{"id":6784,"date":"2011-01-28T10:49:36","date_gmt":"2011-01-28T10:49:36","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=6784"},"modified":"2011-01-28T10:49:36","modified_gmt":"2011-01-28T10:49:36","slug":"brief-an-den-ehemaligen-lehrer","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2011\/01\/28\/brief-an-den-ehemaligen-lehrer\/","title":{"rendered":"Brief an den ehemaligen Lehrer"},"content":{"rendered":"
Community-Mitglied Patrick<\/strong> hat mir heute etwas auf Spiegel.de verlinkt, was f\u00fcr mich als Lehrer h\u00f6chst interessant ist: Eine ehemalige Sch\u00fclerin schreibt dort einen \u00f6ffentlichen Brief an ihren Lehrer – mit dem Vorwurf, falsch auf das Studium vorbereitet worden zu sein. Der Lehrer machte in meinen Augen zwar vieles richtig: Er versuchte den Sch\u00fclern zu vermitteln, sich eigene Gedanken zu machen und \u00fcber den Tellerrand hinaus zu schauen. Allerdings habe ich ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass besonders im Studium und Referendariat niemand will, dass man sich eigene Gedanken macht – statt dessen soll man das nachplappern, was einem der Professor oder Dozent vorgekaut hat. Diese Erfahrung hat auch Charlotte (die Leserbrief-Schreiberin) gemacht:<\/p>\n Umso \u00fcberraschter war ich von den Pr\u00fcfungen und von meinen Noten. Wo ist denn die Eigenleistung, wenn ich f\u00fcnf Theorien nenne und erl\u00e4utere? Und warum waren meine Noten trotzdem so schlecht? Ratlos ging ich in die Klausureneinsichten, fand aber keine inhaltlichen Fehler. Irgendwann erbarmte sich eine Dozentin und erkl\u00e4rte mir mit einem strengen Blick \u00fcber ihre halbmondf\u00f6rmigen Brillengl\u00e4ser: „Wissen Sie, was Sie da schreiben… das mag ja inhaltlich richtig sein. Aber es ist nun mal nicht mein Wortlaut.“ Sie entlie\u00df mich v\u00f6llig perplex mit einem zuckers\u00fc\u00dfen L\u00e4cheln.<\/p><\/blockquote>\n Und genau darin liegt das Problem in unserem Bildungssystem. Als moderner Lehrer versucht man, die Kinder aufs Leben vorzubereiten und Ihnen beizubringen, sich eigene Gedanken zu machen und selbstst\u00e4ndig zu agieren. Wenn sie dann aber ihr Studium absolvieren oder ins Referendariat eintreten, wird genau dieses nicht gew\u00fcnscht: Selbstverliebte Dozenten oder Seminarleiter wollen, dass man ihnen nach dem Mund redet und genau das nachplappert, was sie einem eintrichtern – wenn m\u00f6glich sogar Wort f\u00fcr Wort. Was hat das mit moderner Bildung zu tun? Was nehmen die Studenten von so einer Art des Lernens f\u00fcr ihr Leben mit?<\/p>\n Falls Ihr noch nicht wisst, was ich damit meine, lest Euch mal die beiden Leserbriefe durch. Ich finde sie \u00e4u\u00dferst empfehlenswert!<\/p>\n