Letzte Woche waren wir ja in der alten Heimat unterwegs. Dort hatte ich ein sehr interessantes Gespr\u00e4ch mit einem guten Freund, der ebenfalls gerade Vater geworden ist. Er sagte folgenden Satz zu mir, der mich \u00e4u\u00dferst nachdenklich gemacht hat:<\/p>\n

Irgendwas l\u00e4uft in unserer Gesellschaft falsch: Ich verbringe jeden Tag mehr Zeit mit meinen Kollegen bei der Arbeit als mit meiner eigenen Familie und meinem Baby.<\/p><\/blockquote>\n

Eigentlich hat er recht, oder? Wir arbeiten Tag f\u00fcr Tag, um genug Geld zu verdienen, damit es uns und unseren Lieben gut geht. Wenn man mal ehrlich ist, arbeiten wir eigentlich nicht f\u00fcr uns, sondern um das System des Kapitalismus am Leben zu halten. Wir arbeiten f\u00fcr Firmen, die Dinge herstellen, die wir eigentlich nicht brauchen. Damit verdienen wir Geld, um andere Dinge zu kaufen, die eigentlich auch nicht brauchen. Ist das alles nicht ein Widerspruch in sich?<\/p>\n

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Dar\u00fcber hinaus produzieren wir auf dieser Welt unglaublich viel Schrott. Firmen stellen Produkte her und bauen sie absichtlich so, dass sie nur einige Jahre halten, damit wir fr\u00fcher oder sp\u00e4ter noch mehr Produkte kaufen. Damit brauchen wir die endlichen Rohstoffe unserer Erde auf und verpesten die Umwelt durch die Produktionsprozesse.<\/p>\n

Unsere Gesellschaft suggeriert uns von Kindesbeinen an, dass Du nur etwas bedeutest, wenn Du im Beruf erfolgreich bist und\/oder viel Geld hast. Wenn wir uns diesem ganzen Kreislauf bzw. „dem System“ entziehen, werden wir mit Armut bestraft. Kapitalismus funktioniert nach dem Leitspruch „Friss oder stirb“. <\/p>\n

Versteht mich nicht falsch: Ich bin hier kein St\u00fcck besser. Obwohl mir all diese Dinge bewusst sind, kann und ich will mich diesem System nicht entziehen. Ich liebe es, mir tolle Technik- oder Elektronik-Produkte zu kaufen. Ich w\u00e4re furchtbar gerne reich, um mir all meine Tr\u00e4ume erf\u00fcllen zu k\u00f6nnen. Aber wenn man mal ganz ehrlich ist, leben wir in einem wirklich furchtbaren System: Die reichen 10% der Weltbev\u00f6lkerung besitzen 88% des gesamten Weltverm\u00f6gens. Die reichsten 1% besitzen ca. 50% des Weltverm\u00f6gens. Und das bei all dem Hunger und der Armut, die es auf der Welt gibt.<\/p>\n

Nat\u00fcrlich ist es Jammern auf hohem Niveau (als Lehrer und als jemand, der im „reichen Westen“ lebt). Und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch keine Idee oder System in der Hinterhand, das besser funktionieren w\u00fcrde. Aber ich verstehe jeden Vater, der sagt, dass er gerne mehr Zeit in seine Kinder investieren w\u00fcrde, als auf der Arbeit das Geld eines unsympathischen Chefs zu vermehren. <\/p>\n

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Ich tue n\u00e4mlich meinen Kindern etwas Gutes, indem ich keine Zeit mit ihnen verbringe, sondern lieber den ganzen Tag in einem Betrieb schufte und Geld verdiene. Erkennt jemand den Widerspruch? Leider hat man in unserer Gesellschaft keine andere Wahl – zumindest, wenn man in einem sch\u00f6nen Haus leben, ein sch\u00f6nes Auto fahren und seine Kinder verw\u00f6hnen will.<\/p>\n

Wie seht Ihr die ganze Sache?<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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