange zusammen und kein Sex mehr“-Ding scheint in unserer Gesellschaft mittlerweile einen gewaltigen Stellenwert einzunehmen – auch wenn man \u00f6ffentlich nicht gerne dar\u00fcber spricht. Um nochmal auf meine anf\u00e4ngliche „M\u00e4nner sind Schweine, weil sie fremdgehen“-These zur\u00fcckzukommen: Eigentlich sind M\u00e4nner gelegentlich auch mal ziemlich „arme Schweine“, weil sie irgendwann so sexuell frustriert sind, dass sie doch fremdgehen. Am Ende sind sie die B\u00f6sen, weil sie sich ja nicht zusammenrei\u00dfen konnte. Sie verlieren dann quasi alles: Die Frau, die Kinder, das warme Nest und meist auch die eigene W\u00fcrde. „Das Richtige“ tun“ hei\u00dft in unserer Gesellschaft in diesem Zusammenhang leider auch, gegen den eigenen sexuellen Trieb anzuk\u00e4mpfen und es sich dauerhaft selbst zu machen, bzw. darauf zu warten, dass die eigene Frau vielleicht 1-2 Mal im Jahr Mitleid hat.<\/p>\n
Sex ist nun mal f\u00fcr uns M\u00e4nner (mit) das Wichtigste in einer Beziehung – f\u00fcr den einen mehr, f\u00fcr den anderen weniger. Wenn man das so ausspricht, ist man entweder ein Macho oder ein Chauvinist. F\u00fcr mich selbst kann ich aber sagen, dass, wenn ich wieder eine dieser Geschichten aus dem Bekanntenkreis h\u00f6re, in der von „diesem Schwein“ die Rede ist, dass seine Frau betrogen hat, ich durchaus in der Lage bin, die ganze Sache etwas differenzierter zu betrachten: Vielleicht war dieses „Schwein“ am Ende ein extrem sexuell frustrierter Mann, der sich gar nicht mehr anders zu helfen wusste. Das macht ihn nicht weniger zu einem Schwein und ist sicherlich auch keine Entschuldigung f\u00fcr sein Verhalten. Trotzdem ist das Sexualleben nun mal ein Indikator, wie intakt eine Beziehung ist. Von daher ziehe ich pers\u00f6nlich immer eine Augenbraue hoch, wenn eine Frau davon erz\u00e4hlt, dass sie keinen Bock mehr auf ihren Mann hat und nicht mehr mit ihm schlafen m\u00f6chte – sich aber dann am Ende als das gro\u00dfe, betrogene Opfer darstellt, wenn er sie verl\u00e4sst oder fremdgeht.<\/p>\n
Diese Kolumne ist nat\u00fcrlich die sehr einseitige Sicht eines Mannes. Ich bin mir sicher, dass Frauen die Sache komplett anders beurteilen. Trotzdem ist es ein ziemlich spannendes Thema. Schreibt Eure Meinung dazu gerne in die Comments!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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