{"id":62965,"date":"2018-07-06T16:22:13","date_gmt":"2018-07-06T14:22:13","guid":{"rendered":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=62965"},"modified":"2018-07-08T20:16:31","modified_gmt":"2018-07-08T18:16:31","slug":"wenn-einem-die-eigenen-schueler-ans-herz-wachsen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2018\/07\/06\/wenn-einem-die-eigenen-schueler-ans-herz-wachsen\/","title":{"rendered":"Wenn einem die eigenen Sch\u00fcler ans Herz wachsen…"},"content":{"rendered":"
Auch wenn es laut der deutschen \u00d6ffentlichkeit total einfach sei, als Lehrer zu arbeiten, da man ja eh immer Ferien h\u00e4tte und im Grunde ja nur ein paar Kinder bespa\u00dfen m\u00fcsse, beinhaltet der Beruf viele Herausforderungen, denen man sich fr\u00fcher oder sp\u00e4ter stellen muss. Wie schon im Podcast berichtet, finde ich es \u00e4u\u00dferst schwer, das richtige Ma\u00df f\u00fcr eine professionelle Distanz zu meinen Sch\u00fclern zu finden. Nat\u00fcrlich h\u00e4ngt es extrem davon ab, was f\u00fcr ein Typ Lehrer man ist: Eher konservativen Typen, denen Disziplin am wichtigsten ist, f\u00e4llt dies nat\u00fcrlich wesentlich leichter, als einem Lehrer wie mir, der eher der Kumpeltyp ist. Man kann sich seinen Stil nun mal nicht aussuchen, denn man handelt ja nach seinem Charakter. Wenn ich pl\u00f6tzlich als autorit\u00e4rer Lehrer auftreten w\u00fcrde, ginge das aller Wahrscheinlichkeit nach in die Hose, weil ich so schlicht und einfach nicht bin. Daher muss jeder Lehrer seinen eigenen Weg finden. Umso fragw\u00fcrdiger fand ich auch meinen Seminarleiter fr\u00fcher im Referendariat, der mir erz\u00e4hlen wollte, ich m\u00fcsse mich \u00e4ndern oder verstellen, da meine Art im Schulalltag so nicht funktionieren w\u00fcrde, da die Sch\u00fcler keinen Respekt vor mir h\u00e4tten. Ich w\u00fcnschte, der w\u00e4re heute mal in meinem Unterricht dabei. Da k\u00f6nnte er vielleicht selbst noch was lernen.<\/p>\n
Ich arbeite jetzt inkl. Referendariat zw\u00f6lf Jahre als Lehrer, und ich habe wunderbare Jahrg\u00e4nge und Sch\u00fcler in dieser Zeit unterrichtet. Ich habe nach all den Jahren sogar immer noch Kontakt zu dem ein oder anderen Sch\u00fcler aus meiner tollen Referendariatszeit in Gronau. Trotzdem fiel es mir immer unglaublich schwer, die Sch\u00fcler nach ihrem Abschluss gehen zu lassen. Ob ich will oder nicht, aber wenn ich eine Klasse lange und intensiv begleitet habe, h\u00e4ngt immer irgendwie mein Herz daran. Und das ist in der Tat eine schwierige Situation, denn trotz der Tatsache, dass man sie 4-5 Jahre unterrichtet und ein St\u00fcck weit auch erzogen hat, bricht zu 90% der Kontakt nach dem Abschluss ab. Und das ist auch eine Entwicklung, die von uns Lehrern erwartet wird: Die Vorstellung, dass das eigene Kind nach seinem Abschluss noch Kontakt zu seinem ehemaligen Lehrer hat (ihn vielleicht sogar mal zum Eisessen trifft), ist gesellschaftlich v\u00f6llig inakzeptabel. Gerade als m\u00e4nnlicher Lehrer ist man dann ganz schnell im „Pedob\u00e4r“-Bereich… <\/p>\n
Als Lehrer steht man also immer „zwischen den St\u00fchlen“. Von uns wird erwartet, Sch\u00fcler zu unterrichten und zu erziehen (Eltern nehmen sich hier nur allzu gerne raus), aber gleichzeitig m\u00fcssen wir Roboter sein, die m\u00f6glichst keinerlei emotionale Beziehung zu den Kleinen aufbauen. Da ich nun selbst die Schule wechsle, ist die Situation noch viel schwieriger als sonst: Als ich an meinem Abschiedstag weinende Sch\u00fcler\/innen vor mir stehen hatte, die mich angefleht haben, doch bitte nicht zu gehen, hat mir das ein St\u00fcck weit das Herz gebrochen. Damit muss man erstmal klarkommen…<\/p>\n
Die Vorstellung nach den Ferien auf meine Lieblingsch\u00fcler und -klassen verzichten zu m\u00fcssen, ist zu diesem Zeitpunkt noch absolut unvorstellbar. Nat\u00fcrlich werden neue tolle Sch\u00fcler in mein Leben treten, die ich genauso lieb gewinnen werde. Ich frage mich nur: Warum muss man als Lehrer heutzutage ein schlechtes Gewissen haben, wenn einem die eigenen Sch\u00fcler ans Herz wachsen. Warum habe ich ein schlechtes Gewissen, weil mich meine Lieblingsklasse in ihre Whatsapp-Gruppe eingeladen hat? <\/p>\n
Ich wei\u00df, dass wir viele (angehende) Lehrer in der Community haben. Wie macht Ihr das? Wie geht Ihr mit dem Abschied von Euren Klassen\/Sch\u00fclern um? <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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