{"id":9638,"date":"2011-10-03T17:45:47","date_gmt":"2011-10-03T17:45:47","guid":{"rendered":"http:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/?p=9638"},"modified":"2013-08-24T15:25:37","modified_gmt":"2013-08-24T13:25:37","slug":"leuchtturm-gut-gestorben-herr-kromer","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/stevinho.justnetwork.eu\/2011\/10\/03\/leuchtturm-gut-gestorben-herr-kromer\/","title":{"rendered":"Leuchtturm: „Gut gestorben, Herr Kr\u00f6mer“"},"content":{"rendered":"
– Do, 29.09:<\/strong> Gro\u00dfe Premiere des Lehrer-Theaterst\u00fccks an meiner Schule!<\/strong> Es sitzen viele Menschen im Publikum. Ich bin aufgeregt. Dieses flaue Gef\u00fchl im Magen hatte ich schon verdammt lange nicht mehr. Ich streife meinen wei\u00dfen „Arzt-Kittel“ \u00fcber, auf dem gro\u00df die Worte „Beeke Apotheke“ zu lesen sind. Meine Kollegen lachen mich aus und sagen, ich w\u00fcrde wie der „Edeka-Mann“ aussehen. Ich nehme es ihnen krumm, lasse mir aber nichts anmerken und beschlie\u00dfe, sie alle nach dem St\u00fcck w\u00fcst zu beleidigen. Mein Kollege Heribert, der gleichzeitig die Theater-AG leitet und unser St\u00fcck inszeniert hat, kommt herein und \u00fcbergibt mir das Stethoskop. Ich stecke es in meine Brusttasche und komme mir kurz wichtig vor.<\/p>\n Die M\u00e4dchen-Gesangsgruppe, die vor uns dran war, ist fertig. Ihre Songauswahl war recht gelungen, der Gesang leider nicht. Meine Ohren bluten davon, aber ich lasse mir wieder nichts anmerken. Nachdem der Vorhang zugeht, schleppen wir schnell alle Requisiten auf die B\u00fchne. Alle gehen auf ihre Position und meine Kollegin Christa erkl\u00e4rt dem Publikum das Thema des St\u00fccks. Der Vorhang geht auf und meine andere Kollegin Frauke beginnt alleine auf der B\u00fchne. Mein Stichwort f\u00e4llt: „Gn\u00e4diges Fr\u00e4ulein, Herr Doktor Meyer“. Ich komme auf die B\u00fchne: „Gn\u00e4diges Fr\u00e4ulein, liebste Luise!“ – unsere Aula steht Kopf. Das war ja einfach! Es ist ein gutes Gef\u00fchl, mal wieder etwas vor Publikum zu machen. Applaus ist wie eine Droge…<\/p>\n Das St\u00fcck schreitet voran und bis auf einen kleinen H\u00e4nger l\u00e4uft alles super. Die Zuschauer haben viel Spa\u00df. Ich auch! Jeden Augenblick kommt das gro\u00dfe Finale. Ich sage meinen Satz: „Luise und ich sollen des selben Todes sterben“. Mein Gegenspieler Christian zieht seine Waffe: „Nein, das soll Ihr nicht! Ich werde Euch ein Loch in den Sch\u00e4del brennen und anschlie\u00dfend mir“. Jetzt ist es soweit, er dr\u00fcckt ab. Wie von der Tarantel gestochen, greife ich mir an die Brust: „Ahhhhhhh…. getroffen!“ – das Publikum rastet aus! Ich muss meinen Tod herausz\u00f6gern. Verdammt, was mache ich jetzt? Das Klatschen h\u00f6rt nicht auf, auf der einen Seite genie\u00dfe ich es, auf der anderen Seite st\u00f6ren sie mein gro\u00dfes Sterben. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und dr\u00fccke den Zeigefinger auf dem Mund. Der Applaus wird langsam weniger. Was mache ich jetzt? Sterbe ich einfach so, ganz ohne gro\u00dfe Tragik? Das geht nicht! Ich muss improvisieren! Ich fasse mir wieder an die Brust: „Aaahhhh… es tut immer noch weh“. Begleitet von einer Mischung aus Beifall und Gel\u00e4chter gehe ich zu Boden. W\u00e4hrend ich so vor mich hinsterbe, schaue ich auf meine Kollegen, die sich allesamt ein breites Grinsen nicht verkneifen k\u00f6nnen. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Ich bin zum Sterben geboren! <\/p>\n Nachdem das St\u00fcck zu Ende ist, verbeugen wir uns alle auf der B\u00fchne. Der Applaus ist riesig. Kein anderer Act des Abend wird derma\u00dfen gefeiert. Viele Kollegen, Eltern und Sch\u00fcler klopfen mir anschlie\u00dfend auf die Schulter. „Gut gestorben, Herr Kr\u00f6mer“, bekomme ich zu h\u00f6ren. „Warum sind Sie nicht mehr tot, Herr Doktor?“, ist der Witz des Abends – daher benutzt ihn auch jeder Zweite.<\/p>\n Theater ist toll, Text lernen doof, Applaus macht s\u00fcchtig, und Apotheken-Kittel sind h\u00e4sslich – so lautet mein Fazit des Abends. Ob es wohl irgendwann ein Kr\u00f6mer-Comeback auf der „gro\u00dfen B\u00fchne“ Fintauschule geben wird? Wer wei\u00df, wer wei\u00df – wenn’s mal wieder was zu Sterben gibt vielleicht…<\/p>\n *** Community-Disclaimer ***<\/strong><\/p>\n Mit dem Lesen dieses Blogeintrags best\u00e4tigt der Leser, dass ein Blog nicht den Leser selbst, sondern den Blogger (im Folgenden „Stevinho“) und dessen Themen als Perspektive hat. Das gilt auch wenn der Leser cooler, reicher und \u00fcberhaupt „fiel b\u00e4ssa“ oder t0t4l „1337“ ist; des Weiteren berechtigen genannte signifikanzfreie Eigenschaften auch nicht dazu, Drohungen, Beleidigungen und allgemein argumentfreie Kommentare zu verfassen. Bei Zuwiderhandlung entlarvt sich der Leser als: des Lesens nicht wirklich m\u00e4chtig \/ Attention-Whore \/ Neider \/ argumentationsunf\u00e4hig \/ einsam oder mangelhaft selbstbewusst.<\/p>\n Dieser Disclaimer ist Community-Made. Beschwerden und Vorschl\u00e4ge sind daher an die Community oder an communitydisclaimer@gmx.de zu richten.<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" – Do, 29.09: Gro\u00dfe Premiere des Lehrer-Theaterst\u00fccks an meiner Schule! Es sitzen viele Menschen im Publikum. Ich bin aufgeregt. Dieses flaue Gef\u00fchl im Magen hatte ich schon verdammt lange nicht mehr. Ich streife meinen wei\u00dfen „Arzt-Kittel“ \u00fcber, auf dem gro\u00df die Worte „Beeke Apotheke“ zu lesen sind. 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